Die antifaschistische Rechercheplattform Stoppt die Rechten und die Tageszeitung Der Standard
(Archiv) haben über ein deutschnationales Positionspapier von Andreas Mölzer berichtet. Mölzer ist ehemaliger FPÖ-Europaabgeordneter und „Alter Herr“ des „Corps Vandalia Graz“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV).
Mölzers Positionspapier ist eine Kampfansage innerhalb des „Schwarzen Kreises“ der „Kösener Corps“ und eine Reaktion auf die Kritik an Mölzers „Vandalia“ nach dem Antisemitismus-Skandal Anfang Juni 2024 in Graz. Das aufgekündigte „Freundschaftsverhältnis” und die Narben des verlorenen Duells mit dem „Corps Normannia Berlin“ Anfang Mai in Berlin dürften ebenfalls zu Mölzers Lust an der Provokation mit rechtsradikalen Positionen beigetragen haben.
Stoppt die Rechten schreibt: „Den Versuch, sich vom politischen Rand zu distanzieren, lehnt Mölzer vehement ab. Wörtlich heißt es: „Die ‚legitime Toleranz‘ corpsstudentischer Prägung entzieht sich sui generis dem Diktat des ‚politisch korrekten‘ Zeitgeists und dem Primat spätlinker ‚Wokeness‘.“ Diese Formulierung übernimmt – wenig überraschend – den Sound der extremen Rechten: „Wokeness“ als Feindbild, „politisch korrekt“ als Kampfbegriff – alles eingerahmt in ein Narrativ kultureller Bedrohung.
Noch schwerer wiegt allerdings die programmatische Absage an Vorgaben durch den Dachverband: „Wo abzulehnender politischer Extremismus (…) beginnt, kann nur jedes Corps selbst für sich definieren.“ Das kann als ein Blankoscheck gelesen werden zur Relativierung von Antisemitismus, Rassismus oder Neonazi-Nähe – sofern man sich nur irgendwie auf alte „Traditionen“ berufen kann.
Andreas Mölzer bezieht sich dabei wohl kaum zufällig auf Schriften von Friedrich Hielscher, der Mitglied des Corps Normannia Berlin war. Hielscher war ein zentraler Vordenker der sogenannten „Konservativen Revolution“– eine Bewegung, deren Gedankenwelt zwischen Nationalsozialismus und religiös verbrämtem Ethnozentrismus pendelte.
Mölzers Papier ist mehr als der Versuch einer Standortbestimmung. Es ist ein kulturkämpferisches Manifest, geschrieben im Jargon der äußersten Rechten, das als Fehdehandschuh gegen die Normannia Berlin in den Ring geworfen wird und den Dachverband zu der Positionierung zwingen will: Wie extrem wir als Corps sind, bestimmen gefälligst wir selbst!“
Mölzer, der seine „Vandalia“ wie ein mafiöses Familienunternehmen führt, hat die seltene Fähigkeit, sich bereits mit einer simplen Nachfrage vollständig zu entblößen: „Mit dem alten Streit, dem jüngsten Konflikt und seinem Positionspapier vom STANDARD telefonisch konfrontiert, sagte Mölzer, er wisse nicht, welches Papier gemeint sei, aber ,über Juden steht doch überhaupt nichts drinnen, oder?!‘“