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Freitag, 01.12.2023
Die Kampagne „Völkische Verbindungen Kappen“ hat nach Teil 1 der Recherche nun den zweiten Teil der Recherche zu völkischen Nazis und ihren Verbindungen veröffentlicht: Niederbayern: Wo sich die Sprösslinge völkischer Sippen sammeln. Darin geht es unter anderem um die Familien Novak, Mörig und Zeilinger. Wiebke Novak, geb. Mörig und verheiratet mit dem in Teil 1 vorgestellten Arndt Novak, spielte als Fotografin und Designerin bei der „Identitären Bewegung“ in Bayern eine zentrale Rolle. Ihr Vater Gernot Mörig aus Düsseldorf ist seit Jahrzehnten in völkischen Nazikreisen aktiv, vom „Bund Heimattreuer Jugend“ über die „Heimattreue Deutsche Jugend“ bis hin zur AfD.
Wiebke Novaks drei Geschwister Inka, Svenja und Arne sind ebenfalls in der Naziszene aktiv. Inka Mörig heiratete den „Identitären“-Kader Sebastian Zeilinger. Die Zeilingers leben im oberbayerischen Seeon bei Traunstein nahe des Chiemsees, Inka Zeilinger arbeitet bei der ZPG-Trostberg nahe Traunreut als Zahnärztin. Ihr Bruder Arne Friedrich Mörig war ebenfalls bei der „Identitären Bewegung“ aktiv, allerdings vor allem in Norddeutschland. Er ist in der Energie- und Recyclingbranche tätig. Schwester Svenja Mörig heiratete den Naziburschenschafter Thore Stein, der inzwischen für die AfD im Landtag Mecklenburg-Vorpommern sitzt und dem Vorstand der Desiderius-Erasmus-Stiftung und dem Landesvorstand der AfD Mecklenburg-Vorpommern angehört.
Mit Nils Altmieks wohnt inzwischen ein weiterer IBD-Kader in Niederbayern: „Nach seiner Eheschließung mit Sandra Müller nahm Altmieks den Namen seiner Frau an und führt nun als Nils Müller ein unauffälliges Leben ohne Altlasten in Zenting“. Nahe Deggendorf machte er sich mit einer Firma für Energieberatung selbstständig. Und im österreichischen Ingling bei Passau lebt der Nazibursche Tobias Lipski, der nach seiner Hochzeit mit Sophie Benecke ebenfalls den Namen wechselte und sich nun Tobias Benecke nennt. -
Samstag, 02.12.2023
Am 15. November wurde die Wohnung eines 18-jährigen Nazischülers in Waldbrunn-Hausen im Kreis Limburg-Weilburg in Rheinland-Pfalz durchsucht. Bei der Razzia eines SEK wurden Waffen und Munition gefunden. Die Vorwürfe lauten auf Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstoß gegen das Waffengesetz. Es wurde Haftbefehl erlassen, der Terrorverdächtige sitzt in Untersuchungshaft. Der Nazischüler soll Mitglied der „Freiheitlich-Sozial-Nationale-Aktionsgruppe“ (FSNAG) gewesen sein. Laut SWR nahm er 2022 und 2023 an mindestens zwei Naziaufmärschen in Thüringen und Sachsen teil.
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Sonntag, 03.12.2023
Am 19. November, dem „Volkstrauertag“ 2023, veranstaltete die „Örtliche Burschenschaft“ ihr jährliches „Heldengedenken“ (Fotos) auf dem Freiburger Hauptfriedhof. An der militaristischen Aktion beteiligten sich dieses Jahr „Burschenschafter“ der „Saxo-Silesia“ und der „Franconia“. Von der „Saxo-Silesia“ war neben Marco Erat, Niklas Jütten, Patrick Stähle unter anderem auch Nickolas Danner anwesend. Danner ist Beisitzer im baden-württembergischen JA-Landesvorstand und Ansprechpartner des JA-Kreisverbands Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald. Zwar hielt Danner eine Rede, aber der Wortführer der „Saxo-Silesen“ war Marco Erat.
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Montag, 04.12.2023
Der Staatsschutz des Berliner Landeskriminalamtes, also die politische Abteilung der Kriminalpolizei auf Landesebene, hat rund 300 Fälle nicht bearbeitet. Gegen zwei Bullen laufen Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Strafvereitelung im Amt. Die Taten wurden bei einem Führungswechsel im Kommissariat 533 entdeckt, das für Straftaten zuständig ist, die durch Nazis begangen werden.
Bei Geschichten solchen Kalibers fallen die unterschlagenen 25.000 Schuss Munition der Brandenburger Polizei kaum noch ins Gewicht:
„Es geht um ein Sichtungsschießen auf einem Schießstand am 7. und 8. Juni 2022 in Frankfurt (Oder) zur Aufnahme in eine Auswahlmannschaft. Der Landesrechnungshof bezweifelt, dass die angegebene Menge - 12.200 Patronen und Luftdruckmunition - von bis zu zehn Schützen hätte verschossen werden können. Die Prüfer nahmen auch Sichtungsschießen und Wettkämpfe seit 2017 unter die Lupe. Insgesamt gilt der Verbleib von etwa 24.900 Schuss Munition als ungeklärt.“
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Dienstag, 05.12.2023
Der schwedische Naziversand „Midgård“ aus Alingsås, 50 km nordöstlich von Göteborg, wurde gehackt. Schwedische Antifas haben Midgårds Kundenregister von 2017 bis 2023 veröffentlicht. Erst im August war der schwedische Nazishop „Greenpilled“ gehackt und die Kundendaten veröffentlicht worden.
Der „Midgård“-Versand ist einer der größten Online-Stores der skandinavischen Naziszene und wird von „Ringhorne AB“ betrieben. Die Firma gehört Martin Flennfors and Martin Engelin, die beide gute Kontakte zur Naziorganisation „Nordic Resistance Movement“ haben.
Aus Freiburg hat unter anderem der ehemalige NPD-Vorsitzende John Bürgel aus der Sandstraße 6 am 3. April 2022 eine „Skrewdriver“-CD und Ayescha „Dana“ Geiger aus der Merianstraße 37, die an Aufmärschen der Pandemie-LeugnerInnen und Aktionen des III. Weg teilnahm, am 27.11.2017 mehrere „Überzeugungstäter Vogtland“-CDs bestellt. -
Mittwoch, 06.12.2023
Am 9. Juni um etwa 13 Uhr wurde in Reutlingen ein 37-Jähriger auf dem Außengelände des Jugendzentrums „Kulturschock Zelle e.V.“ von einem 18-jährigen Nazi angegriffen. Der Nazi stach dem Opfer mehrfach ins Herz, nachdem dieser ihn auf seine feindselige Weltanschauung angesprochen hatte. Der Verletzte musste sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden und hat nur knapp überlebt.
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Donnerstag, 07.12.2023
Der von Stefan Magnet gegründete Fernsehsender AUF1 aus Österreich darf seine rechtsradikale Hetze nicht länger nach Deutschland senden. Die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg hat die Ausstrahlung via Astra aus formalen Gründen untersagt, weil AUF1 Sendezeit von der Strohfirma „Schwarz Rot Gold TV“ kauft. Die Firma besitzt zwar eine Lizenz für einen Satellitenkanal, kontrolliert aber nicht das Programm von AUF1. Erstmalig war AUF1 im September über Satellit in Deutschland ausgestrahlt worden.
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Freitag, 08.12.2023
Nach Thüringen und Sachsen-Anhalt hat nun auch der „Verfassungsschutz“ Sachsen die AfD Sachsen als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft. Eine mehrjährige juristische Prüfung habe „unzweifelhaft“ ergeben, dass der AfD-Landesverband verfassungsfeindliche Ziele verfolge. Die sächsische AfD wurde zuvor vier Jahre lang vom Inlandsgeheimdienst als „Prüffall“ beobachtet und seit Februar 2021 als „Verdachtsfall“ geführt. Bereits im April hatte der VS den sächsischen Landesverband der „Jungen Alternative“ als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft.
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Samstag, 09.12.2023
Der demokratische US-Senator Ron Wyden aus Oregon hat in einem Brief an das US-Justizministerium verlangt, dass Google und Apple ihre KundInnen und die allgemeine Öffentlichkeit über Weitergabe von Handy-Push-Benachrichtigungen informieren dürfen. Im Frühjahr 2022 hatte Wyden einen Tipp bekommen, dass ausländische Regierungen eben solche Push-Benachrichtigungen von den beiden Unternehmen angefragt hätten. Er wandte sich an Google und Apple, doch denen war es von der US-Regierung untersagt worden, über das Thema zu sprechen.
Die Washington Post hat Gerichtsakten von mehr als zwei Dutzend Fällen untersucht, in denen Push Notification Data von Strafverfolgungsbehörden angefordert wurde. Obwohl einige Akten zensiert waren, konnten alleine neun der Jagd auf die Rechtsradikalen zugeordnet werden, die am 6. Januar 2021 an dem Sturm auf das US-Kapitol beteiligt waren. Zwei andere Fälle betrafen Geldwäsche und Kinderpornographie. Signal ist weiterhin sicher. -
Sonntag, 10.12.2023
Der 39-jährige deutsche Pandemie-Leugner Joachim Thome wurde in Portugal festgenommen. Nach ihm war per Haftbefehl als Rädelsführer einer kriminellen Vereinigung gesucht worden.
Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz hat gegen Thome und zwei Mittäter im Alter von 56 und 63 Jahren Anklage erhoben. Die drei Männer aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz sollen eine Gruppe namens „Paladin“ gegründet haben, die sich bewaffnet gegen Corona-Maßnahmen zur Wehr setzen wollte.
Mitte 2021 war Thome bereits einmal festgenommen worden, nachdem er eine Schusswaffe und diverse Teile von Schusswaffen per 3D-Drucker herstellt hatte. Dummerweise wollte er die Waffe anschließend an einen verdeckten Ermittler verkaufen, was ihm eine Bewährungsstrafe einbrachte.
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Montag, 11.12.2023
Daniel Schütz, früher Daniel Sredzinski, tritt im Netz als internationaler „Influencer“ für Parfum unter dem Pseudonym „Jeremy Fragrance“ auf. Er verdient viel Geld mit Werbung, insbesondere mittels Google Ads, über seine reichweitenstarken Auftritte auf YouTube, TikTok, und Instagram. Nun ruinieren Instagram-Fotos sein Werbegesicht, die am Rande einer Veranstaltung des äußerst rechten „New York Young Republicans Club“ aufgenommen wurden, bei der Donald Trump als Hauptredner auftrat. Auf den Fotos ist Schütz mit Nazis zu sehen wie dem IB-Kader Alexander Kleine alias „Alex Malenki“, dem AfD-Finanzier David Bendels und dem österreichischen BZÖ-Politiker Gerald Grosz.
Nach der Spiegel-Story hat Sky Konsequenzen gezogen: „Die Reality-Doku ,Jeremy Fragrance – Power, Baby!‘ werden wir bis morgen aus allen unseren Angeboten nehmen.“ Auch der Heel-Verlag, in dem Schütz ein Buch verlegt hat, und Aldi Nord, für die Schütz ein peinliches Werbevideo gedreht hat, haben die Zusammenarbeit aufgekündigt.
Dabei hat Daniel Schütz schon länger Kontakte in die Naziszene, er hat nämlich den gleichen Nazianwalt wie „Malenki“. Unter dem Vorwand, Videos für seine Social Media-Kanäle drehen zu wollen, rekrutierte Schütz junge, gut aussehende Frauen unter anderem über Tinder. Als ihm 2017 die Vergewaltigung einer dieser Frauen vorgeworfen wurde, beauftragte Schütz den Naziburschen Matthias Brauer von der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn und der Greifswalder Burschenschaft Rugia in der Deutschen Burschenschaft mit seiner Verteidigung. -
Dienstag, 12.12.2023
Eine Hannoveraner Polizeieinheit hat in einem Verfahren vor dem Amtsgericht Göttingen ein gefälschtes „Wortprotokoll“ von Lautsprecherdurchsagen der Polizei als Beweismittel vorgelegt. Der Datenträger mit den Originalaufzeichnungen sei leider, leider unauffindbar. Dumm nur, dass die Bürgerrechtsinitiative „BürgerInnen beobachten Polizei und Justiz“ einen Videomitschnitt aller Durchsagen angefertigt hatte, wodurch die Lüge aufflog.
Anlass des Prozesses waren polizeiliche Maßnahmen gegen Protestierende während des Kampfes um die ehemalige Göttinger Justizvollzugsanstalt. Der Ex-Knast wurde Anfang Oktober 2022 besetzt und geräumt. Gegen die Linken wurden später Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, weil sie einer versammlungsrechtlichen Beschränkung nicht nachgekommen seien, die angeblich von der Polizei per Lautsprecher verkündet worden war.
Nach dem Freispruch der Beschuldigten erstattete der Göttinger Rechtsanwalt Sven Adam, der die Linken verteidigt, Strafanzeige gegen eine Polizistin aus Hannover wegen Falschaussage vor Gericht. Die Polizistin hatte in der mündlichen Hauptverhandlung am 19.06.2023 (Az.: NZS 62 OWi 285 Js 13412/23 (86/23)) angegeben, die Durchsagen gemacht zu haben. -
Mittwoch, 13.12.2023
Der Missbrauchsskandal um den korporierten „Seelsorger“ Edmund Dillinger sorgt weiterhin für Schlagzeilen, denn die „Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier“ hat ihren zweiten Zwischenbericht veröffentlicht.
Wesentliche Voraussetzung für Dillingers Missbrauch war seine Mobilität. Er entfaltete „eine ausgedehnte Reisetätigkeit in Deutschland, Europa und darüber hinaus. Eröffnet wurde ihm diese Möglichkeit durch seine Bestellung zum zunächst ehrenamtlichen, später hauptamtlichen CV-Seelsorger. Diese Position hatte er von 1970 bis 1982 inne. Sie umfasste seine Verpflichtung zu Besuchen der Verbindungen und Veranstaltungen des CV, die Wahrnehmung priesterlicher Aufgaben, die Teilnahme an CV-Ratssitzungen, Cartellversammlungen, Stiftungsfesten, Altherren-Zirkeln, Studententagen, Diskussionsrunden, Seminaren, Tagungen, Vorträgen und die religiöse Betreuung der CV-Studenten“.
Doch obwohl Dillinger in acht CV-Korporationen und Bundesseelsorger des „Cartellverbands der katholischen deutschen Studentenverbindungen“ war und obwohl der CV in dem 40-seitigen Bericht über 70 Mal vorkommt, sind Dillingers Verbindungen kaum Thema in der Presse. Dabei war er qua Amt während ihrer „Aktivenzeit“ auch für die Seelsorge von Laschet und Merz zuständig.
Hauptsächliche Grundlage des Berichts sind die „bei dem Beschuldigten sichergestellten Unterlagen, nämlich 3825 Diapositive und Negative, 512 Fotos, weitere 48 Dias und 120 Postkarten“. Die Fotos wurden von Dillinger „in einer Zeitspanne von Anfang der 60-iger Jahre bis Ende des letzten Jahrhunderts“ aufgenommen.
„Die ältesten Aufnahmen durch D. sind ersichtlich entstanden bei Schulausflügen, Klassenfahrten, Messdienerfahrten, Ferienlagern, Sportfesten, Pfadfindertreffen usw., an denen er offenbar als Begleitperson, Aufsichtsführender oder Geistlicher teilgenommen hatte. Die hierbei entstandenen Fotos sind überwiegend unauffällig, jedoch befinden sich schon unter diesen frühen Lichtbildern Aufnahmen, die auf eine homophil-päderastische Neigung hindeuten.“ Auf Fotos einer Tunesien-Reise Dillingers 1969 mit minderjährigen Messdienern ist ein „junges männliches Mitglied der [Gastfamilie] sehr häufig abgebildet. Zahlreiche Bilder zeigen ihn lediglich mit Bade/Unterhose bekleidet in geschlechtsbetonten Posen.“
In dem Bericht wird Dillinger wenig überraschend als widerlicher Kolonialist, aber auch posthum als bisexuell geoutet. Am Rande von Reisen im Rahmen der der „CV-Afrika-Hilfe“ fotografierte Dillinger afrikanische Frauen und Männer – halbnackt, nackt und beim Sex. Auch sind Aufnahmen erhalten, die ihn bei sexuellen Kontakten zu Frauen zeigen. Auch aus Thailand wurden Fotos von Dillinger gefunden, natürlich bei Sextourismus.
Neben den Fotos sind auch ganze zwei von Dillingers Jahreskalendern erhalten geblieben: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass D. die Kalender sorgfältig und akribisch führte. Er notierte detailliert eingehende und ausgehende Telefonate, SMS, E-Mails, Treffen mit Personen und Besuche, Einkäufe, Fahrten zum Tanken, auswärtige Mittagessen, den Besuch einer Messe oder die (täglich) zu Hause zelebrierte Messe.“ Die anderen Kalender wurden ein Opfer der Sabotage des „ermittelnden“ Staatsanwalts: „Dass die Kalender, die ab 1967 vorgelegen haben, vernichtet wurden, stellt daher einen herben in seinen Ausmaßen nicht abzuschätzenden Verlust für die Aufarbeitung dar.“
In einem Vermerk des polizeilichen Sachbearbeiters vom 5. Juli heißt es: „Nachdem die Ermittlungen im Prüfverfahren in der Sache ,Causa Dillinger‘ abgeschlossen wurden, teilte StA […] mit, dass die sichergestellten Asservate nicht weiter benötigt werden. In Absprache mit […] wurden die Asservate am 05.Juli 2023 der Müllverbrennungsanlage Velsen zugeführt und damit vernichtet.“
Zwar sind einige konkrete Missbrauchsopfer bekannt, aber die Dimension des Missbrauchs wird wohl nicht mehr bekannt werden. Stattdessen bekam die Aufarbeitungskommission eine Lektion über Verbindungen, die über den Tod hinaus wirken: „Dass die Entscheidung über unser in den Akten befindliches Einsichtsgesuch vermutlich bewusst bis nach der Vernichtung der Asservate zurückgestellt wurde, stellt einen gravierenden, nicht nachvollziehbaren und leider auch nicht mehr zu behebenden Fehler dar.“
„Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen D. hatte die Leitung des Cartellverbandes die CV-Mitglieder dazu aufgerufen, etwaige Erkenntnisse entweder der Pressestelle des CV oder, einer hiesigen Bitte entsprechend, dem Auswerteprojekt im Bistum Trier mitzuteilen. Es haben keine Erkenntnisse gewonnen werden können. Weder hier noch bei der Pressestelle des CV sind bis zum 01.11.2023 Mitteilungen aus Kreisen des CV eingegangen.“
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Donnerstag, 14.12.2023
Im Zuge der Repression nach dem diesjährigen „Tag der Ehre“ am 11. Februar in Budapest wurde am 11. Dezember Maja in Berlin von einer Zugriffseinheit der Polizei festgenommen und dabei von den Bullen durch einen Wurf durch eine Glastür verletzt: Maja erlitt Schnitte und Schürfwunden.
Gegen Maja liegt ein deutscher und ein von Ungarn ausgestellter europäischer Haftbefehl vor. Am 12. Dezember setzte ein Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Dresden den deutschen Haftbefehl in Vollzug, seitdem sitzt Maja in Untersuchungshaft. Unmittelbar nach Majas Verhaftung gab es mehrere Razzien bei Angehörigen in Jena. Maja droht eine Auslieferung ins faschistische Ungarn, inklusive drakonischer Strafen für Linke und einer Knaststrafe weit weg von zu Hause.
In Mailand wurde die Auslieferung von Gabriele im gleichen Komplex verschoben. Der Richter beschloss, der ungarischen Regierung Fragen zu den Haftbedingungen zu stellen und Garantien für den Ablauf des Verfahrens und die Unabhängigkeit der Justiz zu erbitten. Die nächste Anhörung in diesem Zusammenhang wird am 16. Januar 2024 stattfinden. -
Freitag, 15.12.2023
Pressetechnisch war 2023 mal wieder ein Desaster für die „Deutsche Burschenschaft“. Nun hat ihr Landtagsabgeordneter Daniel Halemba mit einer Razzia kurz vor der Landtagswahl, seiner anschließenden Flucht und Verhaftung, seinen SS-Parolen und Nazitreffen, seinen Wahlmanipulationen und Burschenseilschaften den Nazibogen selbst für AfD-Verhältnisse überspannt: Der AfD-Bundesvorstand hat vom bayerischen Landesverband Halembas Parteiausschluss gefordert.
Halemba verkündete daraufhin seinen Rücktritt, allerdings nur von der unbezahlten Parteiarbeit, nicht vom lukrativen Landtagsmandat. Sollte Halemba nach seinem Austritt oder Ausschluss als fraktionsloser Abgeordneter im Landtag bleiben, wären die Grünen und nicht mehr die AfD die stärkste Oppositionspartei.
Halemba sorgte aber auch für eine Überraschung: Die bayerische Regierung hat auf eine Landtagsanfrage der Grünen nützliche Informationen über eine Burschenschaft veröffentlicht. Über Halembas „Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg“ heißt es:
„Die Burschenschaft verfügt in Würzburg, Lortzingstraße 29, über ein Verbindungshaus, das im Wege des Erbbaurechts übernommen wurde. Die Grundstückseigentümer sind die Stiftung Bürgerspital zum Heiligen Geist in Würzburg und der Verein Teutonenheim e.V. zu Regensburg, der der Burschenschaft zuzurechnen ist.“
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Samstag, 16.12.2023
Der RDL-Redakteur, der im Januar Ziel einer Staatsschutzrazzia wurde, hat Verfassungsbeschwerde gegen die Durchsuchung eingelegt. Kriminalisiert wird ein Link auf linksunten.indymedia.org, dem Archiv der 2017 verbotenen linksradikalen Nachrichtenplattform.
Auch das Infoportal FragDenStaat hat Verfassungsbeschwerde eingelegt. Grund ist unter anderem die Kriminalisierung der Veröffentlichung des Landgerichtsbeschlusses, mit dem die Eröffnung eines Hauptverfahrens gegen den RDL-Redakteut abgelehnt wurde. Der Beschluss wurde später vom Oberlandesgericht Stuttgart gekippt, so dass es Frühjahr zu einem Prozess vor dem Landgericht geben wird.
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Sonntag, 17.12.2023
Am 14. Dezember gab es in Thüringen drei weitere Festnahmen im Ermittlungsverfahren vor dem Bundesgerichtshof um die Nazigruppe „Knockout 51“ aus Eisenach und Erfurt. Verhaftet wurden Kevin Noeske und Marwin Wolf als Mitglieder, der thüringische NPD/„Die Heimat“-Landesvorsitzende und Betreiber des „Flieder Volkshaus“ in Eisenach Patrick Wieschke als Unterstützer der Gruppe. Während das Oberlandesgericht Jena „nur“ von einer kriminellen Vereinigung (§ 129 StGB) ausging, wird vor dem BGH auch wegen des Vorwurfs einer terroristische Vereinigung (§ 129a StGB) ermittelt.
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Montag, 18.12.2023
Wer von Freital über Dresden-Prohlis vorbei an Heidenau und Dohna noch ein bisschen weiter in Richtung Sächsische Schweiz fährt, kommt nach Pirna. Dort hat zum ersten Mal in einer deutschen Stadt ein AfD-Kandidat die Oberbürgermeisterwahl gewonnen. Zwar gewann Tim Lochner im zweiten Wahlgang nur 38,9 Prozent der Stimmen. Doch das reichte, da sich CDU und Freie Wähler zuvor nicht auf eine gemeinsamen Kandidatur einigen konnten.
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Dienstag, 19.12.2023
Katapult ist ein antifaschistisches Magazin aus Mecklenburg-Vorpommern, das seit Jahren gegen die Nazibullen und Amtsnazis anschreibt und selbst von Naziburschen juristisch angegriffen wurde. Doch insbesondere die JournalistInnen der Lokalausgabe Katapult MV werden mittlerweile von Nazis vor Ort eingeschüchtert, der Chefredakteur an seiner Privatadresse schikaniert und Bauarbeiter an der Baustelle der neuen Lagerhalle des Verlags in Greifswald am Arbeiten gehindert. Dort tauchten Nazis wie der AfDler Thomas Kerl aus dem Ernst-Thälmann-Ring 36a auf. Ihr Ziel: Den Bau einer Geflüchtetenunterkunft zu verhindern, obwohl dort gar keine gebaut wird. Nun hat Katapult einen Notruf veröffentlicht: „Lasst uns bitte nicht allein.“
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Mittwoch, 20.12.2023
Daniel Halemba hat seiner lieben „Burschenschaft“ eine schöne Bescherung angerichtet. Nachdem die bei der Razzia am 14. September sichergestellten Asservate gesichtet wurden, wird die „Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg“ nun vom Inlandsgeheimdienst beobachtet.
Wie die bayerische Staatsregierung bekannt gab, kam das „Landesamt für Verfassungsschutz“ im Fall der „Burschenschaft“ zu dem Schluss, dass „hinreichend gewichtige tatsächliche Anhaltspunkte vorliegen, dass diese verfassungsfeindliche Ziele“ verfolge. „Daher erfolgte im November 2023 die Einstufung als Beobachtungsobjekt des BayLfV.“ Neben Nazipropaganda waren auch Schlagstöcke und Dekowaffen sowie Dolch und Machete gefunden worden.
Der Hinweis, der zu der Razzia führte, kam aus Österreich. „Gemäß Bericht der Staatsanwaltschaft Würzburg ergab sich der Verdacht der Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aus Erkenntnissen, die den Ermittlungsbehörden durch österreichische Staatsschutzbehörden zur Verfügung gestellt worden waren.“
Die „Teutonia“ bildet gemeinsam mit der „Wiener Burschenschaft Albia“ und der „Grazer Burschenschaft Arminia“ das „Schwarz-Rot-Goldene“ Kartell der „weißen“ Richtung in der „Deutschen Burschenschaft“. Die „Albia“ hatte im Frühling selbst eine Razzia – natürlich wegen Nazidevotionalien. -
Donnerstag, 21.12.2023
Im Prozess um den Autoanschlag von Henstedt-Ulzburg am 17. Oktober 2020 wurde der 23-jährige Nazi Melvin Schwede wegen gefährlicher Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr am 21. Dezember vom Landgericht Kiel zu drei Jahren Knast verurteilt. Schwede hatte am Rande einer AfD-Veranstaltung gegen den damaligen AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen den SUV seiner Mutter gezielt auf den Bürgersteig gelenkt und dort mehrere Linke zum Teil schwer verletzt, die auf dem Heimweg von einer Anti-AfD-Kundgebung waren. Obwohl Schwede damals AfD-Mitglied war und obwohl einer der anderen beiden Nazis, mit denen er unterwegs war, kurz vor der Tat EinProzent-Sticker geklebt hatte, verneinte die Vorsitzenden Richterin der Jugendkammer, Maja Brommann, eine politische Motivation: „Es war kein rechter Angriff aus Hass oder Wut auf den politischen Gegner.“
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Freitag, 22.12.2023
Exif hat eine ausführliche Recherche über das Netzwerk des «Kampf der Nibelungen» in Berlin veröffentlicht. Darin werden die Aktivitäten der Nazi-Kampfsportler und ihre Verbindungen zu organisierter Kriminalität und rechter Hooligan-Szene dargestellt und analyisiert: „Ausgehend vom «Kampf der Nibelungen»-Team in Berlin führt die Recherche über „Ackerkämpfe“ und die Geschäftswelt des BFC Dynamo, über den lokalen Stützpunkt der Neonazi-Partei «Der III. Weg» bis in die Treffpunkte und Clubhäuser des «Hells Angels MC».“
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Samstag, 23.12.2023
Auch dieses Jahr wird Silvester zum Knast mobilisiert. Am 31. Dezember findet um 16 Uhr eine „Freiheit für Jo“-Demonstration statt. Die Route verläuft vom Bahnhof Bruchsal zur JVA Bruchsal, wo Jo wegen des Angriffs auf die Wasennazis von „Zentrum Automobil“ eine viereinhalbjährige Knaststrafe absitzt.
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Sonntag, 24.12.2023
Die Repression gegen die deutsche Kirchenbrandstifterszene hat 2023 einen traurigen Höhepunkt erreicht. Ein genussfreudiger Zündler wurde vom Landgericht Koblenz im August wegen schwerer Brandstiftung zu drei Jahre und neun Monate Haft verurteilt. Er hatte im Februar die katholische Pfarrkirche in Wissen tief im Westerwald angezündet. Zwar entstand dabei ein Sachschaden zwischen zwei und drei Milliönchen und ein künstlerisch sehr wertvoller Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert wurde zerstört, aber die Kirche ist wohl nur zwei bis drei Jahre außer Gefecht, denn die Schäfchen wollen die Restaurierung und dürften etwa nach zwei Dritteln seiner Haftzeit damit fertig sein. Aber besonders gemein, da in vino incendium: er muss eine Entziehungskur machen.
Auch der grinsende Zündler von Großröhrsdorf wurde mittlerweile angeklagt. Die rachsüchtigen Sachsen wollen den Mann wegen schwerer Brandstiftung ins Gefängnis stecken, nur weil er am 4. August am Altar der Stadtkirche Feuer gelegt hat. Zwar ist das Kirchenschiff zerstört und der Zwiebelturm geschmolzen, aber wer mag schon barocke Gotteshäuser von 1736?
Zum Glück wurden weder die Säkularen erwischt, die während der Osteroffensive im April in Baden-Württemberg die Stadtkirche St. Cyriak in Furtwangen, im September die Stephanuskirche in Leverkusen-Hitdorf und im Oktober die Johanniskirche in Rüthen in Nordrhein-Westfalen entflammten, noch die Feuerteufelchen der Martinskirche in Darmstadt im September und der Thomaskirche in Ingolstadt im November. Auch die Gebete für die ArsonistInnen der evangelischen Kirche im nordrhein-westfälischen Hillentrup und der katholischen Markuskirche im bayerischen Regensburg im September sowie der Katholischen Kirche St.Paul in Wuppertal im Dezember wurden erhört.
Außer Konkurrenz lief der Brandanschlag auf das Kloster der Steyler Missionare in Sankt Augustin bei Bonn. Ein Kloster anzugreifen zeugt zwar von Innovationsgeist und Fortschrittsglaube, aber das Kirchenschiff hat überlebt. Wohlwollend erwähnen können wir auch den abgefackelten Beichtstuhl in der Kreuzlinger Kirche St. Ulrich im Schweizerischen Thurgau und der Brand in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo nahe Rom.
Aber es gibt auch strahlende Lichtblicke zu Weihnachten, wenn auch in Übersee: die kanadische Provinz Alberta. Zwei Kirchen wurden am 7. Dezember in Barrhead nordwestlich und eine Kirche am 17. Dezember in Janvier nordöstlich von Edmonton ein Raub der Flammen. Höhepunkt der diesjährigen kanadischen Kirchenbrandfestspiele war die Zerstörung der Seventh Day Adventist Church in Beiseker vier Tage vor Weihnachten. -
Montag, 25.12.2023
Der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz will am Samstag, den 6. Januar 2024, von 12 bis 17 Uhr sein „Alternatives Zentrum Lahr“ in der Theodor-Kaufmann-Straße 27 in 77933 Lahr eröffnen. Die Räume sollen nicht nur als Wahlkreisbüro, sondern laut Seitz’ Ankündigung auch als Veranstaltungsort für Nazievents dienen. Wäre er doch im künstlichen Koma geblieben oder zur nächsten Haltestelle umgezogen.
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Dienstag, 26.12.2023
Das Pforzheimer Amtsgericht hat den 68-jährigen baden-württembergischen AfD-Landtagsabgeordneten Bernd Gögel Anfang Dezember wegen Schwarzarbeit zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen à 160 Euro, insgesamt also 8.000 Euro, verurteilt. Der ehemalige Vorsitzende der AfD-Landtagsfraktion hatte „zwischen 2014 und 2017 als alleiniger Geschäftsführer einer Speditionsfirma billigend in Kauf genommen hat, dass Bekannte von regulär Beschäftigten im Betrieb ausgeholfen haben, aber mit Trinkgeldern abgespeist wurden.“ Damit hatte Gögel die Beiträge für die Sozialversicherung hinterzogen. Der Ständige Ausschuss des Landtags hatte im September 2022 Gögels Immunität aufgehoben, woraufhin er nach fünf Jahren vom Fraktionsvorsitz zurücktrat. Verteidigt wurde Bernd Gögel von der Nazianwältin und AfD-Fraktionsgeschäftsführerin Meike Hammer.
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Mittwoch, 27.12.2023
Die „Kampagne Gemeinschaftlicher Widerstand“ ruft zu einer bundesweiten Demonstration am 20. Januar 2024 in Hamburg auf. Anlass ist der Prozessstart gegen sechs Linke vor dem Landgericht Hamburg am 18. Januar. Den Angeklagten wird unter anderem ein besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs während des G20-Gipfels 2017 vorgeworfen, ohne das ihnen individuelle Straftaten zur Last gelegt werden.
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Donnerstag, 28.12.2023
Im hessischen Wächtersbach-Wittgenborn im Main-Kinzig-Kreis, 50km nordöstlich von Frankfurt, wurde in der Nacht auf den 25. Dezember ein rassistischer Brandanschlag auf ein Wohnhaus verübt. Die zugewanderte Familie war nicht zu Hause, weswegen niemand zu schaden kam. Es entstand Sachschaden in Höhe von 350.000 Euro. In dem Haus wurde „Ausländer raus“-Parolen gesprüht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf schwere Brandstiftung.
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Update: Im März 2024 wurden der Eigentümer, drei Familienmitglieder und ein weiterer Mann verhaftet. Der Eigentümer soll den Brand zusammen mit dem Mann selbst gelegt haben, um „Versicherungsleistungen in mittlerer sechsstelliger Höhe zu kassieren“. Die Familie habe ein rassistisches Tatmotiv gezielt vorgetäuscht. -
Freitag, 29.12.2023
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das Urteil vom 24. März des Oberlandesgerichts Stuttgart gegen Manfred Jenne wegen versuchten Mordes zu zehn Jahren Haft nicht einmal zwei Jahre nach dem Urteil bestätigt. Der „Reichsbürger“ und Corona-Schwurbler aus Efringen-Kirchen hatte am 7. Februar 2022 einen Polizisten bei einer Verkehrskontrolle absichtlich überfahren und schwer am Kopf verletzt.
Das Urteil dürfte grundlegende Bedeutung für andere „Reichsbürger“-Prozesse wie gegen die „Gruppe Reuß“ haben, deren Mitglieder Mitte Dezember vor drei Oberlandesgerichten angeklagt wurden: Es ist zukünftig generell mit härteren Strafen gegen „Reichsbürger“ zu rechnen.
Jenne beauftragte den Freiburger Krawallonazianwalt Dubravko Mandic mit einer Verwaltungsklage gegen den Polizeieinsatz. Das Verfahren ruhte bis zur Rechtskraft des Strafurteils und dürfte nun fortgesetzt werden, aber wenig erfolgversprechend sein.
Vor dem Oberverwaltungsgericht verteidigen ließ Jenne sich jedoch von dem Freiburger Rechtsanwalt Ulf Köpcke. Der hatte nämlich bereits Erfahrung mit der erfolgreichen Verteidigung des Nazis Florian Stech, der ebenfalls einen Menschen absichtlich und aus politischen Gründen mit seinem Auto überfahren hatte.
Doch Stech wurde nach einer längeren Vorgeschichte im ersten Strafprozess freigesprochen. Nach einer erfolgreichen Revision und der Aufhebung des Freispruchs durch den BGH wurde er im zweiten Strafprozess erneut freigesprochen. Aber damals wurde eben kein Polizist überfahren, sondern ein Antifaschist. -
Samstag, 30.12.2023
Am 22. Dezember fiel in Frankreich das Urteil im 8. Dezember-Verfahren. Es gab zwar weder schwerwiegende Straftaten noch Planungen dafür, aber die sieben Angeklagten wurden trotzdem wegen einer angeblichen terroristischen Vereinigung zu mehrjährigen Haftstrafen mit und ohne Bewährung verurteilt. Dabei wurden abgehörte Satzschnipsel von der Staatsanwaltschaft aus dem Kontext gerissen und absichtlich falsch interpretiert, was das Gericht ohne Bedenken akzeptierte. Als Beweis für „terroristisches Verhalten“ wurde die Nutzung von Verschlüsselungstechniken und Anonymisierungswerkzeuge angeführt.
Im Verbotsverfahren gegen die Groupe Antifasciste Lyon et Environs (La GALE) urteilte der „Conseil d’État“ (Staatsrat) am 9. November, dass die Antifa-Gruppe endgültig aufgelöst wird und damit verboten ist. Die Antifa-Gruppe wurde bereits im März 2022 vom Staat für „aufgelöst“ erklärt, anschließend folgte ein längeres Verfahren. Der Staatsrat begründete das Verbot unter anderem mit Aufrufen zu Demonstrationen wie zum 1. Mai und mit Social-Media-Posts mit „ACAB“-Parolen, da diese „Gewalt gegen Polizisten“ darstellen würden. Ebenfalls am 9. November beschloss der Staatsrat im Verbotsverfahren gegen die Öko-Vernetzung Soulèvements de la Terre, dass die Auflösung aufgehoben wird. Die „Coordination Contre le Racisme et l’Islamophobie“ (CRI) und die rechtsradikalen Katholiken von „Alvarium“ wurden wie La GALE endgültig verboten. -
Sonntag, 31.12.2023
Im Jahr 2023 haben wir zwei erfolgreiche Pressekampagnen gemacht und neun Communiqués veröffentlicht: Pfingsten gegen den Coburger Convent und im Sommer gegen die Burschenschaften. Sechs Jahre nach dem linksunten-Verbot gab es im Januar RDL-Razzien und Anfang August erneut eine Razzia bei den damals Kriminalisierten. Dieses Mal kamen die Bullen wegen des linksunten-Archivs.
Januar
Die Mitte 2022 begonnene Kampagne in Ulm war erfolgreich: Vor einem Jahr hat die IB ihre Räume verloren. Das Rechercheprojekt lebensbund.org zur „Marburger Germania“ wurde vorgestellt. Lützerath wurde geräumt. Radio Dreyeckland wurde wegen eines Links auf das Archiv der 2017 verbotenen Nachrichtenplattform linksunten.indymedia.org von den Bullen durchsucht. Die Vorstrafe von Dubravko Mandic wurde rechtskräftig. Der Freiburger Corona-Schwurbler Meinrad Spitz wurde wegen Volksverhetzung verurteilt.
Februar
Der Prozess gegen drei Burschen der „Marburger Germania“ und der „Bonner Raczeks“ in der „Deutschen Burschenschaft“ startete und endete mit einem milden Urteil. Das Innenministerium von Schleswig-Holstein entschied, dass der Bundespolizeinazi Stephan Maninger auch weiterhin nicht an der Bundespolizeiakademie in Lübeck unterrichten darf. In Erlangen wurden zwei „Turnerschafter“ bei einer „Pro Patria-Suite“ schwer verletzt, was den Auftakt der Antifakampagne gegen den „Coburger Convent“ darstellte. In Budapest feierten tausende Nazis den „Tag der Ehre“. Wir haben die Unterlagen zum Landesparteitag der AfD veröffentlicht, der Anfang März in Offenburg stattfand. Im Nordosten Frankreichs wurden Nazikonzerte verboten.
März
Auch die Freiburger Bullen hatten ihren Nazichatskandal. Wir haben korporierte Innentäter gekeilt, illegale Burschenduelle ins Radio gebracht, auf die Einhaltung der guten Sitten bei den fränkischen Waffenringen gepocht, ein Communiqué veröffentlicht und ein Zwischenfazit gezogen. Das Bundesverfassungsgericht hat Oury Jalloh noch einmal ermordet. Der AfD-Landesparteitag fand in Offenburg statt. Weil die Bullen ihre Einsatzunterlagen verloren hatten, gab es zwei Wochen später eine Razzia in Karlsruhe. Der Bundesparteitag von „Bündnis Deutschland“ fand in Berlin statt. Das Bundesverfassungsgericht weigerte sich, über das Verbot von linksunten zu urteilen. Jürgen Schwab ging einsam nach Walhalla. Es gab Razzien gegen „Reichsbürger“ und Manfred Jenne wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt.
April
Dem Nazisoldat Felix Springer wurden alle Ruhestandsbezüge gestrichen. Der Boxberger „Reichsbürger“ Ingo Kramer wurde wegen versuchten Mordes zum Nachteil von Polizisten angeklagt. Mit Amin Khazaeli war einer der bekanntesten Nazis Berlin in Haft. Wir haben eine Infoveranstaltung gegen den CC im Luftschloss organisiert. In Schorndorf wurde eine AfD-Kneipe eingefärbt. Niemand war überrascht, dass auch der Freiburger Erzbischof Zollitsch Kindesmissbrauch gedeckt hat. Dem CC wurde Fechtinfrastruktur in Marburg genommen. Die AfD machte eine Kundgebung in Freiburg. In Bingen gab es einen Mordversuch unter Korporierten. Der baden-württembergische Polizeiinspekteur Renner wurde wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt und später freigesprochen. In Gießen gab es einen Brandanschlagsversuch durch Korporierte.
Mai
Antifas aus Jena haben eine Liste mit PP-Suiten veröffentlicht. Während einer Party auf einem Verbindungshaus in Aachen gab es einen Schreckschusswaffeneinsatz. Ein CDU-Bombenbauer wurde in Frankfurt verurteilt. Peter Schlappal hat im Koblenzer Nazimordprozess den Mord an Samuel Yeboah vor über 30 Jahren gestanden. Die BZ erinnerte an den Freikorps-Terroristen und CV-Verbindungsstudenten Albert Leo Schlageter aus Schönau. Die Nazis von „Knockout 51“ wurden in Thüringen angeklagt. Die ADB hatte fast so viele „Alte Herren“ wie die DB. Das Karlsruher Landgericht verweigerte die Eröffnung eines Hauptverfahrens gegen RDL, doch das Stuttgarter Oberlandesgericht erzwang sie. Eine Woche vor Pfingsten haben wir den CC mit einem Communiqué und in der Süddeutschen angegriffen. In Berlin haben die „Juden in der AfD“ eine rechtsradikale Veranstaltung organisiert. Der WSC wurde mit Farbe angegriffen. Gianluca Bruno wurde im Fretterode-Prozess zu einer milden Bewährungsstrafe verurteilt. Die Tagungsunterlagen des CC wurden geleakt, denn nur, wenn wir unsere Feinde ausreichend gut kennen, können wir angemessen hart zuschlagen. Einen Tag vor dem „Pfingstkongress“ haben wir drei weitere Communiqués zu den Themen Skalpierungen, Nazibengel und Korruption veröffentlicht, woraufhin Hans Schollmeyer nach 51 Jahren als „Kongressbeauftragter“ abgesetzt wurde. Am Pfingstmontag wurde das CC-Denkmal eingesaut und ein CC-Auto abgefackelt. Es gab bundesweite Razzien bei der „Letzten Generation“. Es gab Festnahmen von Nazis der „Patriotische Union“. In Erlangen wurde ein Antifavortrag von Nazis verhindert. In Dresden wurde Lina und GenossInnen zu langen Haftstrafen verurteilt.
Juni
Es gab eine Razzia bei der „Wiener Albia“. Es gab eine Razzia bei einem Linken in Stuttgart. In Belgien endete der Prozess gegen 18 Korporierte nach einem rassistischen Mord mit milden Strafen. Die FAZ deckte den Missbrauchsskandal um den ehemaligen CV-Bundesseelsorger Edmund Dillinger auf. Die NPD hat sich in „Die Heimat“ umbenannt. In Frankfurt gab es Protest und Widerstand gegen den Festakt der ADB und des CDA in der Paulskirche. In Freiburg feierten Christenfundis. Peter Strumpler wurde wegen Beihilfe zum Mord an Samuel Yeboah verhaftet. Der durchgeknallte AfDler Udo Stein wurde durchsucht. die „Arminia Leipzig“ wurde als neue DB-Vorsitzende gewählt, was kurze Zeit später mit einem Anschlag sanktioniert wurde. Im Münchner Parlament wurden zwei „Danuben“ mit „White Power“-Zeichen fotografiert. In Cuxhaven wurde Berliner SchülerInnen aus rassistischen Gründen angegriffen. Der „Reichsbürger“-Filmer Niclas Dreier wohnt in Freiburg. In Frankreich gab es Razzien gegen das Umweltnetzwerk „Soulèvements de la terre“. Der Freiburger CSD war, ist und bleibt antifaschistisch. Wir haben ein Communiqué zur „Heidelberger Normannia“ in der DB veröffentlicht. Es gab Razzien gegen Antifas im Rems-Murr-Kreis.
Juli
In Frankreich wurde der Jugendliche Nahel Merzouk von der Polizei erschossen, was zu Aufständen führte. Der CC-Übergabekommers wurde abgesagt, doch die „Berliner Thuringia“ wurde dennoch „Präsidierende“. In Freiburg gibt es eine rassistische Buddhismus-Sekte. Die DB-Verbandstagung in Südtirol wurde abgesagt. Wir haben ein Résumé der Kampagnen gegen die Korporierten gezogen. Die AfD machte einen Schiffsausflug auf dem Rhein. In Graz wurde der FPÖler, „Grazer Germane“, „Bayreuther Thessale“ und Crystal Meth-Kocher Walter Kassegger erwischt und gedeckt. Wir haben ein Communiqué zur „DB-Verbandstagung“ in Südtirol veröffentlicht. „Pauke“ ist bis nach Walhalla geradelt. Wir haben Dokumente zum AfD-Bundesparteitag geleakt. Es gab weitere Repression nach dem AfD-Landesparteitag in Offenburg im März. Der CC wurde im bayerischen Wahlkampf von den Grünen angegriffen. Es gab einen Naziüberfall in Sebnitz. In Raguhn-Jeßnitz wurde der erste AfD-Bürgermeister Deutschlands gewählt.
August
In Freiburg wurden Linke durchsucht, denen die Erstellung des linksunten-Archivs vorgeworfen wird. Vor der Landtagswahl wurden die Adressen der KandidatInnen der AfD Hessen veröffentlicht. Im Freiburger Vauban haben sich „Reichsbürger“ getroffen. Schwedische Antifas haben die internationalen Kundendaten des Naziwebshops greenpilled.com veröffentlicht. Es gab Videoüberwachung in Leipzig. Die RDL-Razzien wurden vom Landgericht Karlsruhe für rechtswidrig erklärt, was das Oberlandesgericht Stuttgart im November wieder aufhob. In Freiburg wurde Thomas Meyer-Falk nach 27 Jahren Knast entlassen. Es gab länderübergreifende Razzien bei „Identitären“.
September
Das BASC wurde gegründet. Beim Zoll ist ein Nazispitzel aufgeflogen. Der Nazi Tommy Frenck wurde wegen Steuerhinterziehung angeklagt. In UK wurde mal wieder ein Fall von sexuellem Missbrauch durch einen Bullenspitzel bekannt. In Stuttgart wurde der IB-Nazi Michael Seibold geoutet. Die CSU machte mit einer Razzia bei den „Würzburger Teutonen“ Wahlkampf. Die DB-Verbandstagung fand unter konspirativen Bedingungen in Südtirol statt. In Köln fand der reaktionäre „Marsch für das Leben“ statt. Die Hammerskins wurden verboten. Es gab Razzien gegen Linke in Leipzig. Die Artgemeinschaft wurde verboten. Während des Stuttgarter Prozesses gegen die Gruppe Somogyi ist Marcel Wiedecke gestorben. Das BKA startete eine deutschlandweite Öffentlichkeitsfahndung gegen einen Antifa.
Oktober
Die Badische hetzte. Das Bundesarchiv kündigte den Naziburschen ihre Archivräume. In Feldberg gab es einen rassistischen Anschlag. Die Karlsruher Staatsanwaltschaft hat ein MacBook rausgerückt, das sie nicht entschlüsseln konnten. Die Predator Files wurden veröffentlicht. Der anarchistische Evagelismos Squat in Heraklion auf Kreta wurde geräumt. Das Oberlandesgericht verurteilte Peter Schlappal wegen des Mordes an Samuel Yeboah. Es gab Razzien bei den „Vereinten Patrioten“. In Nürnberg gab es skandalöse Razzien bei Linken. Der AfD-Nazi Jens Maier wurde in den Richterruhestand versetzt. In Frankfurt wurden Naziumstürzler zu Haftstrafen verurteilt. Der CC hat uns ein Loblied gesungen. Der Schwurblernazi Meinrad Spitz hat eine NS-Dokuveranstaltung gestört. Es gab Razzien bei Musiknazis. Der AfDler Daniel Halemba war flüchtig und wurde verhaftet.
November
Als Reaktion auf den Brandanschlag im April geriet die „Germania Gießen“ in den Recherchefokus. Der Nazi Kilian Demant hat erfolglos gegen Google geklagt. Es gab Razzien wegen einer Antifademo in Gera. Die „Regensburger Suevia“ wurde nächste ADB-Vorsitzende. Das „Dattler“ hat Mandic’ Nazikanzlei rausgeschmissen. Ingo Kramer wurde zu fast 15 Jahren Haft verurteilt. Der bereits in U-Haft sitzende „Reichsbürger“ Rüdiger von Pescatore geriet noch weiter in Verdacht, allerdings bisher nur, geheime Waffenlager angelegt zu haben. Die AfD Thüringen hat die Presse angegriffen. In Wemding trafen sich „Reichsbürger“. Der österreichische Nazirapper Manuel Eder sitzt im Knast. Peter Strumpler wurde als Mordhelfer angeklagt. Es gab Razzien gegen „Reichsbürger“. Völkische in Niederbayern wurden im November und Dezember untersucht. Die „Hamburger Germanen“ erlitten Schiffbruch. Die Soligruppe „Wir sind alle linksunten“ hat einen Spendenaufruf gegen die Repression veröffentlicht. Es gab Razzien bei den „Knockout 51“-Nazis. Die „Gruppe Somogyi“ wurde verurteilt.
Dezember
Burschen und JA waren zum Abtrauern auf dem Freiburger Hauptfriedhof. Schwedische Antifas haben die internationalen Kundendaten des Naziwebshops midgaardshop.com veröffentlicht. Es wurde veröffentlicht, dass es einen Nazimordversuch in Reutlingen gab. Jeremy Fragrance stank. Das Missbrauchskartell harrt der Aufdeckung. Es gab weitere Verhaftungen bei den „Knockout 51“-Nazis. In Pirna wurde der erste AfD-Oberbürgermeister Deutschlands gewählt. Die „Würzburger Teutonen“ wurden vom Geheimdienst überwacht. Der Autoanschlag von Henstedt-Ulzburg wurde entpolitisiert. Der „Kampf der Nibelungen“ wurde untersucht. Die Repression gegen Kirchenbrandstifter war dieses Jahr extrem. Der „Reichsbürger“ Manfred Jenne wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. Es gab Repression in Frankreich. Silvester wurde zur JVA Bruchsal mobilisiert, wo Jo wegen des Angriffs auf die Wasennazis eine viereinhalbjährige Knaststrafe absitzt: „Nach ersten Informationen blieb alles weitgehend ruhig.“