Mittwoch, 10.07.2024

In Berlin gab es am 5. Juli einen Naziangriff auf Antifas, die zu einer Antifademo wollten. Das Orgabündnis der „Nach den Rechten schauen“-Demo hat am 7. Juli bekannt gegeben:
„Am Ostkreuz attackierten 15-20 Neonazis mehrere Menschen, die auf dem Weg zur Demonstration waren. Mehrere Personen wurden verletzt, teilweise schwer.
Am 06.07.2024 sammelten sich am Ostkreuz in Berlin Friedrichshain circa 30-40 Personen, um gemeinsam zur Demonstration ,Nach den Rechten schauen‘ anzureisen. Die Demo skandalisierte rechte Strukturen und rechte Gewalt in Marzahn-Hellersdorf durch Organisationen wie den III. Weg.
Um 16:10 Uhr kamen circa 20 Personen aus Richtung der Simplonstraße auf den Treffpunkt der gemeinsamen Anreise zu: Sie marschierten in Zweierreihen, waren bewaffnet und vermummt – mit Holzknüppeln, Schlagstöcken, Handschuhen und Pfefferspray. Geschlossen prügelten sie auf die dort wartenden Personen ein. Dabei schlugen sie gezielt gegen Köpfe und ließen auch von bereits am Boden liegenden Personen nicht ab. Einer der Täter trat einem Betroffenen außerdem mit dem Stiefel ins Gesicht.
Bei diesem gezielten Angriff der Neonazis wurden mindestens 6 Personen verletzt, teilweise schwer. Mehrere Betroffene mussten rettungsdienstlich versorgt werden.
Während dem gesamten Vorfall waren zwei Polizist*innen anwesend, die jedoch nicht intervenierten. Auch polizeiliche Verstärkung wurde erst angefordert, als die Täter bereits geflüchtet waren. Die Täter stammen aus dem Umfeld der ,Nationalrevolutionären Jugend‘ (NRJ). Diese ist die Jugendorganisation des ,III. Weg‘, einer neonazistischen Kleinstpartei, die als Auffangbecken für gewaltbereite Neonazis aus verschiedenen extrem rechten Strukturen fungiert. Einer der Angreifer wurde erkannt als Hermann Meyer, welcher ein aktives Mitglied der NRJ in Brandenburg ist. Er ist Sohn von Lutz Meyer, ein langjähriger Neonazi und inzwischen stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands Brandenburg des III. Wegs. Ein weiterer Täter, bisher namentlich nicht bekannt, konnte dem NRJ zugeordnet werden.
Ziel der ,NRJ‘ ist es, Jugendliche für ihre nationalsozialistische Ideologie zu gewinnen. Über aktionsorientierte Sport- und Freizeitangebote, Social-Media-Auftritte, sowie Flyeraktionen vor Schulen, sollen Jugendliche direkt angesprochen, für die Gruppe agitiert und im Rahmen von Gruppenangeboten, wie Kampfsporttrainings, Graffitti-Aktionen oder Ausflügen, radikalisiert werden.
Den Kampfsporttrainings, die in der Regel auf öffentlichen Sportplätzen stattfinden, kommt eine besondere Bedeutung zu. Zum einen werden Videomitschnitte der Trainings auf Social Media veröffentlicht, um das eigene aktionsorientierte Image zu stärken. Zum anderen dienen sie der Vorbereitung von gewalttätigen Angriffen auf der Straße. Dies zeigte sich in der Vergangenheit immer wieder bei verschiedenen Überfällen auf linke Jugendzentren, wie das La Casa, das JUP oder die Bunte Kuh, aber auch auf Einzelpersonen, die von der NRJ als politische Gegner*innen identifiziert wurden.“

Der öffentlich-rechtliche RBB schrieb am 8. Juli:
„Laut Polizei griffen zehn bis fünfzehn vermummte Männer, zum Teil mit Schlagringen und Schlagstöcken bewaffnet, am Samstag gegen 16 Uhr die andere Gruppe aus fünf Menschen im Alter von 15, 39 und 32 Jahren an. Eine Bundespolizistin und ein Kollege hätten den Überfall auf einem Weg zum Bahnhof gesehen und versucht, mit Pfefferspray die Gruppen zu trennen.
Die Bundespolizistin habe einen Angreifer festnehmen wollen, sie sei von ihm aber mit der Faust ins Gesicht geschlagen und verletzt worden. Auch ihr Kollege wurde demnach angegriffen. Die Täter konnten fliehen. Eine 15-jährige Jugendliche und ein 39-jähriger Mann kamen mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus.
In der Nähe des S-Bahnhofs Kaulsdorf nahm die Polizei dann drei Verdächtige im Alter von 19 und 20 Jahren fest, als eine größere Gruppe überprüft wurde. Polizisten beschlagnahmten Schlaggegenstände.“

Presse: taz | nd | rbb | TS | t-o