Freitag, 24.11.2017

Im Prozess gegen den Nazi Gordon Braganza, Breisacher Straße 23, Freiburg-Stühlinger, verhängte Amtsrichter Nils Klein am 20. November eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten ohne Bewährung wegen Hausfriedensbruch in Tateinheit mit Körperverletzung und Nötigung. Der Grund für den Prozess war der Überfall am 15. Februar von Braganza gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Vanessa Blust, deren Tochter Jill Dischinger und seinem Hund auf den Laden NeedfulthinxX im Stühlinger. Braganzas Vorstrafenregister enthält 19 Eintragungen, darunter mehrfach Besitz und Führen einer verbotenen Waffe und unerlaubtes Führen einer Schusswaffe samt Munition. Den „tendenziösen Aussagen“ zugunsten Braganzas der 19-jährigen Angelina Sänger, die am Tag des Überfalls mit Dischinger, Blust und Braganza unterwegs war, wie auch den Aussagen Dischingers wurde vom Richter kein Glaube geschenkt. Vanessa Blust, ehemals Dischinger, machte von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch, da sie sich sonst selbst hätte belasten können. Sie gab an ohne festen Wohnsitz zu sein, ihre Post aber über eine Anlaufstelle für Wohnungslose in der Schwarzwaldstraße zu bekommen. Im Anklagepunkt des vorsätzlichen unerlaubten Besitzes von Waffen trotz vorherigen Verbots wurde Braganza freigesprochen. Er habe wegen seines Outings das Klingelschild entfernt und so die Verbotsverfügung vom 4. April nicht erhalten. Seine damalige Freundin hatte Braganza bei den Bullen verpfiffen, woraufhin das SEK am Morgen des 6. April eine Razzia durchführte. Neben Waffen und Resten von Drogen wurden ein geklauter Personalausweis und eine EC-Karte sichergestellt, die Braganza zwar nicht selbst gestohlen, aber gefunden und zum Geldabheben verwendet haben soll.
Verteidigt wurde Braganza durch die Rechtsanwältin Christina Gröbmayr. Diese führte den politisch linken Hintergrund der Betreiberin des NeedfulthinxX als Grund für den Überfall an. Die Betreiberin soll Gröbmayr zufolge schon seit Jahren versucht haben, Braganza aufgrund einer ihr nicht genehmen Haltung aus dem Viertel zu drängen. Braganza hätte sich dadurch belästigt gefühlt. Nicht zum ersten Mal zeigt Gröbmayr, die früher im Arbeitskreis kritischer Jurist*innen (akj) aktiv war, ihre rechtsoffene Seite. So hatte sie sich an der Verteidigung des Nazis Florian Stech beteiligt, der im Jahr 2011 einen Antifa mit seinem Auto überfahren hatte. Dies hatte letztlich zu Gröbmayrs Ausschluss aus dem akj geführt.