Wegen des Angriffs auf die Geschäftsstelle der NGO SOS Méditerannée vom 5. Oktober 2018 hat der Strafgerichtshof in Marseille am 20. Oktober 23 Identitäre zu diversen Auflagen sowie Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt. Die teilweise von Nazianwalt Pierre-Vincent Lambert vertretene Gruppe um die GI-Aktivisten Romain Espino und Franck Dunas und den ehemaligen FN-Kandidaten Peter Sterligov war vor vier Jahren in die Zentrale des Seenotrettungs-Vereins eingedrungen. Dabei waren die Nazis gewaltsam gegen sieben anwesende Linke vorgegangen und hatten ihren neofaschistischen Diskurs mittels Transparenten und Bengalos medial inszeniert. Zuvor waren die umtriebigen Jungnazis in Südfrankreich immer aktiver gegen humanitäre und antirassistische Strukturen geworden. Am 17. Mai 2017 waren sie mit dem Versuch gescheitert, das Ärzte-ohne-Grenzen/SOS Méditerrannée-Schiff Aquarius zu blockieren. Nach Geldkampagnen bei der Alt-Right-Bewegung in den USA mieteten sie am 9. Juli 2017 mit dem Aufruf sich aktiv an Pushbacks zu beteiligen das Schiff C-Star.
Der Angriff auf die Seenotrettungs-Stelle war eine absehbare Steigerung der identitären Gewaltgelüste. Im jetzigen Gerichtsurteil reichte es für gemeinschaftliche Körperverletzung, Sachbeschädigung, Nötigung und Entführung. Dennoch blieb Richterin Cécile Pendariès in der Gesamtwürdigung mild: Urteile von fünfmonatigen Bewährungsstrafen, Aufenthaltsverbote in Marseille und maximal ein Jahr Knast, der allerdings als Hausarrest mit Fußfessel umgesetzt wird. Neben den Gerichtskosten soll ein Schmerzensgeld von 22.000 Euro an die Geschädigten fliessen. Die „Organisation“ wird dafür wohl kaum aufkommen. Das französische Nazinetzwerk „Génération Identitaire“ wurde im Februar 2021 durch ein Verbotsverfahren aufgelöst.