Sonntag, 29.09.2024

Pünktlich zur Nationalratswahl am 29. September haben die Wiener Burschenschafter der FPÖ zwei Tage vor der Wahl einen Naziskandal beschert. Der Standard hat ein Video der Trauerfeier für Walter Sucher veröffentlicht, bei der das „Treuelied“ der „Schutzstaffel“ (SS) gesungen wurde:
„Auf den Aufnahmen kann man unter anderem den Nationalratsabgeordneten und Notar Harald Stefan erkennen, der auf Platz eins der Wiener Landesliste der FPÖ kandidiert. Ebenso den Klubdirektor des Freiheitlichen Parlamentsklubs und Präsidenten des freiheitlichen Think Tanks ,Atterseekreis‘, Norbert Nemeth, der auf der Bundesliste auf Platz neun kandidiert. Auch der Nationalratsabgeordnete Martin Graf, bis 2013 Dritter Nationalratspräsident, erwies Sucher die letzte Ehre. Graf kandidiert auch aktuell auf dem aussichtsreichen Platz 3 auf der Wiener Landesliste und ist Wissenschaftssprecher der FPÖ.“
Natürlich war allen Anwesenden klar, dass Walter Sucher Nationalsozialist war. Der Mann war FPÖ-Politiker, „Alter Herr“ der „Wiener akademischen Burschenschaft Olympia“ in der „Deutschen Burschenschaft“ und Vorsitzender der „Vereinigung Alter Burschenschafter“ (VAB) Wien. In den 1990er Jahren war Walter Sucher einer der Propagandisten des „Dritten Lagers“, in Deutschland empfahl er „Burschenschaftern“ einen Eintritt bei REP oder NPD. Noch 2023 hielt Sucher vor hunderten Korporierten auf dem Burschentag in Eisenach eine revisionistische Festrede. In der Verbandszeitung „Burschenschaftliche Blätter“ 2023/02 heißt es dazu:
„Er erwies der Deutschen Burschenschaft die Ehre, im stolzen Alter von 89 Jahren bewegende Worte an die Verbandsbrüder zu richten, aus denen die Weisheit seines langen Lebens und seiner zahlreichen Couleursemester sprach. Flankiert von 30 Chargierten und vier Fahnenträgern sprach er davon, daß es irrig und falsch wäre, die Ideale der Deutschen Burschenschaft als veraltet oder ihre Ziele als erreicht und somit überflüssig abzutun – ganz im Gegenteil. Die kleine Wiedervereinigung nach dem Mauerfall und die bleibende Trennung von den deutschen Ostgebieten verschafften dem Streben nach der vollständigen Einigkeit des Deutschen Volkes auch heute noch Relevanz.“
„Wenn alle untreu werden“ wünschte sich Walter als Rausschmeißer an seinem Grab. Wer solche Freunde hatte, der hat auch viele Feinde: „Am Samstag teilte die Jüdische HochschülerInnenschaft mit, dass sie die beteiligten FPÖ-Politiker wie etwa die FPÖ-Nationalräte Martin Graf, Harald Stefan und Norbert Nemeth wegen des Verdachts auf Wiederbetätigung angezeigt hat.“
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