Donnerstag, 22.07.2021

Vor zwanzig Jahren waren 300.000 Linke und Linksradikale auf den Straßen Genuas (Bilder | Videos), um gegen den G8-Gipfel, der sich auf einem Kreuzfahrtschiff isolieren musste, zu protestieren und zu rebellieren. Weltweit wird dieser Tage an die heißen Tage von Genua erinnert. In der Nacht auf den 18. Juli haben AnarchistInnen in Genua mehrere Brandanschläge auf Funkantennen verübt.
Im Gedächtnis bleibt der Bullenmord an Carlo Giuliani, Straßengewalt der faschistischen Carabinieri, die Stürmung der Diaz-Schule, sowie Folter und Missbrauch in den Kasernen. Nach den erfolgreichen Aufständen von Seattle 1999 und Prag 2000 (Videos) fand die autoritäre Gipfel-Politik bereits in Göteborg anläßlich des EU-Gipfels ihren Ausdruck in Schüssen auf DemonstrantInnen.
Auch wenn die Wogen der globalisierungskritischen Bewegung noch nach Genua wallten: Folter und Mord überschritten bei weitem alles Vorstellbare, aber die Proteste ebbten nach drei Jahren zusehends ab. 2007 verlief sich das PGA-Netzwerk – bereits in Heiligendamm 2007 (Videos) dominierten ReformistInnen mit „anschlussfähigen Massenaktionen“ das Spektrum der antikapitalistischen Bewegung. International endete zudem das Dissent!-Netzwerk und die allgemeine Schlagkraft stockte. Folgende Proteste etwa in Strasbourg und Baden-Baden, London, Genf oder Pittsburgh konnten den internationalistischen Antagonismus nie vergleichbar stark machen.
Nach 2009 ging mit dem „Freiburg-Program“ eine militant reflection zu den Globalisierungsprotesten los – mit überschaubarer Resonanz. Desillusionierung und Repression, wie auch die zunehmende Distanzierung gemäßigter AntikapitalistInnen, streckten sich derweil grenzüberschreitend und bis zum Hamburger G20 in 2017.
Hintergründe zur Bewegung der Jahrtausendwende findet ihr unter anderem bei: CrimethInc. | Gipfelsoli | KanalB | Processi G8 | Labournet Archiv | PGA Protest Archive | PGA-Doku Degrowth | attac% | radical past