Das zurückliegende Jahr war global gesehen eines der Niederlage für die Kirchenbrandstifterszene. Denn: Notre-Dame de Paris wurde nach nur fünf Jahren am 8. Dezember von Trump wiedereröffnet. Es gab auch persönliche Niederlagen: im Kampf gegen den Ultramontanismus im „Cartellverband“ ist kein einziger CDU-Korporierter vom Glauben abgefallen.
Richtig nervig sind die renitenten Schäfchen in Widdern bei Heilbronn. Zu Weihnachten wollen sie eine Krippenfeier auf der Wiese abhalten, wo am 11. August ihre Kirche bis auf die Grundmauern niederbrannte. Immerhin hinterließ die etwa 60 Jahre alte St. Joseph-Kirche ein Loch von einer halben Million Euro und „die Brandursache ist unklar“.
Zudem ist das Spektrum der KirchenbrandstifterInnen überaus divers und einige ExtremistInnen unter dem Banner des brennenden Doms haben zuletzt vermehrt profanierte Kirchen angegriffen. Bisher ist noch unklar, ob die ehemalige Kirche St. Augustinus an der Ecke Wickenburgstraße und Adelkampstraße in Essen Ziel einer solch irrlichternden Brandtat wurde.
Unser Dank gilt jedenfalls dem Kirchenvorstandsvorsitzenden der Martinskirchengemeinde Engelbostel-Schulenburg, denn zu Weihnachten bleibt die Kirche kalt und dafür war nicht einmal Brandstiftung nötig: „Anfang Mai war in der Sakristei der Martinskirche ein Brand ausgebrochen“, der „auf das Sakristeibuch“ übergriff, woraufhin sich „schnell dichter schwarzer Rauch“ bildete, der „in die historische Orgel“ zog und „Wände, Decken und alles Inventar mit einer schmierigen grauen Schicht“ bedeckte. Grund: zwei explodierte Akkus eines „Rucksack-Staubsauger[s], mit dem wir wunderbar und ohne Kabelsalat zwischen den Bankreihen saugen konnten“.
Ein Hoffnungsschimmer in der guten, alten „Als mögliche Ursache kommt ein technischer Defekt in Betracht“-Kategorie ist die brennende Kirchenkapelle am Lochberg in Schluchsee-Blasiwald, die es am 3. Dezember in die „Das Gebäude brannte durch das Feuer vollständig aus“-Kategorie schaffte. Ein anderer war im Oktober der Kommentar eines Anwohners, als er am 15. Oktober den lichterloh brennenden Kirchturm der Dionysius-Kirche erblickte: „Scheiße, unsere Kirche. Oahh jetzt...“. Der Kirchturm der ältesten Kirche Bremerhavens ist zwar „komplett ausgebrannt“, aber „das Kirchenschiff selbst wurde nur leicht beschädigt“. Gott ist außen vor, es entscheiden nun „Statiker in Zusammenarbeit mit der Versicherung“. Am Morgen danach schien die Sonne wieder, es war ein Tag wie jeder andere.
Ebenfalls im Oktober wurde ein Brandanschlag auf die Pfarrkirche am Marktplatz in Kirchenthumbach verübt. Allerdings wurde eine „stark verrußte Holzbank“ vom Kirchenpfleger entdeckt. Niederschmetternd: „Es gelang ihm, ein größeres Feuer zu verhindern, bevor die Bank vollständig in Flammen aufging.“ Und: es entstand lediglich „ein Schaden in Höhe eines mittleren dreistelligen Eurobetrags“. Eine Tageswanderung entfernt wurde „am Tag nach dem ersten Brandanschlag“ ein weiterer „Brand in einer Kapelle in einem Waldstück in Falkenstein“ gelegt. Dieses Mal verursachte der Brand „einen erheblichen Schaden an der Einrichtung der Kapelle. Die Schadenshöhe wird auf einen mittleren fünfstelligen Eurobetrag geschätzt.“ Geht doch.
Selig seien die wahrhaftigen Christkinder, die am 9. Dezember die Polizeistation Grambke in Bremen-Burglesum entzündeten, denn sie wollten „den Konflikt um Abschiebungen und dem Kirchasyl verschärfen“ und haben „in Kauf genommen, dass das Büro des Sozialwerks der freien Christengemeinde Feuer fängt“. Ihr Leuchtfeuer führte trotz kirchlicher Niedertracht zum Erfolg.
Aber wahrhaft unsterblich ist nur der Kirchenbrandstifter der Herzen: Joël Vigoureux – „l’incendiaire des églises“. Kurz nachdem der zehnfache Kirchenbrandstifter mal wieder aus dem Knast kam, zerstörte er Anfang September das historische Wahrzeichen von Saint-Omer durch Feuer: die Kirche der Unbefleckten Empfängnis.
Schon der Heiland sagte einst, er sei „gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ Nicht schlichten wollte der Aufwiegler, sondern alles niederbrennen, ganz so wie seine heutigen WiedergängerInnen: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.“ (Lk 12, 49-53)