Meldungen 2025 Februar

  • Samstag, 01.02.2025

    Nach der historischen Zäsur am 29. Januar 2025 – der ersten direkten Zusammenarbeit von Konservativen und Liberalen mit Nazis im Deutschen Bundestag – gab es am 30. Januar deutschlandweit trotz miesen Wetters spontane Massenproteste. Am 92. Jahrestag der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler zitierte CDU-Altkanzlerin Angela Merkel die Worte des CDU/CSU-Kanzlerkandidaten im CV Friedrich Merz vom 13. November 2024 „ausweislich des stenografischen Protokolls des Deutschen Bundestags“:
    „Für die wenigen verbleibenden Entscheidungen, die ohne Bundeshaushalt möglich sein könnten, will ich Ihnen hier einen Vorschlag machen: Wir sollten mit Ihnen, den Sozialdemokraten, und Ihnen, die Grünen, vereinbaren, dass wir nur die Entscheidungen auf die Tagesordnung des Plenums setzen, über die wir uns zuvor mit Ihnen von der SPD und den Grünen in der Sache geeinigt haben, sodass weder bei der Bestimmung der Tagesordnung noch bei den Abstimmungen in der Sache hier im Haus auch nur ein einziges Mal eine zufällige oder tatsächlich herbeigeführte Mehrheit mit denen da von der AfD zustande kommt.
    Diese Verabredung möchte ich Ihnen ausdrücklich vorschlagen, meine Damen und Herren. Denn das hätten diese Damen und Herren von rechts außen doch gerne, dass sie plötzlich die Mehrheiten besorgen, und sei es mit Ihnen von den beiden Minderheitsfraktionen bei der Bestimmung der Tagesordnung. Wir wollen das nicht. Ich hoffe, Sie sehen das auch so, liebe Kolleginnen und Kollegen.“

    Doch der All in-Geher Merz hat sich mit dem asylfeindlichen „Zustrombegrenzungsgesetz“ verzockt und sein Wortbruch hat seine Glaubwürdigkeit ruiniert. Am 31. Januar stimmten in namentlicher Abstimmung nur 338 Abgeordnete für den Gesetzentwurf, aber 349 dagegen. Fünf Abgeordnete enthielten sich, 41 nahmen nicht an der Abstimmung teil. Obwohl die AfD-Fraktion geschlossen für das CDU-/CSU-Gesetz stimmte (bis auf Klaus Stöber aus Eisenach, der war vermutlich wegen seines Ausschlussverfahrens nicht anwesend), haben genügend AbweichlerInnen bei CDU/CSU, FDP und BSW das Gesetz zu Fall gebracht. Aber die Schande bleibt. Für immer.

  • Sonntag, 02.02.2025

    Francesco Cancellato, der Chefredakteur des Investigativmediums mit dem irritierenden Namen fanpage.it, wurde zum Ziel von Spionagesoftware der israelischen Firma Paragon (gegründet vom ehemaligen Ministerpräsidenten Ehud Barak), wie der britische Guardian schreibt:
    „Paragons Spyware is bekannt als Graphite und hat zur Pegasus Spyware der NSO Group vergleichbare Fähigkeiten. Sobald ein Handy mit Graphite infiziert wurde, hat der Operator vollständigen Zugriff, inklusive der Möglichkeit Nachrichten zu lesen, die mit verschlüsselten Messengern wie WhatsApp und Signal verschickt wurden.“
    Bekannt wurde der Angriff durch eine Benachrichtigung von Whatsapp am 31. Januar, wonach 90 JournalistInnen und andere „Mitglieder der Zivilgesellschaft“ zum Ziel der Software wurden, obwohl diese angeblich nur an demokratische Regierungen verkauft wurde – an Ungarn beispielsweise ausdrücklich nicht. Cancellato ist der erste Betroffene, der den Skandal öffentlich macht. Und das hat gute Gründe:
    „Es ist unklar, wie lange Cancellato schon komprimiert sein könnte. Aber der Redakteur hat letztes Jahr eine high-profile Investigativ-Geschichte veröffentlicht, die aufdeckte, dass Mitglieder von Melonis extrem rechter Parteijugend an faschistischen Sprechchören, Hitlergrüßen und antisemitischer Hetze beteiligt waren.
    Die Undercover-Reporter von Fanpage – wenn auch nicht Cancellato persönlich – hatten Gruppen und Chat-Foren, die von der Gioventù Nazionale (GN) genutzt wurden, einem Flügel von Melonis Fratelli d’Italia (FdI), infiltriert. Das Medium veröffentlichte Videoclips, in denen GN-Mitglieder „Duce“ – eine Referenz auf Benito Mussolini – und „Sieg Heil“ rufen und mit ihren Familienbeziehungen zu historischen Figuren angeben, die Verbindungen zu neofaschistischem Terrorismus haben. Die Geschichten wurden im Mai veröffentlicht.“

  • Montag, 03.02.2025

    Nach einer Kampagne der „Omas gegen Rechts“ muss sich die AfD sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene diverse neue Spendenkonten suchen. Auch auf lokaler Ebene gibt es seit Monaten Stress für due Nazipartei.
    In Nordrhein-Westfalen kündigte die Volksbank zuletzt die Konten des AfD-Landesverbands, der AfD-Landtagsfraktion und die Konten des Kreis- sowie des Stadtverbandes Düsseldorf zum 31. März.
    Auf Bundesebene steht der AfD ihr Konto bei der Volksbank Berlin sowohl für Spenden als auch für die Mitgliedsbeiträge bereits ab dem 28. Februar nicht mehr zur Verfügung, wie der AfD-Bundesschatzmeister Carsten Hütter den Parteimitgliedern am 1. Februar mitteilte: „Neben dem Spendenkonto betrifft die dadurch notwendig gewordene Umstellung auch das Konto für Ihre Beitragszahlung“. Als Ersatz gibt die AfD ein Konto bei der Volksbank Spree-Neiße an.
    Auch in Baden-Württemberg stellt die Volksbank der AfD Konten zur Verfügung. Der AfD-Landesverband wirbt um Spenden auf ein Konto bei der Volksbank Stuttgart. Die AfD Freiburg nutzt ein Konto der Volksbank Freiburg und die AfD Breisgau-Hochschwarzwald eines bei der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau.

  • Dienstag, 04.02.2025

    Wer sich nicht alles von uns verleumdet fühlt. Laut des Transparenzprojekts Lumen, online unter lumendatabase.org, greifen Nazis immer wieder zur Zensur von Google-Suchergebnissen, wenn unsere Outings zu Problemen in ihrem Leben führen. Diese Zensur lässt sich zwar leicht umgehen, aber selbst erfahrene RechercheurInnen nutzen regelmäßig deutsche IPs. Allerdings hat diese Form der Zensur einen Haken: Sie hinterlässt Spuren und birgt daher die Gefahr des Streisand-Effekts.
    Manche, wie der 2017 für die AfD in den Bundestag gewählte und dann 2020 und 2021 fraktionslose Frank Pasemann, dürften die Zensur der entsprechenden Meldung auf Anraten ihrer Nazianwälte veranlasst haben – ein Notnagel, da Einschüchterungen anders als bei vielen kommerziellen Medien bei uns nicht wirken.
    Die „Burschenschaft Germania Gießen“ in der „Allgemeinen Deutschen Burschenschaft“ störte die antifaschistische Recherche von Stadt, Land, Volk offenbar so sehr, dass sie auch die entsprechende Meldung bei uns zensiert haben. Komische Wahl, wir hätten auf die Meldung zu ihrem Brandanschlag getippt.
    Auch Ordnungshüter greifen gelegentlich zu irregulärer Zensur. So wie Richard Kerber, der Wichser von der Polizei.
    Gernot Mörig hat noch 2023 die Zensur einer Meldung bei Google veranlasst. Verständlich, wurde durch die Antifarecherche von Völkische Verbindungen Kappen doch am Vortag des Potsdamer Nazitreffens Mörigs halbe „Sippe“ geoutet. Teile der Rechercheergebnisse wurden am 10. Januar 2024 von Correctiv veröffentlicht und waren Teil einer sehr erfolgreichen Antifakampagne gegen die AfD, völkische Nazizirkel und Studentenverbindungen, derentwegen vor einem Jahr Millionen Menschen auf die Straße gingen.
    Keine beispielhafte Auflistung unserer Lumen-Zensurfälle kann den Gärtner im Raum ignorieren: Maximilian Zieseniss. Der ließ unsere Meldung zu seinem Hitlergruß am Herrenklo durch Google zensieren (und Twitter/X gleich mit). Seltsames Land, in dem sich alle Welt über Musks „Hitlergruß“ in den USA aufregt (wo das nicht mal verboten ist), aber Zieseniss’ „Hitlergruß“ in Coburg keine Konsequenzen hat für einen deutschen Amtsrichter im CC zu Gifhorn.

  • Mittwoch, 05.02.2025

    Am 4. Februar hat die taz einen antifaschistischen Beitrag zur Debatte um Berufsverbote in Bayern veröffentlicht. Anlass ist das Berufsverbot gegen die Antikapitalistin Lisa Poettinger. Zumindest in der taz-Community wird angeregt diskutiert: einmal so viel Verständnis und Vergebung entgegengebracht bekommen wie ein Neonazi in Deutschland.
    In dem Artikel geht es um Matthias Zeilinger, seit 2021 Gymnasiallehrer am Hochfranken-Gymnasium Naila in Oberfranken. Doch bevor Zeilinger begann, an dem Gymnasium zu unterrichten, musste auch er erst einmal sein zweijähriges Referendariat machen. Zu Beginn seiner Referendariatszeit war das letzte nachgewiesene klandestine Nazizeltlager unter seiner Führung erst rund vier Jahre her. Denn noch 2015 leitete Zeilinger ein „Sturmvogel“-Lager und noch 2016 – also nur drei Jahre vor seinem Referendariat – trat er offen als Aktivist der „Identitären Bewegung“ auf:
    „Fotos zeigen Z. im Jahr 2015 auf einem Zeltlager im Brandenburgischen Grabow, das er geleitet haben soll. […] Noch 2016 ist Michael Z. zudem auf einem Foto bei einer Aktion der rechtsextremen Identitären in Wien zu sehen, auch hier nicht nur als Mitläufer, sondern mit Megafon in der Hand.“ Trotzdem wird Michael Zeilinger von seiner Schule als „Aussteiger“ bezeichnet. Wieso eigentlich?
    Von Michael Zeilinger gibt es dazu: kein Wort. Hat der angebliche Aussteiger wirklich keinen Kontakt mehr zu seinem IB-Bruder Sebastian Zeilinger und dessen Naziehefrau Inka Mörig? Inka ist die Tochter von Gernot Mörig, dem Potsdam-Organisator. Darauf gibt es keinen Hinweis und auch nicht darauf, dass Michael Zeilinger seinen Lebensbund aufgekündigt hätte. Denn Zeilinger wurde „Alter Herr“ der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ in der „Deutschen Burschenschaft“, eine einschlägig bekannte Naziburschenschaft. Als „Aktiver“ der „Raczeks“ war Zeilinger 2011 an den Planungen zur Gründung einer Nazipartei in Deutschland beteiligt.
    In einer Seminararbeit am Philosophischen Institut der Uni Würzburg in Neuerer Deutscher Literaturgeschichte schrieb Zeilinger 2015 über das Frühwerk von Ernst Jünger und insbesondere über dessen „Wandervogel“-Zeit: „In einer Zeit, in der an den Universitäten der Großteil der Studenten in einer Verbindung organisiert war, in Corps und Burschenschaften, Landsmannschaften, Turnerschaften und so weiter, wo die Schülerverbindungen mit ihren bunten Mützen, ihrer Kneipe, ihrem Komment und ihrem trinkfreudigen Betrieb das Studentenleben nachzuahmen trachteten, da war es dem Wandervogel egal, ob das Mitglied ihrer aufblühenden Gemeinschaft ein Student, ein Schüler oder ein Handwerker war. Er musste charakterlich hineinpassen, musste Sittlichkeit vertreten, unternehmerfreudig sein. Die meisten hoben sich damals von der Masse ab. Der Wandervogel bot der Jugend einen Raum, ,in dem sich alle jugendlichen Instinkte für das Einfache, Echte, Gesunde, Natürliche, Volkstümliche, für Nüchternheit, Reinheit, Selbstbeherrschung auswirken konnten.‘ […] Ernst Jünger verspürt Geborgenheit und empfindet rauschhafte Freude. Er bewundert den Gruppenführer, der mit seiner Art echtes Führertum ausstrahlt.“
    Nicht nur an dieser Stelle lässt Zeilinger autobiographische Elemente einfließen. Oftmals identifiziert er sich auch ganz offen mit dem jungen Jünger, einem Vordenker der „Konservativen Revolution“: „Im Krieg führt er sorgfältig Tagebuch, aus dessen Notizen er später u.a. In Stahlgewittern ausformuliert. Gerade in diesen Schilderungen blanken Erlebens zeigt sich unser Anarch, der inmitten eines Bombenhagels ruhig an seiner Zigarette zieht, der in Anflügen eines Abenteurers als Leutnant seinen Männern im wilden Rausch zum Sturme vorangeht, dessen désinvolture sich auch nicht zuletzt in der Abstumpfung gegenüber Leid und Tod, dem fremden sowie dem eigenen, zeigt. Der Krieg war für ihn ein großes Abenteuer, das er schließlich mit dem höchsten preußischen Orden verließ.“
    Heute ist Michael Zeilinger Lehrer für Deutsch und Sport an einem staatlichen Gymnasium. Wie er über Jünger sagte: „Der Anarch sieht das Leben als Spiel, er nimmt es nicht ganz ernst, sieht über manche Gefahren hinweg und fügt sich nur aus Pragmatismus bis zu einem gewissen Grad unter das System.“ Oder im Klartext: Der völkische Nazibursche unterrichtet jetzt Kinder in Bayern. Die Antifa vergisst nicht. Vergeben könnt ihr vergessen.

  • Donnerstag, 06.02.2025

    Am Montag, den 10. Februar, will die Freiburger AfD um 19 Uhr mal wieder eine Wahlkampfveranstaltung im Zähringer Bürgerhaus in der Lameystraße 2 in Freiburg durchführen, Einlass ist um 18:30 Uhr. Als RednerInnen wurden Markus Frohnmaier, Martina Kempf und Karl Schwarz angekündigt. Um 17 Uhr findet eine Kundgebung auf dem Europaplatz statt. Um 17:30 Uhr startet von dort eine antifaschistische Demonstration und läuft nach Zähringen. Keine Ruhe im Wahlkampf: den Nazis und ihren Steigbügelhaltern entgegentreten!

  • Freitag, 07.02.2025

    Das Verwaltungsgericht Osnabrück (Az.: 9 A 3/23) hat am 31. Januar entschieden, dass ein 52-jähriger Polizeihauptkommissar „über einen langen Zeitraum“ zwar „durch den Versand von 32 Dateien rassistischen, ausländerfeindlichen oder die Zeit des Nationalsozialismus verharmlosenden Inhalts sowie den Empfang von 11 Dateien entsprechenden Inhalts ohne angemessene Reaktion darauf gegen seine Pflicht zur Verfassungstreue gem. § 33 Abs. 1 S. 3 BeamtStG schuldhaft verstoßen hat“. Da aber das Gericht „nicht zu der Überzeugung“ kam, „dass das Dienstvergehen auf einer eigenen, die freiheitlich-demokratische Grundordnung ablehnende Gesinnung beruhe“ und „eine verfassungswidrige Grundhaltung des Beklagten […] nicht erkennbar“ sei, geht „die Kammer […] davon aus, dass das Vertrauen der Allgemeinheit in eine zukünftig pflichtgemäße Amtsausübung durch den Beklagten nicht endgültig zerstört sei“. Statt den Polizeihauptkommissar wie von der Polizeidirektion Osnabrück gefordert „aus dem Dienst zu entfernen“, wurde er vom Gericht lediglich zum Polizeioberkommissar degradiert, was gerade mal einer Besoldungsstufe entspricht: „Im Rahmen einer Gesamtabwägung müsse allerdings beachtet werden, dass auch ein Beamter ein Recht auf ein Privatleben habe.“
    Am 20. November war ein 45-jähriger Polizist ebenfalls wegen Nazichats bei der Freiburger Polizei noch nicht rechtskräftig vom Amtsgericht Breisach in sechs Fällen wegen Volksverhetzung und in drei Fällen wegen der Verwendung von verfassungswidrigen Kennzeichen zu 280 Tagessätzen à 85€ verurteilt worden, wie der SWR berichtete:
    „Bei den Chatnachrichten handelte es sich um böswillige Angriffe auf Personen schwarzer Hautfarbe, Muslime und Asylbewerber. Bilder, die im Prozess als Beweismittel verwendet wurden, zeigten unter anderem den Hitlergruß und rassistische Sprüche wie ,Das Beste an der schwarzen Mutter ist ihr rosa Innenfutter‘.
    Laut Ermittlungen des Landeskriminalamtes (LKA) hatte der angeklagte Polizist aus Breisach die Chatgruppe mit dem Namen ,Feierabend‘ gegründet und war dort nach Aussage der Staatsanwaltschaft sehr umtriebig. Er hatte demnach strafbare Inhalte gepostet und diese auch in anderen Gruppen weitergeleitet. Laut Staatsanwaltschaft hat er damit in Kauf genommen, dass das beanstandete Material verbreitet wird. Die anderen Mitglieder der Chatgruppe gehen straffrei aus.“

  • Samstag, 08.02.2025

    Am 29. Januar wurden zwei „Aktive“ der verbandsfreien „Burschenschaft Franco-Bavaria München“ wegen gefährlicher Körperverletzung nach einem Deal vom Amtsgericht München zu 140 Tagessätzen und den Kosten des Verfahrens verurteilt.
    Die beiden „Burschenschafter“ hatten zusammen mit einem dritten Schläger am 1. August 2021 kurz nach Mitternacht im U-Bahnhof Universität zwei Personen aus rassistischer Motivation erst beleidigt, dann angegriffen und verletzt: einem brachen sie die Nase, dem anderen prellten sie Rippen und schlugen auf seinen Kopf ein. Dass der schwerer Verletzte nicht vor Gericht erschien, wurde für die Angeklagten strafmildernd gewertet, da dies ein „geringes Verfolgungsinteresse“ signalisiere.
    Verteidigt wurden die beiden Münchner Burschen von zwei Nazianwälten der „Burschenschaft Redaria Alemannia Rostock“ in der „Deutschen Burschenschaft“. Angeklagt waren Johannes Voigt, Wacholderweg 1, 85399 Hallbergmoos, der sich von Christoph Basedow (AfD) verteidigen ließ, und Kadvan Bosch, Konradin-Kreutzer-Straße 12, 72766 Reutlingen, verteidigt von Thomas Pennecke (ehemals FAP und NPD). Der dritte Angeklagte, Ferdinand Weigel, war nicht vor Gericht erschienen.

  • Sonntag, 09.02.2025

    Der Spyware-Skandal um die Spionage-Software „Graphite“ der israelischen Firma Paragon erreicht Deutschland. Zum einen befinden sich unter den 90 betroffenen JournalistInnen, AktivistInnen und sonstigen KritikerInnen in Europa, die von Metas Whatsapp informiert wurden, auch Deutsche und Österreicher.
    Zum anderen hat Paragon eine virtuelle Niederlassung im Hamburger Hanse-Viertel eröffnet. Zur Verfügung gestellt wird ihnen das „Büro ohne Büro“ von der „Hamburg Business Center GmbH“. Die allerdings hat ein ganz normales Büro in schicker roter Klinkerbauweise im eleganten Business Center in der Poststraße 33 in der Hamburger Neustadt.
    Der Guardian berichtet derweil über den Hack des in Schweden lebenden Antira-Journalisten Husam El Gomati, dessen Quellen nun um ihr Leben fürchten:
    „In El Gomatis Fall wurde die Entdeckung gemacht, kurz nachdem er auf Facebook bekannt gegeben hatte, dass er Zugang zu Dokumenten aus Libyen bekommen habe: über illegale Migrationsnetzwerke, ihre Verbindungen zu Internierungslagern und mutmaßliche Verbindungen zwischen Milizführern in Tripolis und Sawija und italienischen Geheimdienstoffizieren.“
    Auch die italienische Regierung unter Giorgia Meloni von der faschistischen Partei Fratelli d’Italia gehörte zu den Paragon-Kunden.

  • Montag, 10.02.2025

    Am 3. Februar wurde am Gare d‘Austerlitz in Paris ein mutmaßlicher Nazi von einem Security-Mitarbeiter der französischen SNCF erschossen. Ein Unbeteiligter wurde vermutlich durch einen Querschläger am Fuß getroffen, der Nazi starb am Abend wie die Altvorderen an seinem Bauchschuss.
    An diesem Montag Nachmittag waren er und sein Kamerad im 13ten Arrondissement unterwegs, um ganz klassisch Hakenkreuze an Häuserwände zu malen. Als sie vom Sicherheitsdienst gestellt wurden, zog der Nazi eine Waffenattrappe und zielte damit auf die Leute mit den echten Waffen.
    Presse: La Libération | Le Monde | Le Figaro | France Info

  • Dienstag, 11.02.2025

    Seit dem 14. Januar ist Jürgen Graf – aus Funk und Fernsehen bekannter Schweizer Holocaustleugner aus Basel – nach 73 Jahren endlich tot.
    Nach der Veröffentlichung seines Buchs „Der Holocaust auf dem Prüfstand“ im Jahre 1993 wurde der damalige Lehrer Graf fristlos aus dem Schuldienst entlassen. Im schweizerischen Baden wurde Graf 1998 zu einer Knaststrafe verurteilt, woraufhin er unter anderem in Russland untertauchte.
    Erst nach der Verjährung seiner Straftaten war Graf 2018 wieder in der Schweiz aufgetaucht. In seinen letzten Lebensjahren versuchte Jürgen Graf erfolglos seine revisionistischen Lügen jungen Nazis näherzubringen. Vermutlich war die Konkurrenz angesichts einer Myriade anderer Verschwörungserzählungen zu Zeiten der Corona-Pandemie schlicht zu hoch.

  • Mittwoch, 12.02.2025

    Am 10. Februar demonstrierten bei nasskaltem Wetter zwei Wochen vor der Bundestagswahl in Freiburg zwischen 10.000 und 15.000 Menschen gegen eine AfD-Veranstaltung in Zähringen. Der Demozug lief vom Europaplatz über die Habsburger und Zähringer Straße zum Bürgerhaus Zähringen, welches von der Polizei vollständig abgeriegelt war. Während der Demo wurden immer wieder Parolen gegen die Steigbügelhalter von CDU und FDP gerufen. Es kamen nur wenige AfD-SympathisantInnen und die mussten sich ins Bürgerhaus schleichen. Nur um dann festzustellen, dass der AfD-Landesvize und Hauptredner Markus Frohnmaier sich krankheitsbedingt gecancelt hatte. Die Polizei schreibt: „Insgesamt kam es zu 8 Straftaten und 6 vorläufigen Festnahmen. In diesem Zusammenhang wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet.“ Letzteres ist der provokante „Hitlergruß“ eines Nazis am Eingang des Bürgerhauses in Richtung der Gegendemo sein.

  • Donnerstag, 13.02.2025

    Die Badische Zeitung hat eine Recherche zur Naziveranstaltung der 2020 gegründeten „Jungen Tat“ Mitte Dezember in der Schweiz veröffentlicht. Der Schleusungspunkt der Nazis befand sich auf einem Parkplatz am Flughafen in Dübendorf östlich von Zürich. Ziel war das Restaurant „83NullZwei“ in Kloten, wo die brandenburgische AfD-Landtagsabgeordnete Lena Kotré und der nordrhein-westfälische AfD-Bundestagsabgeordnete Roger Beckamp auftraten.
    Die BZ erwähnt die „Blood & Honour“-Verbindungen der Nazigäste, nennt Tim Demuth vom AfD-Landesvorstand namentlich und deutet die Identitäten von Manuel Corchia und Tobias Lingg von der „Jungen Tat“ sowie Lars Brändlin von der Lörracher AfD zumindest an. Brändlin wurde zusammen mit fünf „Junge Tat“-Nazis im September per Strafbefehl verurteilt.

  • Freitag, 14.02.2025

    Am 6. Februar veröffentlichte das Bundesverfassungsgericht das Urteil zur erfolgreichen Verfassungsbeschwerde gegen die Auslieferung von Maja nach Ungarn. Trotzdem sitzt Maja weiterhin in Budapest in Untersuchungshaft und äußerte sich von dort zur Anklageschrift: Ein Versuch zu sprechen.
    In den Verfahren gegen die sieben Aufgetauchten gab der Generalbundesanwalt den zuständigen Generalstaatsanwaltschaften den Hinweis, dass die Verfahren in Deutschland vorrangig seien. Da es gegen sechs der sieben deutsche Haftbefehle gibt, macht das deren Auslieferung unwahrscheinlicher. Gegen den in U-Haft sitzenden Zaid aus Nürnberg gibt es jedoch nur einen EU-Haftbefehl aus Ungarn, er ist also weiterhin von Auslieferung bedroht. Im Fall von Johann, der bereits im November verhaftet wurde, hat das Oberlandesgericht Jena eine Auslieferung nach Ungarn Ende Januar für unzulässig erklärt.
    Am 8. Februar gab es wieder antifaschistische Proteste in Budapest gegen Naziaufmarsch zum sogenannten „Tag der Ehre“. Auf Pixelarchiv wurden Fotos des Naziaufmarschs veröffentlicht:
    „Auch dieses Jahr, am 8. Februar 2025, fanden sich wieder Hunderte auf dem Kapisztrán Platz im Zentrum Budapests für den sogenannten »Ausbruch«-Marsch ein. Der Leistungs- und Gedenkmarsch orientiert sich an der historischen, rund 60 km langen Route der dort 1945 von der Roten Armee eingekesselten deutschen und ungarischen Soldaten. Seit jeher wird der Marsch zur NS-Verherrlichung genutzt, auch durch das Präsentieren verschiedener Uniformen und Symbole der Nazi-Herrschaft. Ein fester Termin auch im Kalender deutscher Neonazis, die an dem Event zahlreich teilnehmen. Besonders Organisationen wie der »Der III. Weg« und »Junge Nationalisten« waren wieder einmal personell stark vertreten, neben Personen aus dem neonazistischen Kampfsportmilieu, etlichen Kameradschaftsverbänden und Neonazi-Bruderschaften aus dem In-und Ausland, wie »Blood & Honour« und »Hammerskin Nation«.“

  • Samstag, 15.02.2025

    Vor 10 Jahren, am 18. Januar 2015, vergewaltigte der 19-jährige Brock Allan Turner die bewusstlose Chanel Miller nach einer „Kappa Alpha“-Fraternity-Party neben einem Müllcontainer auf dem Campus der Stanford Universität. Dabei wurde er durch zwei Passanten gestört und an einer Flucht gehindert.
    2016 wurde der Studentensportler mit ursprünglich guten Aussichten auf eine Olympia-Teilnahme in allen drei Anklagepunkten schuldig gesprochen. Richter Aaron Persky verurteilte ihn aber nur zu sechs Monaten Haft, von denen er lediglich drei Monate tatsächlich absaß, sowie einer Bewährungszeit von drei Jahren und die lebenslange Meldepflicht als Sexualstraftäter. Der Richter äußerte in seinem Urteilsspruch, dass eine längere Haftstrafe „severe impact“ (dt.: schlimme Auswirkungen) auf das Leben des Täters hätten.
    Das milde Urteil löste eine Welle aus Empörung aus, auch durch eine Erklärung des damals noch anonymen Opfers, die im Laufe des Prozesses verlesen wurden: „You don’t know me, but you’ve been inside me, and that’s why we’re here today.“ Später erzählte Chanel Miller in ihrem Buch „Know My Name – A Memoir“ ihre Sicht auf den Vorfall und den Prozess.
    Der Fall bewegte den Bezirksstaatsanwalt 2016 dazu, einen Vorschlag zur Erweiterung der Definition von Vergewaltigung im kalifornischen Gesetz mit Erfolg zur Abstimmung zu stellen. Demnach ist Penetration mit einem stumpfen Gegenstand, wie in dem Fall Turners, hinzugefügt worden. Wäre Turner danach verurteilt worden hätte er eine Mindeststrafe von drei Jahren bekommen müssen.
    Als Reaktion auf den Urteilsspruch wurde Richter Persky 2018 mit einem umstrittenen Recall-Verfahren aus seiner sechsjährigen Amtszeit frühzeitig entlassen. BefürworterInnen des Recalls argumentierten, dass Persky auch schon vor Turner bei anderen weißen, wohlhabenden College-Sportlern Milde hatte walten lassen. KritikerInnen sahen dies als Eingriff in die richterliche Unabhängigkeit.
    In einer Studie wurde das Strafmaß von Urteilssprüchen vor und nach dem Recall verglichen. Wie von GegnerInnen des Recalls befürchtet, hatte die Abwahl Perskys Urteilssprüche grundsätzlich verschärft. Allerdings nicht im Falle von sexuellen Gewaltdelikten, sondern bei allen Straftaten – insbesondere bei Schwarzen und Latino-Angeklagten. Dieses Ausspielen des antisexistischen Kampfes und der #MeToo-Bewegung gegen antirassistische Arbeit im Widerstand gegen Masseninhaftierungen in den USA wurde in der Doku „The Recall: Reframed“ rückblickend betrachtet.

  • Sonntag, 16.02.2025

    Ein Sprengstoffanschlag auf ein Übergangswohnheim für Asylsuchende im brandenburgischen Senftenberg wurde nach einem anonymen Hinweis am 12. Februar verhindert. Das LKA Sachsen führte Razzien bei dem 21-jährigen Nazi durch:
    „Noch am selben Abend wurden zwei Gebäude im Landkreis Meißen durchsucht und der Beschuldigte vorläufig festgenommen. Bei den Durchsuchungen wurde Sprengstoff beschlagnahmt wie zwei Kugelbomben, Schlagringe, Einhandmesser, Munition, Schreckschuss- und Softairwaffen.“

  • Montag, 17.02.2025

    Rhein-Main Rechtsaußen hat am 10. Februar einen Rechercheartikel zur AfD Mainz veröffentlicht:
    „Zeitgleich mit den Wahlen zum Europaparlament fanden in Mainz am 9. Juni 2024 Kommunalwahlen statt. Mit 6% für den Mainzer Stadtrat und 6,2% für das Europaparlament fuhr die AfD in Mainz deutschlandweit eines ihrer schlechtesten Ergebnisse ein. Die Gründe mögen vielfältig sein. Ganz sicher hat der Verlust des Zentrum Rheinhessen im November 2023 einen Anteil daran.[…]
    Für öffentliche Veranstaltungen fehlt auch am neuen Treffpunkt [in einem Büroraum im Ingelheimer Stadtteil Heidesheim] die behördliche Genehmigung. So teilt es die AfD selbst mit. Dennoch führte sie im Jahr 2024 mindestens acht Veranstaltungen durch, zu denen sie öffentlich einlud. […] Zum Beispiel veranstaltete am 31. Oktober 2024 Alexander Jungbluth, Abgeordneter der AfD Rheinland-Pfalz im Europaparlament, im Zentrum Rheinhessen ein »politisches Oktoberfest«. Dazu lud er im Namen der Fraktion Europa Souveräner Nationen (ESN) im Europaparlament ein, der die AfD angehört. An Jungbluths Seite posierte an diesem Tag seine Mitarbeiterin Reinhild Boßdorf, eine langjährige Aktivistin der Identitären Bewegung (IB). Der bisher letzte Vortrag im Zentrum Rheinhessen fand am 16. Januar 2025 statt.

    Jungbluth ist neuerdings nicht nur „Alter Herr“ der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“, sondern auch in der „Burschenschaft Germania Halle zu Mainz, die mittlerweile vom VS beobachtet wird. Beide Bünde sind im Nazidachverband „Deutsche Burschenschaft“ organisiert. Am Tag der Bundestagswahl wird Jungbluth als Landrat kandidieren, wofür er laut AfD „langjährige kommunalpolitische Erfahrung im Kreistag Mainz-Bingen“ vorzuweisen hat.
    Natürlich kommt auch Sebastian Münzenmaier vor, ebenfalls „Alter Herr“ der „Germania“, ehemaliger Hooligan-Schläger, in die AfD eingetreten direkt 2013, seit 2015 Vorsitzender der AfD Mainz und seit 2018 Bundestagsabgeordneter. Es werden die Verbindungen der Mainzer AfD zu Philipp Stein, Götz Kubitschek und John Hoewer erläutert und Münzenmaiers Mitarbeiter Stephan Stritter sowie die Nachwuchsnazis Benjamin Steiner und Jan Richard Behr thematisiert.
    Und nicht zuletzt kommt auch der Mainzer Stadtrat Jürgen Wiedenhöfer vor. Der hat auch gefochten, allerdings nicht in einer „Burschenschaft“, sondern im „Corps Thuringia Leipzig“ – wo er zur Besetzerfraktion gehört – und im „Corps Borussia Greifswald“, beide im „Kösener Senioren-Convents-Verband“.

  • Dienstag, 18.02.2025

    Das Gen-ethische Netzwerk hat eine Stellungnahme gegen die Ausweitung polizeilicher DNA-Analysen veröffentlicht, die wir unterstützen:
    „Ein Beschluss der 222. Innenministerkonferenz (IMK) Anfang Dezember in Rheinsberg spricht sich für die Legalisierung der sogenannten Biogeografischen Herkunftsanalyse (BGA) aus. Damit ist eine genetische Analyse von Tatortspuren gemeint, die Aussagen über die Herkunft der Vorfahren einer unbekannten Person ermöglichen soll.“
    Neben Fehlschlüssen birgt diese Ermittlungsmethode die Gefahr des Racial Profilings, zumal bei der deutschen Polizei:
    „Während ,erweiterte DNA-Analysen‘ auf Augen-, Haar und Hautfarbe von unbekannten Personen 2019 trotz vielfältigem Protest erlaubt wurden, hatte die Bundesregierung ,als bewusste Entscheidung‘ BGA nicht aufgenommen. Laut der damaligen Justizministerin Christine Lambrecht können durch die Analyse einer vermeintlichen kontinentalen Herkunft ,größere Gruppen an den Pranger gestellt werden‘.“
    Wir leben in Zeiten rassistischer Hetze und allgegenwärtigen Datenmissbrauchs. Eine erneute empfindliche Ausweitung der polizeilichen Analysekompetenzen ist das Gegenteil dessen, was in der jetzigen Situation sinnvoll ist.

  • Mittwoch, 19.02.2025

    Der Munitionsskandal der sächsischen Polizei von 2021 hat sich versiebenundzwanzigfacht: statt 7.000 Schuss fehlen mittlerweile 1,8 Tonnen Munition. Zumindest ist das der Zwischenstand von Anfang Februar 2025, aber mal abwarten, was die Inventur im März so zutage fördert.
    Nach einem Focus-Artikel von Mitte Dezember stellte der sächsische Linkenabgeordnete Rico Gebhardt eine Kleine Anfrage, zu der Anfang Februar eine Antwort der Landesregierung veröffentlicht wurde. Darin heißt es unter anderem zu zwei gezockten Dienstpistolen und zwei Kleinkalibergewehren:
    „Im Ergebnis des Zwischenberichts (Frage 1) wurde eine der nicht mehr aktiv genutzten Waffen (Dienstpistole) aufgefunden. Der Verbleib der zweiten Waffe ist weiterhin Gegenstand von Ermittlungen. Des Weiteren erfolgte die beiden Kleinkalibergewehre betreffend die Einstellung des Verfahrens.
    Darüber hinaus wurde dem Staatsministerium des Innern (SMI) durch die Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) (PoIFH) am 6. September 2024 mitgeteilt, dass bei einer internen Inventur ein vermeintlicher Fehlbestand von Munition und Waffen zu verzeichnen ist. Das betraf laut Meldung einen größeren Inventurfehlbestand von 188.691 Patronen, eine größere Anzahl an Waffen und einige Schlagstöcke.“

    Presse: MDR | nd | LIZ

  • Donnerstag, 20.02.2025

    Der Spiegel und Der Standard berichten über einen neuen AfD-Parteispendenskandal. Spender ist mal wieder der deutsch-schweizerische Immobilienmilliardär Henning Conle. Strohmann ist diese Mal der frühere FPÖ-Funktionär Gerhard Dingler, der kürzlich 2,6 Millionen von Conle „geschenkt“ bekam. Kurz darauf überwies Dingler 2.349.906 Euro von seinem Konto bei der Raiffeisenbank Montfort an die ASS Werbe GmbH in Köln. Das zeigten laut Standard „Ermittlungen der österreichischen Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) sowie des Bundeskriminalamts“.
    Die Spende hatte einen Haken: sie war zweckgebunden. Obwohl selbst die AfD die mehr als 6.000 Wahlkampfplakate äußerst hässlich fand, akzeptierte die Partei die Großspende, denn schließlich waren sie rassistisch. Die AfD meldete die Parteispende bei der zuständigen Bundestagsverwaltung und die Wahlkampfplakate wurden in mehreren deutschen Städten aufgestellt.
    Laut Standard „soll nun eine Verdachtsmeldung bei Finanzamt und Finanzmarktaufsicht (FMA) eingegangen sein. Es werde der Verdacht auf Geldwäscherei und verdeckte Treuhänderschaft geprüft. Falls es sich tatsächlich um eine Strohmannspende handelt, würde der AfD ein hohes Strafgeld wegen illegaler Parteienfinanzierung drohen: laut deutschem Parteiengesetz in der dreifachen Höhe des ,rechtswidrig erlangten Betrages‘.“
    Im Fall der AfD wären das sieben Millionen Euro.

  • Freitag, 21.02.2025

    Die AfD hat Listen ihrer KandidatInnen für die Bundestagswahl am 23. Februar erstellt, die wir veröffentlichen: eine Liste der 295 AfD-DirektkandidatInnen (PDF), von denen wiederum 164 auch als KandidatInnen auf den 16 Landeslisten stehen (sortiert nach Landesverbänden und Wahlkreisen), eine Liste der 231 AfD-ListenkandidatInnen (PDF) zur Bundestagswahl, von denen 164 auch DirektkandidatInnen sind (sortiert nach Landesverbänden und Listenplätzen) und eine Liste aller 362 AfD-KandidatInnen (PDF) zur Bundestagswahl, von denen 164 sowohl auf Landeslisten als auch in Direktwahlkreisen kandidieren, 64 allein als ListenkandidatInnen antreten und 134 ausschließlich DirektkandidatInnen sind (sortiert nach Landesverbänden und KandidatInnenarten, dann innerhalb der KandidatInnenarten jeweils alphabetisch).

  • Samstag, 22.02.2025

    Am 24. Januar hat das Berliner LKA Razzien wegen des Vorwurfs der Fortführung der 2009 verbotenen Naziorganisation Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) unter dem Namen „Jungadler“ durchgeführt. Das Kürzel JA ist praktischerweise für ein Verbotsverfahren gerade verfügbar, nachdem sich die Junge Alternative (JA) Anfang Februar in Apolda selbst aufgelöst hat.
    Die Razzien fanden bei Oberstaatsanwalt Günter Handke statt. Um Missverständnissen vorzubeugen: Handke hat die Razzien nicht geleitet, er ist der Beschuldigte. Durchsucht wurden sein Büro in Brandenburg (Havel) sowie zwei benachbarte Häuser in Berlin Zehlendorf: Handkes Haus und das seiner Eltern.
    Günter Handke lebt mit seiner Ehefrau, die bei der HDJ unter ihrem Geburtsnamen Mandy Böttiger bekannt war, in der Straße Am Fischtal, Hausnummer 68. In der gleichen Straße liegt auch das Elternhaus der Handkes, Hausnummer 76c. Mit dieser Adresse stand Günter Handke vor rund zehn Jahren auf der Mitgliederliste der Schülerverbindung „Iuvenis Gothia Berlin“.
    Die Berliner Schülerverbindung wurde 1981 aus dem Umfeld der „Berliner Burschenschaft Gothia“ in der „Deutschen Burschenschaft“ gegründet und pflegt das „Lebensbundprinzip“. Die „Junggothen“ haben ihre „Konstante“ ebenfalls in Zehlendorf, „auf dem Haus“ der „Burschenschaft“ in der Königstraße 3. Der kleine Günter musste von seinem Elternhaus nur 6 Minuten am Zehlendorfer Fischtalpark und Friedhof entlangradeln, um als Gymnasiast zum „Gothenhaus“ zu gelangen.
    Die Adresse von Handkes Elternhaus ist auch jene der Berliner Kanzlei des AfD-Anwalts Laurens Nothdurft, dessen Vater Joachim früher sachsen-anhaltinischer Landesvorsitzender der „Deutschen Sozialen Union“ (DSU) war. Laurens brachte seinen Nachnamen in die Ehe mit Hildegard Handke ein, der Schwester von Günter Handke. Hildegard und Laurens haben sieben Kinder, die der gemeinsamen völkischen Ideologie geschuldet sein dürften. In der Ausgabe 04/2009 des Berliner Antifamagazins fight.back hieß es kurz nach dem Verbot zum „Führungspersonal der HDJ“:
    „Der Verein ist im Vereinsregister der norddeutschen Kleinstadt Plön eingetragen, agierte jedoch vor allem von Berlin aus. Die Verbandszeitung ,Funkenflug‘ und die HDJ selbst waren über ein Berliner Postfach erreichbar. Die Bundesführung ist fast komplett in Berlin-Brandenburg ansässig und besteht aus dem Bundesführer, seinem Stellvertreter, der Bundesmädelführerin, dem Bundeskassenwart sowie den Mitarbeitern.
    Zu den Mitarbeitern der Bundesführung gehören entsprechend der Vereinssatzung die Ämter des Bundesgeschäftsführers, der Leitstellenführer, des Bundesfahrtenführers, des Pressereferenten sowie der Pressesprecher der Familien- und Freundeskreise (FFK) und des Leiters der Abteilung Beschaffung. Zeitweilig wurde eine Einstellung der Arbeit der HDJ Familien- und Freundeskreise (FFK) angekündigt, vermutlich um das HDJ-Verbot zu erschweren.
    Das letzte Führungspersonal übernahm seine Ämter auf dem Bundesjugendtag der Vorgängerorganisation ,Die Heimattreue Jugend e.V.‘ (DHJ) am 25. April 1999 in Berlin-Pankow. Die DHJ war zu diesem Zeitpunkt fast bedeutungslos im extrem rechten Spektrum und verfügte nur noch über einen kleinen Kreis von Aktiven.
    Der Generationswechsel wurde maßgeblich durch den neuen Bundesführer Alexander Scholz (Berlin, 2002 bei Verkehrsunfall verstorben) und seinen Stellvertreter Laurens Nothdurft (angehender Jurist aus Berlin) vollzogen. In den weiteren Funktionen wurden Hildegard Handke (später Nothdurft) als Bundesführerin der Mädchen und Michael Gellenthin (Berlin-Pankow) als Bundesgeschäftsführer gewählt. Als Verantwortliche für die Bundeskasse wurde Alexandra Aßmann ernannt.
    Nach außen wurde der Wechsel mit der Umbenennung des Vereins in ,Heimattreue Deutsche Jugend e.V.‘ am Bundesjugendtag am 3. Oktober 2001 beendet. Als der bisherige Bundesführer Alexander Scholz am 6. Februar 2002 bei einem Verkehrsunfall in Berlin verstarb, wurde die kommissarische Führung des Jugendverbandes bis zum Bundesjugendtag 2002 von Laurens Nothdurft übernommen.
    Auf dem Treffen wurde Sebastian Räbiger aus dem brandenburgischen Reichenwalde zum neuen Bundesführerder Heimattreuen Deutschen Jugend gewählt, der dieses Amt bis zum heutigen Tage innehat. Als letzter Gauführer der sächsischen Wiking-Jugend verfügt Räbiger über jahrelange Erfahrung und Verbindungen in der völkischen Jugendarbeit.
    Als Stellvertreter wurden Laurens Nothdurft und Michael Gellenthin als Bundesgeschäftsführer gewählt. Das Amt der Bundesmädelführerin hatte für die folgenden Jahre Hildegard Nothdurft (geboren Handke) inne, die schließlich 2005 durch die heutige Bundesführerin der Mädchen Holle Böhm aus dem brandenburgischen Hohen Neuendorf ersetzt wurde.“

    Dreisterweise hielt Günter Handke 2014 als Referent für die Staatsanwaltschaft Potsdam einen Vortrag zum Thema „Rechtsextremismus als pädagogische Herausforderung“ für „Lehrkräfte und weitere pädagogische Fachkräfte aus der Jugendarbeit“ im Haus der Jugend Potsdam.
    Vorgeworfen wird Handke, die HDJ als Mitglied oder Unterstützer fortgeführt zu haben. Angezeigt wurde er von seiner Ehefrau, die sich kürzlich von Handke getrennt hat, und weiteren Familienmitgliedern wegen Bedrohung und gewalttätiger Übergriffe, auch gegenüber Kindern. So kam das LKA an umfangreiche digitale Kommunikation sowie Beweise für die Existenz der Naziorganisation „Jungadler“.
    Zuerst hat die Springer-Presse von der Razzia am 24. Januar erfahren, die fand ja schließlich in den Räumen der Generalstaatsanwaltschaft statt. Daraufhin berichteten am 28. Januar BILD Berlin und BZ Berlin. Am 21. Februar haben das RBB-Magazin Kontraste und Zeit Online (Archiv) ausführliche Recherchen zu dem Fall veröffentlicht.
    Auf der Mitgliederliste, die Günter Handke als „Alten Herren“ der „Iuvenis Gothia Berlin“ auszeichnet, stand er mit der Adresse seines Elternhauses: Am Fischtal 76c, heute wohnt er in der Hausnummer 68. In der Liste gibt es noch einen weiteren „Gothen“ in Handkes Straße, Hausnummer 86, schräg gegenüber eines kleinen Stichwegs von dem Elternhaus gelegen. Hier wohnen Heidrun und Horst Spielmann, der heutiger erster stellvertretender Vorsitzender des „Altherrenverbands der Berliner Burschenschaft der Märker e.V.“ – die „Berliner Burschenschaft der Märker“ ist wie die „Gothia“ in der „Deutschen Burschenschaft“ organisiert.
    Horsts Sohn Hagen Spielmann wurde 2010 „Fux“ bei der „Burschenschaft Hilaritas Stuttgart“, die damals noch DB-Mitglied war. Er schrieb in seiner Vorstellung an die „Bundesbrüder“: „Meine Eltern sind Heidrun und Horst Spielmann und wohnen in Berlin-Zehlendorf. Mein Vater arbeitet im Amt für öffentliche Vermögensfragen in Brandenburg an der Havel, wo er für die Rückgabe der in der DDR enteigneten Grundstücke zuständig ist. Er ist Mitglied der Berliner Burschenschaft der Märker sowie der Burschenschaft Gothia Berlin.“
    Update: In einer früheren Version hatten wir von zwei Adressen in der Straße Am Fischtal geschrieben: 76c und 86. Tatsächlich handelt es sich jedoch um drei Adressen: 68 (Günter Handke, Razzia), 76c (Handkes Eltern und Nothdurfts Kanzlei, Razzia) und 86 (Horst Spielmann, keine Razzia).

  • Sonntag, 23.02.2025

    Apple hat die Sicherheitsfunktion Advanced Data Protection (ADP) für NutzerInnen in Großbritannien abgeschaltet. Ist die Funktion aktiviert, werden weite Teile der iCloud-Daten durch Apple-Betriebssysteme wie iOS oder macOS end-to-end verschlüsselt gespeichert, so dass Apple selbst keinen Zugriff auf die Daten hat. Zwar werden gewisse Daten wie der Schlüsselbund auch ohne die Aktivierung dieser Funktion verschlüsselt gespeichert, aber auf iCloud-Backups britischer KundInnen werden Apple und damit die Polizei und die Geheimdienste in Zukunft Zugriff haben.
    Das ist auch das Ziel der britischen Regierung, auch wenn sie eigentlich gerne eine versteckte Backdoor gehabt hätte, um verdeckt zu ermitteln. Anfang Februar schickte die Labour-Regierung unter dem ehemaligen Staatsanwalt Keir Starmer Apple eine Anweisung nach dem Investigatory Powers Act, wonach Apple Strafermittlungsbehörden Zugriff auf verschlüsselte Daten in der iCloud ermöglichen muss.
    Zwar beugte sich Apple unter Protest der Regierungsanweisung, wählte aber statt Backdoor den transparenten Weg, denn „Apple hat noch nie eine Hintertür oder einen Hauptschlüssel zu irgendeinem unserer Produkte oder Services erstellt. Wir haben auch noch nie irgendeiner Regierung direkten Zugriff auf Apple Server erlaubt. Und das werden wir auch niemals tun.“
    Der Konzern wird in UK das Aktivieren von ADP verhindern und die bestehenden NutzerInnen vermutlich mit Deadline auffordern, die seit Dezember 2022 verfügbare Funktion zu deaktivieren. Denn Apple kann die einmal auf einem Endgerät verschlüsselten Daten nicht wieder entschlüsseln, auch wenn sie in die iCloud kopiert wurden. Zukünftig werden also fast alle iCloud-Daten aller britischen Apple-NutzerInnen unverschlüsselt gespeichert, was sicher nicht das Ziel war.
    Presse: Guardian | BBC | Telegraph | Handelsblatt | Golem

  • Montag, 24.02.2025

    Am 30. September 2023 diskutierte der Gemeinderat von Schönau im Schwarzwald über einen Antrag der Freien WählerInnen zu dem wohl bekanntesten Sohn der Stadt: Albert Leo Schlageter.
    Das Grab des von alten und neuen Nazis gefeierten 1923 hingerichteten rechtsradikalen „Freikorps“-Paramilitärs und Verbindungsstudenten der „Katholischen Deutschen Studentenverbindung Falkenstein zu Freiburg“ im „Cartellverband“ (CV) ist bis heute offiziell ein „Ehrengrab“, weshalb die Stadt die Grabpflegekosten aus Steuermitteln zahlt. Der Antrag der Freien Wählervereinigung Schönau (5 Sitze) auf Umwandlung in ein normales Grab fand jedoch keine Mehrheit im Gemeinderat, da nicht nur die CDU (4 Sitze), sondern auch die SPD (3 Sitze) den Antrag ablehnte.
    CDU-Bürgermeister Peter Schelshorn sagte laut Markgräfler Tageblatt, „ein Ehrengrab sei eine Grabstelle für bedeutende Persönlichkeiten im Ort. Schlageter sei eine solche bedeutende Persönlichkeit für Schönau.“ Problematisiert wurden von der CDU die „Vereinnahmung“ Schlageters durch die Nationalsozialisten – als ob es irgendetwas Ruhmvolles über deutsche Freikorps-Saboteure zu sagen gäbe – und die Antifademos gegen die jahrzehntelange Pilgerbewegung deutscher Neonazis zum „Ehrengrab“.
    Schelshorn „wehrte sich gegen den Vorwurf, die Stadtverwaltung habe das Thema ,Schlageter‘ nicht aufgearbeitet. Er verwies auf die ausführliche Dokumentation in den Sitzungsunterlagen“. Die wurden allerdings von den Freien WählerInnen scharf kritisiert: „Die in den Sitzungsunterlagen beigefügte Ansprache von Albrecht Timm zum 80. Geburtstag von Schlageter sei kein neutrales Schriftstück. Timm war Lehrstuhlinhaber in der Abteilung für Geschichtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Aber: ,Er war NSDAP-Mitglied.‘“
    Statt des Antrags der Freien WählerInnen wurde vom Schönauer Gemeinderat einstimmig ein „Kompromissantrag“ beschlossen. Dieser sah die Beibehaltung des „Ehrengrabes“ und die Errichtung einer Infotafel vor, was zu erheblichem Streit um den Textinhalt führte.
    Der einstimmig beschlossene „Kompromisstext“ ist eine ahistorische und skandalöse Distanzierung von „jede[r] Form von Extremismus“, was sich offensichtlich gegen die Antifademos richtet, welche die Debatte überhaupt erst auf die Tagesordnung gesetzt haben: „Dieses Grab dient als Mahnmal gegen den Nationalsozialismus und der Vereinnahmung von Personen durch denselben. Gleichzeitig positioniert sich die Stadt Schönau im Schwarzwald und der Gemeinderat hierdurch gegen jede Form von Extremismus.“
    Am 20. Februar 2025 wurde an Schlageters Grab in Schönau die Infotafel aufgestellt. Ohne Erwähnung von „Freikorps“ oder „Cartellverband“, am „Ehrengrab“ des „ersten Soldaten des Dritten Reichs“.

  • Dienstag, 25.02.2025

    Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Archiv) hat am 7. Februar 2025 einen Artikel zum „Wahlkreis Freiburg“ veröffentlicht, in dem der Grund für die schlechten Chancen des CDU-Bundestagskandidaten Klaus Schüle bereits mit der Überschrift suggeriert wurde: „Ein Mobilisierungsschub durch die Brandmauer-Debatte?“
    Ohne Frage hat die CDU durch die historischen Zäsur viele WählerInnen abgeschreckt. Aber ob das in Freiburg der einzige Grund ist, dass der CDU-Kandidat nicht gewählt wurde, anders als 2013 und 2017, als die CDU gewann? Dankenswerterweise gibt die FAZ einen Überblick über die bisherigen Freiburger DirektkandidatInnen der letzten Jahrzehnte, um die Situation besser zu verstehen:
    „Obwohl Freiburg mit Dieter Salomon von 2002 bis 2018 einen grünen Oberbürgermeister hatte, konnten die Grünen den Bundestagswahlkreis viele Jahre nicht direkt gewinnen und versuchten es auch gar nicht. Das lag an Gernot Erler, dem SPD-Linken, dem es 1998 gelungen war, Freiburg direkt zu gewinnen und erstmals der CDU abzunehmen. Die langjährige, über die Liste gewählte grüne Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae, bei der Kopf früher Mitarbeiterin war, wagte eine Erststimmenkampagne für sich erst 2013, als Erlers Zugkraft nachließ. Als dieser bei der Bundestagswahl 2017 nicht mehr antrat, erzielte Andreae dennoch nur das zweitbeste Erststimmenergebnis – das Direktmandat gewann die CDU.“
    Also der SPDler Gernot Erler war von 1998 bis 2013 Freiburger Bundestagsabgeordneter und Chantal Kopf ist es seit 2021. Wieso nur schreibt die FAZ den Namen des Freiburger CDU-Bundestagsabgeordneten von 2013 bis 2021 nicht? Warum wird der CDU-Mann von der FAZ gecancelt?
    Weil eine der größten deutschen Zeitungen kein Rückgrat hat. Denn der Autor Rüdiger Soldt kennt sehr wohl den Namen Matern von Marschall, schließlich hat er ihn ja bereits 2022 im Zuge des Missbrauchsskandal der Freiburger CDU in der FAZ umschrieben (Archiv). Der Apfelskandal brachte damals den Freiburger Kreisverband unter CDU-Stadtrat Bernhard Rotzinger arg in Bedrängnis.
    Wir finden, dass unaufgearbeiteter langjähriger schwerer sexueller Missbrauch einer Minderjährigen durch einen späteren CDU-Bundestagsabgeordneten bereits ein ausreichender Grund ist, niemals wieder CDU zu wählen. Schon gar nicht in Freiburg.

  • Mittwoch, 26.02.2025

    Seit Anfang Februar versammeln sich am Ortsausgang St. Georgen Richtung B31 jeden Sonntag Vormittag „Reichsbürger“. Die Rechtsradikalen demonstrieren mit Fahnen für die „Rückkehr zur Verfassung von 1871“ auf dem Grünstreifen der Tiengener Straße zwischen Fahrbahn und Fahrradweg. Am Sonntag, den 2. März 2025, gibt es um 11 Uhr eine Gegendemo.
    Treibende Kraft hinter den „Reichsbürger“-Kundgebungen in Freiburg sind Thomas und Silke Wurth aus dem Burgunderweg 30 in Eichstetten, wo Silke seit Jahren in der „Trachtengruppe Eichstetten“ aktiv ist. Beide haben an diversen von Frank Meier organisierten „Bundesstaaten-Treffen“ der „Reichsbürger“-Szene teilgenommen, unter anderem in Magdeburg, Dresden, Gera, München und Schwerin.
    Am 6. April 2024 in Gera sind Thomas und Silke Wurth auf Fotos mit Baden-Schärpen zu sehen. Außerdem Silke zusammen mit Michaela Waigel im gelben Kostüm, Thomas mit brauner Basecap in der Baden-Reisegruppe und Thomas im Gespräch hinter Peter Fitzek vom „Königreich Deutschland“.

  • Donnerstag, 27.02.2025

    Einen Tag vor der Bundestagswahl am 23. Februar protestierten in Freiburg mehr als 20.000 Menschen gegen einen erneuten Pakt der Konservativen von CDU und CSU und den Liberalen von der FDP mit den Nazis von der AfD.
    Das Wahlergebnis (Zweitstimmenanteil: CDU: 22,6%, CSU: 6%, AfD: 20,8%, SPD: 16,4%, Grüne: 11,6%, Linkspartei: 8,8%, BSW: 4,97, FDP: 4,3%, SSW: 0,2%) zeigte die Auswirkungen der konservativen Polarisierung im Wahlkampf: die FDP scheiterte an der 5%-Hürde und weder CDU noch CSU konnten Profit aus ihrer schändlichen Zusammenarbeit mit der AfD im Bundestag Ende Januar schlagen.
    Dem „Bündnis Sahra Wagenknecht“, welches ebenfalls mit der AfD gestimmt hatte, fehlten am Ende 0,03% der Zweitstimmen für den Einzug ins Parlament, das sind gerade einmal 13.400 Stimmen.
    Der Merz’sche Quisling-Kurs hatte weitere, erhebliche Konsequenzen: auch die letzten AfD-WählerInnen wurden mobilisiert, so dass die Nazis erstmals mehr als ein Fünftel der Stimmen bekamen.
    Vor allem aber wirkte diese Politik wie ein Revitalisierungsprogramm für die Linkspartei, die vorher in allen Umfragen konstant unter 5% lag. Auch viele Linke, die sonst Wahlen boykottieren, dürften dieses Mal die Linkspartei gewählt haben, um den Kampf gegen den Faschismus auch in den Bundestag zu tragen.
    Laut des von der Ampelregierung reformierten Wahlrechts hat der Bundestag exakt 630 Sitze, eine Mehrheit ist also mit 316 Sitzen erreicht. Bei der Sitzverteilung (CDU/CSU: 208, SPD: 120, AfD: 152, Grüne: 85, Linkspartei: 64, SSW: 1) hätte ohne die AfD nur eine Große Koalition mit 328 Sitzen eine knappe Mehrheit von zwölf Sitzen.
    Am Tag nach der Bundestagswahl wurde eine Kleine Anfrage (Drucksache 20/15035) der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bekannt. Ihre 551 Fragen zielen auf die Gemeinnützigkeit und damit auf die Finanzierung von Organisationen, welche Ende Januar zu Massendemonstrationen gegen CDU/CSU, FDP und AfD aufgerufen hatten. Sie sind ein einziger Angriff auf die Zivilgesellschaft.
    Der Unterschied zwischen AfD und CDU? Die AfD hätte die miesen Fragen am Tag vor der Wahl veröffentlicht und nicht am Tag danach.
    Presse: taz | Spiegel 1 | Spiegel 2 | Spiegel 3 | Tagesschau | DF | FR | SZ | Zeit 1 | Zeit 2 | Zeit 3 | Badische Zeitung | DJV

  • Freitag, 28.02.2025

    Bei der Bundestagswahl am 23. Februar erhielten Korporierte von CDU/CSU und AfD Bundestagsmandate. Die AfD bekam 20,8% der Zweitstimmen oder 152 Parlamentssitze. Unter den gewählten Abgeordneten befinden sich mindestens 14 „Alte Herren“ der „Deutschen Burschenschaft“ (DB), des „Coburger Convents“ (CC), des „Cartellverbands“ (CV), des „Cartells Christlicher Burschenschaften“ (CCB) und der „Deutschen Gildenschaft“ (DG).
    Für die DB werden in den Bundestag Torben Braga von der „Burschenschaft Germania Marburg“, Christian Zaum von der „Burschenschaft Rheinfranken Marburg“ und der „Burschenschaft Cimbria München“, Christoph Birghan von der „Burschenschaft Gothia Berlin“, Alexander Wolf von der „Burschenschaft Danubia München“ und der „Pennalen Burschenschaft Saxonia-Czernowitz München“, Enrico Komning von der „Burschenschaft Rugia Greifswald“, Sebastian Münzenmaier von der „Burschenschaft Germania Halle zu Mainz“, Christian Wirth von der „Burschenschaft Ghibellinia Prag Saarbrücken“ (eigentlich nicht mehr DB, denn Wirth ist nicht mehr bei der „Burschenschaft Normannia/Cimbria Heidelberg“, es gab Streit) und Alexis Giersch von der „Hamburger Burschenschaft Germania“, der „Burschenschaft Dresdensia Leipzig“ und der „Burschenschaft Sudetia München“ als Nachrücker einziehen.
    Für den CC erhielten Sebastian Maack von der „Landsmannschaft Thuringia Berlin“ und der „Landsmannschaft Baltia Rostock“ sowie Knuth Meyer-Soltau von der „Landsmannschaft Nibelungia Marburg“, der „Landsmannschaft Ubia Brunsviga Palaeomarchia Bochum“ und der „Landsmannschaft Frankonia Frankfurt am Main“, für den CV Jochen Haug von der „KDStV Rheno-Baltia Köln“, für das CCB Erhard Brucker von der „Burschenschaft Ostmark-Breslau Regensburg“ und für die DG Peter Felser von der „Deutschen Hochschulgilde Heinrich der Löwe München“ Bundestagsmandate.
    Irritiert hat nicht nur uns die Bezeichnung von Steffen Kotré als „Verbandsbruder“ durch die „Deutsche Burschenschaft“. Der Dachverband gratulierte am 25. Februar „ihren Verbandsbrüdern [...] Steffen Kotré, [...] (alle AfD) zu ihrer erfolgreichen Wahl in den 21. Deutschen Bundestag“.
    Kurz vor der Stichwahl bei den Landratswahlen im Landkreis Dahme-Spreewald am 12. November 2023 berichtete die Märkische Allgemeine über den Landratskandidaten Steffen Kotré. Dieser erhielt im ersten Wahlgang mit 35,3% die meisten Stimmen, aber es wurden im zweiten Wahlgang mit 35,2% leicht weniger und nicht mehr, so dass Kotré kein Landrat wurde.
    In dem Bericht steht am Ende eine „Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version des Textes hieß es, Kotré sei Burschenschaftler. Das stimmt so nicht, er gehörte einer Studentenverbindung an, die aber keine Burschenschaft ist.“
    Steffen Kotré wurde während seines Studiums Mitglied im „Corps Rheno-Guestphalia Berlin“ im „Weinheimer Senioren-Convent“ (WSC). Nach der Fusion seines „Corps“ mit dem „Corps Cheruscia Berlin“ und dem „Corps Teutonia Berlin“ wurde Steffen Kotré Mitglied des Fusionsbundes „Corps Berlin“ im WSC, welches ihn im Oktober 2022 ausschloss.