Montag, 02.06.2025

Die österreichische Antifaplattform Stoppt die Rechten und die Tageszeitung Der Standard haben am 30. Mai über ein Duell des „Corps Normannia Berlin“ mit dem „Corps Vandalia Graz“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV) berichtet.
Auslöser des Duells war der Antisemitismus-Skandal am 1. Juni 2024 „auf dem Haus“ der „Vandalia“ mit erheblichen Folgen: Der Täter, der Arzt und AfDler Thorsten Wittkowski aus Münster, hatte das Opfer, den mittlerweile Ex-„Normannen“ Teodor Gjorgjeski, in Graz antisemitisch beleidigt. Der Standard schreibt:
„So soll unter anderem ein bei den Grazern Korporierter einem Berliner Gast auf dessen Angebot, das Taxi vom Heurigen zur Bude zu zahlen, geantwortet haben, er solle sich sein ,dreckiges Judengeld in den Arsch stecken‘. Auch eine rassistische Version von ,L’amour toujours‘ von Gigi D’Agostino wurde dann auf der Grazer Bude in der Färbergasse gespielt.“
Wittkowski war im Nachgang zunächst freiwillig aus dem „Corps Vandalia Graz“ ausgeschieden, wurde aber später wieder aufgenommen. Die „Normannen“ bestanden aber darauf, dass Gjorgjeskis Version der Dinge korrekt sei, die angesichts des Nazirufs der „Grazer Vandalia“ zudem höchst plausibel war. Um Antisemitismus ging es am Ende eigentlich nicht mehr, die Wiederaufnahme Wittkowskis durch das Grazer Corps wurde vielmehr als Lügenvorwurf interpretiert. Dieser Streit führte zum „Bruch“ des „Freundschaftsverhältnisses“. Wie unter schwarzen Corps üblich, wurde natürlich keine Gelegenheit für ein Duell oder auch zwei ausgelassen. Stoppt die Rechten schreibt:
„Das Fass zum Über­lau­fen gebracht hat wohl, dass die Van­da­len im Dezem­ber 2024 den des Anti­se­mi­tis­mus beschul­dig­ten [Wittkowski] wie­der auf­nah­men. Für das Corps Nor­man­nia Ber­lin war das nicht hin­nehm­bar. Statt auf eine juris­ti­sche Klä­rung zu set­zen, grif­fen die Nor­man­nen zu einem Mit­tel aus der eige­nen ver­schro­be­nen Welt: Man erklär­te den Bruch mit den bis­her befreun­de­ten Gra­zer Van­da­len; als Kon­se­quenz wur­de eine soge­nann­te Bruch-,Pro Patria Suite‘ (PPS) ausgerufen.“
Die „Pro Patria-Suite“ bestand aus zwei Teilen: Der Hinrunde in Berlin und der – noch ausstehenden – Rückrunde in Graz. Die Hinrunde haben die Berliner gewonnen:
„Unter­fer­ti­ger CC wird die ärzt­li­chen Unter­su­chun­gen der nächs­ten Woche abwar­ten, und Ihnen den Ter­min bald als mög­lich bekannt­ge­ben. (…) Die­sen Wor­ten fol­gend, bat unter­fer­tig­ter CC meh­re­re Ärz­te um Ein­schät­zung, wann die Pau­kan­ten wie­der Pauk- bzw. Men­sur­fä­hig sind. Die über­ein­stim­men­de Mei­nung war, dass es aus rein medi­zi­ni­schen Grün­den erst ver­tret­bar wäre, zwei Wochen nach dem 31.05. wie­der schar­fe Gän­ge mit all sei­nen Risi­ken fech­ten zu können.“
Erwartbar haben die Berliner Corpsbrüder die Grazer so schwer verletzt, dass diese um eine Gnadenfrist bis zur Rückrunde baten, was ebenfalls erwartbar abgelehnt wurde. Das ist alles deshalb erwartbar, weil der versnobte Säufer und „Alte Herr“ des „Corps Normannia Berlin“ Jesco Lippert erst kürzlich in „Episode 78“ der Podcast-Reihe „Laberlümmel“ zu den Themen „Fechten, Schwarzes Corps, Berlin“ interviewt wurde. Lippert erzählt darin frei von der Leber weg, dass es beim „Corps Normannia“ zwei „Pflichtfuxenpartien“ sowie die „unbedingte Satisfaktion“ gebe. Und er berichtet von ihrem Kartell, das bei den Corps „Kreis“ heißt:
„Und der Schwarze Kreis ist eben zum Beispiel, kommen halt eben aus dem, aus dem preussischen Offiziersadel, muss man sagen, und hatten deswegen halt auch so ein bisschen die, na ja, sag ich mal so, die preussischen Werte, also so Sparsamkeitsprinzip, also halt so korrekt und scharf und hart auftreten und ein bisschen zackig auftreten auch.
Und na ja, eben, und auch das Fechtprinzip steht bei uns halt sehr, sehr im Zentrum, muss man sagen. Also wir haben auch die unbedingte Satisfaktion. Also, und wie gesagt, wir legen auch sehr viel Wert aufs Fechten. Das macht auch viel unseres aktiven Alltags aus. Also wir haben mindestens jeden Tag eine Fechtstunde, manchmal morgens und abends. Und das ist schon, sag ich mal so, sehr das Rückgrat unserer Gemeinschaft, muss man sagen.“

Auf Nachfrage, was „unbedingte Satisfaktion“ bedeute, antwortet Lippert:
„Das bedeutet, dass man sozusagen vor einer Contrahage nicht kneifen darf. Weil das würde dann eben sozusagen auch Konsequenzen innerhalb des Bundes nach sich ziehen. Also es geht ja darum, dass man nicht einfach sagen kann, ich fechte das jetzt nicht, mir egal. Das muss man dann schon durchziehen.“