Nach der Ermordung des Jugendlichen Nahel Merzouk bei einer Bullenkontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre am 27. Juni hat der französische Staat, wie zu erwarten, mit aller Härte reagiert. Nach nur einer Woche wurden die heftigsten Aufstände in der neueren Geschichte Frankreichs durch den Einsatz von rund 50.000 Cops niedergeschlagen. Die Gewaltexzesse, besonders die der Sondereinsatzkommandos, führten zu weiteren Todesfällen in Nord und Süd, und es gab landesweit über 3.500 Festnahmen in weniger als einer Woche. Auf der Haben-Seite gab es laut Innenministerium immerhin knapp 25.000 Brandstiftungen, wobei auch diesmal Regierungspräsidien, Schulen, Rathäuser und gut 200 Bullenwachen in Flammen aufgingen. Die Regierung, die dieser Tage eine neue Justizreform verabschiedete, machte prompt die Erziehungsberechtigten in den Vorstädten für die Gewalt verantwortlich. Während Nazis auf den Straßen einiger Städte Seite an Seite mit den Bullen gegen „Randalierer“ vorgingen, erwägte Macron öffentlich Zensur als Mittel der Aufstandsbekämpfung. Für die Familie des Mörderbullen Florian Menesplier aus Bornel im Département Oise, der im Übrigen nicht nur Teil der CRS und Brav-M Schlägertruppen war, sondern auch Infanterist in Afghanistan, sammelten Faschisten mit einer Online-Plattform über 1,6 Millionen Euro. Das Gedenken an den 2016 von Bullen ermordeten Adama Traoré wurde verboten, eine Ersatzdemonstration in der Pariser Innenstadt griffen die Einsatzkräfte an, als sei das Recht auf Versammlungsfreiheit in der Zwischenzeit abgeschafft worden. Die Macronie bereitet mit ihrer post-sozialdemokratischen Politik den Boden für die Machtübernahme der Faschistin Le Pen, welche schon jetzt von 60% der Bullenschweine gewählt wird. Auch wenn der französische Staat mittlerweile von diversen Institutionen wegen seiner autoritären Tendenzen aufs Schärfste kritisiert wird, herrscht allgemeines Unverständnis in der sich im Kommentieren übenden Medienlandschaft. Doch die „bis hierher ging alles Gut“-Zeiten sind vorbei und die aufgebrachte Jugend fragt hier und anderswo „wieviele Nahels wurden nicht gefilmt?“, um schon morgen tausendfach die Flammen unter euren Kartenhäusern neu zu entfachen.