Die Frankfurter Rundschau hat am 24. März einen Recherchetext zur Frankfurter Tafelrunde veröffentlicht: „Eines der frühesten rechtsorientierten Netzwerke und eine der ersten Schnittstellen zwischen CDU und AfD.“
Eine Quelle der Frankfurter Rundschau war ein Aussteiger, der einst selbst Teil der „Tafelrunde“ war: „Tony Wohlfahrt ist Mitte 30, hat politisch aber schon einen weiten Weg hinter sich. Er engagiert sich in Thüringen für die Linke und fordert zum Beispiel bessere Integrationsmöglichkeiten für Geflüchtete, doch bis zu einem Umdenken vor zehn Jahren war er überzeugter Rechtsextremist und hochrangiger Funktionär, erst bei den REP, dann in der DVU und bei Pro NRW.
Als Wohlfahrt in Hessen lebte, kam er Anfang der 2010er-Jahre über seine rechten Kontakte zur Frankfurter Tafelrunde. Mehrfach habe er an der Runde in einer ,noblen Villa‘ im Westend teilgenommen, hätte auch außerhalb mit Teilnehmern zu tun gehabt.“
Die „Frankfurter Tafelrunde“ hat eine deutlich dauerhaftere Struktur als bisher bekannt. Es gibt einen Vorstand, die Treffen sind nichtöffentlich und neuen Mitgliedern wird erst nach einer vorherigen Überprüfung die Teilnahme an der „Tafelrunde“ gewährt. Nach öffentlichen Skandale wie der Teilnahme von Jörg Haider wurden die Treffen ab Anfang der 2000er Jahre konspirativ organisiert.
Im Vorstand der „Frankfurter Tafelrunde“ sitzt jemand, der mit konspirativen Treffen viel Erfahrung hat: Uwe Jäschke. Von 1994 bis 2021 war Jäschke Professor für Thematische Kartographie und Geographie an der „Hochschule für Technik und Wirtschaft“ (HTW) Dresden. Mitglied der „Tafelrunde“ ist er schon seit 40 Jahren, seit 1984.
Von 1980 bis 1981 war Uwe Jäschke „Bundesführer“ des „Bund Heimattreuer Jugend“ (BHJ), einer Vorläuferorganisation der 2009 verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ). Vor Uwe Jäschke, von 1977 bis 1979, war Gernot Mörig BHJ-„Bundesführer“. Mörig war der Organisator des Potsdamer Nazitreffens am 25.11.2023. Gernot Mörig organisiert das „Düsseldorfer Forum“, sein BHJ-Nachfolger Jäschke führt die Geschäfte der „Frankfurter Tafelrunde“.
Björn Höcke hat 2016 mitgetafelt, das war bereits bekannt. Auch, dass der IB-Finanzier und hessische AfD-Landesvorsitzende Andreas Lichert am 26.01.2024 in Frankfurt Referent war. Nicht jedoch, dass Lichert bereits seit mindestens 2016 Teil der „Tafelrunde“ ist.
Früh standen das Ehepaar Rüdiger Jacobs und Astrid Winter alias „Graf und Gräfin von Luxburg“ als OrganisatorInnen im Fokus der Recherchen. Er als „Alter Herr“ des „Cartellverbands“, sie durch ihre jämmerliche Verteidigung. Bisher nicht bekannt: Rüdiger Jacobs wurde 1998 hessischer Landesvorsitzender und Astrid Winter Landesgeschäftsführerin des „Ring Christlich-Demokratischer Studenten“ (RCDS), der Hochschulorganisation der CDU.
Zwei Jahre zuvor wetterte Jacobs in Ausgabe 6/96 der CV-Verbandszeitschrift „Academia“ gegen „Marburger Chaoten“. Für „Cartellbruder“ Jacobs sind Katholizismus und Faschismus kein Widerspruch, ganz im Gegenteil:
„Es gibt nämlich keinen linken und rechten Faschismus, der Kirche, Adel und Wertkonservative bekämpft, sondern nur einen linken und rechten Sozialismus. Ob nationaler Sozialismus (NS) oder internationaler Sozialismus (Komintern), beiden ist die Bekämpfung der genannten Gruppen gemein. Der Faschismus hingegen (Mussolini, Franco, Dollfuß etc.) hatte keinerlei Konflikte mit der Kirche oder mit Konservativen.“
Der ehemalige „CDU-dann-AfD“ Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann ist seit Jahrzehnten Teil der Runde, die seit 1953 besteht. Ebenso bekannt war die Teilnahme des katholischen Fundamentalisten Mathias von Gersdorff. Auch die Referenten Hans-Georg Maaßen von der „WerteUnion“ und Walter Post von der „Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft“ (SWG) wurden bereits öffentlich genannt. Neben Post hat auch Gerd Schultze-Rhonhof von der SWG bei der „Frankfurter Tafelrunde“ referiert.
Geredet haben bei der „Frankfueter Tafelrunde“ aber auch Götz Kubitschek vom „Institut für Staatspolitik“ (IfS), der „Die Heimat“/Ex-NPD-Vorsitzende Frank Franz und die ehemalige AfD-Parteivorsitzende Frauke Petry.
Ein weiterer Teilnehmer der „Frankfurter Tafelrunde“ ist der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete und ehemalige Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer, der von 1977 bis 2000 dem Gießener „Wingolf“ angehörte. Außerdem die beiden AfD-Politiker und „Alten Herren“ der „Aachener Burschenschaft Teutonia“ in der „Allgemeinen Deutsche Burschenschaft“ (ADB) Ralf Nienaber und Frank Grobe.
Während seiner jahrelangen Privatinsolvenz arbeitete Frank Grobe für die Commerzbank im Bereich Public Relations. Grobes Buch „Geplanter Untergang“ erschien deshalb unter Nienabers Namen. Früher war Ralf Nienaber im Vorstand der AfD-nahen „Desiderius-Erasmus-Stiftung“ (DES).
Auch der ehemalige stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende im Wormser Stadtrat Matthias Lehmann und der ehemalige „Republikaner“ (REP) Boris Rupp waren Teilnehmer. Mittlerweile nicht mehr Teil der Runde ist der Ex-CDU AfD-Mitgründer Heiner Hofsommer. Aber auch nur, weil er tot ist.