Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat am 19. April 2023 die Reportage „Nackte im Nachlass eines Priesters“ über den „Seelsorger“ des „Cartellverbands“ (CV) veröffentlicht: Edmund Dillinger. Der katholische Korporierte wurde am 2. August 1935 in Friedrichsthal an der Saar geboren und starb dort am 27. November 2022 mit 87 Jahren an Corona.
Dillingers Neffe Steffen hatte nach dem Tod des Priesters auf dessen Dachboden zehntausende pornographische Fotos und Tagebücher mit detaillierten Einträgen gefunden: Sein Onkel hatte von den 1960er bis in die 2000er Jahre hunderte Jugendliche missbraucht: „,Die massivste Phase des Missbrauchs setzt ein, wo er in Paris eine WG für afrikanische Stipendiaten gründet und diese über Spendengelder der CV-Afrika-Hilfe finanziert’, sagt Steffen Dillinger. Die CV-Afrika-Hilfe ist ein Verein, den Edmund Dillinger im Januar 1972 gründete.“ Die katholische Kirche wusste spätestens seit 1970, dass Dillinger ein Pädophiler war und Jungen missbrauchte. 1976 bekam Edmund Dillinger das Bundestverdienstkreuz.
Nach dem Fund der Fotos verwies der Trierer Bischof Stephan Ackermann den Neffen seines toten Priesters im Februar 2023 an die „Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier“, wo Edmund Dillinger die meiste Zeit gearbeitet und missbraucht hatte. Ansonsten unternahm der zuständige Bischof nichts. Anfang April zeigte Steffen Dillinger dem Vorsitzenden der Aufarbeitungskommision die Missbrauchsfotos: Gerhard Robbers. Von 2014 bis 2016 war Robbers rheinland-pfälzischer Justizminister unter der SPD-Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Doch Robbers wollte die Fotos weder haben noch sehen und brach die Präsentation nach kurzer Zeit ab. Stattdessen versuchte er Steffen Dillinger einzuschüchtern – dieser zeigte ihm ja schließlich gerade illegale Kinderpornographie – und riet ihm, alle Beweise zu verbrennen. Der spätere rheinland-pfälzische Oberverwaltungs- und Landesverfassungsrichter Robbers promovierte 1979 in Freiburg zum Thema „Gerechtigkeit als Rechtsprinzip“ und habilitierte zu „Sicherheit als Menschenrecht“.
Während seiner Studienzeit wurde Edmund Dillinger ab 1958 Mitglied mehrerer Bünde im „Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen“: Der katholischen deutschen Studentenverbindung „KDStV Vindelicia München“, der „KDStV Rappoltstein Straßburg zu Köln“, der „KDStV Staufia Bonn“, der CV-Verbindung „Rheno-Palatia Breslau zu Mainz“, der „KDStV Churtrier Trier“, deren Gründer und erster „Senior“ er war, der „KDStV Merowingia Kaiserslautern“, der „KDStV Alemannia Greifswald und Münster“ und der „KAV Capitolina Rom“. Der „Cartellverband“ ist mit über 35.000 Mitgliedern der größte Dachverband von Studentenverbindungen. Von 1970 bis 1982 war Edmund Dillinger „Bundesseelsorger“ des CV.