Vor 70 Jahren, am 8. November 1939, versuchte der Kommunist Johann Georg Elser den „Führer und Reichskanzler“ Adolf Hitler zu töten, um den 2. Weltkrieg zu verhindern und der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ein Ende zu bereiten. Jedes Jahr kamen im Münchner Bürgerbräukeller am Vorabend des Jahrestages des faschistischen Putschversuches von 1923 die Nazis aus den „Kampfjahren der Bewegung“ zusammen. Ein Jahr lang plante Elser sein Attentat und schlich sich mehr als dreißig Nächte in den rund 2.000 Menschen fassenden Bürgerbräukeller in der Rosenheimer Straße, um in einer tragenden Säule seine Zeitbombe zu platzieren. Nur durch Zufall verließ Hitler und mit ihm viele weitere Nazis wenige Minuten vor der Explosion den vollbesetzten Saal. Die Bombe explodierte zur vorgesehenen Zeit und brachte die Saaldecke direkt neben dem Redepult zum Einsturz. Elser wurde noch am selben Tag verhaftet und am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau ermordet.
In der Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus gab es unterschiedlich motivierte Attentatsversuche auf Hitler, von denen der bekannteste von Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 verübt wurde. Während Elsers Pläne auf die Verhinderung des Weltkrieges und eine antifaschistische Perspektive zielten, wollten die antidemokratischen Wehrmachtsoffiziere um Stauffenberg lediglich die drohende militärische Niederlage abwenden und den Nationalsozialismus durch eine Militärdiktatur ersetzen. Es ist bezeichnend, dass die offizielle deutsche Erinnerungspolitik einen gescheiterten Militärputsch und nicht den Widerstand von unten als historischen Bezugspunkt wählt. Zudem wird der 20. Juli 1944 als Bindeglied einer identitätsstiftenden Traditionslinie genutzt: vom preußischen Militarismus über die politischen Soldaten der Wehrmacht bis zu den Gelöbnissen der Bundeswehr im Bendlerblock. Wir hingegen gedenken dem antifaschistischen Widerstand der Weimarer Republik und an diesem Jahrestag Georg Elser als Anhänger der Antifaschistischen Aktion.
Die Antifaschistische Aktion der Weimarer Republik war eine von der Kommunistischen Partei initiierte Organisation zur Bildung einer Einheitsfront gegen den Nazifaschismus. Als libertäre Autonome ist sie für uns wie die ebenfalls aus dieser Zeit stammende Rote Hilfe ein historisches Vorbild, denn beide Organisationen sind vom Ansatz her strömungsübergreifend und solidarisch. Während die Rote Hilfe durch ihre bundesweite Ortsgruppenstruktur konkrete Rechtshilfe organisiert, ist die Antifaschistische Aktion ein dezentrales Netzwerk linksradikaler Gruppen mit dem Ziel der direkten Aktion. Erst die Abwehr von Repression und der Schutz vor Nazis schaffen die Voraussetzung für revolutionäre Politik. Mögen unsere Vorstellungen vom Weg zur Revolution auch unterschiedlich sein, so ist die autonome Antifabewegung doch einig im Kampf gegen Staat und Kapitalismus. In dieser Zeit der Repression kämpfen wir gegen die Reaktion mit dem Mittel der Subversion für die Revolution. Doch der Kapitalismus ist nicht das Ende der Geschichte.
Unsere Zeit wird kommen.
Autonome Antifa Freiburg
Dieses Communiqué wurden von GenossInnen aus ganz Europa übersetzt:
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