Donnerstag, 04.07.2024

Das Coburger Tageblatt hat am 1. Juli einen Artikel samt Interview zum CC veröffentlicht. Anlass ist ein kritischer Beitrag des Coburger Kulturwissenschaftlers Hubertus Habel. In seinem Text analysiert Habel den Auftritt des „Coburger Convents“ am Pfingstmontag – von der militaristischen Musik, dem hochgestapelten Redner bis zum Einmarsch der Fackeln.
Habel hat zudem das diesjährige Rumgeopfere von Matthias Mangold mitgeschnitten, „Alter Herr“ der „Landsmannschaft Schottland Tübingen“ und der „Alten TurnerInnenschaft Slesvigia-Niedersachsen Hamburg-Königsberg zu Hamburg“. Der Rechtsanwalt aus Calw ist organisiert in der VACC Stuttgart. Habel erwidert Mangold, dass Tradition nicht durch Alter geschützt werde. Außerdem rede er, nämlich Mangold, Bullshit.
Dem Coburger Tageblatt stand Hubertus Habel nun Rede und Antwort:
„Der CC sei in seinen Ritualen gefangen, sie seien militärisch, Habel kritisiert, dass der CC sich durchgehend auf seinen ,akademischen‘ Hintergrund berufe, bei seiner Selbstdarstellung nur die Faktoren herauspicke, die in sein Bild passen. Und – der CC sei in seiner Führung ,rechts blind‘.“
Zur Selbststilisierung des CC als „akademisch“ und der Verharmlosung seines jährlichen Fackelmarschs durch die gesamte Stadt als „Tradition“ hat Hubertus Habel nur einen historischen Vergleich übrig:
„In Coburg werden zur Kundgebungsrede die Fackeln zentral verbrannt. Es gab ,akademische‘ Fackelzüge, an deren Ende auch etwas verbrannt wurde: Bücher. Der Fackelzug zur Bücherverbrennung der Nazis am 10. Mai 1933 in Berlin etwa zog von der Uni zum Opernplatz. Am Ende wurden Bücher von NS-Gegnern verbrannt. Dann hielt Fritz Hippler eine Hetzrede – dieser Hippler war später Reichsfilmintendant und Regisseur des Hetzfilms ,Der ewige Jude‘. Und er war Mitglied in der Landsmannschaft Teutonia Heidelberg, der Landsmannschaft Arminia Berlin und des CC.“
Auch das vielbesudelte „Ehrenmal“ des CC im Coburger Hofgarten bekommt seinen Vergleich, nur eben zur Jetztzeit:
“Es heißt ja immer, das sei ein Denkmal des Friedens, das als Mahnung für alle Opfer von Krieg und Gewalt stehe. Das stimmt nicht. Das Schwert, das die Figuren halten, wird nicht hochgereckt, sondern empfangen. Es senkt sich vom Himmel herab, es ist heilig. Und es ist zum Kampf gedacht. In der Denkmalurkunde steht der Satz „Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen.“ Aktuell steht Björn Höcke von der AfD für den SA-Leitspruch ,Alles für Deutschland‘ vor Gericht. Ideologisch gesehen passt zwischen diese beiden Sätze kein Blatt Papier.“
Habel erwähnt, dass er „die Mails der Antifa ausgewertet“ und den Inhalt gegengecheckt habe, „[z]um Bespiel dort, wo es um Karl Vialon geht, der ein hochgradiger Holocaust-Mittäter war. Als ein CC-Mitglied anregte, sich mit dessen Geschichte auseinanderzusetzen, hat Schollmeyer (anm. d. Red.: Hans-Georg Schollmayer, bis 2023 Kongressbeauftragter der CC) dieses Mitglied einfach als ,ehrlos‘ betitelt und ein Ehrengerichtsverfahren gegen den Mann angestrengt. Vialon aber sei ein ehrenwerter Mann gewesen. Jemand, der an einem Völkermord beteiligt war?“
Vialon ist auch Thema im CT-Artikel: „[D]as Präsidium [des CC] habe nichts gegen solches Gedankengut getan oder die eigene Vergangenheit aufgearbeitet. Habel bezieht sich hier auf Karl Vialon. Vialon war während des Zweiten Weltkrieges Ministerialrat im Reichskommissariat Ostland im Dritten Reich. Er war dort unter anderem für die ,Sicherung der jüdischen Vermögenswerte‘ verantwortlich, also das Rauben von Möbeln oder Wertgegenständen, aber auch das Verwalten von Textilien, die die Opfer vor Massenerschießungen ausziehen mussten. Hans-Georg Schollmeyer, bis 2023 CC-Kongressbeauftragter, habe Vialon 2018 als „honoriges“ Mitglied des CC bezeichnet.“
Das Interview endet mit Sarkasmus, Opfer ist wie immer der CC:
„Der CC sieht sich in Coburg nicht als Gast. Auch wenn Schollmeyer nicht mehr im Amt ist – dem CC ist es immer noch egal, wer unter ihm Oberbürgermeister ist.“