Die „Hammerskins“ sind eine elitäre und bewusst relativ kleine, aber straff organisierte und international vernetzte Nazistruktur. Der Verfassungsschutz Baden-Württemberg behauptet noch im Mai 2013 auf seiner Website: „In Baden-Württemberg unterhalten zwar einzelne rechtsextremistische Skinheads Kontakte zu den ‚Hammerskins‘, ein sogenanntes ‚Chapter‘ (regionale Gruppe) konnte bislang jedoch nicht festgestellt werden.“ Diese Behauptung des Inlandsgeheimdienstes ist falsch. Es gibt in Baden-Württemberg seit Jahren das „Chapter Baden“ und seit 2011 auch das „Chapter Württemberg“.
Die Organisation der „Hammerskins“
Die „Hammerskin Nation“ wurden 1987 im texanischen Dallas gegründet. Das „Gründungschapter“ nennt sich „Confederate Hammerskins“ (CHS) und umfasst die ehemaligen US-amerikanischen Südstaaten. Die „Hammerskins“ haben „Chapter“ in Nordamerika, Europa und Australien. Die deutsche Sektion der „Hammerskins“ entstand Anfang der 1990er Jahre. Bis vor kurzem gab es in Deutschland zehn „Chapter“: „Westmark“, „Bremen“, „Mecklenburg“, „Pommern“, „Berlin“, „Westsachsen“, „Franken“, „Bayern“, „Württemberg“ und „Baden“. Als Reaktion auf die erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit und aus Angst vor einem drohenden Verbot nach dem Vereinsrecht reagierten die deutschen „Hammerskins“ mit einer präventiven Antirepressionsstrategie.
Die beiden gefährdetsten „Chapter“ waren das „Chapter Westmark“ um den „Hammerskin“-Europachef Malte Redeker und das „Chapter Mecklenburg“ mit seinem „Thinghaus“ in Grevesmühlen, eine der wichtigsten Naziimmobilien in Mecklenburg-Vorpommern – betrieben gemeinsam mit der NPD. Im September 2012 wurde das „Chapter Luxemburg“ von Robert „Robby“ Kiefer gegründet und im März 2013 das „Chapter Westmark“ aufgelöst. Im Februar 2013 wurde das „Chapter Mecklenburg“ aufgelöst und das „Chapter Nordmark“ von Steffen „Steffi“ Borchert wiedergegründet. Es ist davon auszugehen, dass die beiden offiziell aufgelösten Chapter unter anderem Namen fortgeführt werden. Das „Chapter Mecklenburg“ wird sich künftig als „Chapter Nordmark“ bezeichnen und das bisherige „Chapter Westmark“ wird als ein zur Zeit noch namenloses „Chapter“ weitergeführt werden, während einzelne Mitglieder offiziell das „Chapter Luxemburg“ bilden. Die Umstrukturierungsmaßnahmen sind ausschließlich durch eine Verschleierungstaktik motiviert, die Zusammenarbeit der „Hammerskins“ wurde weder national noch international beeinträchtigt.
Diese präventive Antirepressionsstrategie haben die „Hammerskins“ bei Motorrad-Clubs wie den „Hells Angels“ entlehnt. Beispielsweise gab das „Charter Hannover“ der „Hells Angels“ unter Frank Armin Hanebuth im Juni 2012 seine Selbstauflösung bekannt, nachdem der Niedersächsische Landtag eine Woche zuvor einstimmig die Einleitung eines Verbotsverfahren beschlossen hatte. Das Verbotsverfahren gegen die „Hells Angels“ wurde daraufhin eingestellt. Auch ansonsten haben die „Hammerskins“ viele Anleihen bei den „Hells Angels“ gemacht: Vom Motto (aus AFFA = „Angel Forever, Forever Angel“ wurde HFFH = „Hammerskins Forever, Forever Hammerskins“), über die Zahlencodes (aus 81 = HA = „Hells Angels“ wurde 38 = CH = „Crossed Hammers“, die gekreuzten Hämmer gehen auf die fiktive Nazisymbolik in Pink Floyds „The Wall“ zurück) bis hin zur hierarchischen Organisationsstruktur. In beiden Organisationen gibt es die Hierarchiestufen „Supporter“, „Hangaround“, „Prospect“ und „Member“ sowohl für Personen innerhalb eines „Chapters“ als auch für „Chapter“ innerhalb der Gesamtorganisation. Auch das Ausscheiden aus der Organisation ist klar geregelt und wird in „Good Standing“ und „Bad Standing“ unterschieden, wobei letzteres bedeutet, dass der betreffenden Person ein Konzert- und Kontaktverbot auferlegt wird.
Das Verhältnis der „Hammerskins“ zu den „Hells Angels“ ist ambivalent. Während das Klima zwischen den Gruppierungen in Portugal von Streit und Konkurrenz geprägt ist, gab es im Herbst 2012 in der Schweiz eine taktische Zusammenarbeit. Dort einigten sich Schweizer Vertreter beider Organisationen, die konkurrierende „Nordic Brotherhood“ mit fünf Chaptern in Süddeutschland und einem im Schweizerischen St. Gallen zur Auflösung zu zwingen. Die „Nordic Brotherhood“ um Marc Eisele aus dem württembergischen Reichenbach an der Fils, der auch den Online-Shop „Outknockerz Actiongroup“ betreibt, akzeptierte das Verdikt von „Hammerskins“ und „Hells Angels“.
Überzeugungstäter und Naziterroristen
Die deutschen „Hammerskins“ nehmen an regelmäßigen „Hammerskin“-Treffen sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene teil. In den letzten Jahren fanden drei Mal pro Jahr „National Officers Meetings“ (NOM) an wechselnden Orten in Deutschland statt, zu denen rund 50 Personen fahren, darunter nicht nur Vollmitglieder. Ebenfalls drei Mal pro Jahr fanden „European Officers Meetings“ (EOM) in verschiedenen europäischen Ländern statt, an denen im Durchschnitt 100 „Hammerskins“ teilnehmen. In unregelmäßigen Abständen fliegen europäische „Hammerskins“ auch zu Treffen in die USA und es gibt ein jährliches internationales Sommercamp der „Hammerskins“ in Europa, das teils auch von nordamerikanischen „Hammerskins“ besucht wird. Zwischen den Treffen, bei denen der Vernetzungsaspekt im Vordergrund steht, tauschen sich die „Hammerskins“ auf den sehr häufig stattfindenden Konzerten aus, allen voran beim jährlichen „Hammerfest“, dessen Organisation zwischen verschiedenen „Chaptern“ wechselt und zu dem bis zu 2.000 Nazis aus dem gesamten Nazispektrum anreisen.
Konzerte sind eine wichtige Einnahmequelle für die „Hammerskins“, sowohl wegen der Eintrittspreise, über den Bierverkauf als auch durch Merchandising-Stände. Hendrik Stiewe vom „Chapter Bremen“ war beispielsweise auf dem „Hammerfest“ am 03.11.2012 in Toul mit einem Stand seines Versandhandels „Wewelsburg Records“ aus Bielefeld vertreten. An der dort stattfindenden Schlägerei unter den Hammerskins war maßgeblich auch Wolfgang Benkeßer vom „Chapter Westmark“ beteiligt, der an dem Abend Türsteher gemacht hat und mittlerweile in Hamburg lebt. Stiewe ist „Alter Herr“ der „Burschenschaft Normannia-Nibelungen Bielefeld“ in der „Deutschen Burschenschaft“ und darüberhinaus seit Jahren in Naziforen aktiv. Auf thiazi.net nannte er sich „Imperium“, im inoffiziellen Nachfolger nationale-revolution.net „WWBRex“: „Ich komme aus dem wunderschönen Westfalen, bin Betreiber von Wewelsburg Records und seit vielen, vielen Jahren ‚dabei‘. Einige kennen mich vielleicht aus dem Thiazi-Forum, wo ich unter dem Namen ‚Imperium‘ unterwegs bin.“ Malte Redeker betreibt neben seinem Ladengeschäft „Headhunter“ in Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern auch den Versandhandel „Gjallarhorn Klangschmiede“ in Ludwigshafen.
Ideologisch gehören die „Hammerskins“ der „White Power“-Bewegung an. Die „weiße arische Bruderschaft“ der „Hammerskins“ sieht sich als rassistische Elite mit machtbewusstem Führungsanspruch innerhalb der internationalen Naziskinhead-Bewegung. Als direkte Konkurrenz zum „Blood & Honour“-Netzwerk des britischen „Skrewdriver“-Sängers Ian Stuart Donaldson und seinem paramilitärischen Arm „Combat 18“ organisieren auch die „Hammerskins“ regelmäßig Nazikonzerte und sind im Nazimusikbusiness aktiv. Der offene Konflikt zwischen dem seit dem Verbot von „Blood & Honour“ im September 2000 geschwächten „Combat 18“ und den „Hammerskins“ in Deutschland gilt mittlerweile als beigelegt.
Ihre Wurzeln hat die „White Supremacy“-Bewegung in der Sklavenhaltergesellschaft der USA. Als ihr Ziel sehen sie die Durchsetzung der von David Lane geprägten rassistischen „14 Words“ an. Vorbild der „Hammerskins“ sind der „Ku-Klux-Klan“ und andere Naziterrororganisationen. So kontaktierte Malte Redeker das Nazimedienprojekt FSN um Patrick Schröder, um den in den USA inhaftierten Naziterroristen Scott Stedeford und dessen „Aryan Republican Army“ (ARA) wieder ins Bewusstsein zu rücken. Ende der 1990er hatte Redeker für drei Jahre die Gefangenenbetreuung Stedefords übernommen. Redeker wurde in der FSN-Sendung vom 18.11.2012 zu Stedeford, der ARA und ihren Taten interviewt und sprach auch über die mutmaßliche finanzielle Unterstützung des Bombenanschlags auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City am 19.04.1995 durch die ARA.
Redeker nennt die ARA im Interview „eine Art Geheimbund von Überzeugungstätern, die ein politisches Manifest erstellt hatten und einige Änderungen anstrebten“. Das Gelächter und Schröders Zwischenruf „Das ist sehr humanistisch ausgedrückt!“ quittiert Redeker mit einem ironischen: „Ja, ich versuche mich straffrei auszudrücken.“ Redeker beschreibt die Pläne der ARA: „die Regierung zu stürzen“, „der Versuch eine reine Weißenbastion zu errichten im Nord-Westen der USA“ unter dem Einfluss der Turner-Tagebücher sowie „den Einfluss einer gewissen Minderheit in den USA auszuschalten“ und „die Jungs wieder ganz woanders hinzuschicken“, also die Vernichtung der Jüdinnen und Juden. Redekers Einschätzung der ARA: „Das waren keine Assis, die wussten alle ganz genau, was sie tun.“ Genau wie die ARA wusste auch Wade Michael Page ganz genau, was er am 05.08.2012 tat: Der „Hammerskin“ des CHS-Chapters ermordete sechs Menschen und verwundete vier, als er einen Sikh-Tempel in Oak Creek im US-Bundesstaat Wisconsin angriff.
„Hammerskin-Chapter Baden“
Das „Chapter Baden“ der „Hammerskins“ hat als regionale Schwerpunkte den Schwarzwald und Südbaden, insbesondere die Region um Villingen-Schwenningen. Als Mitglieder im „Chapter Baden“ sind Daniel Heintz, David Berger, Sebastian Bucher, Bastian Fiedler, Benjamin Fischer und Arnd Rademacher bekannt. Die Mitglieder des „Chapter Baden“ befassen sich in erster Linie mit Naziskinhead-Subkultur, spielen in Nazibands und organisieren seit Jahren regelmäßig „Hammerskin“-Konzerte. Das „Chapter Baden“ richtet wie auch die anderen „Chapter“ regelmäßig, zuletzt im August 2012, interne Treffen aus und war für die Organisation des „Hammerskin-Sommercamps“ 2011 verantwortlich, das im Elsass stattfand.
Das konspirativ geplante „Hammerskin“-Konzert mit den Nazibands „Blitzkrieg“, „Vargr I Veum“ und „Slapguns“ am 06.10.2012 in Lütschenbach im Schwarzwald war vom „Chapter Baden“ organisiert worden. Während „Vargr I Veum“ eine Schweizer „Hammerskin“-Band ist, spielen mehrere Mitglieder des „Chapters Baden“ bei den „Slapguns“, die ihre Platten beim Label „Gjallarhorn Klangschmiede“ des „Hammerskin“-Europachefs Malte Redeker veröffentlichen. Die Mitglieder sind teilweise schon seit viele Jahren in der Naziszene aktiv, manche von ihnen treten nach außen jedoch durchaus bürgerlich auf, sind auffällig wohlhabend und versuchen ihre Mitgliedschaft bei den „Hammerskins“ zu verschleiern.
Der Veranstaltungsort des „Hammerskin“-Konzerts in Lütschenbach wurde nach Angaben der Badischen Zeitung von einem „polizeilich bisher unauffälligen Mann aus dem Raum Müllheim“ angemietet. Dabei dürften es sich um den „Hammerskin“ Daniel Heintz handeln, der in der Wehrgasse 1 in 79379 Müllheim wohnt. Heintz hält als mehrfacher Vater eine bürgerliche Fassade aufrecht, fällt aber seit 2008 immer wieder als Nazi auf. Bisher war bekannt, dass Heintz an der Universität Freiburg Neuere und Neueste Geschichte, Politik und Volkskunde studiert hat, Nazibücher veröffentlicht, Autor der Nazizeitung „Junge Freiheit“ ist, der NPD bei Wahlkämpfen geholfen hat und Kontakte zum Schweizer „Hammerskin“ Adrian Segessenmann pflegt. Bisher nicht bekannt ist jedoch, dass Daniel Heintz Vollmitglied im „Chapter Baden“ der „Hammerskins“ ist.
Eine der Führungspersonen des „Chapter Baden“ ist David Berger, genannt „Hobbit“. Er wurde 1979 geboren und lebt in einem Nobelappartement in der Bleichestraße 4 in 78050 Villingen. Berger fährt einen weißen VW Caddy mit dem Kennzeichen VS-VL 2013 und getönten Scheiben. Der Konstrukteur David Berger hat bei der Kreistagswahl 2009 für die „Deutsche Liga für Volk und Heimat“, der Liste des ehemaligen NPD-Landesvorsitzenden Jürgen Schützinger, für Villingen-Schwenningen auf Platz 4 und für Furtwangen auf Platz 2 kandidiert. Berger nahm am „National Officers Meeting“ am 23.02.2013 in Werlaburgdorf teil.
Der „Hammerskin“ Sebastian Bucher wohnt in der Waldstraße 16 in 78086 Brigachtal. Bucher wurde am 27.06.1983 geboren und hat ein Faible für Westernreiten. Er spielt in der „Hammerskin“-Band „Slapguns“ aus Villingen-Schwenningen. Die „Slapguns“ nannten sich bis vor drei Jahren noch „White Voice“ und spielen bereits seit über zehn Jahren auf Nazikonzerten, oft gemeinsam mit anderen „Hammerskin“-Bands. Die sogar unter Nazis als nicht besonders talentiert geltenden „Slapguns“ traten vor allem in Baden-Württemberg und im Elsass auf und spielten auch mehrfach in der „Bertoldshöhe“ in Villingen. Auch in Brigachtal fanden immer wieder Nazikonzerte statt.
Ebenfalls aus dem Schwarzwald kommt Bastian Fiedler. Der Handelsvertreter Fiedler lebt in seiner Neubauvilla in der Schillerstraße 13 in 78199 Bräunlingen, von wo aus er auch seine Firma „Europa Elektro“, europa-elektro.de, betreibt. Auffällig ist, dass Fiedler wie auch andere Mitglieder des „Chapter Baden“ auf großem Fuße lebt - das „Chapter Baden“ ist bekannt für die Organisation gut besuchter Nazikonzerte.
Ein weiteres langjähriges Mitglied des „Chapter Baden“ ist Benjamin Fischer, geboren am 08.12.1979. Nicht weit von Fischers ehemaligem Wohnort Möhlin im Schweizerischen Kanton Aargau entfernt wohnte früher der „Hammerskin“ Arnd Rademacher, geboren am 28.01.1972. Rademacher betrieb in Waldshut das „Tattoo- und Piercingstudio Attack“. Im Jahre 2006 eröffnete er dann das bei anderen Nazis sehr beliebte Tattoostudio „Tattoo Two Hands“ in der Schlossergasse 1 in Frankenthal in Rheinland-Pfalz. Der Familienvater Rademacher ist seit Ende der 1980er Jahre aktiver Nazi und reist gerne auch weite Strecken zu „Hammerskin“-Events. Am 11. Februar 2012 feierte Rademacher gemeinsam mit dem „Westmark“-Mitglied Frank Molina von der „Hammerskin“-Band „Jungsturm“ im mittlerweile geschlossenen „Clubhouse“ der französischen „Hammerskins“ in Toul seinen 40. Geburtstag.
„Hammerskin-Chapter Württemberg“
Das „Chapter Württemberg“ wurde als eines der jüngsten im Sommer 2011 nach seiner Zeit als „Prospect-Chapter“ als ordentliches „Hammerskin-Chapter“ in die „Hammerskin Nation“ aufgenommen. Das „Chapter Württemberg“ besteht aus den „Hammerskins“ Frank Schönleber, Tobias Vogel und Daniel Krämer, sowie den „Prospects“ Kai Benjamin Larsen und Sebastian Schober und dem „Hangaround“ Kevin Schäfer. Auffallend beim „Chapter Württemberg“ sind das Auftreten einiger Mitglieder im Stil der „Autonomen Nationalisten“ (AN) auf Naziaufmärschen sowie die engen Verstrickungen mit der Jugendorganisation der NPD, den „Jungen Nationaldemokraten“ (JN). Der aktuelle Landesvorstand der JN Baden-Württemberg besteht aus Martin Krämer, Severin Horb, Andre Eichler, Tobias Diehl und Elias Teufel.
Führungsperson und Gründungsmitglied des „Chapters Württemberg“ ist Frank Schönleber, 29 Jahre alt und ehemals „Stützpunktleiter“ der JN Rems-Murr/Ostalb. Der Industriekaufmann Frank Schönleber wird „Hamti“ genannt und wohnt in der Kirchstraße 20 in 73547 Lorch im Ostalbkreis.
Tobias Vogel, geboren 1983, ist ebenfalls seit vielen Jahren als Nazi bekannt und besucht gerne Naziaufmärsche. Er tritt wie einige andere Mitglieder des „Chapters Württemberg“ weniger im Skinhead- sondern eher im AN-Stil auf. Vogel wuchs in Balingen auf, wohnt mittlerweile jedoch in der Brandeckerstraße 35 in 78727 Oberndorf am Neckar. Vogel arbeitet als Sachbearbeiter in der Qualitätssicherung bei der Drehteilefabrik Paul Bippus GmbH in Oberndorf und war in der JN Reutlingen/Esslingen aktiv. Ein weiteres Mitglied des „Chapters Württemberg“ ist Daniel Krämer, genannt "Danny". Er wohnt in der Uhlandstraße 39/1 in 73734 Esslingen. Denny Krämer aus Ludwigsburg.
Auch Kai Benjamin Larsen, genannt „Benny“, tritt im AN-Stil auf. Larsen wurde am 20.02.1987 in Waiblingen geboren, wohnt in der Untermühlstraße 37 in 73642 Welzheim und arbeitet bei „Fliesen Schaich“ in Schorndorf. Larsen besucht gerne Naziaufmärsche, wo er häufig als Fotograf in Erscheinung trat. Er versucht sich sowohl am Rand von Naziaufmärschen als auch bei linken Kundgebungen als „Anti-Antifa“-Fotograf. Larsen war unter dem damaligen „Stützpunktleiter“ Michael „Rettsch“ Rettig Mitglied der JN Stuttgart. Rettig war „Prospect“ während der Gründungsphase des „Chapters Württemberg“, musste die „Hammerskin Nation“ jedoch – wie auch der B&H-Nazi Björn Andrejka aus Schwäbisch Gmünd, Mitglied der Naziband „Act of Violence“ – wieder verlassen. Auch heute pflegt Larsen engen Kontakt mit dem kürzlich neugegründeten Stuttgarter „JN-Stützpunkt“. Larsen tritt als Grafikdesigner von Naziaufklebern, -Flyern und -Logos in Erscheinung und wurde bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Im Gegensatz zu Vogel, der Katzen bevorzugt, hält Larsen sich einen Kampfhund.
Sebastian Schober, Finkenweg 4, 73269 Hochdorf, geboren 1991, ist seit Ende 2012 Prospect des „Chapters Württemberg“. Als Anwärter muss er den „Hammerskins“ zuarbeiten und etwa Schleuserdienste vor Konzerten oder Treffen übernehmen. Schober soll bei den rassistischen Mordversuchen in Winterbach anwesend gewesen sein – nicht als einziger „Hammerskin“-Anwärter, auch der ebenfalls dort beteiligte Christian Haas war zum damaligen Zeitpunk „Hangaround“ der „Hammerskins Württemberg“. Schober, der momentan sein Abitur nachholen will, gilt als Aktivist des „Infoportal Stuttgart“ und besucht häufig Naziaufmärsche, zuletzt am 23.03.2013 in Sinsheim (Nr. 39) und Speyer (Nr. 35).
Ein „Hangaround“ des „Chapters Württemberg“ ist Kevin Schäfer, Im Öschle 5, 72657 Altenriet, geboren am 27.12.1990. Kevin Schäfer machte sich kürzlich mit seiner Firma „KS Fenster und Türentechnik“ selbstständig und besuchte zuletzt den Naziaufmarsch am 23.02.2013 in Pforzheim.
Brauner Nordosten Baden-Württembergs
In der Region nordöstlich von Stuttgart, in der das „Hammerskin-Chapter Württemberg“ hauptsächlich aktiv ist, gibt es seit Jahrzehnten eine etablierte Naziszene. In der Erdmannhäuser Straße 2 in 71642 Ludwigsburg-Poppenweiler lebt beispielsweise ein politischer Weggefährte der „Hammerskins“ vom „Chapter Württemberg“: Tilo Eckardt. Er wurde am 20.08.1977 in Jena geboren und betreibt die Firma „Tilo Eckardt Holz- und Bautenschutz“. Eckardt fährt einen silbernen Mercedes Kombi mit dem Kennzeichen LB-TE 838 – die Zahl „838“ steht hier für „Hail Crossed Hammers“. Er war Mitglied der „Kameradschaft Stuttgart“, veranstaltet regelmäßig Nazifeiern und ist seit Jahren als „Hammerskin“ im „Chapter Westmark“ aktiv.
Auch abseits der „Hammerskin“-Strukturen gibt es in der Region um Ludwigsburg eine gefestigte Naziszene (siehe AIB #98). In Poppenweiler leben neben Tilo Eckardt auch Jens und Linda Ackermann mit Familie, die zu der Naziclique um Rico Heise und Andreas Graupner gehören. Auch Barbara „Uschi“ Eichelbaum, bei der Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt von Mitte der 1990er Jahre bis Anfang der 2000er Jahre häufig zu Besuch waren, wohnte früher in Poppenweiler. Hans-Joachim Schmidt und der mittlerweile verstorbene Michael Ellinger, beide aus Ludwigsburg, standen gemeinsam mit Eichelbaum in Kontakt mit Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt.
Auf den Bekennervideos des NSU wurden mehrere Lieder von „Noie Werte“ verwendet. Die 1987 gegründete und im Dezember 2010 aufgelöste württembergische Naziband „Noie Werte bestand aus dem Gründungsmitglied, Bandleader und Nazianwalt Steffen Hammer, dem Gründungsmitglied Oliver Hilburger, Klaus Heib und Andreas Graupner. Weitere Mitglieder der über die Jahre wechselnden Besetzung waren der ehemalige Vorsitzende der NPD Baden-Württemberg und Gründungsmitglied Michael Wendland, Stefan Skibinski, Andreas Schulz, Patrick Höhne und Sascha Deuerling.
Deuerling und Heib spielen seit Jahren auch bei „Carpe Diem“ und sind an der Naziband „IC1“ um den Sänger Andrew „Andy“ Nolan von „Razors Edge“ aus Großbritannien beteiligt, für die der Nazianwalt Steffen Hammer die Gutachten erstellt. Hammer betreibt zusammen mit Alexander Heinig, dem ehemaligen Frontmann der „Blood & Honour“-Band „Ultima Ratio“ die H3-Kanzlei in Stuttgart. Das dritte „H“ ist den Nazianwälten mit dem „Alten Herren“ der „Burschenschaft Teutonia Freiburg“ Klaus Harsch aus Rastatt ebenso abhanden gekommen wie die Mitarbeit der Karlsruher Nazianwältin Nicole Schneiders aus der Karlsruherstraße 58 in 76461 Muggensturm. Schneiders verteidigt aktuell nicht nur den NSU-Hauptunterstützer Ralf Wohlleben, dessen Stellvertreterin sie bei der NPD Jena zu der Zeit war, in der Wohlleben dem NSU eine Schusswaffe besorgt haben soll. Auch verteidigt sie Nazis im Prozess gegen das „Aktionsbüro Mittelrhein“ wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung und war anfänglich auch die Verteidigerin des Nazis Florian Stech, dessen Freispruch für das Überfahren eines Antifaschisten nördlich von Freiburg kürzlich vom Bundesgerichtshof aufgehoben wurde.
Andreas „Mucke“ Graupner wohnt mit seiner Ehefrau Silke und den beiden Kindern in der Schillerstraße 18 in 71546 Aspach. Andreas Graupner arbeitet wie auch einige andere Nazis bei dem Security-Betrieb „KF-Security“ von Kai Fieder aus Aspach. Bereits vor seinem Umzug aus Chemnitz in den Raum Ludwigsburg etwa im Jahr 2001 war Graupner bei „Blood & Honour“ aktiv. Am Rand einer NPD-Schulungsveranstaltung im Januar 2000 vermittelte die frühere Vorsitzende des „Ring Nationaler Frauen“ und jetzige Beisitzerin im Landesvorstand der NPD Baden-Württemberg Edda Schmidt ein Gespräch zwischen Andreas Graupner, Ralf Wohlleben und dem damals noch nicht enttarnten V-Mann Tino Brandt einerseits und dem ehemaligen Naziliedermacher Christian Kapke andererseits. Kapke hatte kurz zuvor ein Lied zur Unterstützung der drei untergetauchten Nazis Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt veröffentlicht und sich auch in Interviews in Nazi-Fanzines dazu geäußert. In diesem Gespräch soll Graupner zu Kapke gesagt haben, dass dieser sich keine Sorgen zu machen brauche, da es den Untergetauchten gut gehen würde. Die NPD-Funktionärin Schmidt war während des Gesprächs anwesend.
Nazis bei Daimler-Benz
Zum Freundeskreis von Andreas Graupner in Baden-Württemberg gehören unter anderem neben den „Noie Werte“-Mitgliedern Steffen Hammer, Michael Wendland und Oliver Hilburger auch Jörg und Miriam Hager, Heike und Sascha Woll, Rico Heise, Uli und Barbara Schröder, Michael und Tina Much sowie Jens und Linda Ackermann, die alle in der selben Region leben und großteils bereits seit vielen Jahren in der Naziszene aktiv sind. Oliver Hilburger, Rico Heise, Michael Much, Sascha Woll und Jens Ackermann sowie Christian Schickart sind zudem alle bei „Zentrum Automobil“ aktiv, einer Naziliste zur Betriebsratswahl bei Daimler in Stuttgart-Untertürkheim.
Oliver Hilburger wurde bereits 2006 zum Betriebsrat gewählt, damals noch für die gelbe „Christliche Gewerkschaft Metall“ (CGM). Nachdem die linke Betriebsratsliste „Alternative“ aufgedeckt hatte, dass ein „Noie Werte“-Mitglied im Betriebsrat war, konnte die CGM Hilburger trotz anfänglichem Widerstand nicht lange halten. Hilburger trat 2007 als Betriebsrat zurück und wurde 2008 vom Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg auch als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Stuttgart abgesetzt. Als Reaktion erklärte Hilburger 2009 seinen Rückzug von „Noie Werte“ und gründete zusammen mit Christian Schickart die Naziliste „Zentrum Automobil“. Bei den Betriebsratswahlen 2010 wurden Hilburger und Schickart in den Betriebsrat gewählt.
Während sich Oliver Hilburger im Februar 2012 von einer Lokalzeitung als „Aussteiger“ präsentieren ließ und nur im privaten weiter Kontakt zu seinen Nazikameraden hält, versuchen die anderen ihre Naziideologie nicht öffentlich zu thematisieren und zeigen sie höchstens durch ihre rechte Gewerkschaftspolitik. Dabei bewegen sie sich offen in Nazikreisen und organisieren teilweise sogar Naziveranstaltungen. So feiert Rico Heise jährlich Ende Januar gemeinsam mit Klaus Heib von „Noie Werte“ eine als ihre Geburtstagsfeier getarnte Naziparty, oft mit Livemusik. Diese Partys fanden regelmäßig in der Gaststätte „Balaton“ in Waiblingen-Neustadt statt, am 22.01.2011 jedoch im aktuell geschlossenen Nazizentrum „Rössle“ in Rheinmünster-Söllingen. Zum Bekanntenkreis von Heise gehört wiederum Tilo Eckardt, der „Hammerskin“ aus Ludwigsburg-Poppenweiler.
Schweigen ist gut fürs Geschäft
Die „Hammerskins“ scheuen das Licht der Öffentlichkeit, gegenüber der Presse heißt es stets: „Kein Kommentar“. Ihre Konzerte werden klandestin organisiert, zu viel Publicity stört das Nazimusik-Business. Die „Jungs mit dem Hammer“ pflegen bewusst den Mythos einer brutalen Geheimorganisation. Vor Unterwanderung versuchen sich die „Hammerskins“ wie auch andere Gruppierungen der Organisierten Kriminalität durch Jahre andauernde Aufnahmerituale zu schützen. Die „weiße Bruderschaft“ will im Verborgenen für ihre Ziele werkeln.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich das Bild eines weitverzweigten Zusammenschlusses von Überzeugungstätern mit außergewöhnlich guten Kontakten in die nationale und internationale Naziszene. „Hammerskins“ arbeiten mit NPD und JN zusammen, organisieren „Kameradschaften“ und „Aktionsbüros“, sind „Alte Herren“ von „Deutschen Burschenschaften“ und publizieren in rechten Zeitungen. Sie versuchen die Naziszene zu einen und zu führen, sind dabei aber stets auf ihren finanziellen Vorteil bedacht.
Gelegentlich können aber auch Nazis spendabel sein, wie das Beispiel Friedhelm Busse zeigt. Der Altnazi hatte bis zu seinem Tod im Jahre 2008 so ziemlich jede Naziorganisation durchlaufen – von der Waffen-SS über die „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP) bis zur NPD. Christian Hehl aus Ludwigshafen, wie Busse Mitglied in FAP und NPD, sammelt zur Zeit Geld, um Busse einen Grabstein auf dem Passauer Friedhof zu spendieren. Verwaltet werden die Spenden vom „Aktionsbüro Rhein-Neckar“-Kader und Europachef der „Hammerskins“, Malte Redeker.
Auch ein weiterer Multifunktionär der deutschen Naziszene hat sich bereits nach der Kontonummer erkundigt. Norbert Weidner war ebenfalls Mitglied der FAP sowie der „Wiking-Jugend“ und der „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“, die allesamt verboten wurden. In den letzten Jahren tauchte Weidner in den Medien hauptsächlich in seiner Funktion als „Schriftleiter“ der „Burschenschaftlichen Blätter“ der „Deutschen Burschenschaft“ und als Mitglied der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ auf. Nur wenigen ist jedoch eine andere Seite des Mannes bekannt, über den der Verfassungsschutz Mitte der 1990er Jahre sagte, er habe seinen Ausstieg aus der Naziszene glaubhaft vollzogen, ohne dass er jedoch mit seinem Weltbild gebrochen hätte: Norbert Weidner – der Pressesprecher der Nazis beim Pogrom von Rostock-Lichtenhagen – war oder ist V-Mann des Verfassungsschutzes.
Den Nazis das Salär kürzen: Verfassungsschutz abschaffen!
Autonome Antifa Freiburg
Communiqué und Fotos auf Indymedia linksunten