Samstag, 28.12.2024

Am 8. August 2022 wurde der 16-jährige Mouhamed Lamine Dramé in Dortmund von einem Polizisten mit einer Maschinenpistole erschossen. Die Polizei war als Freund und Helfer gerufen worden. Denn der Junge aus dem Senegal war in einer psychischen Ausnahmesituation und hielt sich mutmaßlich in Suizidabsicht ein Messer an den Bauch. Aber es kamen DilettantInnen und niemand wollte helfen.
Die PolizistInnen umstellten Mouhamed, Zivilpolizisten sprachen ihn an. Dann setzte eine Polizistin „durch den Zaun Pfefferspray“ ein, traf aber nur seinen Hinterkopf. „Kurz darauf sei der Taser zum Einsatz gekommen – während Dramé noch an der Hauswand lehnte. Die Fäden des sogenannten ,DEIG‘ (Distanzelelektroimpulsgerät) hätten danach in dem Zaun zwischen dem Polizeiteam und dem 16-Jährigen gehangen.“
Das Gericht stellte fest, dass der Junge dem Angriff entkommen wollte. Sein einzig möglicher Fluchtweg war in Richtung des Polizisten mit der MP5 von Heckler & Koch. „Angesprochen auf den Moment seiner Schussabgabe, erklärte der mutmaßliche Todesschütze vor dem Landgericht Dortmund: Als er gesehen habe, wie Dramé weiterlief, habe er gedacht: ,Jetzt muss ich‘, so der Angeklagte. 5-6 Schüsse habe er abgegeben, für einen Warnschuss sei keine Zeit gewesen: ,Man ist froh, wenn man überhaupt trifft.‘ Am Ende hat er getroffen – fünf Mal.“
Mit dem Urteil im Dezember 2024 wurden alle fünf beteiligten Polizisten inklusive Einsatzleiter freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat Revision eingelegt, weil der Einsatzleiter keine Bewährungsstrafe bekommen hat. Laut Gericht hätten alle PolizistInnen fälschlicherweise angenommen, sich in einer Notwehrsituation zu befinden. Eine Situation, die sie selber geschaffen haben. Niemand ist verantwortlich, aber Mouhamed ist tot.
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