In Bern wurde ein Polizist von Amtsrichterin Andrea Gysi in erster Instanz verurteilt. Wegen Amtsmissbrauchs und Tätlichkeit:
„Sie verurteilt den 42-jährigen Polizisten schliesslich zu einer bedingten Geldstrafe von 110 Tagessätzen à 90 Franken – bei einer Probezeit von zwei Jahren. Hinzu kommen eine Busse von 600 Franken sowie ein Teil der Verfahrenskosten von über 10’000 Franken, die er bezahlen muss.“
Der verurteilte Polizist hatte einen von zwei anderen Polizisten Festgenommenen und Gefesselten misshandelt: „Laut vier Zeuginnen und Zeugen wirft dieser den in Handschellen gelegten Mann «wie einen Kartoffelsack» in den Wagen, wo er mit dem Kopf aufschlägt. Bei den Zeugen handelte es sich um vier Mitarbeitenden“ der Berner Zeitung «Der Bund».
Die Zeitung beschreibt die Festnahme: „Am frühen Morgen des 21. Juni 2021 greift eine Zweierpatrouille der Kantonspolizei auf dem Bahnhofplatz in Bern einen torkelnden Mann auf. Der 28-jährige Marokkaner hat keine Ausweise bei sich, jedoch mehrere Rauschmittel intus. Die Polizisten wollen ihn für eine Kontrolle auf den Polizeiposten mitnehmen. Hierfür legen sie ihm Handschellen an, woraufhin es zu einem Gerangel kommt. Bei der Festnahme kniet einer der Polizeibeamten auf den Hals- und Nackenbereich des Mannes.“
Weitere Wunder blieben aus: „Die Festnahme an sich beurteilt die Richterin denn auch als rechtmässig. Der Mann habe sich schliesslich gegen die Fesselung gesperrt. Die Fixierung mit dem Knie – die etwas über eine Minute gedauert haben soll – stuft die Richterin jedoch als zu hart ein. Zum Freispruch kommt es deshalb, weil laut ihr nicht erwiesen ist, ob der Polizist dabei Druck ausübte und ob er vorsätzlich handelte.“
Der misshandelte Marokkaner wurde „mittlerweile ausgeschafft“, Schweizerdeutsch für deportiert.