In Frankreich gab es im Mai trotz Ausgangssperren zahlreiche anarchistische Angriffe mit dem Schwerpunkt Telekommunikationsinfrastruktur. Doch auch die Kirche, der Staat und ihre Handlanger bekamen einiges ab. Zunächst gehört die Kampagne gegen den Energiekonzern ENEDIS erwähnt: Nach den Großbränden in Grenoble und in Limoges gab es am 21. Mai in Bouguenais und in bescheidenerer Form bereits Anfang Mai in Paris erfolgreiche neue Brandanschläge auf Konzernfahrzeuge und Gebäude. In Ferney-Voltaire gab es in der ersten Maiwoche mehrere Brandanschläge gegen öffentliche Gebäude, wie unter anderem die Post oder das Rathaus. Am 3. Mai zündeten Nachtaktive einen Funkmasten bei Ouvèze an. Um den 4. Mai plünderten und verwüsteten Unbekannte die derzeit ungenutzen Schulen von Saint-Laurent-du-Maroni auf Guyana und in Imphy. Am 7. Mai erwischte es einen weiteren Funkmast des Betreibers Orange in Languenan.
In Aubigny-les-Pothées wurde am 6. und 13. Mai Telekommunikationstechnik mit Feuer verwüstet. Am 7. und am 14. Mai brannten in Toulouse Antennen. In Poses wurde am 8. Mai zum Tag der Befreiung das Auto des Bürgermeisters angesteckt. Am 10. Mai erwischte es fünf VINCI Fahrzeuge in Baume-les-Dames. Klassisch und effektiv wurde in der gleichen Nacht ein Bullenparkplatz in Saint-Brevin-les-Pins den Flammen übergeben. Am 12. Mai fackelte eine weitere Rundfunk-Antenne in Alby-sur-Chéran ab, während in Brest eine Antenne schon vor Inbetriebnahme niedergebrannt wurde. In Aubenas wurde am 13. Mai ein Stromtrafo vernichtet. Nahe der unbestrittenen Militanz-Hauptstadt Grenoble wurden vergangene Woche gleich drei Fernseh-Antennen eingeschmolzen.
Abgesehen von den militanten Kampagnen der radikalen Linken steigt auch in vielen prekären Stadtteilen die Spannung im Kontext der Corona-Krise. So gab es, nach zahlreichen oftmals tödlichen Bulleneingriffen, schwere Auseinandersetzungen unter anderem in Mulhouse, Vénissieux, Massy, Villeneuve-Saint-Georges, Nanterre, Saint-Germain-en-Laye, Trappes, Chanteloup-les-Vignes, Maurepas, Compiègne bis zur Cité Blanche im XIXe Arrondissement von Paris und Kahani auf Mayotte. In Lisses hatte der rechte Bürgermeister gar das Glück ein Clip davon zu machen, wie Wütende ihn mit Flaschen und Steinen eindeckten. In Stains brannte am 15. Mai ein McDonalds-Restaurant am lichterloh. Eine Woche zuvor war in Champagnole im Jura ähnliches nur halb-geglückt. Generell ging es bei den Angriffen um Reaktionen auf die Bullengewalt, mithilfe von Mörsern, Mollies oder Steinen. Immer wieder brannten Geschäfte aus und auch der ein oder andere Kameramast wurde mit der Flex gefällt, wie etwa in Ermont am 10. Mai. In Creil verlor der selbe Bürgermeister, der bereits im Dezember privat beschert wurde, am 20. Mai noch seinen Dienstwagen infolge der Feuersbrünste. Antifas und Antiklerikale waren natürlich auch unterwegs. In Larajasse wurde noch diese Woche ein Treffpunkt der Identitären verwüstet und in Saint-Jean-de-Cuculles fällten GenossInnen am 10. Mai das große Stahlkreuz am Berg.
Wir fragen wie immer: Woher kommt bloß diese zügellose Gewaltbereitschaft?