Die Badische Zeitung hat eine Reportage zum Nazikult um Albert Leo Schlageter aus Schönau veröffentlicht, der im Ruhrkampf 1923 Sprengstoffanschläge verübt hat: „Der gebürtige Schönauer wurde am 9. Mai 1923 von den französischen Besatzungsbehörden im Ruhrkampf als Spion und Saboteur zum Tode verurteilt und zwei Wochen später erschossen. In der Weimarer Republik wurde er von weiten Kreisen als Freiheitskämpfer und Märtyrer verehrt. Die Nationalsozialisten sahen in ihn einem ihrer Vorkämpfer.“
Die Badische Zeitung bemerkt, dass die „Familie Schlageter, die weiterhin in der Stadt lebt“, vor acht Jahren einen Textvorschlag für eine Infotafel zu Schlageter gemacht habe, der aber abgelehnt wurde. Angesichts unseres Gesprächs am 16. März in Schönau mit Schlageters 1934 geborenem Neffen verwundert das nicht. Der Sohn von Schlageters Bruder wiederholte stereotyp und mit großer Einfältigkeit den Nazimythos um Schlageter:
„Er war ein Freiheitskämpfer. 1923 haben die Franzosen im Rheinland die Kohle geholt von den Deutschen. Er hat dann die Brücke gesprengt. Dann konnte kein Zug mehr fahren und die Kohle holen. Dann haben die Franzosen ihn gesucht und sie haben ihn gefunden. Er ist verraten worden. Und dann haben sie ihn 1923 erschossen.“
Erwähnt wird, dass Albert Leo Schlageter nicht nur Mitglied rechtsradikaler Freikorps war, sondern auch in der „Katholischen Deutschen Studentenverbindung Falkenstein zu Freiburg“ im „Cartellverband“ (CV). Und auch heute noch ist der Schlageter-Heldenkult unter rechtsradikalen Korporierten weit verbreitet. So referierte der österreichische „Paukarzt“ von der „Burschenschaft Teutonia Wien“ Andreas Hinteregger am 14. Januar bei einem „Burschenschaftlichen Abend“ auf dem Hause der „Burschenschaft Danubia München“ in der „Deutschen Burschenschaft“ über „Freikorpsmann und Freiheitskämpfer: Albert Leo Schlageter“.
Was in der BZ-Reportage fehlt, sind die Naziaktivitäten an Schlageters Grab, die immer noch jedes Jahr stattfinden. 2022 haben beispielsweise Nazis der Kleinstpartei „Der III. Weg“ das ehemalige Schlageterdenkmal in Schönau besucht. Auch zum diesjährigen 100. Todestag Schlageters muss vor Ort mit Nazipräsenz gerechnet werden.
Auf Schlageters Grabstein stand wie auf dem Kriegsklotz in Hamburg: „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen“. Bis der Stein 1985 eines Nachts zerstört wurde.