Die österreichische Antifaplattform Stoppt die Rechten und die Tageszeitung Der Standard haben am 30. Mai über ein Duell des „Corps Normannia Berlin“ mit dem „Corps Vandalia Graz“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV) berichtet.
Auslöser des Duells war der Antisemitismus-Skandal am 1. Juni 2024 „auf dem Haus“ der „Vandalia“ mit erheblichen Folgen: Der Täter, der Arzt und AfDler Thorsten Wittkowski aus Münster, hatte das Opfer, den mittlerweile Ex-„Normannen“ Teodor Gjorgjeski, in Graz antisemitisch beleidigt. Der Standard schreibt:
„So soll unter anderem ein bei den Grazern Korporierter einem Berliner Gast auf dessen Angebot, das Taxi vom Heurigen zur Bude zu zahlen, geantwortet haben, er solle sich sein ,dreckiges Judengeld in den Arsch stecken‘. Auch eine rassistische Version von ,L’amour toujours‘ von Gigi D’Agostino wurde dann auf der Grazer Bude in der Färbergasse gespielt.“
Wittkowski war im Nachgang zunächst freiwillig aus dem „Corps Vandalia Graz“ ausgeschieden, wurde aber später wieder aufgenommen. Die „Normannen“ bestanden aber darauf, dass Gjorgjeskis Version der Dinge korrekt sei, die angesichts des Nazirufs der „Grazer Vandalia“ zudem höchst plausibel war. Um Antisemitismus ging es am Ende eigentlich nicht mehr, die Wiederaufnahme Wittkowskis durch das Grazer Corps wurde vielmehr als Lügenvorwurf interpretiert. Dieser Streit führte zum „Bruch“ des „Freundschaftsverhältnisses“. Wie unter schwarzen Corps üblich, wurde natürlich keine Gelegenheit für ein Duell oder auch zwei ausgelassen. Stoppt die Rechten schreibt:
„Das Fass zum Überlaufen gebracht hat wohl, dass die Vandalen im Dezember 2024 den des Antisemitismus beschuldigten [Wittkowski] wieder aufnahmen. Für das Corps Normannia Berlin war das nicht hinnehmbar. Statt auf eine juristische Klärung zu setzen, griffen die Normannen zu einem Mittel aus der eigenen verschrobenen Welt: Man erklärte den Bruch mit den bisher befreundeten Grazer Vandalen; als Konsequenz wurde eine sogenannte Bruch-,Pro Patria Suite‘ (PPS) ausgerufen.“
Die „Pro Patria-Suite“ bestand aus zwei Teilen: Der Hinrunde in Berlin und der – noch ausstehenden – Rückrunde in Graz. Die Hinrunde haben die Berliner gewonnen:
„Unterfertiger CC wird die ärztlichen Untersuchungen der nächsten Woche abwarten, und Ihnen den Termin bald als möglich bekanntgeben. (…) Diesen Worten folgend, bat unterfertigter CC mehrere Ärzte um Einschätzung, wann die Paukanten wieder Pauk- bzw. Mensurfähig sind. Die übereinstimmende Meinung war, dass es aus rein medizinischen Gründen erst vertretbar wäre, zwei Wochen nach dem 31.05. wieder scharfe Gänge mit all seinen Risiken fechten zu können.“
Erwartbar haben die Berliner Corpsbrüder die Grazer so schwer verletzt, dass diese um eine Gnadenfrist bis zur Rückrunde baten, was ebenfalls erwartbar abgelehnt wurde. Das ist alles deshalb erwartbar, weil der versnobte Säufer und „Alte Herr“ des „Corps Normannia Berlin“ Jesco Lippert erst kürzlich in „Episode 78“ der Podcast-Reihe „Laberlümmel“ zu den Themen „Fechten, Schwarzes Corps, Berlin“ interviewt wurde. Lippert erzählt darin frei von der Leber weg, dass es beim „Corps Normannia“ zwei „Pflichtfuxenpartien“ sowie die „unbedingte Satisfaktion“ gebe. Und er berichtet von ihrem Kartell, das bei den Corps „Kreis“ heißt:
„Und der Schwarze Kreis ist eben zum Beispiel, kommen halt eben aus dem, aus dem preussischen Offiziersadel, muss man sagen, und hatten deswegen halt auch so ein bisschen die, na ja, sag ich mal so, die preussischen Werte, also so Sparsamkeitsprinzip, also halt so korrekt und scharf und hart auftreten und ein bisschen zackig auftreten auch.
Und na ja, eben, und auch das Fechtprinzip steht bei uns halt sehr, sehr im Zentrum, muss man sagen. Also wir haben auch die unbedingte Satisfaktion. Also, und wie gesagt, wir legen auch sehr viel Wert aufs Fechten. Das macht auch viel unseres aktiven Alltags aus. Also wir haben mindestens jeden Tag eine Fechtstunde, manchmal morgens und abends. Und das ist schon, sag ich mal so, sehr das Rückgrat unserer Gemeinschaft, muss man sagen.“
Auf Nachfrage, was „unbedingte Satisfaktion“ bedeute, antwortet Lippert:
„Das bedeutet, dass man sozusagen vor einer Contrahage nicht kneifen darf. Weil das würde dann eben sozusagen auch Konsequenzen innerhalb des Bundes nach sich ziehen. Also es geht ja darum, dass man nicht einfach sagen kann, ich fechte das jetzt nicht, mir egal. Das muss man dann schon durchziehen.“