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Mittwoch, 01.10.2025
Die Antifaschistische Initiative Heidelberg hat im August nicht zum ersten Mal auf das Nazi-Tattoostudio „PikAss“ hingewiesen. Nach dem Hinweis der AIHD wurde die Tattoo-Crew vom Electric Horizon Festival ausgeladen und es gab Presseberichterstattung. Betrieben werden die beiden Studios im Wieslocher Eichelweg 9/1 und der Ketscher Böttgerstraße 12 im Heidelberger Umland von zwei altbekannten „Hammerskin“-Nazis: Marco Berlinghof und Wolfgang Benkesser.
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Donnerstag, 02.10.2025
Am 1. Oktober hat sich der Nürnberger Antifaschist Zaid in Paris der Polizei gestellt. Zaid wird von den ungarischen Behörden beschuldigt, an Angriffen auf Nazis in Budapest 2023 beteiligt gewesen zu sein. Da Zaid syrischer Staatsbürger ist, sehen sich die deutschen Behörden nicht wie bei den anderen Angeklagten für die Verfolgung möglicher Straftaten in Ungarn zuständig. Deshalb drohte Zaid, der im Juni zusätzlich einem Anwerbeversuch des Verfassungsschutzes ausgesetzt war, die Auslieferung von Deutschland nach Ungarn. In Frankreich hatten die Gerichte im Fall von Gino entschieden, ihn trotz albanischer Staatsbürgerschaft nicht nach Ungarn auszuliefern, da dort für Antifas kein rechtsstaatliches Verfahren zu erwarten ist. In einer ersten Prüfung entschieden die französischen Behörden heute, dass Zaid bis zu einer Entscheidung der zuständigen Gerichte über eine Auslieferung unter Meldeauflagen haftverschont wird.
Presse: ND | taz -
Freitag, 03.10.2025
Das Recherchekollektiv Stadt, Land, Volk hat einen ausführlichen Recherchetext gegen die mittlerweile abgesagte „Studentenhistorikertagung“ des „Arbeitskreises der Studentenhistoriker“ (AKSt) vom 17. bis 19. Oktober 2025 in Marburg veröffentlicht. Ein informativer Text mit Details zu den vielen Referenten und wenigen Referentinnen, aber: sprichwörtlich mit Kanonen auf Spatzen geschossen.
Konnte doch niemand ahnen, dass die Korporierten nach ein bisschen Drohnenüberwachung, einem verhinderten Festakt, einem peinlichen Leak, ein paar Farbanschlägen und der Androhung einer wilden Mützenjagd schon aufgeben würden. Nächstes Jahr soll die „86. Studentenhistorikertagung 2026“ übrigens in Tübingen stattfinden, ausgerechnet.
In dem Marburger Recherchetext wird die Rolle von „Studentenhistorikern“ analysiert, also Korporierten, die an der Geschichte von Studentenverbindungen interessiert sind. Einerseits wird ihre einende Wirkung betont (die zuletzt allerdings zunehmend erodiert), andererseits ihre Verbreitung von Geschichtslügen. Denn Korporierte waren nur selten Opfer, aber fast immer Täter.
Schwächstes Glied war dieses Jahr das „Corps Hasso-Nassovia Marburg“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV), welches irgendwann die AfD-Referenten der „Deutschen Burschenschaft“ (DB) als Problem erkannte. Jenes Corps (sprich: „Koor“, wie Chor, ohne „p“ und ohne „s“) hatte möglicherweise einmal in ferner Vergangenheit erwogen, sein Haus am 19. Oktober 2025 um 11 Uhr dem Kreisgeschäftsführer des CDU-Kreisverbands Weimar, Arndt Hobrecker, geboren am 19.07.1960 in Hamm/Westfalen, verheiratet, zwei Kinder, studierte Rechtswissenschaften in Marburg, Lausanne, Freiburg und Göttingen, rezipiert 1979 und seit 2014 Vorsitzender des Vereins Alter Hessen-Nassauer e.V., für einen Vortrag im Rahmen der „Studentenhistorikertagung“ zur Verfügung zu stellen.
Der „Alte Herr“ wollte mit dem Thema „Marburger Unirektoren und ihre Verbindungen“ nach eigenen Angaben bereits jetzt einen „Beitrag zum Jubiläum 500 Jahre Philipps-Universität“ leisten, welches die Marburger Uni 2027 feiern wird. Nur wären wohl weder die korporierten Seilschaften noch die Vertuschung der Verantwortung korporierter Eliten für die Verbrechen des Nationalsozialismus bei der Tagung der Erben der Täter zur Sprache gekommen. Aber gelebt worden wäre wohl beides.
Jedenfalls zog das „Corps Hasso-Nassovia Marburg“ feige die Reißleine, als es seiner Gastrolle in einer Episode der 2025er-Antifakampagne gegen den „Coburger Convent“ (CC) gewahr wurde. Im näheren Kontakt mit dem KSCV zeichnet sich somit ein Muster ab: Mut suchst du besser anderswo, dafür ziehen sie das mit der Ehre nicht so durch. Dem CC nicht unähnlich. -
Samstag, 04.10.2025
Die AfD plant mal wieder einen samstäglichen Konvent in ihrer Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Am 11. Oktober 2025 soll der „42. Konvent des Bundesverbands der Alternative für Deutschland“ von 11 bis 17 Uhr im Eichhorster Weg 80 in Berlin-Wittenau stattfinden.
Auf dem Konvent soll der Haushalt des AfD-Bundesverbands in Höhe von fast 17 Millionen Euro beschlossen werden: „Der Konvent möge auf Antrag des Bundesvorstands gemäß § 2 der Geschäftsordnung des Konvents und gemäß § 17 Abs. 1 S. 1 und 2 Finanz- und Beitragsordnung den Haushaltsplan des Bundesverbandes der Alternative für Deutschland für das Kalenderjahr 2025 im Gesamtumfang von 16.827.080,00 EUR beschließen.“
Alleine an Spendeneinnahmen nur für den Bundesverband sind im Haushaltsjahr 2025 viereinhalb Millionen und aus Erbschaften nochmal mehr als zwei Millionen vorgesehen. Die staatlichen Zuschüsse betragen weitere knapp viereinhalb Millionen Euro. Die Ausgabenliste liest sich wie die Inventarliste eines steuer- und spendenfinanzierten Selbstbedienungsladens, hier ist Prahlhans Küchenmeister. Mehr als drei Millionen wird alleine für Personal ausgegeben, die AfD ist eine Funktionärspartei wie alle anderen.
Entsprechend liest sich der Antrag des Bundesvorstands, der eine Klitzekleinigkeit in der Reisekostenordnung des AfD-Bundesverbandes streichen möchte, nämlich: „für angestellte bzw. hauptberufliche Mitarbeiter der Partei“. Fiele diese Einschränkung weg, könnten alle AfD-Mitglieder von „§ 3 Erstattungsfähige Reisekosten“ profitieren. Bisher konnten einfache Mitglieder „nur“ „Fahrtkosten“ und „Übernachtungskosten (im Bedarfsfall mit Frühstück)“ als Reisekosten geltend machen. Nun sollen auch „Verpflegungsmehraufwendungen im Rahmen der steuerlichen Höchstsätze“ und „Reisenebenkosten“ übernommen werden, die Nazihetze muss sich ja schließlich auch individuell wirtschaftlich lohnen.
Ganz ähnlich sieht das der bayerische AfD-Landesverband, der gerne mal wieder in einem schönen Hotel tagen würde statt in einem Berliner Außenbezirk. Er beantragt deshalb „die Versammlungen des Bundeskonvents künftig wieder abwechselnd in den verschiedenen Bundesländern stattfinden“ zu lassen:
„Der Bundeskonvent mit seinen Mitgliedern aller Bundesländer repräsentiert die Basis unserer Partei. Der Sinn eines Konvents sollte neben den Entscheidungen auf den Versammlungen auch die Vernetzung und der Austausch unter den einzelnen Landesverbänden sein. Seitdem der Bundeskonvent (ab 04.2024) ausschließlich in der BGS in Berlin abgehalten wird, ist dieser Austausch jedoch nur sehr eingeschränkt während der Versammlung möglich.“
Für die Landtagswahlen 2026 beantragen mehrere Landesverbände Darlehen in unterschiedlichen Höhen. Der Berliner AfD-Landesverband möchte 100.000 Euro für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 20. September 2026 bekommen. Für die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am gleichen Tag beantragt der dortige AfD-Landesverband 200.000 Euro. Und der baden-württembergische Landesverband stockt für die Landtagswahl am 8. März 2026 seinen bisherigen Darlehensantrag von 390.000 Euro auf eine halbe Million auf. Erklärtes Ziel der AfD BaWü: Der Rauswurf der FDP aus dem Stuttgarter Landtag. Der AfD-Landesvorsitzende Emil Sänze schreibt:
„Zudem eröffnet die aktuelle Lage die realistische Möglichkeit, bei der Landtagswahl 2026 die FDP unter die Fünf-Prozent-Hürde zu drücken. Gelingt dies, wäre das nicht nur ein historischer Einschnitt für die Parteienlandschaft in Baden-Württemberg, sondern auch ein bundespolitisches Fanal: Der Verlust weiterer parlamentarischer Präsenz in einem westdeutschen Kernland würde die ohnehin fragile Position der FDP im Bund existenziell schwächen – mit entsprechender Bedeutung für die bisherige Kräfteordnung.“ -
Sonntag, 05.10.2025
In Worpswede bei Bremen hat es in der Lagerhalle von Hannes Ostendorf gebrannt, dem Sänger der Naziband „Kategorie C“. In der Halle lagerten laut Polizeimeldung „diverse Merch-Gegenstände einer der rechten Szene zugehörigen Band“. Zum Brandanschlag schreibt die Polizei:
„Nach ersten Erkenntnissen beschädigten die Täter ein Fenster und legten auf bislang unbekannte Weise einen kleinen Brand in dem Objekt. Dadurch entstand in dem abgetrennten Raum eine starke Hitzeentwicklung, welche diesen beschädigte. Ein offenes Feuer hat es nach ersten Ermittlungen nicht gegeben.“
Im BekennerInnenschreiben, das mit „Freiheit für Hanna – Feuer für Hannes“ über- und mit „Ha Ho He – Antifa HB!“ unterschrieben ist, begründen die Antifas ihre Tat und betonen ihre reflektierte Anwendung von Gewalt:
„Hannes Ostendorf ist seit Jahrzehnten in rechten Lebenswelten in Deutschland und europaweit präsent. Er ist ein wichtiges Bindeglied zwischen strammen Neonazis (wie seinem schäbigen Bruder), saufenden Rechtsrockern und rechtsoffenen Hooligans.
Als Sänger von ,Kategorie C‘ liefert er nicht nur den Soundtrack für Gewaltexzesse und rassistische Übergriffe (z.B. HoGeSa), sondern leistet einen maßgeblichen Beitrag zur Finanzierung rechter Strukturen und Agitationen rechter Jugendlicher (Demo Berlin).
Eben weil Hannes kein Unbekannter ist, hat es im kleinen Worpswede für Schlagzeilen gesorgt, als sein Lager/Büro auftauchte. Lokale zivilgesellschaftliche Antifaschist*innen appellierten schon im Sommer an die Gemeindeverwaltung, tätig zu werden. Konsequenzen blieben wenig überraschend aus. Das soll hier nicht abwertend gemeint sein – wir brauchen zivilgesellschftliche Antifas genauso wie militante. Mit solidarischer Bezugnahme untereinander und einer zumindest kritischen Haltung gegnüber dem staatstragenden ,Antifaschismus‘.
Daher entschlossen wir uns, in den Räumlichkeiten, in denen unter anderem ,Kategogie C‘-Merch gelagert wird, Feuer zu legen. Unser Ziel dabei war, bewusst nur einen Sachschaden anzurichten und keine Personen in Gefahr zu bringen.
Ganz im Gegensatz zu Hannes selbst, der am 03.10.1991 mit seiner damaligen Nazibande ,Penny Crew‘ einen rassistischen Anschlag auf ein bewohntes Haus verübte. Nicht nur diese Tat entlarvt das von ihm selbst erzählte Märchen von ,Fußball ist Fußball und Politik bleibt Politik‘ und ihm selbst als harmlosen Musiker und Fußballfan, der angeblich zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt wird.
Das unterscheidet auch unsere antifaschistische Gewalt von der der Nazis. Hannes wollte Menschen töten – und zwar Migrant*innen, Queere, Hippies, Obdachlose und Linke. Es gehört zu seiner faschistischen Ideologie, jede Art von Leben zu vernichten, die nicht seinen Vorstellungen entspricht. Wir hingegen wollten Hannes’ Geschäften wirtschaftlichen Schaden zufügen und ihn wenigstens zeitweise daran hindern, seinen Nazi-Kram zu machen.
Antifaschist*innen wollten ihrer Ideologie nach erstmal niemanden töten. Politische Feindschaft kann sich natürlich in physischen oder militanten Auseinandersetzungen zuspitzen, doch dass Linke als erklärtes Ziel morden, gibt es in diesem Land seit Jahrzehnten nicht mehr.
Umso unverschämter, dass dieser Vorwurf so inflationär von Bullen und Staatsanwält*innen genutzt wird, um Menschen wie Hanna hinter Gitter zu bringen. Bei Prozessen wie dem Antifa-Ost Verfahren und dem Budapest-Komplex zeigt der Staat noch mal allen, die es nicht glauben können, auf welcher Seite er steht.
Als Hinweis für Staatanwaltschaft und Bullen: Wenn wir doch mal versuchen sollten, jemanden umzubringen, werdet ihr es an den Schusswaffen erkennen.“ -
Montag, 06.10.2025
Der SWR berichtet über den Nazifotografen Julian Lietz und den Naziordner Luis Fein bei einer Veranstaltung des AfD-Landtagsabgeordneten Joachim Paul von den „Bonner Raczeks“ am 5. September in Stockum-Püschen im Westerwald:
„Einer dieser Männer mit gelbem ,Ordner‘-Band ist besonders auffällig: Er trägt einen Pullover mit der Aufschrift ,The white Race‘ [...] In der Vergangenheit veröffentlichte er unter anderem ein Foto, das ihn in einem Shirt mit dem Aufdruck ,Blood and Honour‘ und einem SS-Totenkopf zeigt. [...] Unter dem geposteten Bildmaterial des Mannes befinden sich zudem Symboliken der als rechtsextremistisch eingestuften Partei ,Der Dritte Weg‘ sowie so genannte Memes mit Bezügen zur NS-Zeit - etwa ein Bild, das Adolf Hitler schlafend in einer Hängematte zeigt. In einem weiteren Meme fordert ein Wehrmachtssoldat einen Anhänger der LGBTQ-Bewegung, die in rechtsextremen Kreisen als Feindbild gilt, dazu auf, Gas einzuatmen.“
Der SWR hat Fotos von Demos analysiert, dem Verein „Demokratie, Menschenrechte, Offenheit und Solidarität“. Zu dem Anti-Antifa-Fotografen Julian Lietz schreibt Demos, dass er „im Westerwald seit 2016 im Kontext der extremen Rechten bekannt [ist]. Dort demonstrierte er auf den Kundgebungen der asylfeindlichen Gruppe ,Bekenntnis zu Deutschland‘ und trug dabei ein Motto-Shirt des III.Weg mit revisionistischem Bezug zum ersten Mai als ,Tag der Arbeit‘. Ebenso 2016 trug er das Frontbanner bei einer Demonstration des III. Weg in Bad Marienberg. 2017 beteiligte er sich an einem Infostand der Partei in Hachenburg.“ -
Dienstag, 07.10.2025
Der deutsche Spiegel und der österreichische Standard untersuchen in einer fünfteiligen Podcast-Serie „Die Macht der Burschenschaften“:
Fuchs | Auf der Bude | Arierparagraf | Alter Herr | Höhenflug
Anhand des Lebens des Nationalratspräsidenten Walter Rosenkranz wird der Werdegang eines (österreichischen) „Burschenschafters“ in der „Freiheitlichen Partei Österreichs“ (FPÖ) nachgezeichnet. Rosenkranz ist „Alter Herr“ der Schülerverbindung „Jungmannschaft Kremser Mittelschüler Rugia“ im „Österreichischen Pennäler Ring“ (ÖPR) und der „Wiener akademischen Burschenschaft Libertas“ in der „Deutschen Burschenschaft“ (DB). Rosenkranz ging kürzlich sein langjähriger Büroleiter verlustig.
Beim Blick auf die Geschichte der DB werden die Vorläuferorganisationen der heutigen „Burschenschaften“ während der Zeit des NS thematisiert, die „Kameradschaften“ im „Nationalsozialistischen deutschen Studentenbund“ (NSDStB). Wir haben kürzlich in einem Communiqué für den Dachverband der „Turnerschaften“ und „Landsmannschaften“, den „Coburger Convent“ (CC), den Nachweis erbracht, dass mehr als 96% der heutigen CC-Mitgliedsbünde von NS-Kameradschaften abstammen. Die „Corps“ des „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV) kommen in dem Podcast auch vor, bei denen ist das ähnlich.
Die im Podcast erzählte Neueste Geschichte der „Deutschen Burschenschaft“ ist allerdings lückenhaft. So fehlt insbesondere der gescheiterte Parteigründungsversuch der DB nach Vorbild der FPÖ zur Bundestagswahl 2013 (lange) vor ihrer Unterwanderung der „Alternative für Deutschland“ (AfD). Aber auch dann bleiben noch einige Fragen offen, darunter: Wieso hat denn die DB ihre Partei nicht gegründet? Weshalb hat sich die DB gespalten? Wie wurde der CDA zerschlagen? Woher kamen eigentlich die ganzen Dokumente? Waren da noch mehr? Warum haben die sich damals überhaupt so garstig gestritten? -
Mittwoch, 08.10.2025
Die True Crime-Serie Zeit Verbrechen hat einen Podcast zum Mord im Hotzenwald an Weihnachten 2023 veröffentlicht. Damals ermordete der Nazi, fundamentalistische Christ und Jäger Patrick Eichelberg mutmaßlich zusammen mit einem seiner Söhne den Geflüchteten Mahdi Bin Nasr im südbadischen Rickenbach.
Der Täter wurde wegen minderwertiger Polizeiarbeit nach einem empörenden Deal durch ein ignorantes Gericht in einem skandalösen Prozess lediglich wegen Totschlags zu weniger als sieben Jahren Haft verurteilt.
Sein Sohn wurde nicht einmal angeklagt, obwohl beide gemeinsam das Familienfest verließen, um mit einer illegalen Nazipistole den wehrlosen Muslim zu erschießen. Wer geschossen hat, wurde nie ermittelt.
Der Podcast beruht auf einer Recherche für einen Artikel von Zeit Online (Archiv). Zuerst berichteten die Lokalzeitungen. -
Mittwoch, 08.10.2025
Die beiden linken Gruppen Rassismus tötet! und alea Leipzig organisieren am 25. Oktober 2025 um 14 Uhr eine Demonstration für die Erinnerung an alle Opfer faschistischer Gewalt. Treffpunkt ist die Karl-Liebknecht-Straße, Ecke Schletterstraße unweit der Straßenbahnhaltestelle „Hohe Straße“. Die „Gedenken erkämpfen“-Demonstration findet im Rahmen der Antifa-Wochen vom 11. bis 27. Oktober statt, Anlass ist der 15. Todestag von Kamal K., der am 24. Oktober 2010 in Leipzig von mehreren Neonazis ermordet wurde:
„Während wir in Leipzig von zehn Todesopfern rechter Gewalt und einem weiteren Verdachtsfall ausgehen, erkennt der deutsche Staat nur Kamal K., Achmed B., Nuno L. und Thomas K. als solche an. In Deutschland sind es oftmals die Hinterbliebenen, die um die Anerkennung ihrer ermordeten Angehörigen und gegen das Vergessen kämpfen. Ohne ihre unerbittliche Arbeit – das beharrliche Erinnern, das Sammeln von Beweisen, das öffentliche Sichtbarmachen der Taten – wären viele dieser Morde längst im Dunkeln der Geschichte verschwunden.
Der gesellschaftliche und staatliche Unwille zur Auseinandersetzung und Aufarbeitung zeigt sich auch in der Art, der Opfer zu gedenken. Während die Stadt Leipzig jährlich Kränze zum sogenannten Volkstrauertag niederlegt, fanden die Opfer rechter Gewalt selten Eingang ins städtische Bild. Lange gab es keine Tafeln oder anderweitige Gestaltung von Gedenkorten, um ihrer zu erinnern. Die heute an den Tatorten vorzufindenden Denkmäler entstanden durch Initiative von Betroffenen und Hinterbliebenen, wurden von solidarischen Menschen unterstützt und mussten oft staatlichen Institutionen abgerungen werden.“ -
Donnerstag, 09.10.2025
Die AfD-Bundestagsfraktion hat Philipp Roensch gefeuert, ihren „Koordinator Sicherheit“ vom Bodensee. Die Entlassung erfolgte, nachdem Roenschs Verurteilung unter anderem wegen rassistischer Bedrohung Geflüchteter nicht nur bekannt wurde, sondern auch konkrete Konsequenzen in Form verweigerter Hausausweise für den Deutschen Bundestag hatte.
t-online schreibt: „Nach ,Bild‘-Informationen fanden Polizisten auf R.s Handy später mehrere Inhalte mit Bezug zu Adolf Hitler und den Nazis. Er soll Bilder mit ,volksverhetzenden Inhalten‘ geteilt haben – in einer Chatgruppe namens ,1888‘. [...] Außerdem soll er mehrere Witze über die Vergasung der Juden während des Holocausts geteilt haben.“
Presse: Spiegel | t-online | BILD | n-tv | taz | Schwäbische | Südkurier -
Donnerstag, 09.10.2025
Nach der überraschend frühen Absage der „85. deutsche Studentenhistorikertagung“ des „Arbeitskreises der Studentenhistoriker“ (AKSt) wird die geplante Gegendemonstration einfach trotzdem stattfinden. Treffpunkt ist am Freitag, 17. Oktober 2025, um 18 Uhr auf dem Firmaneiplatz neben der Elisabeth-Kirche: Bringt gute Laune mit und zeigt den Burschis euer Siegeslächeln!
Aus dem Aufruf: „Zum Auftakt des Aktionswochenendes hatten wir am Freitagabend eine Demo geplant. Auch wenn sich die TagungsteilnehmerInnen nicht nach Marburg trauen, werden wir trotzdem auf die Straße gehen! Gründe für eine antifaschistische Demo gibt es mehr als genug. Denn trotz dieser Erfolge sehen wir uns aktuell einer beispiellosen globalen Anti-Antifakampagne ausgesetzt.
Seien es die sogenannten ,Antifa-Verbote‘ in den USA, den Niederlanden und Ungarn oder die ungeprüfte Übernahme eines Fake-Bekennerschreiben zu Bombendrohungen auf dem Oktoberfest in München seitens vieler Medienhäuser vor wenigen Tagen. Die Globale Rechte und Teile der sogenannten ,bürgerlichen Mitte‘ machen aktuell mobil gegen Antifaschismus. Dies lassen wir uns nicht gefallen! Antifaschismus ist und bleibt notwendig. Die Absage der Studentenhistorikertagung zeigt, dass Antifa der einzige effektive Weg ist, rechte Umtriebe zu bekämpfen.
Verbindungen und Burschenschaften in Marburg müssen wir als Ausbildungsort für rechten Nachwuchs und als Hort extrem rechter Ideologien verstehen. Sie stellen aufgrund ihrer Infrastruktur und Organisationsform mitunter eine Grundlage für die autoritäre Formierung der Gesellschaft dar. Ihre Verstrickungen reichen in die gesamte europäische Rechte und ihre Mitglieder fungieren als Geldgeber verschiedenster menschenfeindlicher Netzwerke. Dies muss weiterhin antifaschistisch bekämpft werden.“ -
Freitag, 10.10.2025
Antifas haben unter der Domain okstupid.lol ihre 1,7 GB Datenbeute der internationalen Naziflirtseite WhiteDate.net veröffentlicht: als Kartoffelkarte, als Suchseite und zum Download. Die Nazis wurden dabei zu Versuchsopfern in einem zutiefst unethischen Flirtexperiment: sie wurden monatelang von KI-Bots getrollt, von perfekten Tradwifes. Zu den faschistischen Flirtopfern gehören auch Nazis wie Patrick Schröder alias „NoSurrender“. Seine denglische Liebeserklärung an das Naziportal ist einfach nur cringe: „Because you are the only exclusive website. its much more difficult to find someone in mainstream-portals, but its also not impossible.“
Zeit Online (Archiv) hat einen Rechercheartikel zu dem rechtsradikalen Liebesdesaster veröffentlicht:
„Fast 8.000 Menschen aus der ganzen Welt suchen auf diesem Parship für Rechtsextreme nach der Liebe. Die Informationen stammen aus einem Leak, das der ZEIT vorliegt. Nach Prüfung und Auswertung dieser Daten geben aktuell 684 Mitglieder an, aus Deutschland zu stammen. Unter ihnen sind AfD-Politiker, Abtreibungsgegner, Neonazis und die Bewohnerin eines Bauernhofs der rechtsesoterischen Anastasia-Bewegung.
Der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen berichtete bereits 2019 über das Datingportal und ordnete es als ,Extremismus im digitalen Raum‘ ein. Das war zwei Jahre nach der Gründung der Webseite. Seitdem steht das Angebot illegalerweise ohne Impressum im Netz und wird über eine Firma in Paris betrieben. Recherchen der ZEIT haben ergeben, dass die Betreiberin eine Deutsche ist, die in der Nähe von Kiel lebt.
Ihr Name ist Christiane H., sie stammt aus Schleswig-Holstein und tritt unter dem Pseudonym ,Liv Heide‘ in rechtsextremen Szenemedien auf. Die 57-Jährige wähnte sich 2022 in einem YouTube-Interview mit einem Neonazi im ,Rassenkrieg‘ und hält Kontakte in die Neonazi- und Holocaustleugnerszene – und zur völkischen Sekte der Ludendorffer. Auf Anfrage der ZEIT wollte sich Gründerin H. nicht äußern.“
In einem YouTube-Video begründet eine antifaschistische Journalistin das Experiment und outet „the woman running it all“: Christiane Horn alias „Nordfrau“ aus der Klausdorfer Straße 165 in 24161 Altenholz. „Because Liv isn’t just your average Pinterest Nazi with an obsession for nordic runes and fertile wombs. She’s trying to build a full-blown fascist white supremacy network disguised as a dating app.“ -
Samstag, 11.10.2025
Von allen Nadelstreifennazis in Deutschland gibt es einen, den nahezu alle, über sämtliche politischen Grenzen hinweg, für den größten anzunehmenden Kotzbrocken halten: Hans-Georg Maaßen. Als Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) war er antidemokratischer Linkenfresser. Als oberster BfVler geschasst, verlor er für die CDU bei der Bundestagswahl 2021 Suhl an die SPD.
Anschließend wurde Maaßen Anfang 2023 Bundesvorsitzender der rechtsradikalen „WerteUnion“, damals noch ein Verein, was die CDU mit einem erfolglosen Parteiausschlussverfahren quittierte. Zum Dank verließ Maaßen die CDU und gründete Anfang 2024 die „WerteUnion“ als Partei – mit ihm als Parteivorsitzenden, versteht sich – und wurde dafür wiederum von seinem alten Amt beobachtet.
Die mit Maaßens Person auf Gedeih und Verderb verknüpfte „WerteUnion“ scheiterte bei allen Wahlen, „Kleinstpartei“ ist noch geschmeichelt. Nun ist Maaßen nach langem, schwerem Machtkampf aus der Partei ausgetreten und nahezu der gesamte Vorstand folgte ihm in die vollkommene Bedeutungslosigkeit.
Zurück bleiben so sympathische Ex-AfDler wie Jörg Meuthen und Dirk Spaniel und Ex-CDUler wie Alexander Mitsch und Sylvia Pantel. Das war schon immer so: Was der kleine Hans-Georg nicht kontrollieren kann, das muss er zerstören. -
Sonntag, 12.10.2025
Der nächste Landesparteitag der AfD Baden-Württemberg wird im Europasaal der Stadthalle von Hechingen am Fuße der Burg Hohenzollern stattfinden:
„Die AfD wird ihren Landesparteitag nicht am 8. und 9.11.2025 in der Stadthalle Museum durchführen. Die Stadthalle wird für die Durchführung des Parteitages stattdessen am 22. und 23.11.2025 vermietet“, ließ ein Sprecher der Stadt im Zollernalbkreis die dpa wissen. Die Stadt hatte zuvor in einem Rechtsstreit mit der AfD einem Vergleich zugestimmt.
Der letzte AfD-Landesparteitag fand am 31. Mai und 1. Juni 2025 in Heilbronn statt. Damals wurde Markus Frohnmaier zum AfD-Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl am 8. März 2026 gewählt. Rund 500 Menschen protestierten gegen den Naziparteitag, aufgerufen hatte ein breites linkes Bündnis. -
Montag, 13.10.2025
Erste ExilantInnen aus den USA sind in Europa eingetroffen. Bekanntester Geflüchteter nach dem Verbot „der Antifa“ ist derzeit wohl Professor Mark Bray von der Rutgers University in New Jersey. Nachdem er Morddrohungen erhalten hat, ist der Geschichtsprofessor und Antifa-Forscher am 9. Oktober mit seiner Familie nach Spanien geflohen. Bray wurde an einem ersten Ausreiseversuch gehindert, seine Flugreservierung wurde ohne Angabe von Gründen kurz vor Abflug storniert. Neben Antifa ist der Spanische Bürgerkrieg ein weiterer von Brays wissenschaftlichen Schwerpunkten. Er wird zukünftig Online-Vorlesungen aus Spanien halten, was ihm seine US-Universität ermöglicht. Mark Bray beteiligte sich 2011 wie David Graeber an der Occupy Wall Street-Bewegung, die vom FBI zerschlagen wurde.
Linke WissenschaftlerInnen fliehen vor rechtem Terror ins Ausland, es entstehen Exilgemeinschaften in den noch freien Ländern des Westens. In den USA gibt es täglich rassistische Hetzjagden auf Hispanics, erste Internierungslager werden errichtet. Die Armee wird zur Aufstandsbekämpfung im Inland eingesetzt, nur gibt es keinen Aufstand. Gerrymandering wird von einem Präsidenten zum eigenen Vorteil befohlen, der sich wie ein korrupter Autohändler geriert (und entsprechendes Ansehen genießt). Demokratische Oppositionelle wie der Gouverneur von Kalifornien, Gary Newsom, prognostizieren das Ende freier Wahlen 2028 und erlassen hilflos Gesetze auf Ebene der ohnehin blauen Bundesstaaten. Etwa „zur Eindämmung des Einflusses von Milliardären auf Wahlen und Schutz vor Wahlmanipulation“ als Reaktion auf Elon Musks demokratiezersetzende Wahlkampflotterien.
Mark Bray ist Autor des Buches „Antifa – The Anti-Fascist Handbook“ (PDF in English), das 2017 veröffentlicht wurde. Bray hat das Buch den Juden einer Stadt in der Woiwodschaft Podlachien gewidmet, ganz im Osten des heutigen Polens: „To the Jews of Knyszyn, Poland“. Vor der Vernichtung durch deutsche Nazis in Treblinka war rund die Hälfte der Bevölkerung jüdisch. Die Hälfte der Einnahmen aus Brays Buch gingen an „The International Anti-Fascist Defence Fund“. Der antifaschistische Rechtshilfefonds hat seine Aktivitäten mittlerweile eingestellt: „Im September 2025 erließ US-Präsident Donald Trump ein Dekret, in dem er ,Antifa‘ zur inländischen Terrororganisation erklärte. Um unsere Spender und Empfänger zu schützen, haben wir vorsorglich die Spendeninfrastruktur des Internationalen Antifaschistischen Verteidigungsfonds geschlossen. Wir prüfen derzeit Möglichkeiten, die Infrastruktur des Verteidigungsfonds in einem Land wiederherzustellen, das derzeit nicht von Faschisten regiert wird, und hoffen, in Kürze positive Neuigkeiten zu erhalten. Please stay tuned.“
Presse: Guardian 1 | Guardian 2 | New York Times | Wired | Spiegel | Tagesspiegel | Standard -
Dienstag, 14.10.2025
Der Spiegel (Archiv) und der Standard (Archiv) haben einen längeren Hintergrundartikel zu ihrem Burschenpodcast veröffentlicht, von dem mittlerweile alle Teile online frei zugänglich sind:
Fuchs | Auf der Bude | Arierparagraf | Alter Herr | Höhenflug
Selbstverständlich ist auch die Spaltung der „Deutschen Burschenschaft“ in den Jahren 2011 bis 2013 Thema: „Die Bonner Raczeks wollten damals die Mannheimer Hansea aus dem Verband ausschließen, weil diese ,ein chinesischstämmiges Mitglied‘ hatte. Und sie stellte einen weiteren Antrag zur Abstimmung, um die ,deutsche Abstammung‘ als Aufnahmekriterium für Mitglieder festzulegen.“
Der Standard nennt nun eine der damaligen Quellen des Spiegels. Damals, als „die Burschen“ über „die Antifa“ nur milde lächeln konnten: „Als die Autonome Antifa Freiburg und der Spiegel den Vorgang 2011 öffentlich machten, folgte ein Aufschrei weit über das Verbindungsmilieu hinaus. Unter dem Druck zog die Burschenschaft ihre Anträge wieder zurück. Intern schwelte der Konflikt weiter.“
Doch noch immer bleiben Fragen offen: Warum schwelte der Konflikt denn weiter? Waren das damals nicht die Liberalinskis, diese ganzen Leaks auf Indymedia linksunten? Wie ehrlos muss man eigentlich sein, um mit der Antifa zu kuscheln? Nicht besonders, wenn ihr uns fragt, aber werte Herren! An Eurer Sprache werdet Ihr Euch doch wohl erkennen? -
Mittwoch, 15.10.2025
Im bayerischen AfD-Landesverband herrschen Chaos und Zizanie, ja geradezu Anarchie. Die Augsburger Allgemeine berichtete am 13. Oktober über die Folgen der Amtsenthebung des Kreisvorstands Augsburger Land durch den Landesvorstand:
„Nun erhebt der Bezirksvorstand Bayern seinerseits massive Vorwürfe gegen den Landesvorstand. Am Freitag verschickte Christoph Maier, schwäbischer Bezirksvorsitzender, eine Stellungnahme zu den Vorgängen. Demnach entbehre die Amtsenthebung jeder rechtlichen Grundlage. ,Die Tatsache, dass der Landesvorstand einen Gebietsvorstand des Amtes entheben will, nur weil dieser nicht die vom Landesvorstand gewünschten Beschlüsse mit der Mehrheit seiner Mitglieder gefasst hat, stellt in der AfD eine noch nie dagewesene Entgleisung dar‘, teilt Maier mit. Ende März dieses Jahres habe der Landesvorstand einen Beschluss mitgeteilt, nachdem die Mitgliederaufnahme im Kreis Augsburg pausiert werden sollte. Anfang Oktober habe der Landesvorstand zudem die Aufnahme von 16 Personen aus dem Augsburger Land widersprochen und die Aufnahme so verhindert.“
Das hätte doch nicht sein müssen, findet zumindest der Augsburger AfD-Stadtrat Andreas Jurca: „Ich halte eine Neuwahl für eine elegantere Variante.“ Und „Rene Dierkes, Schriftführer im AfD-Landesvorstand berichtet, dass schon Anfang des Jahres zahlreiche Mitglieder des Kreisverbands Augsburg-Land Anträge auf einen außerordentlichen Parteitag und die Abwahl des Kreisvorstandes, ,bezogen vor allem auf Pascal Pfannes und Rainer Kraft‘, gestellt hätten. Dabei sei die erforderliche Zahl der Unterschriften für die Anträge erfüllt worden. Der Landesvorstand habe daraufhin mehrfach einen Kreisparteitag gefordert. Dass dieser nicht stattfand, sei einer ,der vielen Gründe für die Amtsenthebung des Kreisvorstands‘ gewesen. Nun hofft man, dass der für Anfang November anberaumte Kreisparteitag mit Neuwahlen wieder für Ruhe unter den ,verfeindeten Gruppierungen‘ sorgt.“
Scheinbar sind die bayerischen AfD-Mitglieder mit diesem Vorgehen nicht einverstanden. Zumindest berichtet die Süddeutsche Zeitung unter der Überschrift „Chaos-Tage in der bayerischen AfD“ über eine heftige innerparteiliche Fehde anderthalb Wochen vor dem Landesparteitag:
„In der bayerischen AfD brodelt es kurz vor dem anstehenden Landesparteitag. Mit einem Abwahlantrag fordern etliche Mitglieder – mehr als 500 Personen sollen dem Vernehmen nach schon online zugestimmt haben – die Abberufung eines Großteils des Landesvorstands und anschließende Neuwahlen. Unklar ist, ob der Antrag auf dem Parteitag am 25. Oktober im mittelfränkischen Greding tatsächlich behandelt wird. Dazu müsste einerseits zu Beginn des Treffens eine Mehrheit der anwesenden Mitglieder dafür stimmen. Andererseits gibt es parteiintern Bedenken, ob der Antrag rechtlich zulässig ist. Hinter den Kulissen herrschen gerade Chaos-Tage in der bayerischen AfD.“
Warum nur sind die ganzen AfD-Mitglieder in Bayern so unzufrieden? Der Vorwurf an den Landesvorstand ist so deutsch wie zutreffend: Inkompetenz. Ach und eine Kampagne zur Wahl am 8. März 2026 fehlt auch, wie die SZ aus einem Rundschreiben an die Mitglieder erfahren hat, „das von mehreren AfD-Bezirksverbänden gleichlautend an ihre Basis verschickt wurde“:
„Darin wird dem Vorstand ,Machtkalkül‘ vorgeworfen, die Spitze agiere gegenüber untergeordneten Gremien wie Bezirks- und Kreisverbänden nach Gutsherrenart, setze sogar auf üble Tricks, um innerparteiliche Kontrahenten zu diskreditieren. Von ,ständigem Zündeln‘ einer ,Clique‘ innerhalb des Vorstands ist in Parteikreisen die Rede. Dagegen blieben wichtige Aufgaben liegen, heißt es: Zur wichtigen Kommunalwahl im März 2026, bei der sich die AfD flächendeckend in Stadt- und Gemeinderäten etablieren will, gebe es keine bayernweite Kampagne und keine Unterstützung durch den Landesverband.“ -
Donnerstag, 16.10.2025
Die ehemalige Vorsitzende der 2011 verbotenen Naziknasthilfe „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ (HNG) Christa Goerth ist am 2. Oktober 2025 mit 89 Jahren in Neustrelitz gestorben. Geboren am 5. Februar 1936 steht sie als eine der letzten Vertreterinnen der „Erlebnisgeneration“ stereotypisch für die biologische Lösung im Kampf gegen den Faschismus: Oma war eine Täterin, aber nun ist Oma tot.
Im hessischen VS-Bericht von 1985 hieß es zu Goerth: „Die „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ zählt mit der FAP zu den zahlenmäßig bedeutendsten neonazistischen Organisationen. Nach dem Zulauf aus Kreisen der verbotenen ANS/NA und unter Führung von Christa Goerth hat sie derzeit etwa 200 eingetragene Mitglieder; ungefähr 100 weitere Personen sind ihr eng verbunden. Christa Goerth konnte ihre Position als Nachfolgerin des früheren Vorsitzenden Henry Beier festigen. Sie forcierte meist mit Hilfe von FAP-Angehörigen eine Kampagne mit der Forderung nach Freilassung von Michael Kühnen aus ,politischer Gefangenschaft‘. In Flugblättern und Aufklebern hieß es dazu: ,Freiheit für Michael Kühnen‘ oder ,Freiheit für alle NS-Kämpfer – Hände weg von Michael Kühnen‘. Einige führende HNG-Mitglieder übten Kritik an der Bevorzugung Kühnens und wiesen auf die möglichen Folgen einer nach außen hin erkennbaren Politisierung der HNG im Sinne der FAP.“
Laut taz von 1987 agitierte Christa Goerth damals aus Bielefeld. Laut Antifa Infoblatt nahm sie 1989 als HNG-Funktionärin am „Heßmarsch“ in Wunsiedel teil. Endstation Rechts blickte 2009 auf die HNG zurück: „Beier wurde im Februar 1984 als HNG-Vorsitzender abgewählt. Zu seiner Nachfolgerin wurde die ehemalige Aktivistin der von Michael Kühnen im Januar 1983 gegründeten ,Aktionsfront Nationale Sozialisten/Nationale Aktivisten‘ ANS/NA und politische Vertraute Kühnens, Christa Goerth, bestimmt. Das Amt des ,Schriftleiters‘ der ,Nachrichten der HNG‘ übernahm Christian Worch. Nach dem Tod Kühnens und dem Austritt Worchs aus der HNG legte Goerth Ende März 1991 ihr Amt nieder.“ -
Freitag, 17.10.2025
Das Antifakollektiv Völkische Verbindungen Kappen (VVK) hat eine längere Analyse der Folgen und Nichtfolgen der Veröffentlichung des Correctiv-Textes am 10.01.2024 zum Potsdam-Treffen am 25.11.2023 veröffentlicht. Der Titel: „Geheimplan für Deutschland – ein Trauerspiel“.
Ohne Frage waren die größten und auch wichtigsten Folgen des Correctiv-Textes die erfolgreichen Massenproteste von Januar bis März 2024. Aber der Fokus des VVK-Textes liegt auf Bayern. Denn hier spielt der Hauptakt der Naziverschwörung, nicht in Potsdam. Entsprechend traurig fällt die Bilanz aus: „Brandmauer nach Rechts? Ja bitte – aber nicht hier!“
Michael Zeilinger ist noch immer Gymnasiallehrer in Oberfranken. Obwohl er „Sturmvogel“-Führer war und „Raczek“ ist. Arndt Novak studiert weiter Rechtswissenschaften in Passau. Obwohl er IB-Funktionär war und „Danube“ ist. Ein Passauer Jura-Student wie der Nazibursche und als Tobias Lipski geborene Tobias Benecke. Wollte der nicht von der Leyen ermorden? Die antifaschistischen Recherchen vom Juli 2025 zur „Normannia Winterberg“ wurden bisher von beinahe allen ignoriert. Aber passt ja, dann haben später auch wieder fast alle nichts gewusst.
Eine andere Kritik an dem Correctiv-Text betrifft den Begriff „Remigration“, der in dem Text zwölfmal verwendet wurde. Hätte nicht auch einmal genügt? Der Euphemismus aus dem AfD- und FPÖ-Vorfeld wurde nach einem gescheiterten Versuch der Dämonisierung durch die Medien innerhalb kurzer Zeit von AfD und FPÖ aufgegriffen und zu dem Kampfbegriff gemacht, der er heute ist:
„Bei der vorgezogenen Bundestagswahl im März 2025, knapp 15 Monate nach der Correctiv-Recherche, fuhr die AfD bundesweit historisch hohe Wahlergebnisse ein. Im Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2025 ,Zeit für Deutschland‘ warb die Partei mit dem Konzept der ,Remigration‘.“
Ausführlich thematisiert der VVK-Text auch die aktuelle internationale Repression gegen Antifa-Strukturen: „Faschisten kriminalisieren und verbieten Antifaschismus. Das ist nicht überraschend. Überraschend und verstörend ist, wenn sich immer wieder konservative Milieus diesen Vorstößen anschließen. Und das in Regionen, wo ,die Antifa‘ das schärfste oder zumindest einzige noch verbleibende Schwert im Kampf gegen die extreme Rechte ist.“ -
Samstag, 18.10.2025
Die italienische Rechercheseite und Tageszeitung fanpage.it (Google-Übersetzung) aus Neapel hat einen Artikel zu den OrganisatorInnen des „Remigrationsgipfels“ der „Identitären Bewegung“ am 17. Mai 2025 bei Mailand veröffentlicht.
Eine deutsche IB-Delegation war trotz Ausreiseverboten zu dem Nazitreffen nach Gallarate in der Provinz Varese nordwestlich von Milano gereist. Anschließend wurden Ermittlungsverfahren gegen die IB-Nazis eingeleitet und am 24. Juni Razzien unter anderem in der Villa der „Münchner Burschenschaft Danubia“ in der „Deutschen Burschenschaft“ durchgeführt.
Wie Fanpage recherchiert hat, waren Nazikader aus ganz Europa anwesend: „die Deutschen von Alternative für Deutschland; die Portugiesen von Chega!, mittlerweile die drittgrößte politische Kraft des Landes; Vertreter der finnischen neofaschistischen Bewegung Sinimusta Liike, australische Aktivisten und führende Persönlichkeiten der US-amerikanischen Alt-Right.“
Virtuell zugeschaltet war der „New York Young Republican Club“: „Seit 2020 arbeitet der Club offiziell mit der Lega Giovani zusammen, eine Partnerschaft, die durch die Unterstützung von Davide Quadri, dem damaligen Direktor für Auswärtige Angelegenheiten und heutigen Internationalen Sekretär der Jugend der Lega, ermöglicht wurde, der auch bei der Veranstaltung anwesend war.“
Fanpage konnte unter anderem folgende Personen vor Ort identifizieren:
die US-Naziautoren Christopher Moore alias „F. Roger Devlin“ und Jared Taylor;
Cyan Quinn von dem Hochstaplerverein „White Papers Policy Institute“;
Jacky Eubanks, US-Republikanerin und ehemalige Funktionärin von Charlie Kirks christlicher Naziorganisation „Turning Point USA“;
die italienische Europaabgeordnete Isabella Tovaglieri von Matteo Salvinis Nazipartei „Lega Nord“;
der Österreicher Martin Sellner, der das Treffen initiierte;
aus den Niederlanden der gut vernetzte Naziterrorist Thomas Deveson;
die „Forum voor Democratie“-Nazis Frederik Jansen und Tom Russcher;
von der Schweizer „Jungen Tat“ die beiden Gründungsmitglieder Manuel Corchia und Tobias Lingg;
von der französischen „Nouvelle Droite“ dank Ausreiseverbot nur per Videokonferenz der französische Intellektuelle Renaud Camus, der sich die Theorie des „Großen Austauschs“ ausgedacht hat;
der ehemalige „Génération Identitaire“-Sprecher und „Identité-Libertés“-Kandidat Jérémie Piano;
Französisch-Flanderns ehemaliger „Identitären“-Chef und Betreiber der Nazikneipe „La Citadelle“ in Lille Aurélien Verhassel;
der „Génération Zemmour“-Präsident Hilaire Bouyé;
aus Großbritannien der „Homeland Party“-Gründer Kenny Smith und die Kader Anthony Burrows und insbesondere Martin Kuziel;
der ehemalige Patriotic Alternative-Kader Kai Stephens alias „Barkley Walsh“;
von der finnischen Ex-Partei „Sinimusta Liike“ der Vizepräsident Tapio Rantanen, der Parteiaktivist und ehemalige „Nordiska motståndsrörelsen“-Nazi Juuso Heijari sowie Junes Lokka;
der spanische Nazihetzer Christian Lupiáñez;
die deutschen IB-Nazis Maximilian Märkl, Jannis George und Adrian Segner;
die AfD-Abgeordneten Lena Kotré und Steffen Kotré. -
Sonntag, 19.10.2025
Im CC-Magazin 02/2025 wird neben anderen das Buch „Der Deutsche Donner“ des erfolglosen AfD-Dauerkandidaten und Geschichtsrevisionisten Stefan Scheil rezensiert. Scheils Buch erschien 2022 im rechtsradikalen „Antaios-Verlags“ von Götz Kubitschek. Sein Titel ist der anmaßende Vereinnahmungsversuch eines Faschisten, der Heines Vorahnung der Shoah, dieses Jahrhundertverbrechen der Deutschen, als „Kampf der Deutschen mit sich und der Welt“ verharmlost. Heinrich Heine schrieb 1834 im Pariser Exil:
„Der Gedanke geht der Tat voraus, wie der Blitz dem Donner. Der deutsche Donner ist freilich auch ein Deutscher und ist nicht sehr gelenkig und kommt etwas langsam herangerollt; aber kommen wird er, und wenn Ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht hat, so wißt, der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht. [...]
Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte. Jetzt ist es freilich ziemlich still; und gebärdet sich auch dort der eine oder der andre etwas lebhaft, so glaubt nur nicht, diese würden einst als wirkliche Akteure auftreten.
Es sind nur die kleinen Hunde, die in der leeren Arena herumlaufen und einander anbellen und beißen, ehe die Stunde erscheint, wo dort die Schar der Gladiatoren anlangt, die auf Tod und Leben kämpfen sollen. Und die Stunde wird kommen.“
Ein Beispiel für Stefan Scheils Geschichtslügen: er leugnete 2023 den Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion. „These: Es immer ein guter Zeitpunkt, damit aufzuhören, sich die Phantasiegeschichten von der ,überfallenen‘ Sowjetunion und der heldenhaften Roten Armee anzuhören, die auf ,Befreiungsmission‘ gewesen sei. Es wäre selbst für die russische Regierung gut, sie nicht mehr zu erzählen.“
Es darf wohl als Hundepfeifen-Politik gewertet werden, wenn der „Coburger Convent“ nach all den Skandalen der letzten Jahre in seinem Hochglanzmagazin das Buch eines Nazis schönredet, der schon seit Jahrzenten Stammreferent der „Deutschen Burschenschaft“ ist:
Am 3. Februar 2007 war Stefan Scheil Referent beim „Marburger Diskurs“ der „Burschenschaft in der DB Germania Marburg“. Die beiden anderen Referenten waren Gerd Schultze-Rhonhof und Walter Post.
Am 8. November 2008 referierte Stefan Scheil „auf dem Haus“ der „Alten Breslauer Burschenschaft in der DB der Raczeks zu Bonn“. Scheil war der erste von zwei Referenten des „22. Schlesienseminar“ und sprach zum Thema „Polnische Ambitionen – Polens Zweite Republik und ihr Traum vom Imperium“. Zweiter Referent war „Studiendir. i.R. Hans Eifler (OMV der CDU)“ zum Thema „963 bis 1916: Was Deutsche aus dieser langen deutsch-polnischen Geschichte wissen sollten!“
Die Einladung zu dem Nazitreffen lässt noch heute jedes Revisionistenherz höher schlagen: „Polen wurde in die Schengen-Zone aufgenommen, die deutsch-polnische Zusammenarbeit wird ständig enger, es gibt ein Niederlassungsrecht für Deutsche in den Vertreibungsgebieten.
Die Vertreibung und die Enteignung der Deutschen sind keine Tabuthemen mehr. Tabuisiert sind jedoch immer noch die auf Annektion deutscher und anderer Nachbargebiete ausgerichteten imperialistischen Bestrebungen, z.B. des Königreichs Polen, des polnischen ,Westmarkenvereins‘ im 19. Jahrhundert, der polnischen Delegation in Versailles und des polnischen Staates in der Zwischenkriegszeit.
Zu diesen Themen hören Sie mehr auf dem nunmehr 22. Schlesienseminar der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks. Es findet nicht am gewohnten Ort in Königswinter-Heisterbacherrott statt, sondern erstmals auf dem Raczekhaus, Bonn, Johannes-Henry-Straße 18.“
Unterschrieben war die Einladung der „Raczeks“ vor 17 Jahren vom damaligen „Altherrenvorsitzenden“ Gerald Ksyk, dem „Aktivensprecher“ Matthias Brauer und dem „Schlesienbeauftragten“ Heinrich Bünger.
Am 5. März 2015 war Stefan Scheil beim 22. „Godesberger Pressestammtisch“ in der Godesberger Stadthalle bei Bernd Kallina von der „Burschenschaft in der DB Danubia München“ zu Gast. Auf dem Programm stand eine „Szenische Lesung der Thesen von Stefan Scheil“ zum Thema: „Vergangenheit als Waffe – Geschichtspolitik in Deutschland“.
Am 4. November 2023 referierte Scheil bei einem „Burschenschaftlichen Abend“ der „Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg“ zum Thema „Polens Großmachtphantasien im 21. Jahrhundert“. Zu den Gästen zählten die fränkische Naziszene und Daniel Halemba.
Als Berliner Antifas vor acht Jahren eine Recherche zu identitären Korporierten veröffentlichten, war dabei ein Foto, aufgenommen auf dem Haus der „Landsmannschaft im CC Thuringia Berlin“. Darauf posiert Stefan Scheil neben Thorsten Weiß, über den es im Artikel 2017 hieß:
„Thorsten Weiß, der JA-Vorsitzende von Berlin, ist Alter Herr der Thuringia, die in Charlottenburg beheimatet ist. Auch Weiß hat es auf dem AfD-Ticket ins Abgeordnetenhaus geschafft. Er ist außerdem im Landesvorstand der AfD und immer bemüht die Wogen bezüglich der Identitären zu glätten.“ -
Sonntag, 19.10.2025
Die Antifa hat keinen Dark Mode? Der ging auf uns, all die ganzen Jahre. Aber seit 2024 ist die CSS-Funktion light-dark() in allen gängigen Browsern verfügbar!
Experimentierfreudig wie wir sind, haben wir damit eines nachts eine Dark Mode-Version der Website programmiert. Die AAF-Seite und das AF-Archiv sollten je nach Einstellung des Betriebssystems nun in hell oder dunkel erscheinen.
Sollte aber die Seite bei euch seltsam aussehen oder gar unbedienbar sein, falls ihr Fehler findet oder uns einfach Feedback geben wollt, dann kontaktiert uns gerne (und schickt uns am besten einen Screenshot mit).
Wir fixen das. Carpe noctem! -
Montag, 20.10.2025
Der deutsche „Cartellverband“ beantragt die Auflösung des „Europäischen Kartellverbands“, statt einfach nur auszutreten:
„Antrag des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) an die ordentliche KVV des EKV am 15. November 2025
Der Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) beantragt:
1. Die Kartellverbandversammlung des Europäischen Kartellverbandes christlicher Studentenverbindungen e.V. möge die Auflösung des Europäischen Kartellverbandes christlicher Studentenverbände e.V. (EKV) beschließen.
2. Die Auflösung wird entsprechend der gültigen EKV-Satzung vorgenommen.
3. Sollte die ordentliche KVV unseren Antrag als „freiwillige" Auflösung gemäß Art. 19 Abs. 1 der Satzung qualifizieren wollen, beantragen wir hiermit, die Durchführung einer außerordentlichen KVV hierzu im unmittelbaren Anschluss an die ordentlich KVV an gleicher Stelle unter Verzicht auf die Ladungsfristen durchzuführen.
Begründung:
Insbesondere im Jahr seines 50-jährigen Bestehens ist es für die Mitgliedsverbände des Europäischen Kartellverband (EKV) zeitkritisch zu bewerten, welchen Mehrwert der EKV für die Mitglieder in den Jahren seines Bestehens, wie auch in jüngster Zeit, geschaffen hat.
Für den CV hat diese Bewertung aus nachstehenden Gründen zu unserem Beschluss geführt, die Auflösung zu beantragen:
1. Die Geschichte des EKV ist aus unserer Sicht eine Geschichte der Misserfolge.
- Es ist den jeweiligen EKV-Gremien nicht gelungen, eine effektive Zusammenarbeit der Mitgliedsverbände anzuregen und zu moderieren. Dies scheiterte daran, dass die im EKV -Engagierten nicht akkreditierte Vertreter ihrer jeweiligen Verbände, sondern vielmehr losgelöst von diesen (zwar nach bestem Wissen und Gewissen, aber aus eigener Machtvollkommenheit) agierten.
- Bezeichnend für den EKV ist die mangelnde Information und Transparenz nach innen und nach außen.
- Der EKV konnte vor diesem Hintergrund nie die Positionen seiner Mitgliedsverbände kennen, konnte diese nicht harmonisieren (wo nötig) und nach außen vertreten (wo erforderlich).
- Ein Symptom ist hier die versuchte Planung der 50-Jahr-Feier des EKV über die Köpfe der jeweiligen Verbandsleitungen hinweg.
- Nahezu alle Aktionen des EKV endeten in einem Strohfeuer ohne Nachhaltigkeit. Bestes Beispiel hierfür ist der Verlust des Konsultativstatus beim Europarat, obwohl die Nutzung dieses Status im EKV-Leitbild von 2008 besonders herausgestellt wurde.
- Es bleibt festzustellen, dass sich Präsidium und Rat des EKV in den letzten 50 Jahren und insbesondere in der letzten Dekade des 21. Jahrhundert mehr mit sich selbst als mit konstruktiver Arbeit beschäftigt hat. Zahllose Statuten- und Satzungsänderungen, der Streit zwischen Präsidium und Rat mit deshalb erforderlicher außerordentlicher KVV sind nur die besonders zu betonende Gründe dieses Misserfolges.
- Im öffentlichen Auftreten hat sich der EKV immer mehr von der – von allen Verbänden ursprünglich getragenen – Idee einer Arbeitsgemeinschaft entfernt Richtung eines „Superverbandes" entwickelt. Die Arbeitsgemeinschaft wird zwar in den Statuten und öffentlichen Verlautbarungen verkündet, aber nicht gelebt, obwohl dies immer wieder von den Mitgliedsverbänden angemahnt wurde. Eine Arbeitsgemeinschaft braucht keine Hymne, keine Amtsbänder, keine Ehrungen...
2. Diese vergangenen Misserfolge belasten den EKV sehr und werden ihn stets behindern.
- Im Austausch mit Kennern der Materie über den EKV, findet man nur wenige, die seine Existenz verteidigen oder gar von ihm begeistert sind. Vielmehr trifft man immer wieder Farbenbrüder und -schwestern, die von den zahlreichen internen Streitigkeiten nichts mehr hören wollen, die dem EKV eigentlich den Rücken zugekehrt haben, oder denen der EKV geradezu ein „rotes Tuch" geworden ist: Nicht schon wieder".
- Man trifft heute auf eine Ablehnung des EKV – was nach 50jähriger Existenz fast noch schlimmer wiegt – wegen kompletter Unbekanntheit. Und dies ist nicht erst seit kurzer Zeit so sondern seit einem langem Zeitraum (die jetzt Verantwortlichen trifft nur ein Teil der Schuld).
- Deshalb glauben wir, dass nur ein Schlussstrich helfen kann, und der EKV aufgelöst werden muss. Aus diesem Grund scheuen wir uns auch nicht als der „Totengräber" des EKV angesehen werden zu können.
An dieser Stelle stellt sich die berechtigte Frage, ob nicht eine neuerliche Reform helfen könnte. Das glauben wir – wenn wir die bisherige Geschichte des EKV betrachten – nicht, denn wir haben im EKV schon viele Reformen erlebt – und alle waren letztlich erfolglos.
- Der EKV wird mit einer neuerlichen Reform seinen Geschichtsballast und sein schlechtes Image nicht mehr ablegen können.
3. Zur Information:
- Gemäß dem alten Sprichwort: „Wenn Du merkst, dass Dein Pferd tot ist, solltest Du absteigen." hat der Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen für den Fall, dass die KVV die Auflösung des EKV nicht wie beantragt beschließen sollte, entschieden, den EKV zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu verlassen und dies allen deutschen Cartellbrüdern mitzuteilen.
Dr. Claus-M. Lommer (R-B1, Tt, GEI, Cp)
Vorsitzender im CV-Rat und AHB-Vorstand
Koblenz, den 22. September 2025“ -
Dienstag, 21.10.2025
Nach der Umwandlung des „Instituts für Staatspolitik“ (IfS) von Götz Kubitschek in ein Unternehmen Anfang des Jahres trat die an Erik Lehnert verkaufte „Sezession“ dieses Jahr als Veranstalterin des Nazitreffens in Schnellroda am 5. und 6. Juli 2025 auf. Unter den 300 Anwesenden Nazis befanden sich auch mindestens zwei „Alte Herren“ von Bünden des „Cartellverbands der katholischen deutschen Studentenverbindungen“ (CV).
Wie bereits bekannt, war der wegen Kindesmissbrauchs verurteilte Nazipriester Thomas Jäger von der „Straßburger Katholischen Deutschen Studentenverbindung im CV Badenia zu Frankfurt am Main“ (und der „Katholischen Academischen Verbindung Lovania Löwen“) nach Schnellroda gereist. Ein zweiter CVer war auch anwesend: Tobias Mahlmann (mit Brille und Uhr).
Mahlmanns Erstverbindung ist die „KDStV im CV Churpfalz Mannheim“, in der Sprache des „Cartellverbands“ ist das seine „Urverbindung“. Mahlmanns „Biername“ ist „Ernie“. Sein „Biervater“ ist der „Redwood Materials“-Finanzmanager Kristoffer Uhlenkamp, dessen „Biername“: „Mälzer“. Mahlmann hat auch noch eine Zweitverbindung, eine „Bandverbindung“: die „KDStV im CV Rappoltstein (Straßburg) Köln“.
In ihrem Semesterprogramm bewirbt die „KDStV Churpfalz“ einen „Akademischen Festakt des CV Rhein-Neckar“ am 12. November 2025 um 19:30 Uhr. Als Hauptredner des Abends ist der ehemalige stellvertretende Inspekteur der Deutschen Luftwaffe Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks angekündigt. Thema des Vortrags von Ansgar Rieks, der im Juni 2023 zur Entlassung seinen „Großen Zapfensteich“ erhielt: „Soldat sein heute – Herausforderung und Konsequenz. Wie wir über den Bürger in Uniform denken – sollten.“
Am 1. Oktober 2023 startete Tobias Mahlmann einen Thread zum Thema Edmund Dillinger in der größten CV-Facebook-Gruppe mit dem Namen „Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen (CV)“, eine „Private Gruppe“ mit über 3.000 Mitgliedern. Der „CV-Bundesseelsorger“ Dillinger hatte über fünfzig Jahre Kinder missbraucht, vorwiegend in Afrika: mit dem Segen der Kirche, mit den Spenden der „CV-Afrika-Hilfe“, mit dem Rückhalt seiner acht CV-Verbindungen und mit dem Schweigen des „Cartellverbands“.
Nachdem Dillinger im Sommer 2023 posthum doch noch Missbrauchs-Schlagzeilen machte, schrieb Mahlmann über den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing: „Bätzing hatte (vor zehn Jahren als Generalvikar des Bistums Trier) wohl nichts dagegen, dass Dillinger sein Bundesverdienstkreuz behält. Aber Bätzing hält es heute für ,problematisch, sich in der AfD zu engagieren und eine Aufgabe in der Kirche‘ auszuüben. Dies würde die Kirche nämlich ,unglaubwürdig‘ machen.“
Am 13. Februar 2025 startete Mahlmann einen Thread zu dem von der „KDStV im CV Staufia zu Bonn“ beschlossenen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der AfD: „,Der erfolgreiche Zusammenhalt entsteht, wenn Menschen sich in der Gemeinschaft verwirklichen‘, steht im aktuellen Semesterprogramm der K.D.St.V. Staufia zu Bonn. Aber AfD’ler werden aus dieser lebenslangen Gemeinschaft nun pauschal ausgeschlossen.“ Ein Unvereinbarkeitsbeschluss mit der AfD auf Ebene des Cartellverbands wurde 2022 auf der „136. Cartellversammlung des CV zu Bonn“ mit 52 Stimmen gegen 19 bei 26 Enthaltungen abgelehnt (siehe Sitzungsbericht).
Update: Aus CV-Kreisen wird kolportiert, dass Thomas Jäger mittlerweile nicht mehr Mitglied seiner beiden katholischen Verbindungen sei. -
Mittwoch, 22.10.2025
Seit Wochen zerstreitet sich der bayerische AfD-Landesverband und fast alle schauen irritiert amüsiert zu. So wie die Süddeutsche Zeitung (Archiv), die über die Auswirkungen der gestohlenen Wahl zur Absetzung des Landesvorstands vor dem Landesparteitag am 25. Oktober berichtet:
„Der AfD droht ein Machtkampf beim anstehenden Mitgliederparteitag. Online wurden schon Hunderte Unterstützer für einen Abwahlantrag gegen einen Großteil des Landesvorstands registriert. Jetzt hat die AfD offiziell das Antragsbuch für das Treffen am Samstag in Greding veröffentlicht. Besagter Antrag ist aus formalen Gründen nicht zugelassen. ,Bei der verwendeten Umfrageplattform war es möglich, beliebig oft und mit falschen Namen abzustimmen‘, heißt es. ,Sogar eindeutige Nicht-Mitglieder wie Heidi Reichinnek‘ fänden sich auf der Liste.
Mit dem Antrag wurde die Abberufung von neun Funktionären im Vorstand gefordert, samt anschließender Neuwahl. Hintergrund ist einerseits ein Streit über den regulären Amtszeit-Turnus der Führung. Andererseits war von Unzufriedenheit über Teile des Vorstands die Rede, von Untätigkeit bei der Vorbereitung auf die wichtigen Kommunalwahlen und von unlauteren Maßnahmen gegen parteiinterne Gegner. Fast alle AfD-Bezirksverbände, darunter der größte in Oberbayern und der niederbayerische unter Führung der Landtagsfraktionschefin Katrin Ebner-Steiner, unterstützten die Unterschriftensammlung und den Antrag.“
Der Antrag zur Wahl eines neuen Landesvorstands wurde vom alten Landesvorstand aus formalen Gründen nicht zum Parteitag zugelassen, was für erhebliche Unruhe unter den Mitgliedern sorgt. Einer der formalen Gründe: Vor einem Antrag auf Neuwahl eines neuen Vorstands müsse erst einmal ein Antrag auf Abwahl des alten gestellt werden. Und zwar fristgerecht. Und das, ja das sei leider, leider nicht geschehen, wie der alte Landesvorstand schreibt:
„Aus satzungsrechtlichen Gründen konnten wir dem Ansinnen machtpolitisch motivierter Bezirksvorstände nach einer vorzeitigen Neuwahl nicht folgen. Die Einhaltung der Vorgaben ist nicht nur eine Formalität, sondern dient dem essenziellen Schutz unserer Partei vor möglichen Anfechtungen und sichert die Gültigkeit aller Beschlüsse des kommenden Parteitags. Eine Missachtung der Regeln würde uns angreifbar machen.
Stehen wir geeint hinter unseren demokratischen und formalen Prozessen! Die konsequente Wahrung unserer Satzung ist die unumstößliche Grundlage für die Stabilität und Verlässlichkeit, die wir als geschlossene politische Kraft ausstrahlen müssen. Nur so können wir Vertrauen gewinnen.“
Die SZ schreibt auch noch über einen anderen formalen Grund: Neuland, ewig viel Neuland. Es ist zum Chaos kriegen:
„Zwar könnte er doch noch auf die Tagesordnung wandern, durch Beschlüsse direkt beim Parteitag. Aber zunächst ist das Ansinnen ausgebremst. Die nötigen drei Prozent der bayerischen AfD-Mitglieder – also gut 300 – lägen nicht verlässlich schriftlich oder mit elektronischer Signatur vor, heißt es.
Die bisherige Prüfung habe zudem ergeben, ,dass eine dreistellige Anzahl von eingetragenen Unterzeichnern überhaupt nicht existiert‘. Scherzbolde oder Saboteure haben nicht nur Heidi Reichinnek eingetragen, sondern etwa auch den französischen Fußballer Paul Pogba. ,Bei weiteren Unterzeichnern stimmen Namen und Mitgliedsnummern nicht überein.‘“ -
Donnerstag, 23.10.2025
Das US-amerikanische Polittech-Magazin Wired (Archiv) hat einen Artikel mit dem Titel „Elon Musk richtet seinen Blick auf Großbritannien“ veröffentlicht. Darin wird Musks zeitweiliger Europafokusverlust als Folge seiner Arbeit im orwellschen „Ministerium für Regierungseffizienz“ (DOGE) gedeutet:
„Musk postete Anfang des Jahres ununterbrochen über britische Politik, bis er sich ganz auf DOGE konzentrierte. Doch nach seinem stürmischen Abschied aus Washington sorgt Musks Fokus auf Europa erneut für Chaos. WIRED analysierte Daten von BrightData, die einen deutlichen Rückgang der Anzahl von Musks Posts über Großbritannien nach Januar dieses Jahres zeigen. Nachdem er DOGE im Mai verließ, nahmen Musks Posts über Großbritannien im August wieder dramatisch zu.“
Zur Zeit macht Elon Musk unter anderem Schlagzeilen, weil er für den britischen Nazi Tommy Robinson in mindestens einem Prozess die Prozesskosten übernimmt, die sich nach WIRED-Schätzungen am Ende auf mehr als eine halbe Million Pfund belaufen könnten. In dem Prozess geht es um die Weigerung des EDL-Gründers, der Polizei 2014 seinen iPhone-Sperrcode mitzuteilen, wie der britische Guardian schreibt:
„Der Aktivist war allein in einem silbernen Bentley eines Freundes am Kanaltunnel angekommen und war mit über 13.000 Pfund in einer kleinen Tasche auf dem Weg in den spanischen Ferienort Benidorm, wie am Montag im Prozess verhandelt wurde. Das Geld soll aus einer Spendensammlung stammen, um die Kosten für die Organisation einer großen Kundgebung am Vortag auf dem Trafalgar Square zu decken. Robinson, der bestreitet, bei dem Vorfall am 28. Juli letzten Jahres gegen Anti-Terror-Befugnisse verstoßen zu haben, muss im Falle eines Schuldspruchs mit bis zu drei Monaten Gefängnis oder einer möglichen Geldstrafe von 2.500 Pfund rechnen.“
Von Israels rechtsradikaler Regierung hingegen wurde Robinson kürzlich herzlich empfangen, wie der britische Observer (Archiv) berichtet:
„Dass Robinson wie ein Würdenträger behandelt wurde, war kein Zufall: Sein herzlicher Empfang erfolgte durch Israels Diaspora-Minister Amichai Chikli. In den Tagen vor seiner Rede in Tel Aviv bereiste er mit Chikli die Grenze zum Gazastreifen, besuchte eine Siedlung im Westjordanland und besichtigte ein verarmtes Viertel im Süden Tel Avivs, um sich mit einem lokalen rechtsextremen Aktivisten zu treffen, der Robinsons Feindseligkeit gegenüber Einwanderern teilt.“
Robinsons Israel-Besuch hat erhebliche Kontroversen ausgelöst, wie die Daily Mail berichtet:
„Robinson hat nun seinen 1,7 Millionen Followern auf X Aufnahmen seiner vollständigen Rede bei einer Veranstaltung in der israelischen Küstenstadt Tel Aviv mit der Überschrift ,Making History‘ geteilt. Die Einladung an Robinson erfolgte nach dem Terroranschlag auf die Synagoge der Heaton Park Hebrew Congregation in Manchester am 2. Oktober. Herr Chikli lobte Robinson als ,mutigen Anführer an vorderster Front gegen den radikalen Islam‘. Das Board of Deputies of British Jews und der Jewish Leadership Council reagierten jedoch mit der Bemerkung, Robinson repräsentiere ,die schlimmste Seite Großbritanniens‘. Die jüdischen Führungsgruppen erklärten, Chiklis Taten hätten die britische Gemeinschaft in ihrer ,dunkelsten Stunde‘ getroffen.“ -
Freitag, 24.10.2025
Die „Burschenschaft Teutonia Wien“ bildet mit den „Raczeks Bonn“ und der „Danubia München“ das „Ostdeutsche Kartell“ innerhalb „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ (BG) innerhalb der „Deutschen Burschenschaft“ (DB). Rechts von ihnen ist nur die Wand.
Zur „Teutonia“ hat die antifaschistische Recherche- und Nachrichtenseite „Stoppt die Rechten“ aus Österreich eine zweiteilige Analyse einer „Festschrift“ aus dem Jahre 2018 mit dem Titel „150 Jahre Wiener Akademische Burschenschaft Teutonia“ veröffentlicht:
Teil 1 | Teil 2
Die Geschichte der „Teutonia“ ist durchzogen von Antisemitismus. Die letzten Juden wurden bereits 1885 ausgeschlossen. Seitenweise wird in der „Festschrift“ dem Antisemiten Georg von Schönerer gehuldigt, einem der Vorbilder des jungen Adolf Hitler. Schönerer wurde 1893 von der „Teutonia“ die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Während der NS-Zeit wurde die „Burschenschaft in der DB Teutonia“ in „Kameradschaft im NSDStB Georg Ritter von Schönerer“ umbenannt. Alle „Teutonen“ mussten bereits seit 1932 Mitglied im „Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund“ (NSDStB) sein. Doch ungeachtet ihrer ostentativ zur Schau gestellten Täterschaft durchzieht den Text ein wehleidiges Rumgeopfere.
1933 war jedenfalls größtenteils ein gutes Jahr für die „Teutonia“: „Daß die Anfang 1933 erfolgte ,Machtergreifung‘ Hitlers allseits und natürlich auch auf die österreichischen Burschenschaften ungeheuren Eindruck machte, war verständlich. Dieser Eindruck überschattete sogar ein sehr trauriges Ereignis, das Teutonia in diesen Tagen traf: der Alte Herr Tauscher, ein kräftiger, jüngerer Mann mit Frau und Kindern, in seiner Volltätigenzeit vorzüglicher Fechter, wurde bei einer Säbelpartie tödlich verwundet.“
Und was ging in Prag? „Bald hernach marschierten deutsche Truppen in die Tschechoslowakei ein. Die Prager Burschenschafter empfingen Adolf Hitler im Burghof des Hradschin, die Reichsflagge stieg auf den Zinnen hoch.“
„Stoppt die Rechten“ geht auch auf Hugo Jury (1887–1945) ein: „Arzt, sehr frühes Mitglied der NSDAP, NS-Gauleiter des Reichsgau Niederdonau (ab Mai 1938) und Reichsstatthalter von ,Niederösterreich‘ (ab April 1940), zugleich SS-Obergruppenführer. Er trat als fanatischer Verfechter der NS-Rassenpolitik auf, forcierte Verfolgung und Zwangsarbeit in seinem Gau.“
Jury wird im Kapitel „Zusammenbruch und Neuanfang“ der „Festschrift“ erwähnt: „Teutonia hatte durch unmittelbare feindliche Einwirkung und durch nachfolgende Ereignisse mehr als ein Viertel des Gesamtbestandes seiner Farbenbrüder eingebüßt. Ehre dem Andenken aller, die auf diese Art ihr Leben gaben! Das Opfer ihres Lebens für das großdeutsche Vaterland wird leuchten, solange Teutonia besteht. Ehre auch allen anderen, die schwer opferten!
Nun, da zu den vielen Opfern auch die materielle Not und rücksichtslose Gesinnungsverfolgung gekommen waren, schien manchen von uns das Leben nicht mehr lebenswert. Eine Anzahl verdienter Farbenbrüder zogen es vor, obwohl man ihnen von Rechtswegen nichts böses hätte anlasten können, freiwillig aus einer Welt zu scheiden, die nicht mehr die ihre war. Es waren dies Jury, Köstler, Rotter, Sterneder und Vietoris – auch ihrer gedenken wir in Ehren!“
Die „Aktiven“ der „Burschenschaft Ghibellinia Prag zu Saarbrücken“ schrieben (damals noch in der DB) in ihrem Protokoll vom 29.01.2011 ebenfalls über ihren „Alten Herren“, was ihnen dank Felix zum Verhängnis wurde:
„Es wird ein Brief des jüdischen Weltkongresses verlesen, in dem man sich entschuldigt, unseren AH Jury in der Vergangenheit geschmäht zu haben und es wird weiterhin erklärt, dass in Zukunft der Name reingewaschen werden wird. Weiterhin soll ein Film gedreht werden mit dem Titel ,Jurys Liste‘, in welchem die Verdienste von AH Jury um das Weltjudentum aufgezeigt werden sollen. Desweiteren liegt ein Scheck über eine Million Dollar als kleine Abfindung bei.“
„Zu guter letzt“ ist in der „Festschrift“ auch ein Beitrag von Walter Tributsch enthalten, der das Propagandamachwerk zusammen mit Jan Ackermeier verfasst hat. (Mit Andreas Mölzer gründete Tributsch die Naziwochenzeitung „Zur Zeit“.) Tributschs Beitrag ist eine „Festrede“ für die „Raczeks“, denn „2017 war aber vor allem auch das große Jahr unserer Kartellburschenschaft, der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn. Sie feierten ihr Stiftungsfest gleich zweimal, einmal im Frühjahr in Bonn und dann im Herbst in Breslau.
Selbstverständlich waren wir bei beiden Festen vertreten. Im Frühsommer waren Eikmeier, Hinteregger und Rainer Erhart mit mir nach Bonn gekommen, auch mein Sohn Alexander (Ghibelliniae) begleitete uns als Spähfuchs. Herbert Güttler ist dann im Laufe der Veranstaltung noch zu uns gestoßen. Die anderen Volltätigen, Mitteregger und Hohenecker, vertraten uns beim Brixenstiftungsfest, das zur gleichen Zeit angesetzt war.“
In der „Rede zum Begrüßungsabend in Breslau“ mit dem Titel „200 Jahre ABB! der Raceks“ offenbarte Walter Tributsch seine Ignoranz und Beschränktheit, bedingt durch seine Ideologie und Torheit:
„Heute kann ich nur sagen, daß wir sehr froh und glücklich sind, daß nicht nur unser Kartell wiederbelebt wurde, sondern daß wir auch mit vollem Herzen und voller Freude die kartellbrüderliche Freundschaft mit Euch pflegen dürfen. Das funktioniert nicht zuletzt auch deshalb, weil wir seit unserem Wiedereintritt in den Dachverband der Deutschen Burschenschaft Seite an Seite so manchen Strauß gegen die liberalen Abweichler und Quertreiber im eigenen Kreis, dem Dachverband, aber auch gegen die linken Chaoten auf der Straße und die übelwollenden Medien mit ihrer unversöhnlichen, die Wirklichkeit verzerrenden, Berichterstattung ausgetragen haben.
Ich habe mich schon seinerzeit, als ich mich als Pressesprecher der DB mit der Feindseligkeit und ungenierten Tatsachenverdrehung der Druck- und elektronischen Medien herumschlagen durfte, immer wieder gefragt, woher diese abgrundtiefe Feindseligkeit eigentlich komme. Eine Feindseligkeit, die sowohl den einzelnen Bünden, als auch der Institution Burschenschaft als solches entgegengebracht wird. [...] Da muß doch wohl ganz anderes hinter den immer wieder vorgetragenen, auch gewaltsamen Angriffen auf uns stehen.“
Tributschs Verwirrung und Kenntnisstand entsprach noch immer dem Niveau seiner Pressemitteilungen gegen unseren verdeckten Angriff mehrere Jahre zuvor. In seiner „Festrede“ beantwortet Tributsch später noch seine eigene Frage nach „den Ursachen der steifen Brise, die uns seitens der mißliebigen Politik und ihrer angeschlossenen Medien ins Gesicht bläst“ und die nach der offenen Feindschaft gleich mit:
„Mit unseren nationalen Anliegen und Werten haben zwar die Sympathien der breiten schweigenden Masse, stellen aber gleichzeitig den Reibebaum für diejenigen dar, die dieses von Menasse zitierte Ziel ,der Überwindung des Nationalismus‘ verfolgen. Dies in erster Linie für jene, die unter Europa einzig den europäischen Markt verstehen, den es gilt, möglichst kostengünstig abzuschöpfen.
Es gibt aber auch noch ganz andere Interessen an dem Fällen dieser Reibebäume. Denken wir einmal an Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi. Der Freimaurer aus der Wiener Loge Humanitas hatte bereits 1925 in seinem Buch ,Praktischer Idealismus‘ die europäische Zukunftsrasse propagiert und stellte dazu wörtlich fest:
,Der Mensch der fernen Zukunft wird Mischling sein. Die heutigen Rassen und Kasten werden der zunehmenden Überwindung von Raum, Zeit und Vorurteil zum Opfer fallen. Die eurasisch-negroide Zukunftsrasse, äußerlich der altägyptischen ähnlich, wird die Vielfalt der Völker durch eine Vielfalt der Persönlichkeiten ersetzen‘.
Diese Rassenmischung beurteilt er dabei zwiespältig: ,In ihm, diesem negroiden eurasischen Mischling also, heben sich die entgegengesetztesten Charaktereigenschaften, Vorurteile, Hemmungen, Willenstendenzen und Weltanschauungen seiner Eltern und Großeltern auf, oder schwächen einander wenigsten ab.... Die Folge ist, daß Mischlinge vielfach Charakterlosigkeit, Hemmungslosigkeit, Willensschwäche, Unbeständigkeit, Pietätlosigkeit und Treulosigkeit mit Objektivität, Vielseitigkeit, geistiger Regsamkeit, Freiheit und Weite des Horizontes verbinden‘. Den Begriff ,Weltoffenheit‘ kannte er damals wahrscheinlich noch nicht.
Bekannte Personen wie Albert Einstein oder Thomas Mann oder Politiker wie Konrad Adenauer, Aristide Briand oder Edvard Benes unterstützten Coudenhove-Kalergis Bemühungen einer Verschmelzung der europäischen Nationen zu einem, wie er es damals bereits forderte, europäischen Bundesstaat. Ob sie seine Überlegungen hinsichtlich der ,negroiden eurasischen Bevölkerung‘ ebenso teilten, kann ich nicht beurteilen.
Was sich allerdings seit 2015 mit dem Ansturm aus Asien und Afrika auf unseren Kontinent und da vor allem in unseren beiden Ländern abspielt, läßt angesichts der propagierten ,Willkommenskultur‘ unserer Politiker Coudenhove-Kalergi durchaus als Propheten erscheinen. Und wir brauchen nicht den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und die Visegrádstaaten dazu, um zu erkennen, daß die Zuwanderer nicht von ungefähr zu uns kommen.
Natürlich sind es wir Burschenschafter und die uns nahestehenden Politiker, die gegen diesen Mißbrauch des Asylrechts aufgetreten sind und sich gegen jene gestellt haben, die der schrankenlosen Öffnung unserer Heimat das Wort reden. Wir wollen gar nicht den Versuch und die Probe unternehmen, ob ,wir es schaffen‘. Es ist gegen unsere Überzeugung, wie uns unser wunderbares Land aus der Hand genommen werden soll, wie die Zukunft unserer Kinder leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Wie der Einfluß anderer Sitten unsere in Jahrhunderten gewachsene Kultur zu erodieren beginnt.
Und nicht zuletzt, Ihr liebe Raczeks, habt ja auch Gott in Eurem Wahlspruch, wie durch eine kulturfremde Religion Schritt für Schritt unserem Abendland der Beinamen des christlichen abhandenkommt. Wie perfide oder auch nur dumm sind da Politiker, die erklären, der Islam gehöre zu Europa und im nächsten Augenblick wollen sie uns weismachen, sie würden für unsere Heimat eintreten. Wir als Burschenschaft und ganz besonders wir als ostdeutsches Kartell haben da wohl noch einiges vor uns in den nächsten 200 Jahren.“
Der „Raczek“ Joachim Paul ist AfD-Landtagsabgeordneter, der „Danube“ Alexander Wolf ist AfD-Bundestagsabgeordneter und der „Teutone“ Arnold Schiefer ist FPÖ-Nationalratsabgeordneter. -
Freitag, 24.10.2025
„Auf dem Haus“ der „Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia“ in der „Deutschen Burschenschaft“ (DB) auf dem Lorettoberg ist für den 25. Oktober 2025 ab 15 Uhr ein „Pauktag“ inklusive „Pro Patria-Suite“ (PP) geplant. Die „dreigliedrige“ PP soll zwischen der Freiburger „Saxo-Silesia“ und der „Stuttgarter Burschenschaft Hilaritas“ in der „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ (ADB) ausgetragen werden. Die „Saxo-Silesia“ ist noch bis Ende des Jahres „Vorsitzende“ der „Deutschen Burschenschaft“. Die „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ trifft sich Ende Oktober im nordrhein-westfälischen Eitorf zu ihrem diesjährigen „Burschentag“. Bei einer PP handelt es sich um ein illegales Ehrenduell, das oft als „Fechtfolge“ getarnt und zwischen „Mensuren“ versteckt wird.
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Freitag, 24.10.2025
Vor dem Europapokal-Spiel zwischen dem SC Freiburg und dem FC Utrecht am 23. Oktober 2025 kam es in der Freiburger Innenstadt zu antisemitischen Vorkommnissen. Um kurz nach 16 Uhr liefen zwei Utrecht-Fans an der Neuen Synagoge in der Engelstraße vorbei. Die beiden waren offenbar auf dem Weg vom Vorglühen im Bermudadreieck zum Startpunkt des Stadion-Fanmarsches am Karlsplatz, beide hielten Bierbecher in der Hand.
Anders als üblich wurde die Synagoge ausgerechnet an diesem Tag nicht von der Polizei geschützt. Einer der Fans zeigte den „Hitlergruß“, als er auf Höhe des Davidsterns vor der Synagoge war und grölte dazu „Utrecht!“, der andere mehrfach „U“. Beide Antisemiten grinsten bis über beide Ohren.
Laut Polizeimeldung wurden insgesamt drei Personen identifiziert: „In drei weiteren Fällen wurden Gästefans wegen des Verdachts der Verwendung verfassungswidriger Symbole vorläufig festgenommen und entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet.“
Laut Badischer Zeitung waren 4.000 Utrecht-Fans in der Stadt. In der Kaiser-Josef-Straße auf Höhe des H&M klebte ein antisemitischer Sticker mit der Aufschrift „Geen kakkerlak of jood, Utrecht tot de dood“, was übersetzt „Weder Kakerlake noch Jude, Utrecht bis zum Tode“ heißt.
Damit grenzen sich Utrecht-Fans von den Feyenoord Rotterdam- und den Ajax Amsterdam-Fans ab. „Kakerlaken“ war ursprünglich eine von Ajax-Fans benutzte Schmähung der Feyenoord-Fans. Ajax-Fans werden von beiden Fanszenen seit langem antisemitisch verunglimpft und geben sich deshalb oft philosemitisch. -
Samstag, 25.10.2025
Der Nazibursche Ralph Oertel von der „Burschenschaft Normannia Jena“ hat lange unter schwerer Krankheit gelitten und ist jetzt so langsam richtig tot: Ralph wurde nur 42 Jahre alt. Schon 2004 lief Ralph Oertel „mit seinem Normannia-Bruder Martin Liebeskind in Couleur beim bundesweit bedeutenden Naziaufmarsch in Halbe an der Demospitze. Sie trugen Kränze in Gedenken an Gefallene der deutschen Wehrmacht. Die Neonazi-Burschen liefen neben Christian Kaiser vom Nationalen Widerstand Jena und Martin Rühlemann von der Braunen Aktionsfront Weimar und NPD Weimarer Land.“
Der „Jungeuropa“-Verlag hat einen Nachruf auf seinen zeitweiligen Grafiker verfasst, genauer: Mr. Jungeuropa himself, Philip Stein, „Alter Herr“ der „Marburger Burschenschaft Germania“ in der „Deutschen Burschenschaft“. Steins Text „Abschied von Ralph Oertel“ verströmt das penetrante „Muss ja“ eines durchschnittlichen deutschen Arbeitgebers. Sein Nachruf ist dann auch in typisch heuchlerischer Arbeitszeugnissprache verfasst, über Tote nur Gutes. Als ob Stein die Lügen, zu denen ihn seine Unternehmerrolle vermeintlich zwingt, selbst nervten: „Zuallererst war Ralph aber ein guter, ehrlicher, stets freundlicher und immer hilfsbereiter Kamerad. Ihn einen Freund zu nennen, das wäre vermessen – so gut und so privat haben wir uns nie gekannt.“
Stein war sogar zu faul irgendwen in seinem Verlag zu fragen, ob das höchstexklusive Katzenlesezeichen denn nun wirklich von diesem Oertel stammt, diesem einen von uns: „Für Jungeuropa hat er immer mal wieder etwas illustriert, zuletzt, wenn ich mich recht entsinne, ein exklusives und limitiertes Lesezeichen mit einer Katze, die Symbole von Drieu und Brasillach in sich vereint. Wir haben uns dann in den letzten Jahren ein wenig aus den Augen verloren, nicht zuletzt deshalb, weil auch Ralph Familie hatte.“
Höchstens Oertels Blumenkohlohren bleiben aus Steins Nachruf in Erinnerung, den er „stellvertretend für die gesamte Jungeuropa-Mannschaft“ verfasst hat, die diesen Oertel in ihrer Runde „sehr vermissen“ werden. Aber was soll man über einen grobschlächtigen Schlägernazi und Ex-Mitglied der „Full time Alkis“, für dessen „Burschenschaft“ sich nahezu jeder Korporierte schämt und der sich als faschistischer Buchillustrator stets bemühte, auch groß sagen?
Zum Beispiel baute Ralph Oertel vor 2019 „Kontakte zur Identitären Bewegung auf, fuhr auf Rechtsrock-Konzerte, illustrierte Bücher für die rechten Verlage Jungeuropa und Antaios, reiste mit militanten Kahlaer Nazis zum Aufmarsch nach Chemnitz und trainiert zwischendurch Kampfsport beim Universitätssportverein Jena. Dass er den Kontakt mit dem mutmaßlichen NSU-Helfer André Kapke hält, noch Ende 2017 Ralf Wohlleben die Treue demonstrierte und gleichzeitig die rechten Netzwerke von Kubitscheks Schnellroda und den Identitären in Halle pflegt, ist dabei weder ein Widerspruch noch ein Bruch mit der Ideologie, die ihn schon in den Neunzigern mit dem Thüringer Heimatschutz verband.“ -
Samstag, 25.10.2025
Wir müssen unsere Niederlage eingestehen: Team Antifa konnte auf dem Landesparteitag der bayerischen AfD am 25. Oktober in Greding nur 57,52% (616 Mitglieder) auf sich vereinen, während der Landesvorstand satte 42,48% (455 Mitglieder) einfuhr.
Für eine Abwahl wäre eine 2/3-Mehrheit nötig gewesen. Nach dem gescheiterten Putsch war Abflug angesagt. Es blieben nur 1/3 der Nazis im Saal, während draußen Antifas aus luftiger Höhe mit einem Banner das Motto des Tages auch vor Ort verbreiteten: „Endlich Parteitag. Hier wird gespaltet, nicht gestaltet. Schluss damit! AfD verbieten!“
Wir haben wohl zu wenig Öl ins Feuer gegossen, jedenfalls hat es nur für einen schwer beschädigten AfD-Landesvorstand und viele zerrüttete Nazibeziehungen gereicht. -
Sonntag, 26.10.2025
„Die 138. Cartellversammlung in Berlin (2024) hat zum sehr kontrovers diskutierten ,Memorandum Romanum‘ des Berliner Vororts ganz einhellig bei nur einer Gegenstimme festgestellt, dass das Memorandum Romanum ,weder als Ganzes noch in seinen einzelnen Abschnitten die offizielle Meinung des Cartellverbands noch der Mehrheit seiner Verbindungen [darstellt]‘.
Das steht so in den „Anträgen zur Cartellversammlung“, die in den „Vertreterunterlagen“ zur „139. Cartellversammlung“ des „Cartellverbands der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) enthalten sind, welche vom 19. bis zum 22. Juni 2025 in Hannover stattfand. Und tatsächlich wurde angeregt diskutiert, wie sich dem „Sitzungsbericht“ aus Berlin entnehmen lässt:
„Dennoch gehe es hier darum ,Schaden, der angerichtet worden ist, ein bisschen schwächer zu halten‘. Egal wem er das ,Memorandum Romanum‘ gezeigt habe, seien die Reaktionen durchweg negativ gewesen. Er habe auch von etlichen tiefgläubigen und engagierten CVern gehört: ‚Das ist nicht mehr mein Verband; wenn solche Schriften publiziert werden, da überlege ich mir auszutreten.‘.
Um solchen Schritten vorzubeugen, müsse man diesem Antrag stattgeben. Es gehe ihm an der Stelle nicht um die ,Innenwirkung‘, die durchaus stattgefunden habe, sondern um die Außenwirkung.“ Eine Innenwirkung gab es aber natürlich auch: Der „Bericht des CV-Rechtspflegers“, nämlich „Cbr Dr. Möhlenkamp“, wurde „bei 62 Nein- Stimmen und 140 Ja-Stimmen angenommen.“ Und das, obwohl sich der rechtsaußen CV-Rechtspfleger zu „Aussagen verstiegen“ hat, die „schlimmer waren als das, was im ‚Memorandum‘ steht“.
Unser kurz vor dem Treffen im Mai 2024 in Berlin veröffentlichtes Communiqué „Ultramontanismus im Cartellverband“ dürfte einen gewissen Einfluss aufs Stimmungsbild gehabt haben. Auch wenn wir dem CV Recht geben müssen, dass es auf der Hand liegt, „dass die Antifa den CV ,nicht cool findet‘“.
Wir hätten uns übrigens dem zweiten Antrag der Region West angeschlossen, das Protokoll „zeitnah“, also „innerhalb von einer Frist von zwei Monaten nach der C.V.“ zur Verfügung zu stellen. Wieso sind Katholiken nur so schnarchlangsam? Das grenzt an Sabotage, wir können so nicht arbeiten!
Immerhin beginnen kirchliche Institutionen dem CV Auflagen zu machen, um den Sexismus und Missbrauch einzudämmen. Auch wenn es nur eine Satzungsänderung ist, das Feigenblatt eines jeden Bürokraten: „In den vergangenen Jahren wurden unsere Bemühungen um die Verbreitung und Festigung des katholischen Glaubens mit entsprechenden Veranstaltungen durch die Deutsche Bischofskonferenz, vertreten durch den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD), finanziell unterstützt.
Die Deutsche Bischofskonferenz hat eine Bezuschussung nunmehr davon abhängig gemacht, dass sowohl die Rahmenordnung-Prävention [Rahmenordnung – Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz] als auch die Interventionsordnung [Ordnung für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und schutz- oder hilfebedürftiger Erwachsener durch Kleriker und sonstige Beschäftigte im kirchlichen Dienst] in die Satzung katholischer Verbände, also unsere Cartellordnung, aufgenommen wird.“
Auch über „andere Verbände“ ist einiges zu lesen, insbesondere zum „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ (ZdK): „Wie bereits in den vergangenen Jahren arbeiten wir mit den korrespondierenden Vorständen des Cartellverbandes der österreichischen katholischen Studentenverbindungen (ÖCV), des Schweizerischen Studentenvereins (SchwStV), des Kartellverbandes der katholischen Studentenvereine (KV) und des Verbandes der Wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine Unitas e.V. eng und erfolgreich zusammen.
Seit dem Jahr 2024 ist der Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen wieder mit einem eigenen Vertreter im Zentralkomitee der deutschen Katholiken vertreten. Im Verbund mit den Cartellbrüdern, die ein Mandat aus anderer Quelle haben, haben wir somit nicht nur eine eigene Stimme im ZdK.“
Laut vorläufigen Haushaltsplan 25/26 hat der CV Einnahmen in Höhe von 926.000 Euro durch die „Alten Herren“, diese zahlen jeweils 46 € Mitgliedsbeitrag. Von den „Aktiven“ kommen 81.000 Euro bei einem Regelsatz von 16 €. Die offenen Rücklagen schwinden seit Jahren und liegen zur Zeit bei einer halben Million Euro. Der Mitgliederstand des Cartellverbandes betrug zum Stichtag 1. März 2025: 174 Ehrenmitglieder, 20.591 „Urphilister“ (also „Alte Herren“) und 3.826 „Urstudierende“ & „Verkehrsgäste“. Also hat der CV insgesamt 24.591 Mitglieder.
Zum „Europäischen Kartellverband“ steht auch ein bisschen was, der Auflösungsantrag des CV zur KVV des EKV am 15. November 2025 ist mittlerweile gestellt:
„Der Cartellverband (CV) und der Schweizerische Studentenverein (SchwStV) werden vermutlich in diesem Jahr mit dem Europäischen Kartellverband (EKV) brechen, und dessen Auflösung beantragen resp. ihren Austritt erklären: Der CV-Rat beanstandet seit über zehn Jahren die unkoordinierte und ineffektive Arbeit des EKV-Präsidiums und des EKV-Rates. Permanent werden Satzung und Geschäftsordnung so verändert, dass ein ungeheuerlicher Organisationsapparat entsteht, der aber nicht produktiv arbeitet.
Die dem EKV angehörenden Verbände werden über Projekte nicht informiert, oder so spät, dass sie nicht mehr umgesetzt werden können. Durch die Säumigkeit des Vorstandes hat der EKV den NGO-Status beim Europäischen Parlament verloren. Wiederholt drängt sich der EKV unabgestimmt in die Veranstaltungsorganisation der Verbände. Der CV-Rat hält die derzeitige Struktur des EKV für ineffektiv. Eine entsprechende Demarche wurde dem EKV mit einem Gesprächsangebot überstellt, eine Reaktion ist bisher nicht erfolgt.“
Zum Glück sind wir nicht Gianluigi Nuzzi, unser Communiqué nicht die Vatileaks und der „Cartellverband“ nicht der Vatikan. Aber ein bisschen nervös ist der CV schon.
Über Nuzzi schrieb der Spiegel (Archiv) kürzlich im Rahmen seiner Berichterstattung über die private Spionagefirma „First Wap“ und ihr Altamides-System. Das System wurde vom Vatikan genutzt, um Nuzzi über das SS7-Protokoll des Handynetzes zu orten. Der Spiegel berichtet über den Auftrag des Vatikans:
„Vier Tage später begann das Tracking von zwei Handys. Beide gehören Gianluigi Nuzzi, einem italienischen Investigativjournalisten. Sein Spezialgebiet sind Enthüllungen aus dem Kirchenstaat. Einige Jahre zuvor hatte er mit seinem Buch »Vatikan AG« weltweit Schlagzeilen gemacht, Korruption und skandalöse Finanzgeschäfte der Vatikanbank aufgedeckt.
Nun stand er kurz davor, den nächsten Aufreger zu veröffentlichen. »Seine Heiligkeit« basierte auf geheimen Briefen des deutschen Papstes Benedikt XVI., die aus dessen Wohnung verschwunden waren. Nuzzi beschrieb Intrigen und Machtkämpfe. Der Skandal wurde unter dem Namen »Vatileaks« bekannt. Entsprechend groß war die Nervosität rund um den Petersdom.
Fast 200-mal wurde der Aufenthaltsort des Autors in den folgenden Tagen abgefragt, zeitweise automatisiert einmal pro Stunde. Nur eine knappe Woche später verhaftete die Vatikanpolizei Nuzzis wichtigsten Informanten – den damaligen Kammerdiener des Papstes. Am nächsten Tag endete die Dauerüberwachung Nuzzis – das Interesse schien verflogen.“ -
Montag, 27.10.2025
In Kirchzarten wurde ein für den 24. Oktober 2025 geplanter Faktencheck-Workshop der Volkshochschule Dreisamtal aufgrund rechtsradikalen Drucks abgesagt. Verantwortlich dafür ist Adrian Kempf aus Kirchzarten.
Die Badische Zeitung berichtete über die Absage: „Vor einigen Tagen hat der Vorstand der VHS Dreisamtal entschieden, den Kurs zu streichen. Im Vorstand sind die Trägergemeinden Stegen, Kirchzarten, Buchenbach, St. Peter, St. Märgen, Oberried durch ihre Bürgermeister beziehungsweise Bürgermeisterin vertreten. Zu den Absagegründen sagt Fränzi Kleeb, Bürgermeisterin von Stegen und Vorstandsvorsitzende:
,In diesem Fall war die geringe Resonanz auf die Ausschreibung ausschlaggebend. Aber auch kontroverse Diskussionen innerhalb und außerhalb der VHS über die Veranstaltung selbst und die ausrichtende Stiftung haben uns bewogen, von einer Durchführung abzusehen. Dabei ging es nicht um eine wie auch immer geartete Bewertung der Stiftung, sondern darum, die VHS – für ihren neutralen und unabhängigen Bildungsauftrag – vor nicht zielführenden, polarisierenden Konflikten zu schützen.‘“
Der Kurs wird vom Deutschen Volkshochschulverband lokalen Bildungseinrichtungen angeboten. Der Verein „Dreisamtal Gemeinsam“ schreibt, dass bundesweit bereits über hundert dieser Veranstaltungen erfolgreich stattgefunden haben und es ausreichend Interesse auch im Dreisamtal gab. Er ist in Kooperation mit dem Projekt „Faktenstark“ der Amadeu-Antonio-Stiftung und Codetekt entstanden und wird von der Bertelsmann-Stiftung unterstützt. Gegen diese zivilgesellschaftlichen AkteurInnen gegen rechts läuft zur Zeit eine rechtsradikale Medienkampagne, insbesondere gegen die Amadeu-Antonio-Stiftung. Bundesweit stehen rechtsradikale Medien wie Nius hinter der Desinformationskampagne, im Dreisamteil wird sie von dem Schwurbelnazi Adrian Kempf aus Kirchzarten getragen.
In der Telegram-Gruppe des Schwurbelvereins „Dreisamtal verbinde dich“, für den Klaus Felix Lutze aus dem Rotenweg 6 in 79199 Kirchzarten verantwortlich ist, postete Kempf am 15. Oktober ein Hetzposting gegen die Veranstaltung. Kempf wettert darin gegen „Politische Indoktrination unter dem Deckmantel von Medienkompetenz“ und behauptet, die Veranstaltung sei Teil eines „ideologisch aufgeladenen Netzwerks, das sich als Aufklärung verkauft, in Wirklichkeit aber politische Meinungen gezielt ausblendet und manipulativ einordnet“.
Denn die „beteiligten Organisationen der Veranstaltung“ hätten „alle eine klar linksliberale bis linksprogressive Ausrichtung, zum Teil mit aktivistischen, parteinahen oder ideologischen Verbindungen. Diese Organisationen gelten als Teil eines engmaschigen Netzwerks, das systematisch versucht, abweichende Meinungen als ,Desinformation‘ zu klassifizieren – oft ohne nachvollziehbare Kriterien. Dabei agieren sie nicht neutral, sondern klar regierungsnah und meinungssteuernd.“
Um welche „abweichenden Meinungen“ geht es Kempf dabei wohl? Wer hätte es gedacht: es sind die üblichen Themen, welche die Schwurbelnazis seit der Pandemie umtreiben: „Was als ,Desinformation‘ gilt, bestimmen nicht transparente, unabhängige Gremien, sondern selbsternannte Wächter über die ,Wahrheit‘. Kritische Stimmen zu Migration, Corona, Impfung, Klimapolitik oder Gender werden regelmäßig pauschal in diese Kategorie eingeordnet“. Kempf ist der stereotype rechtsradikale Spießbürger, der gegen die „Moralüberlegenheit einer ,woken‘ Elite“ kämpft. Während der Corona-Pandemie war Adrian Kempf als „Dreisamtalrebell“ Teil der verschwörungsideologischen Szene Freiburgs. Er beteiligte sich an Autokorsos der ImpfgegnerInnen und trat in dem Schwurbelkanal „Schwarzwald TV“ auf.
Dabei ist Adrian Kempf alles andere als gesellschaftlich abgehängt, Seitenscheitel trägt er nur innerlich. Kempf präsentiert sich als „Spezialist in Sachen Grafik, Design und Web“ und als „DTP-Experte für Grafik, Layout, Reinzeichnung, Produktion, Bildbearbeitung, Drucksachen & WordPress-Divi Webseiten“. Im Impressum seines Unternehmens „Dtpwork.Design“ taucht er mit der Adresse Römerweg 34 in 79199 Kirchzarten auf.
Adrian Kempf ist außerdem hochdekorierter Kampfsportler (u.a. Karate und Arnis) und leitet die Dreisamtäler Sektion des „Asien-Sport-Centers“ aus der Karlsruher Straße 52 in Freiburg-Brühl. Kempf fungiert regelmäßig als Ausbilder bei großen Kampfsportseminaren in Stegen, die zumeist in dem dortigen „staatlichen sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit Internat, Förderschwerpunkt Hören“ stattfinden.
Kempf hetzt aber nicht nur gegen den „Kurs zur ,Erkennung von Desinformation‘ – mit ideologisch klarem Hintergrund“. Er sieht die Veranstaltung als „Teil einer Serie orchestrierter Einflussnahme in der Region“. Darunter zählt Kempf die Podiusmdiskussion mehrerer JournalistInnen mit dem Titel „Aufgeklärt statt aufgeregt – Welchen Journalismus braucht unsere Demokratie“ im Bürgersaal Kirchzarten vom 23. September sowie die Lesung gegen Rechtsextremismus im Schulzentrum Kirchzarten vom 10. Oktober 2025. Insbesondere „die ständige Präsenz“ des zivilgesellschaftlichen Vereins „Dreisamtal Gemeinsam e.V.“ als „Organisator, Unterstützer oder Mitwirkender“ stört Kempf in seinem Kampf gegen „pluralistische Initiativen, regierungsnahe NGOs und öffentlich geförderte Programme“.
Nach dem maßgeblich von ihm erzeugten Druck feierte Adrian Kempf die Absage als seinen politischen Erfolg: „Der Kirchzartener Designer und Bürger Adrian Kempf hatte im Vorfeld den Vorstand der VHS Dreisamtal sowie die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden direkt angeschrieben und auf die Verletzung des Neutralitätsgebotes hingewiesen. Er forderte die Trägergemeinden auf, die Veranstaltung zu überprüfen und künftig politische Einflussnahme über ideologisch arbeitende NGOs zu vermeiden. Kurz darauf wurde die Veranstaltung ohne Angabe von Gründen abgesagt.“
Dabei ist sich Andrian Kempf durchaus möglicher Konsequenzen bewusst, sollte seine rechtsradikale Politik öffentlich mit seinem Namen verknüpft werden. In einer internen Schwurbelgruppe forderte er noch 2024 größere Diskretion: „Das geht so nicht. Und dann auch werden Anschuldigungen hier besprochen gegen Dritte, dass sie Klarnamen verwenden von anderen, lassen aber wiederum der Gegenseite Klarnamen stehen und ich wurde gestern auch mehrfach mit Klarnamen hier benannt, was eine Unverschämtheit ist.
Ich habe es seit drei Jahren geschafft, anonym zu bleiben. Und dann wurde ich von Gabi, also es steht auch in ihrem Profil, sie heißt wahrscheinlich nicht so, das hoffe ich auch, mehrfach bei meinen Klarnamen genannt. Und da habe ich auch gesagt, sie weiß gar nicht, was sie hier tut. Was machen wir mit unseren Profilen da draußen, was uns in allergrößte Not und Probleme bringt, wenn die Identität fällt. Und da wird ja so lapidar mit [umgegangen] als wäre das nichts. Für uns bedeutet das aber immens große, größte, sogar wirklich wirtschaftlicher Ruin.“ -
Dienstag, 28.10.2025
Ruth Hildegard Leiding, die Astrologin der „Reuß-Gruppe“ und designierte „Ministerin für Transkommunikation“ in der Reichsregierung, starb am 29. September noch während ihres Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht lief. Die taz schrieb über sie: „Ruth Hildegard [Leiding] sieht den ,Umbruch‘ in den Sternen kommen. Sie gibt Seminare zur Astrologie, ist als Wahrsagerin tätig, legt Karten und schreibt Bücher, die sie über einen selbst gegründeten Verlag vertreibt. Ihre ,präzise astrologische Prognose‘ nennt sie die ,[Leiding]-Methode‘.“
Nun wurde bekannt, dass Leiding vorsätzlich enorme Summen an Steuergeldern verschleudert hat, wie der Spiegel schreibt. Sie startete nämlich ihren Putschversuch zu einem Zeitpunkt, als sie mutmaßlich bereits absehen konnte, dass sie einen anschließenden Prozess nicht überleben würde, von ihrem Posten als Ministerin ganz zu schweigen. Typisch Reichsbürgerin. -
Mittwoch, 29.10.2025
Der faschistische „Ahriman-Verlag“ aus Freiburg, in dem die „Ketzerbriefe“ der Nazisekte „Bund gegen Anpassung“ erscheinen, hat die linksradikale Nachrichtenseite „Perspektive Online“ verklagt und erstinstanzlich vor dem Freiburger Landgericht verloren.
Bereits Ende 2024 wurde „Perspektive Online“ von der Nazipartei „III. Weg“ verklagt. Grund war damals die Berichterstattung zu einem Naziangriff in Berlin, an dem die Parteijugend „Nationalrevolutionäre Jugend“ beteiligt war.
Hintergrund der „Ahriman“-Klage ist ein im März 2024 veröffentlichter Kommentar, der von der Nazikanzlei Höcker abgemahnt wurde. Darin heißt es zu den „rechten Freunden des Bunds gegen Anpassung“:
„Dass der BgA tief mit rechten Strukturen verwachsen ist, lässt sich nicht zuletzt durch den Verleger ihres regelmäßig erscheinenden Magazins Ketzerbriefe nachweisen. Das Heft, das alle zwei Monate erscheint, zumeist voll mit groben und extrem problematischen Verschwörungsideologien ist und nicht selten auch Gastbeiträge von bekannten Größen der Neuen und Alten Rechten enthält, wird vom rechtsextremen Ahriman-Verlag herausgegeben. Dort werden regelmäßig rassistische, antisemitische und auch völkische Bücher veröffentlicht, die nicht selten gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse in Frage stellen oder auch gezielt gegen Minderheiten hetzen.“
Der Naziverlag störte sich einzig an der Behauptung, dass auch antisemitische Bücher verlegt würden. Für den Prozess am 23. September 2025 wechselte der Verlag von Ralf Höcker zu Michael-Hubertus von Sprenger, „Alter Herr“ des „Corps Palatia Bonn“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV).
Erst kürzlich war der „Ahriman-Verlag“ auf Buchmessen in München und Mainz vertreten. Für den 8. und 9. November 2025 ist ein Stand auf der faschistischen Buchmesse „Seitenwechsel“ in der Halle Messe geplant. -
Mittwoch, 29.10.2025
Bundeskanzler Friedrich Merz sagte auf einer Pressekonferenz am 14. Oktober 2025 Worte, die breite Entrüstung hervorriefen:
„Bei der Migration sind wir sehr weit. Wir haben in dieser Bundesregierung die Zahlen August 2024/2025 im Vergleich um 60% nach unten gebracht. Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“
Die Empörung über seine rassistische „Stadtbild“-Äußerung reißt seitdem nicht ab, zumal sie Merz bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit wiederholt. Woher kommt dieser tiefsitzende Rassismus? Vielleicht hilft es ja, die Geschichte der erzkatholischen Studentenverbindung von AH Merz zu studieren? Als junger Student bei der „KDStV Bavaria Bonn“ im „Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen“ (CV) dürfte Friedrich Merz wie alle Neumitglieder die „Fuxenmappe“ der „Bavaria Bonn“ (als PDF) studiert haben. Zur „Geschichte der Bavaria“ heißt es dort:
„Situation der Bavaria bis zum Einsetzen des Nationalsozialismus
Grundsätzlich konnte man nach dem verlorenen 1. Weltkrieg die Altherrenschaft der Bavaria in drei Gesinnungslager teilen: 1. Für diejenigen, die zur Zeit des Kulturkampfes aktiv waren stand das Prinzip Religio an erster Stelle. 2. Für diejenigen, die in der Zeit des glanzvollen Willhelmisianismus aktiv waren, trat das Prinzip Religio hinter einem nationalen Gedanken in den Hintergrund. 3. Für diejenigen, die nach dem Krieg aktiv waren, trat vor allem die Sehnsucht nach der einstigen Blütezeit der Vorkriegszeit in den Vordergrund, was sich in einem gehobenen Lebensstil und hoher Wertigkeit der äußeren Form und materieller Dinge äußerte. Der sehnsuchtsvolle Blick der amtierenden Aktivitas in die einstige vorkriegliche Blütezeit ließen die Prinzipien Amicitia und Patria in den Vordergrund treten und äußerte sich sichtbar zB. Im Hissen der Kaiserflagge an offiziellen Anlässen, der Verschickung von Geburtstagsgrüßen an den Kaiser und dem Bild Hindenburgs im Haus auf der Koblenzer Straße. Diese Strömungen innerhalb der Bavaria führten mehr und mehr zu einem Oppositionsverhältnis zum CV, was sich auch in der Forderung Bavarias zur Aufhebung des Duz-Komments an den CV 1925 äußerte. Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus fühlten sich in diesen Tagen gerade auch viele Bavaren verbunden, so bekannten sich aktive Bavaren öffentlich zum Nationalsozialismus und fanden im Stahlhelm – Studentenring Langemark ihre politische Heimat. Ihren Höhepunkt erreichte diese Gesinnungsströmung in der Einführung des Wehrsportstatutes in die GO der Bavaria 1932 durch den Senior Maxim Otte, der im gleichen Jahr auf der CV Hauptversammlung in München gegen die Unvereinbarkeit von CV- und NSDAP Mitgliedschaft stimmte.
Bavaria in der Zeit des Nationalsozialismus
Die Zuneigung Bavarias zum Nationalsozialismus ist noch an weiteren Ereignissen festzumachen, bevor man 1934 den Ernst der Lage im Bezug auf das zukünftige Bestehen der Verbindung erkennt. So kommt es 1933 zu einer Rede des Philisterseniors Golling, in der lebhaft bedauert wird nicht in der ersten Reihe des Dritten Reichs zu stehen. Zudem kommt es zur Verschickung von Sympathiebekundungen an den Führer und zur öffentlichen Kritik an CV Mitgliedern, die dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstehen. Es kommt im Juli 1933 letztlich unter Teilnahme Bavarias zu einer inoffiziellen Zusammenkunft einiger CV Verbindungen auf dem Ripuarenhaus, in der Edmund Forschbach (Nationalsozialist) von einer nicht legitimierten Mehrheit zum neuen CV Leiter gewählt wird (Bonner Revolution), zudem wird der Fuxenstall Bavariae in Kameradschaft umbenannt. Erst als dieser im Januar 1933 im CV die Aufgabe des Prinzips Religio fordert, ändert sich die Gesinnung der meisten Bavaren, doch ist es nun zu spät: Man wehrt sich zwar, zB durch die demonstrative Teilnahme an der Fronleichnamprozession, die ein Couleurverbot provoziert, doch kommt es durch die im Juni 1934 stattfindende Versammlung der Hiterjugend „gegen Spießer und Mucker“ zu heftigen Angriffen gegen die katholischen Korporationen. Das Verbändesterben setzt im WS 35/36 ein, die Aktivitas Bavariae zählt nur noch wenige Studenten, der CV löst sich am 27.10.1935 in Würzburg auf und am 7. Juni 1936 endet die Handlungsfähigkeit der Bavarenaktivitas offiziell. Besiegelt wird das Ende des studentischen Korporationslebens Ende 1936 durch den Erlass des Stellvertretenden Reichsführers Rudolf Hess, der allen Jugendorganisationen der NSDAP verbietet zusätzlich Mitglied in einer Korporation zu sein. Im Herbst 1936 wird das Bavarenhaus als Standortlazarett an die deutsche Wehrmacht vermietet. Nach weiterer Existenz des ehemaligen Altherrenverbandes der Bavaria, wird auch dieser am 20. Juni 1938 durch Heinrich Himmler verboten, Rechtsgrundlage ist die Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat. Sämtliches Vermögen der Bavaria wird von der Gestapo beschlagnahmt. Die einzige Institution der Bavaria, die die NS Zeit überdauerte war der Hausbauverein. Es ist vor allem Eugen Boden und Peter Gilles zu verdanken, das diese Institution der Liquidierung entgehen konnte.
Der Neuanfang in der Nachkriegszeit
Der Beginn der Wiederbegründung der Bavaria vollzog sich in erster Linie über die Wiedereinberufung der Altherrenzirkel im Frühjahr 1946. Die rechtliche Grundlage dazu wurde durch die britischen Besatzer am 22. August 1946 erteilt, demzufolge am 16. November 1946 auf der Godesburg eine Wiedersehensfeier in Form des 102. Stiftungsfestes stattfand. Bavaria zählte durch die Verluste des Krieges nur noch ca. 450 alte Herren. Die Wiederbegründung der Aktivitas konnte 1947 vollzogen werden, durch die Rekrutierung neuer Bavaren aus der neugebildeten katholischen Studentengemeinde, zu der Eberhard Gilles hervorragende Kontakte pflegte. Am 8 März 1947 wurde die neue Aktivitas auf der Godesburg durch 40 Altherren offiziell berufen, Gründungsmitglieder waren KONSTANTIN BODEN; HEINZ HOFFMANN; ELMAR HENKE; HEINRICH LÜSSEM. Die erste Versammlung des Hausbauvereins fand im April 1947 unter dem Vorsitz von Peter Gilles satt. Nach langem Rechtsstreit gelang es Peter Gilles das Bavarenhaus am 26.4.1949 von den Erben des verstorbenen Bbr. Brockmann, an den das Haus im Krieg aus Sicherheitsgründen übertragen worden war, zurückzuerwerben. Zwar mussten aus finanziellen Gründen teile der Räumlichkeiten vermietet werden, doch wurde die erste Etage am 30. April 1950 offiziell der Aktivitas übergeben. Peter Gilles erhielt in Anerkennung seiner Bemühungen das silberne Ehrenband.“
Offenbar hatte nicht nur das Vermögen, sondern auch die guten Beziehungen der „Bavaren“ den Krieg unbeschadet überstanden:
1961: Im Rahmen des Ausbaus des Auswärtigen Amtes musste das Haus auf der Koblenzer Straße geräumt werden, durch Vermittlung des AH Globke konnte ein Haus auf der Wörthstraße 19 (heute Tempelstraße) erworben werden.“
Besagter „AH Globke“, welcher seinem Bund 1961 das Haus in der Tempelstraße 19 verschaffte, war der „Alte Herr“ Hans Globke (Akte). Neben Wilhelm Stuckart war Globke einer der beiden Hauptkommentatoren der Nürnberger Gesetze, darunter das „Blutschutzgesetz“. Nach dem Krieg war Hans Globke von 1953 bis zu seiner Pensionierung 1963 Konrad Adenauers CDU-Kanzleramtschef, während ihm in der DDR der Prozess gemacht wurde. Wer die CDU und ihre Netzwerke verstehen will, muss den „Cartellverband“ studieren. Wer das eine oder das andere bekämpfen will, auch. -
Donnerstag, 30.10.2025
Auf Rhein-Main Rechtsaußen ist der Artikel „Der Bademeister – Wie sich ein extrem Rechter als Journalist und Aussteiger inszeniert“ über den mittlerweile 37-jährigen Jonathan Stumpf erschienen, dem Buddy von Mario Müller:
„Jonathan Stumpf hat mit seinen 37 Jahren bereits ein bewegtes Leben in der extremen Rechten hinter sich. Heute gibt er sich als »Aussteiger«, »Libertärer« und unpolitischer Journalist. Doch bewegt er sich im Umfeld der neofaschistischen Identitären Bewegung (IB). Im September 2025 reiste er zusammen mit führenden IB-Aktivisten zu den Taliban nach Afghanistan. Stumpf wohnt in Mannheim, doch ist er häufig in Darmstadt anzutreffen, wo er arbeitet und viel Freizeit verbringt.“
Der Titel des Textes bezieht sich auf Stumpfs Job als Bademeister im Darmstädter Jugendstilbad: „Bilder, die Rhein-Main Rechtsaußen vorliegen, zeigen ihn dort bei der Arbeit. In seinen Social-Media-Auftritten inszeniert sich Stumpf als Abenteurer und Weltenbummler. Seine Reiseberichte und Reportagen erscheinen in unterschiedlichen extrem rechten Medien. Er ist bestens vernetzt mit extrem rechten AkteurInnen in ganz Europa. 2024 kämpfte er als Söldner für die Ukraine. Nach eigenen Angaben ist er Mitglied der Organisation Reporter ohne Grenzen.“
Stumpf wohnte von 2009 bis 2011 in Freiburg und absolvierte, da er auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, 2012 „die Grundausbildung bei der US-Army in Volubus, Georgia. Anschließend wurde er in Vilseck in Bayern stationiert und blieb dort anderthalb Jahre Soldat. Nach einer Intervention der deutschen Sicherheitsbehörden bei der US-Army wurde Stumpf nicht für den Einsatz in Afghanistan zugelassen. Er verließ daraufhin das US-Militär und zog zum Studium nach Heidelberg.“
Nach Afghanistan reiste Stumpf zusammen anderen Nazis als Tourist: „Im September 2025 reisten Stumpf und Müller gemeinsam nach Afghanistan. Zehn Tage genossen die beiden einen »All-Inclusive-Abenteuer-Urlaub« inklusive lokaler Guides und Begleitschutz durch bewaffnete Taliban-Kämpfer. Sie waren nicht alleine unterwegs. Die Reisegruppe komplettierten Timm Kaufmann vom IB-nahen Filmkunstkollektiv aus Görliz, der Neonazi Martin Schieck, der für den Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke arbeitet, der IB-Aktivist Stefan Thöny aus der Schweiz sowie Kevin Kiessbauer, IB-Aktivist und Mitglied bei der völkischen Burschenschaft Normannia Jena. Organisiert wurde die Reise von einer Organisation mit dem Namen Zeitgeist BC. Dahinter verbirgt sich Marius Kaul aus Erftstadt (Rhein-Erft-Kreis). Kaul ist Beisitzer im Kreisvorstand der AfD im Rhein-Erft-Kreis.“
Statt in Afghanistan kämpfte Stumpf stattdessen in der Ukraine: „Auch seine gemeinsamen Unternehmungen mit dem IB-Aktivisten Mario Müller hat Stumpf nicht aufgegeben. Im Juni 2022 reisten die beiden Aktivisten als Journalisten getarnt in die Ukraine. In der Region Charkiw begleiteten sie das 49. Infanteriebataillon »Carpathian Sich«, ursprünglich eine paramilitärische Einheit aus Freiwilligen, die später in die reguläre ukrainische Armee integriert wurde. Gegründet, aufgebaut und kommandiert wurde das Bataillon durch Oleh Kutsyn, einem bekannten ukrainischen Militär und Mitglied der neofaschistischen Swoboda-Partei.
Nach dem Ausbruch des Donbas-Kriegs 2014 scharte Kutsyn Gleichgesinnte und politische Weggefährten um sich, um auf der Seite Ukraine zu kämpfen. 2015 wurde das Bataillon in die reguläre ukrainische Armee integriert, jedoch schon 2016 wieder aufgelöst. Im Jahr 2022, nach der russischen Invasion auf die Ukraine, gründete Kutsyn das Bataillon zusammen mit ehemaligen Mitgliedern neu. Bis heute gibt es immer wieder extrem rechte Vorfälle im Bataillon, wenngleich Kutsyn kurz nach dem Besuch von Stumpf und Müller ums Leben kam.
Im Sommer 2023 reiste Stumpf erneut in die Ukraine. Dieses Mal begleitete er die Internationalen Legionen, die dem Militärgeheimdienst unterstellt sind. Dabei handelt es sich um eine reguläre Einheit aus internationalen Freiwilligen. Zudem sind den Internationalen Legionen weitere separate Freiwilligen-Einheiten unterstellt. Dazu zählten zum Beispiel das Deutsche Freiwilligenkorps, welches Verbindungen zur neonazistischen Kleinpartei Der Dritte Weg aufweist, sowie das Russische Freiwilligenkorps um den deutsch-russischen Neonazi Denis Kapustin.
Schon im Dezember des selben Jahres zieht es Stumpf abermals in die Ukraine. Dieses Mal jedoch nicht als »Journalist«. Stumpf schloss sich stattdessen den Internationalen Legionen als Soldat im Kampfeinsatz an. Seine Motivation dazu schildert Stumpf in einer seiner Reportagen offen: Abenteuerlust und die Hoffnung, seine Karriere als Schriftsteller dadurch zu befördern. Bis Mai 2024 bleibt er als Soldat im Ukrainekrieg. Dann hat er genug und kehrte zurück nach Deutschland. Seine Reportagen aus dieser Zeit erschienen bei Krautzone, im Freilich-Magazin sowie in der Allgemeinen Schweizer Militärzeitschrift (ASMZ), einer Publikation der Schweizer Offiziersgesellschaft.
Anfang September 2025 postete Stumpf ein Foto von einem Treffen mit zwei Männern in Berlin bei Instagram. Die drei wirken vertraut. Bei den beiden Männern handelt es sich um Aktivisten der faschistischen und christlich-fundamentalistischen ukrainischen Organisation Tradition und Ordnung. Die Gruppe wurde vor allem durch queerfeindliche Übergriffe und Störaktionen gegen CSDs in der Ukraine bekannt und zeigt immer wieder Nähe zum Nationalsozialismus.“ -
Donnerstag, 30.10.2025
Der diesjährige „Festredner“ auf dem „Burschentag“ der „Allgemeinen Deutschen Burschenschaft“ (ADB) vom 31. Oktober bis zum 2. November 2025 im nordrhein-westfälischen Eitorf ist Marcus Pretzell. Bis 2017 war Pretzell AfD-Funktionär, genau wie seine Ehefrau Frauke Petry. Pretzell als Redner auf dem „Burschentag“ ist deshalb bemerkenswert, weil er bis vor einigen Jahren noch selbst korporiert war. Allerdings war er kein „Burschenschafter“ und uns ist auch nicht bekannt, dass die ADB ihre „übelsten Verfehlungen der NS-Zeit“ debattieren würde.
Am 22. Februar 2021 schrieb Pretzell einen vergifteten Abschiedsbrief an seine „lieben Corpsbrüder“ vom „Corps Saxo-Borussia Heidelberg“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV). Zwar hat Pretzell den Brief damals auf Facebook veröffentlicht, damit er auf Wikipedia verlinkt werden kann, um seinen Austritt zu belegen, was jedoch nie geschehen ist. Denn das wollte das Corps aus nachvollziehbaren Gründen nun wirklich nicht:
„Liebe Corpsbrüder,
die Anrede verwende ich nun letztmalig, und einige von euch wird das mit Glück erfüllen; mich auch. Dieser Brief richtet sich an Euch alle, darin geäußerte Kritik richtet sich aber an das Corps als Institution oder an Einzelne, wo dies kenntlich gemacht ist. Keinesfalls möchte ich damit pauschal alle von Euch über einen Kamm scheren. Auch im Corps gibt es solche und solche. Ich will mich aber auf die Gründe meines heutigen Corpsaustritts weitgehend beschränken, sodass der kritische Teil dieses Briefes wohl überwiegen wird.
Anlass ist die Chuzpe des Altherrenvereins, von mir allen Ernstes Mitgliedsbeiträge einzufordern, nach allem, was in den letzten Jahren geschehen ist. Ich verspreche, ich verzichte vorerst auf Schmerzensgeld. Mehr kann ich finanziell nicht für Euch tun.
Im Jahr 1994 trat ich als junger Mann in das Corps Saxo-Borussia ein. Zum einen weil mich die Herausforderung reizte und zum anderen weil ich die Vorstellung einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig aus freien Stücken verpflichtet ist, mit einem hohem Anspruch an sich selbst und dem Selbstverständnis eine geistige und charakterliche Elite zu bilden, reizvoll fand. Menschen glauben an komische Dinge, wenn sie jung sind. Dass es für manchen weniger um Ideale, als schlicht um Vernetzung, Wichtigtuerei und das grobe Gefühl des Standesdünkel ging, konnte ich recht schnell herausfinden. Dies störte mich zunächst nicht übermäßig, weil doch immerhin recht viele anständige Geister in den Reihen des Corps weilten und es außerdem recht lustig zuging. Nachdem also meine ersten naiven Vorstellungen davon, dass eine Gemeinschaft, sei sie noch so klein, in relevanter Weise „besser“ sein könnte als der Durchschnitt einer Gesellschaft, verflogen war, arrangierte ich mich recht gut mit dem, was es war. Es war eine alles in allem aufregende Zeit mit unvergesslichen Erlebnissen, gleich, ob zu zweit mit manchem unter Euch oder auch in großer Runde in der biergeschwängerten Kneipe. Einigen von Euch, das will ich nicht verhehlen, bin ich bis heute dankbar für diese Zeit und manche Gespräche oder Erlebnisse. Mal waren wir trunken, mal waren wir nüchtern, meistens erlebte ich die Stunden heiter, wenn man von einem verkorksten Fuchsensemester absieht. Zahlreiche Erlebnisse verbinde ich mit dem Fechten, sodass zumindest die Vorstellung von der Herausforderung nach drei Partien und fast 100 Sekundagen als erfüllt betrachtet werden darf. Natürlich habe ich auch weniger schöne Erlebnisse hinter mich gebracht. Ein Corpsbruder zum Beispiel, der meine Wohnung in der Heidelberger Innenstadt in bester Lage gern „geerbt“ hätte, als ich auszog. Als das mit der Wohnung nicht klappte (aus eigener Dusseligkeit noch dazu), wurde der junge Herr niederträchtig, ließ seine Wut an meinem jüngeren Bruder aus. Er ist der einzige unter Euch, dem ich seine Charakterlosigkeit ganz offen ins Gesicht gesagt habe und erklärt habe, dass ich mein Lebtag mit ihm nichts mehr zu tun haben möchte. Mir ist auch in acht Jahren politischer Tätigkeit nur ganz ausnahmsweise ein schlechterer Charakter untergekommen. Aber Schwamm drüber, ein Depp macht noch keinen Sauhaufen.
Insgesamt war meine Aktivenzeit keine schlechte, die Zeit als Inaktiver habe ich sogar sehr genossen, aber weder wollte ich zeitlebens auf dem Riesenstein aus siffigen Pötten Ötti trinken, während ich Geschichten aus Zeiten austausche, die keiner der Erlebenden nüchtern beobachtet hat, noch hielt ich das Corpsstudententum für ein Lebenskonzept. Insofern habe ich mich eher seltener blicken lassen, nachdem ich mein Studium beendet hatte, was nicht heißt, dass ich das Corps als Ort des Austausches und für die Erlebniswelt eines jungen Studenten nicht für sinnvoll erachtet hätte. Es gab einfach Wichtigeres, Familie und Beruf gingen vor.
So plätscherte meine Corpsmitgliedschaft so vor sich hin, wie es wohl vielen in ihren Dreißigern ergeht. Ich hatte mich in der Zeit über einige Jahre in der FDP engagiert, aber dann trat ich mit deren Gründung in die AfD ein. Das wäre wohl noch verkraftbar gewesen, wenn ich nicht irgendwann 2014 zur öffentlich politisch rezipierten Person geworden wäre. Ab da wurde es ungemütlich. Natürlich sprach mich niemand von Euch an, außer denen, die mir unter der Hand und ganz vertraulich versicherten, dass sie mich a) gewählt hätten und b) im Übrigen von meinem Engagement ganz angetan seien. Öffentlich sollte solcherlei Zustimmung natürlich nicht werden. Was aber sonst an meine Ohren drang, waren Äußerungen, die mir durch Dritte zugetragen wurden. Der oder jener habe in einer Rundmail an einige Corpsbrüder jenes oder solches über mich geäußert, oder beim letzten Stiftungsfest habe der Soundso sich in trauter Runde folgendermaßen geäußert. Es begann das, was auch gesamtgesellschaftlich en vogue war. Man distanzierte sich öffentlich, gab Journalisten Zitate, eigentlich ein No-Go erster Güte in einem Corps, welches auf dem Lebensbundprinzip basiert. Intern wurden Überlegungen zu meinem Corpsausschluss diskutiert, nur mit mir redete über Jahre niemand, und ich hielt es weder für nötig noch für hilfreich, solcherlei Heckenschützen von mir aus die Meinung zu geigen. Ich hatte auch, um ehrlich zu sein, Besseres zu tun. Das hielt die Geiferer aber von nichts ab. Als es schließlich zu einem einzigen Treffen mit einigen Abgesandten des Corps kam, boten die Protagonisten das ganze Jammerbild eines Corps dar, das zwar in der sicheren Überzeugung lebt, dass man zur besseren Gesellschaft in Deutschland gehöre, aber leider auch völlig orientierungslos in Bezug auf die selbstgesetzten hohen moralischen Standards blickt. Meine Frage nach problematischen Positionen blieb gänzlich unbeantwortet. Einen Tweet zu „Merkels Toten“ griff man weniger inhaltlich als immerhin stilistisch an. Aber ansonsten?
Nun, das Problem, dass ich schuf, war von gänzlich anderer Natur, als etwa politischer. Die AfD war ein gesellschaftlicher Paria und ich ihr Repräsentant. Man könne bei Wikipedia lesen, dass ich sein Corpsbruder sei, jammerte einer gegenüber meinem Bruder. Ich möge den Eintrag doch bitte löschen. Kein inhaltlicher Dissens wurde da formuliert, keine verfassungswidrigen Umtriebe bemängelt. Nein, man fühlte sich in der eigenen Großartigeit durch Kontaktschuld dritten Grades etwas herabgesetzt. Das wog schwerer als jeder echte politische Vorwurf. Beim Johanniterorden die bösen Blicke ernten, von der Ehefrau Vorwürfe dazu bekommen, dass sie in der Bridge-Runde auf den Corpsbruder ihres Mannes angesprochen worden sei. Es waren solcherlei Befindlichkeitsbeeinträchtigungen, die eine gar nicht so kleine Zahl von Euch umtrieb.
Ich könnte nun ganz nonchalant dazu übergehen, mir selbst zu sagen, dass eine noch so kleine Gruppe mit noch so hohen Ansprüchen eben kaum je besser sein wird, als die Gesamtgesellschaft, aus der sie sich rekrutiert. Ich tue das aus zweierlei Gründen in diesem Fall nicht.
Zum ersten legt das Corps nicht wenig Wert darauf, dass politische Streitigkeiten und Positionen im Rahmen des Corps keinen Raum haben, oder allenfalls im eng gesteckten Rahmen einzelner politischer Vortragsabende. Schon deshalb hielt ich mein politisches Engagement für eine Frage, die das Corps nur dann zu interessieren habe, wenn ich die Grenzen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verletze. Davon war ich zu jeder Zeit weit entfernt. Das ist mir auch von keinem Corpsbruder je vorgeworfen worden.
Zweitens bildet sich das Corps nicht wenig darauf ein, geradezu Hort des nationalsozialistischen Widerstandes gewesen zu sein, also Menschen, die gegen den Strom schwimmen, einen Raum zu geben. Um das völlig klar zu machen: Ich vergleiche mein Tun in einer Demokratie nicht mit dem Widerstand im 3.Reich. Die Leichterregbaren können sich wieder setzen. Ich erwähne das aus einem anderen Grund, aber dazu komme ich später. Der Stolz auf unterschiedlichste Überzeugungen von Corpsbrüdern ist jedenfalls groß. Querdenker in den eigenen Reihen wurden gern erwähnt und mit stolz geschwellter Brust als Corpsbrüder bekanntgegeben. Meist handelte es sich dabei allerdings um historische Personen. Querdenker waren sie ja nur zu ihrer Zeit, heute gehören sie eben gut zum Zeitgeist. Insofern hätte ich erahnen müssen, dass die angebliche Akzeptanz unterschiedlicher Personen, Überzeugungen und Werte nur eine Phrase ist. Mein Fehler! Ich gestehe ihn ein, ich glaubte tatsächlich lange, dass man unterschiedliche Denkweisen im Corps goutieren würde.
Mit meinem politischen Engagement begann nun also die Hetzjagd. Das meiste bekam ich ja gar nicht mit, aber manches eben doch zu Ohren. Einer schrieb mir sogar einen Brief. Er kündige mir die Freundschaft. Ich war baff, handelte es sich doch um den weiter oben erwähnten Corpsbruder, den ich für den Rest meines Lebens nicht mehr zu sprechen gedachte. Jetzt kündigte er mir seine Freundschaft. Nun denn, ein heiterer Geselle immerhin, aber der Schlauste war er nie. Dann wäre da noch einer, der es mir per Mail mitteilte, oder eigentlich zwei, aber die zweite Mail habe ich nicht mal fertig gelesen und dann gelöscht. Die andere aber war derart kunstvoll mit Schimpfwörtern angereichert, dass, veröffentlichte man sie in den sozialen Netzwerken, man wohl ganz dramatisch von Hatespeech sprechen würde. Natürlich sandte er die Mail auch an zahlreiche andere Corpsbrüder, um seine untadelige Haltung zu dokumentieren. Ich sei nun wohl auf Gedeih und Verderb an die AfD gebunden, schon aus finanziellen Gründen könne ich mir einen Austritt wohl kaum leisten, schrieb mir „Von-Beruf-Sohn“. Moralisch lag er nun ziemlich weit vorn, und jeder konnte es lesen. Ja, es waren entlarvende Momente Einzelner, aber es waren eben auch entlarvende Momente für diejenigen, die das alles geschehen ließen ohne sich darum zu scheren, denn aus dem großen Kreis der Mailempfänger widersprach niemand, jedenfalls nicht so, dass ich es hätte vernehmen können. Lachhaft ist das Ganze auch deshalb, weil jede Kneipe im Rahmen des Corps in den Augen der Öffentlichkeit wohl aufgeregter diskutiert würde, als ein AfD-Parteitag, wenn denn bekannt wäre was dort so alles abläuft. Aber solange es keiner sieht und hört, ist niemand gestört, richtig?
Liebe Leute, Euren ganzen Dünkel über eine gefühlte gesellschaftliche Elite, die in der Tradition derer steht, die schon 1944 zur moralisch besseren Seite zählten, könnt ihr Euch an den Hut stecken, wenn die einfachsten gesellschaftlichen Umgangsformen missachtet werden, sobald ein Wikipedia-Artikel zu gefühltem Ungemach führt. Wer die gemeinsame Mitgliedschaft in einem Corps mit mir für so belastend hält, dass er meinen Ausschluss fordert, der möge doch bitte nicht die heroische Haltung der Vandalen zu ihren jüdischen Corpsbrüdern im dritten Reich loben. Habt ihr eine Ahnung um welchen Faktor unangenehmer es war, den jüdischen Corpsbruder gegen die SA in Schutz zu nehmen, als den AfD-Funktionär auf derselben Wikipedia-Seite zu finden wie das eigene Corps? Ein feiner Mitläufer wäre so ein Schneeflöckchen gewesen.
Aber noch etwas sei Euch gesagt liebe Freunde. Das Corps hat immer höchsten Wert auf politische Neutralität gelegt. Politik sollte das Verhältnis der Corpsbrüder und ihren Lebensbund nicht belasten. Das Wissen um die zerstörerische Kraft des politischen Dissens war den Alten wohl bewusst. Gern ließ man so auch nach 1945 den Mantel über der politischen und manch anderer Frage. Die Widerstandskämpfer wurden geehrt, die Täter wurden verschwiegen. Oder erinnert Ihr Euch an die zahlreichen Klärungen der Fragen zum Verhältnis zu Tätern des NS-Regimes? Wo steht die Gedenktafel der Opfer derjenigen Saxo-Borussen, die im 3. Reich zu den Tätern gehörten? Die meisten von Euch kennen die Namen der Täter nicht einmal, obgleich mancher von ihnen noch Jahrzehnte nach dem Krieg weiterlebte. Bloß nicht darüber reden, dann fällt es nicht auf, und der Frieden im Corps ist nicht in Gefahr. Zu groß wäre die Angst, dass Söhne, Neffen, Enkel von beiden Seiten des damaligen Schützengrabens sonst aufeinander losgehen.
Nun, wenn Ihr nicht beim AfD-Funktionär 2013-17 halt machen wollt, möchte ich Euch dennoch hier eine echte Liste von Personen geben, von denen Ihr Euch wahlweise distanzieren oder trennen solltet. Sie alle sind bei Wikipedia zu finden und dort als eure Corpsbrüder geführt.
Jürgen von dem Knesebeck, 1930-32 Mitglied des Reichstags für die NSDAP
Udo von Alvensleben, NSDAP und SA-Führer
Erwin Selck, Vorstand der IG Farben, NSDAP-Mitglied und SS-Mitglied
Herbert von Dirksen, musste daran gehindert werden, als Botschafter in Japan die Besetzung Mandschukos vorschnell anzuerkennen, so richtig wollte er es für den Führer machen. NSDAP-Mitglied, wurde noch 1955 zum Ehrenmitglied erhoben.
Wedego von Wedel, von ihm sind die bewegenden Worte zur Begründung seines NSDAP-Parteieintritts überliefert, als er glaubte, „in der nationalsozialistischen Bewegung das Mittel für die Wiedergenesung des Vaterlandes gefunden zu haben.“
Kurt von Kamphoevener, Diplomat in unappetitlichsten Missionen und Mitglied der NSDAP
Hans-Adolf von Moltke, als Diplomat erläuterte er 1939 die polnische Kriegsschuld
Edmund von Thermann, Diplomat, NSDAP-Mitglied und SS-Brigadeführer, Antisemit
Alexander von Dörnberg, SS-Führer, Leiter der Protokollabteilung des Auswärtigen Amtes 1938-45
Man kann, das sei hier nochmals betont, durchaus die Meinung vertreten, dass Politik im Corps nichts zu suchen habe, also auch übelste Verfehlungen der NS-Zeit nicht debattiert werden. Man kann aber nicht den Widerstandskampf gegen das Naziregime dann als Stellvertreterkrieg gegen einen (ehemaligen) AfD-Funktionär führen, weil der gerade medial präsenter und damit unangenehmer ist. So billig kommt man mit Eurem eigenen hohen Anspruch nicht davon, will man sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben.
Da diese einfach Wahrheit leider bis heute keinen relevanten Personenkreis bei Saxo-Borussia erreicht hat, habe ich nun nach reiflicher Überlegung entschieden, Euch der Last meines Daseins in Eurem Kreis zu entheben. Da auch die Darstellung bei Wikipedia für Euch von herausragender Bedeutung ist, wie nicht nur einer von Euch dokumentierte, habe ich mich entschieden, mein Austrittsschreiben zu veröffentlichen. So kann es bei Wikipedia eingetragen werden und viel wichtiger: Mein Austritt bleibt dann dort auch stehen und wird nicht mangels öffentlich zugänglicher Belege gelöscht. Muss man wissen, wie Wikipedia funktioniert.
Ich trete nun also aus und wünsche euch Wahrhaftigkeit oder wenigstens ein ruhigeres Leben.
Lebt wohl
Marcus Pretzell
P.S.: Meinen rückständigen Beitrag würde ich allenfalls aus einem Grund nachzahlen. Zweckgebunden zur Aufarbeitung der Geschichte der Mitglieder des Corps im 3. Reich. Höre heute morgen gerade, dass das sogar ein Vorbild im Weißen Kreis fände.“ -
Donnerstag, 30.10.2025
Am 31. Oktober beginnt in Mannheim vor dem Landgericht der Prozess gegen Alexander Scheuermann, der am Rosenmontag, dem 3. März, mit seinem Auto zwei Menschen tötete und 14 teils schwer verletzte. Die Behörden wollten von einem rechtsradikalen Hintergrund nichts wissen, obwohl er bereits einschlägig verurteilt worden war. Das Kommunalinfo Mannheim schreibt:
„Auch die Ermittlungsbehörden ermittelten in diese Richtung. Nach und nach kamen mehr Details zur Vergangenheit von Alexander S. heraus. Wegen des Facebook-Kommentars ,Sieg Heil from Germany‘ unter einem Hitler-Bild bekam er im Jahr 2019 eine Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu 20 Euro.
Zeugen sollen ihn als ,sehr konservativ‘ und vielleicht ,ein bisschen‘ rechts beschrieben haben. Er soll judenfeindliche Witze von sich gegeben und bei der Arbeit NS-Lieder gesungen haben. Am Tattag soll S. bei einem Musikstreamingdienst das Lied ,SS marschiert in Feindesland‘ abgerufen und wenige Minuten vor der Todesfahrt das Lied ,Feuer frei‘ der Band Rammstein ausgewählt haben. Im Songtext heißt es ,Dein Glück / Ist nicht mein Glück / Ist mein Unglück‘.
Trotz dieser Erkenntnisse geht die Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft Mannheim nicht von einer ,politisch motivierten Tat‘ aus. Die Ermittlungsbehörden sehen vielmehr einen ,psychischen Ausnahmezustand‘ als ursächlich an. Fraglich ist allerdings, ob das eine das andere ausschließt?“ -
Freitag, 31.10.2025
Die Thüringer Justiz wird den rassistischen Verwaltungsrichter und Vizepräsidenten des Verwaltungsgerichts Gera Bengt Fuchs nicht wegen Volksverhetzung anklagen. Der „Alte Herr“ der „Turnerschaft Salia Jenensis Göttingen“ hatte in einer TraMiZu-Facebookgruppe vor tausenden Korporierten Sinti und Roma pauschal als „Rotationseuropäer mit Eigentumszuordnungsschwäche“ bezeichnet. Im Juli hatte das Landgericht Gera, wo Fuchs einst selbst richtete, die Eröffnung eines Hauptverfahrens trotz der antiziganistischen Äußerungen verweigert.
Das Oberlandesgericht Thüringen hat am 27. Oktober eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft Gera gegen die Entscheidung des Landgerichts abgelehnt. Nach Ansicht des 3. Strafsenats des Jenaer Gerichts war die Äußerung zwar eine „grob geschmacklose und diffamierende Entgleisung des Angeschuldigten“, aber sie sei lediglich „ein missglückter Versuch, die Betroffenen in ironisch-satirischer Form pauschal lächerlich zu machen und möglichst viele ,Likes‘ zu erzielen. Gleichwohl sei die Äußerung weder von Hass erfüllt noch reize sie in feindseliger Weise zum Hass an (§ 130 Abs. 1 Nr. 1 StGB ,Aufstacheln zum Hass‘).“
Das zur Zeit ruhende Disziplinarverfahren gegen Bengt Fuchs dürfte nun wieder aufgenommen werden. Dieses Verfahren wird von seinem Vorgesetzten-im-Geiste Michael Obhues geführt, dem Präsidenten des Verwaltungsgerichts in Gera. Aber wirklich niemand erwartet, dass die rechte Richterschaft in Thüringen einen der ihren verurteilt. Seine Strafe war unser Communiqué und die Antirakampagne. Die thüringische Justiz ist nurmehr ein Witz, aber nur solche wie Fuchs haben was zu lachen.
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