Montag, 24.03.2025

Am 24. März hat die taz einen Artikel zu Felix Springer veröffentlicht. Oberleutnant Springer wurde nach zwölf Jahren als Zeitsoldat wegen seiner Naziaktivitäten in der „Identitären Bewegung“ 2019 aus der Bundeswehr entlassen. Nach seiner Entlassung wechselte Springer in die Wehrwirtschaft: 2020 arbeitete er bei der BWI GmbH, dem „IT-Systemhaus der Bundeswehr“.
Mittlerweile ist Felix Springer seit einigen Jahren bei TDW angestellt, der „TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH“ in Schrobenhausen nördlich von München – als „Key Account Manager Business Development“. Der Waffenkonzern stellt unter anderem den „Taurus“-Marschflugkörper her.
In dem Buch „Staatsgewalt – Wie rechtsradikale Netzwerke die Sicherheitsbehörden unterwandern“ schrieb Robert Andreasch 2023 über den „Panzergrenadier im Dienst der Identitären Bewegung“:
„Als Felix Springer, Martin Becker und Larsen Kempf im Jahr 2013 das Buch ,Soldatentum – Auf der Suche nach Identität und Berufung der Bundeswehr heute‘ veröffentlichen, findet sich dort ein Geleitwort des ehemaligen Bundeswehrgeneralinspekteurs Klaus Naumann. Zudem wird das Projekt finanziell durch die Karl-Theodor-Molinari-Stiftung des Bundeswehrverbandes unterstützt. Eine Distanzierung von den neurechten Autoren vonseiten der Bundeswehr sucht man dagegen vergeblich.
Ab 2014 war Springer dann im Panzergrenadierbataillon in Oberviechtach stationiert. Spätestens im folgenden Jahr wurde Springer für die extrem rechte Identitäre Bewegung (IB) Bayern aktiv. Nach einem konspirativen Treffen im Haus der Burschenschaft Ostmark-Breslau zu Regensburg übernahm er die Betreuung des E-Mail-Verteilers der dortigen IB-Ortsgruppe.“

Vor zehn Jahren machte Felix Springer Propaganda zusammen mit Sebastian Zeilinger, der damals Leiter der IB Bayern und stellvertretender IB-Bundesvorsitzender war. Sebastians Naziehefrau Inka Zeilinger ist eine Tochter von Gernot Mörig, dem Potsdam-Organisator.
„Bei einer Kundgebung der IB am 31. Juli 2016 in München protestierte Springer gegenüber der Staatskanzlei. Rechts neben ihm stand der führende IB-Bayern-Kopf Sebastian Zeilinger am schwarz-gelben IB-Banner. Bei der Bundeswehr wurden Springers Aktivitäten daraufhin Thema, hatten aber auch dieses Mal keine negativen Konsequenzen für ihn. Sein Kompaniechef musste Springer vernehmen, in einem Bericht schrieb er anschließend: »OLt Springer genießt mein uneingeschränktes Vertrauen.« Springers Personalakte bei der Bundeswehr blieb weiterhin ohne jeden Eintrag.
Die Identitäre Bewegung Bayern veröffentlichte im selben Jahr auf YouTube einen professionell produzierten Werbefilm: »Die Identitäre Bewegung Bayern stellt sich vor«. Springer ist mehrfach im Video zu sehen. Bei einer Art Arbeitsbesprechung sitzt er direkt neben Sebastian Zeilinger in dessen mit einer Lambdafahne der IB geschmückten Wohnzimmer. »Wir treten an gegen den großen Austausch« und »Wir treten an gegen die One-World-Globalisten« heißt es in dem Video, in dem ansonsten bezopfte Frauen, Weizenfelder und Kampfsportszenen zusammengeschnitten sind.“

Sebastians Bruder Michael Zeilinger wurde Anfang Februar ebenfalls geoutet, auch in der taz. Michael Zeilinger ist „Alter Herr“ der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ in der „Deutschen Burschenschaft“. Vor zehn Jahren war er Bundesführer des „Sturmvogels“, ein völkischer Nazijugendverband.
Während die Antikapitalistin Lisa Poettinger von der bayerischen Landesregierung mit einem Berufsverbot belegt wurde, ist Michael Zeilinger seit 2021 Gymnasiallehrer am Hochfranken-Gymnasium Naila in Oberfranken.
Felix Springers selbstinitiiertes Outing des Bundesverwaltungsgerichts aus dem August 2024 liest sich ganz passabel. Aber wieso mussten eigentlich wir die Waffenfirma auf ihr Naziproblem hinweisen? Oder anders gefragt: Was machen eigentlich die staatlichen Geheimdienste den lieben, langen Tag?