Seit drei Wochen kommt Frankreich nicht zur Ruhe – neben den politisch diffusen „gilets jaunes“ spielen auch SchülerInnen, Pflegekräfte, Studierende oder etwa die Gentrifizierungs-GegnerInnen in Marseille eine zunehmende Rolle in der Destabilisierung des Macron-Regimes. Berichte über exzessive Bullengewalt, Prügelorgien und Angriffe auf JournalistInnen und SchülerInnen heizen das aufständische Klima zusätzlich an. Mehr als 500.000 Menschen beteiligten sich am 24. November und am 1. Dezember an den landesweiten Aktionstagen. Für die Tageszeitung Libération ist die mittlerweile ausgebremste Erhöhung der Spritpreise nur der Tropfen der das Fass des Unmutes zum überlaufen brachte. Die Bewegung der gelben Westen setzt sich aus teils reaktionären, vielen unpolitischen aber auch aus linken und linksradikalen Kräften zusammen, wobei der gemeinsame Nenner die Absetzung der Regierung der Reichen ist. In Puy-en-Velay wurde eine Präfektur angezündet, während in Paris das Marriott-Hotel, Banken, Luxusboutiquen, Bullenautos, Regierungsgebäude und das Pflaster der Luxus-Meile Champs-Elysées mit Feuer und Flammen traktiert wurden. Mittlerweile sind vier Menschen bei den Protesten gestorben – Bullengewerkschaften fordern den Einsatz der Armee. Vergangenen Samstag wurde bei den Gentrifizierungsprotesten in Marseille eine 80-jährige algerisch-stämmige Frau von einer Gasgranate der Bullen in ihrer Wohnung am Kopf verletzt. Sie überlebte die Notoperation im Krankenhaus La Timone nicht. Am 8. Dezember wird es einen weiteren, diesmal auch von der Umweltbewegung unterstützten landesweiten Aktionstag geben. Tankt hierzulande falls ihr euch an Protesten in Frankreich beteiligen wollt – mittlerweile haben zahlreiche Supermärkte und Tankstellen massive Versorgungs-Engpässe und der Protest konzentriert sich zunehmend auf Raffinerien und Sprit-Depots. Jede Revolution beginnt mit einem Auflauf.
Manu, ce samedi, on viendra te chercher!