Francesco Cancellato, der Chefredakteur des Investigativmediums mit dem irritierenden Namen fanpage.it, wurde zum Ziel von Spionagesoftware der israelischen Firma Paragon (gegründet vom ehemaligen Ministerpräsidenten Ehud Barak), wie der britische Guardian schreibt:
„Paragons Spyware is bekannt als Graphite und hat zur Pegasus Spyware der NSO Group vergleichbare Fähigkeiten. Sobald ein Handy mit Graphite infiziert wurde, hat der Operator vollständigen Zugriff, inklusive der Möglichkeit Nachrichten zu lesen, die mit verschlüsselten Messengern wie WhatsApp und Signal verschickt wurden.“
Bekannt wurde der Angriff durch eine Benachrichtigung von Whatsapp am 31. Januar, wonach 90 JournalistInnen und andere „Mitglieder der Zivilgesellschaft“ zum Ziel der Software wurden, obwohl diese angeblich nur an demokratische Regierungen verkauft wurde – an Ungarn beispielsweise ausdrücklich nicht. Cancellato ist der erste Betroffene, der den Skandal öffentlich macht. Und das hat gute Gründe:
„Es ist unklar, wie lange Cancellato schon komprimiert sein könnte. Aber der Redakteur hat letztes Jahr eine high-profile Investigativ-Geschichte veröffentlicht, die aufdeckte, dass Mitglieder von Melonis extrem rechter Parteijugend an faschistischen Sprechchören, Hitlergrüßen und antisemitischer Hetze beteiligt waren.
Die Undercover-Reporter von Fanpage – wenn auch nicht Cancellato persönlich – hatten Gruppen und Chat-Foren, die von der Gioventù Nazionale (GN) genutzt wurden, einem Flügel von Melonis Fratelli d’Italia (FdI), infiltriert.
Das Medium veröffentlichte Videoclips, in denen GN-Mitglieder „Duce“ – eine Referenz auf Benito Mussolini – und „Sieg Heil“ rufen und mit ihren Familienbeziehungen zu historischen Figuren angeben, die Verbindungen zu neofaschistischem Terrorismus haben. Die Geschichten wurden im Mai veröffentlicht.“