Am Morgen des 7. Dezember fand eine große Anti-Terror-Razzia statt. Unter den 150 durchsuchten Objekten in elf Bundesländern befanden sich auch 38 Objekte in Baden-Württemberg. Von den 52 Beschuldigten wurden 21 Männer und vier Frauen verhaftet. Die Festnahmen erfolgten an verschiedenen Orten in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Thüringen sowie in Österreich und Italien. Bis Ende des Tages wurden 19 von ihnen in Untersuchungshaft genommen, die restlichen Verhafteten sollen am 8. Dezember den RichterInnen des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden. Die Beschuldigten sind militante Anhänger der „Reichsbürger“-Ideologie und der AfD, der QAnon- und der Coronaleugnungs-Verschwörungstheorie. Ihnen wird vorgeworfen, den Sturz der Regierung und eine gewaltsame Machtübernahme geplant zu haben.
Rädelsführer der Gruppe soll der 71-jährige „Gefährder“ Heinrich XIII. Prinz Reuß zu Köstritz sein, der nach dem von seiner Gruppe geplanten, gewaltsamen Umsturz Staatsoberhaupt werden wollte. Er wohnte bis zu seiner Verhaftung in Frankfurt und besitzt ein Jagdschloss in Thüringen. In Buch am Wald im Landkreis Ansbach in Bayern wurde Thomas Tscherneschek verhaftet, der zukünftige „persönliche Referent“ des verhinderten Diktators.
Der zweite Hauptbeschuldigte ist der 69-jährige Rüdiger von Pescatore aus Münstertal bei Freiburg. Das alte Schulhaus in Münstertal-Neuhof wurde durchsucht, Pescatore kam in Untersuchungshaft. Er sollte als Kopf des „militärischen Arms“ der Terrorgruppe die Machtübernahme durch Waffengewalt durchsetzen. Damit hat der Mann Erfahrung, er war von Dezember 1993 bis April 1996 Kommandeur des Fallschirmjägerbataillons 251 in Calw und soll aus der Bundeswehr entlassen worden sein, weil er Waffen aus Beständen der NVA beiseite geschafft haben soll.
Rüdiger von Pescatore setzte für den „militärischen Arm“ einen „Führungsstab” ein, dessen Mitglieder allesamt ebenfalls festgenommen wurden. Zu diesem „Führungsstab“ soll der Ex-Oberst Maximilian Eder aus Eppenschlag im Landkreis Freyung-Grafenau gehören, festgenommen wurde er in einem Hotel in Ponte San Giovanni, Perugia. Weitere Mitglieder des „Führungsstabs“ sind der Ex-Bulle Michael Fritsch aus Hannover, Frank Heppner aus dem Landkreis Miesbach (festgenommen in Kitzbühel), Thomas Mihalic aus Kirchehrenbach im Landkreis Forchheim, Wolfram Sieber, der Ex-KSKler Marco van Heukelum aus dem Pfinztaler Ortsteil Wöschbach im Landkreis Karlsruhe, der ehemalige AfD-Stadtrat Christian Wendler aus dem sächsischen Olbernhau und Peter Wörner aus dem Landkreis Bayreuth. Bei Wörner hat bereits im April eine Razzia stattgefunden, bei der Waffen und die Verbindungen zu den anderen Terrornazis entdeckt wurden. Wörner ist ehemaliger Fallschirmjägeroffizier, sein früherer Vorgesetzter war Rüdiger von Pescatore. Im Jahr 2010 bewarb der damalige stellvertretende JN-Landesvorsitzende Sascha Schüler den Outdoor- und Survivalshop seines Naziprepperfreundes Wörner mit den Worten: „Bei bedarf einfach bei mir melden dann gibt’s auf viele Dinge noch Nazi-Rabatt!!!“
Die geplanten militärischen Maßnahmen sollten auch durch die Beschuldigten Norbert Gudopp, Markus Haarmann, Matthias Hetz aus Rottenburg, Harald Pfitzer aus Schwanfeld im Landkreis Schweinfurt und Ralf Schlatter aus dem Kreis Freudenstadt umgesetzt werden.
Ein weiterer als Beschuldigter Verhafteter ist der 58-jährige Stabsfeldwebel Andreas Meyer, der als Logistiker im Kommando Spezialkräfte (KSK) in Calw „dient“.
Als UnterstützerInnen der Terrorgruppe wurden Vitalia Bondarenko, Alexander Quade und Frank Richter festgenommen, Richters Autowerkstatt in Olbernhau wurde durchsucht. Vitalia B. soll für ihren Partner Heinrich XIII Prinz Reuß versucht haben, Kontakt zu „Vertretern der Russischen Föderation“ aufzunehmen – allerdings wohl erfolglos.
Neben dem „militärischen Arm“ hatte die rechtsradikale Terrorgruppe einen „Rat“, der sich zu zukünftigen Regierungsgeschäften berufen fühlte und eine Schattenregierung aufstellte.
Als Justizministerin hatten die PutschistInnen Birgit Malsack-Winkemann vorgesehen, die für die AfD im Bundestag saß und bis heute in Berlin als Richterin arbeitete. Designierter Außenminister war Tim Paul Gorgass aus Hannover. Die Ärztin Melanie Ritter aus dem Landkreis Peine sollte nach dem „Umsturz“ eine Art Gesundheitsministerin werden. Ritter soll die Gruppe auch finanziell unterstützt haben, ihr ehemaliger Partner soll der ebenfalls festgenommene Ex-Kriminalhauptkommissar Michael Fritsch sein. Das Ressort „Spiritualität“ sollte von der früheren AfD-Aktivistin und Astrologin Ruth Hildegard Leiding aus Heppenheim übernommen werden und der ebenfalls verhaftete Tenor René Reiling aus Kämpfelbach sollte für „Kultur“ zuständig sein.
Einer weiterer Beschuldigter, der aber nicht zu den Festgenommenen gehört, ist Matthes Haug aus einem Tübinger Teilort, der schon 2006 bei einer Reichsbürgerveranstaltung in Umkirch auftrat und in der Putschisten-Regierung für Fragen des Völkerrechts zuständig sein sollte.