Sonntag, 08.06.2025

Die antifaschistische Rechercheplattform Stoppt die Rechten und die Tageszeitung Der Standard (Archiv) haben über ein deutschnationales Positionspapier von Andreas Mölzer berichtet. Mölzer ist ehemaliger FPÖ-Europaabgeordneter und „Alter Herr“ des „Corps Vandalia Graz“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV).
Mölzers Positionspapier ist eine Kampfansage innerhalb des „Schwarzen Kreises“ der „Kösener Corps“ und eine Reaktion auf die Kritik an Mölzers „Vandalia“ nach dem Antisemitismus-Skandal Anfang Juni 2024 in Graz. Das aufgekündigte „Freundschaftsverhältnis” und die Narben des verlorenen Duells mit dem „Corps Normannia Berlin“ Anfang Mai in Berlin dürften ebenfalls zu Mölzers Lust an der Provokation mit rechtsradikalen Positionen beigetragen haben.
Stoppt die Rechten schreibt: „Den Ver­such, sich vom poli­ti­schen Rand zu distan­zie­ren, lehnt Möl­zer vehe­ment ab. Wört­lich heißt es: „Die ‚legi­ti­me Tole­ranz‘ corps­stu­den­ti­scher Prä­gung ent­zieht sich sui gene­ris dem Dik­tat des ‚poli­tisch kor­rek­ten‘ Zeit­geists und dem Pri­mat spät­lin­ker ‚Woke­ness‘.“ Die­se For­mu­lie­rung über­nimmt – wenig über­ra­schend – den Sound der extre­men Rech­ten: „Woke­ness“ als Feind­bild, „poli­tisch kor­rekt“ als Kampf­be­griff – alles ein­ge­rahmt in ein Nar­ra­tiv kul­tu­rel­ler Bedrohung.
Noch schwe­rer wiegt aller­dings die pro­gram­ma­ti­sche Absa­ge an Vor­ga­ben durch den Dach­ver­band: „Wo abzu­leh­nen­der poli­ti­scher Extre­mis­mus (…) beginnt, kann nur jedes Corps selbst für sich defi­nie­ren.“ Das kann als ein Blan­ko­scheck gele­sen wer­den zur Rela­ti­vie­rung von Anti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus oder Neo­na­zi-Nähe – sofern man sich nur irgend­wie auf alte „Tra­di­tio­nen“ beru­fen kann.
Andre­as Möl­zer bezieht sich dabei wohl kaum zufäl­lig auf Schrif­ten von Fried­rich Hiel­scher, der Mit­glied des Corps Nor­man­nia Ber­lin war. Hiel­scher war ein zen­tra­ler Vor­den­ker der soge­nann­ten „Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on“– eine Bewe­gung, deren Gedan­ken­welt zwi­schen Natio­nal­so­zia­lis­mus und reli­gi­ös ver­bräm­tem Eth­no­zen­tris­mus pendelte.
Möl­zers Papier ist mehr als der Ver­such einer Stand­ort­be­stim­mung. Es ist ein kul­tur­kämp­fe­ri­sches Mani­fest, geschrie­ben im Jar­gon der äußers­ten Rech­ten, das als Feh­de­hand­schuh gegen die Nor­man­nia Ber­lin in den Ring gewor­fen wird und den Dach­ver­band zu der Posi­tio­nie­rung zwin­gen will: Wie extrem wir als Corps sind, bestim­men gefäl­ligst wir selbst!“

Mölzer, der seine „Vandalia“ wie ein mafiöses Familienunternehmen führt, hat die seltene Fähigkeit, sich bereits mit einer simplen Nachfrage vollständig zu entblößen: „Mit dem alten Streit, dem jüngsten Konflikt und seinem Positionspapier vom STANDARD telefonisch konfrontiert, sagte Mölzer, er wisse nicht, welches Papier gemeint sei, aber ,über Juden steht doch überhaupt nichts drinnen, oder?!‘“