Nur wenige sind in einer Nachkriegsdemokratie weniger geeignet für das Amt des österreichischen Nationalratspräsidenten als der aktuelle Amtsinhaber: Walter Rosenkranz, „Alter Herr“ der „Wiener Burschenschaft Libertas“ in der „Deutschen Burschenschaft“. Der Standard berichtet über eine Liste mit 157 Namen, die Rosenkranz 2009 veröffentlichte:
„Der damals gerade in den Nationalrat gewählte Jurist, Mitglied der akademischen Burschenschaft Libertas, steuerte damals für ein Buch zum 150-Jahr-Jubiläum der Burschenschaften in Österreich zwei Artikel bei: einen Text über deren Rolle in der Zwischenkriegszeit und eine Liste mit burschenschaftlichen Leistungsträgern zwischen 1918 und 1938.“
Alleine die Intention, eine solche Liste zu erstellen, ist angesichts der reaktionären Rolle der „Waffenstudenten“ in jener Zeit verwerflich, geschweige denn selbst korporiert zu sein. Und natürlich hat „neuere Forschung“ ergeben, dass viele der „Leistungsträger“ auf Rosenkranz’ Liste tatsächlich rechtsradikale Antisemiten und Totengräber der österreichischen Republik waren. Qua Amt ist Walter Rosenkranz Vorsitzender des Kuratoriums des Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus.