Am 8. Dezember verurteilte Richterin Nicole Bargatzky am Amtsgericht Heidelberg (Aktenzeichen 4 Cs 461 Js 20286/20 jug.) Luis Stadlthanner, verteidigt von Max Bartusch, Maximilian Hunze, verteidigt von Andreas Schoemaker und Lukas Kowe, verteidigt von Matthias Brauer, wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung zu je acht Monaten Haft, die für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden. Andre Heinrich Rotärmel, verteidigt von Armin Göllner, wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Stadlthanner und Rotärmel waren Mitglieder der kurz nach dem Tattag aufgelösten Aktivitas der Burschenschaft Normannia zu Heidelberg, Hunze und Kowe waren Mitglieder der Kölner Burschenschaft Germania, beide Verbindungen sind in der Deutschen Burschenschaft.
Anlass war der antisemitische Angriff in der Nacht auf den 29. August auf Philipp Smeljanez von der „Alten Leipziger Landsmannschaft Afrania im CC zu Heidelberg“. Smeljanez war von den angeklagten und weiteren Burschen mit Gürteln verprügelt und als „Drecksjude“ und „Saujude“ beschimpft worden. Aufgrund offensichtlich gelogener oder unvollständiger Zeugenaussagen wurden im Laufe des Prozesses mehrere Ermittlungsverfahren gegen ZeugInnen wegen uneidlicher Falschaussage und diverse Ordnungsgelder wegen Nichterscheinens angekündigt. Stadlthanners damalige Freundin Larissa Gleich vom „Verein deutscher Studenten Asciburgia Mainz“ hat einen Strafbefehl wegen tätlicher Beleidigung akzeptiert. Sie hatte mit den Burschen den vermeintlichen Juden mit Münzgeld beworfen.
Der Antisemitismusskandal hat der „Burschenschaft Normannia“ schwer zugesetzt. Der Bund ist nach den heftigen internen Kämpfe der letzten zwei Jahre nur noch ein Schatten seiner selbst: Die Aktivitas wurde aufgelöst und es gab eine Austrittswelle „Alter Herren“. Die „Normannia“ befindet sich in einer schweren Identitätskrise und mit einem Altersdurchschnitt von über 70 Jahren auch in einer Demografiekrise. Doch noch sind „Altherrenschaft“ und Hausverein der „Normannia“ nicht aufgelöst und auch die Burschenvilla wurde noch nicht enteignet, der Kampf geht also weiter.
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