In Kirchzarten wurde ein für den 24. Oktober 2025 geplanter Faktencheck-Workshop der Volkshochschule Dreisamtal aufgrund rechtsradikalen Drucks abgesagt. Verantwortlich dafür ist Adrian Kempf aus Kirchzarten.
Die Badische Zeitung berichtete über die Absage: „Vor einigen Tagen hat der Vorstand der VHS Dreisamtal entschieden, den Kurs zu streichen. Im Vorstand sind die Trägergemeinden Stegen, Kirchzarten, Buchenbach, St. Peter, St. Märgen, Oberried durch ihre Bürgermeister beziehungsweise Bürgermeisterin vertreten. Zu den Absagegründen sagt Fränzi Kleeb, Bürgermeisterin von Stegen und Vorstandsvorsitzende:
,In diesem Fall war die geringe Resonanz auf die Ausschreibung ausschlaggebend. Aber auch kontroverse Diskussionen innerhalb und außerhalb der VHS über die Veranstaltung selbst und die ausrichtende Stiftung haben uns bewogen, von einer Durchführung abzusehen. Dabei ging es nicht um eine wie auch immer geartete Bewertung der Stiftung, sondern darum, die VHS – für ihren neutralen und unabhängigen Bildungsauftrag – vor nicht zielführenden, polarisierenden Konflikten zu schützen.‘“
Der Kurs wird vom Deutschen Volkshochschulverband lokalen Bildungseinrichtungen angeboten. Der Verein „Dreisamtal Gemeinsam“ schreibt, dass bundesweit bereits über hundert dieser Veranstaltungen erfolgreich stattgefunden haben und es ausreichend Interesse auch im Dreisamtal gab. Er ist in Kooperation mit dem Projekt „Faktenstark“ der Amadeu-Antonio-Stiftung und Codetekt entstanden und wird von der Bertelsmann-Stiftung unterstützt. Gegen diese zivilgesellschaftlichen AkteurInnen gegen rechts läuft zur Zeit eine rechtsradikale Medienkampagne, insbesondere gegen die Amadeu-Antonio-Stiftung. Bundesweit stehen rechtsradikale Medien wie Nius hinter der Desinformationskampagne, im Dreisamteil wird sie von dem Schwurbelnazi Adrian Kempf aus Kirchzarten getragen.
In der Telegram-Gruppe des Schwurbelvereins „Dreisamtal verbinde dich“, für den Klaus Felix Lutze aus dem Rotenweg 6 in 79199 Kirchzarten verantwortlich ist, postete Kempf am 15. Oktober ein Hetzposting gegen die Veranstaltung. Kempf wettert darin gegen „Politische Indoktrination unter dem Deckmantel von Medienkompetenz“ und behauptet, die Veranstaltung sei Teil eines „ideologisch aufgeladenen Netzwerks, das sich als Aufklärung verkauft, in Wirklichkeit aber politische Meinungen gezielt ausblendet und manipulativ einordnet“.
Denn die „beteiligten Organisationen der Veranstaltung“ hätten „alle eine klar linksliberale bis linksprogressive Ausrichtung, zum Teil mit aktivistischen, parteinahen oder ideologischen Verbindungen. Diese Organisationen gelten als Teil eines engmaschigen Netzwerks, das systematisch versucht, abweichende Meinungen als ,Desinformation‘ zu klassifizieren – oft ohne nachvollziehbare Kriterien. Dabei agieren sie nicht neutral, sondern klar regierungsnah und meinungssteuernd.“
Um welche „abweichenden Meinungen“ geht es Kempf dabei wohl? Wer hätte es gedacht: es sind die üblichen Themen, welche die Schwurbelnazis seit der Pandemie umtreiben: „Was als ,Desinformation‘ gilt, bestimmen nicht transparente, unabhängige Gremien, sondern selbsternannte Wächter über die ,Wahrheit‘. Kritische Stimmen zu Migration, Corona, Impfung, Klimapolitik oder Gender werden regelmäßig pauschal in diese Kategorie eingeordnet“. Kempf ist der stereotype rechtsradikale Spießbürger, der gegen die „Moralüberlegenheit einer ,woken‘ Elite“ kämpft. Während der Corona-Pandemie war Adrian Kempf als „Dreisamtalrebell“ Teil der verschwörungsideologischen Szene Freiburgs. Er beteiligte sich an Autokorsos der ImpfgegnerInnen und trat in dem Schwurbelkanal „Schwarzwald TV“ auf.
Dabei ist Adrian Kempf alles andere als gesellschaftlich abgehängt, Seitenscheitel trägt er nur innerlich. Kempf präsentiert sich als „Spezialist in Sachen Grafik, Design und Web“ und als „DTP-Experte für Grafik, Layout, Reinzeichnung, Produktion, Bildbearbeitung, Drucksachen & WordPress-Divi Webseiten“. Im Impressum seines Unternehmens „Dtpwork.Design“ taucht er mit der Adresse Römerweg 34 in 79199 Kirchzarten auf.
Adrian Kempf ist außerdem hochdekorierter Kampfsportler (u.a. Karate und Arnis) und leitet die Dreisamtäler Sektion des „Asien-Sport-Centers“ aus der Karlsruher Straße 52 in Freiburg-Brühl. Kempf fungiert regelmäßig als Ausbilder bei großen Kampfsportseminaren in Stegen, die zumeist in dem dortigen „staatlichen sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit Internat, Förderschwerpunkt Hören“ stattfinden.
Kempf hetzt aber nicht nur gegen den „Kurs zur ,Erkennung von Desinformation‘ – mit ideologisch klarem Hintergrund“. Er sieht die Veranstaltung als „Teil einer Serie orchestrierter Einflussnahme in der Region“. Darunter zählt Kempf die Podiusmdiskussion mehrerer JournalistInnen mit dem Titel „Aufgeklärt statt aufgeregt – Welchen Journalismus braucht unsere Demokratie“ im Bürgersaal Kirchzarten vom 23. September sowie die Lesung gegen Rechtsextremismus im Schulzentrum Kirchzarten vom 10. Oktober 2025. Insbesondere „die ständige Präsenz“ des zivilgesellschaftlichen Vereins „Dreisamtal Gemeinsam e.V.“ als „Organisator, Unterstützer oder Mitwirkender“ stört Kempf in seinem Kampf gegen „pluralistische Initiativen, regierungsnahe NGOs und öffentlich geförderte Programme“.
Nach dem maßgeblich von ihm erzeugten Druck feierte Adrian Kempf die Absage als seinen politischen Erfolg: „Der Kirchzartener Designer und Bürger Adrian Kempf hatte im Vorfeld den Vorstand der VHS Dreisamtal sowie die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden direkt angeschrieben und auf die Verletzung des Neutralitätsgebotes hingewiesen. Er forderte die Trägergemeinden auf, die Veranstaltung zu überprüfen und künftig politische Einflussnahme über ideologisch arbeitende NGOs zu vermeiden. Kurz darauf wurde die Veranstaltung ohne Angabe von Gründen abgesagt.“
Dabei ist sich Andrian Kempf durchaus möglicher Konsequenzen bewusst, sollte seine rechtsradikale Politik öffentlich mit seinem Namen verknüpft werden. In einer internen Schwurbelgruppe forderte er noch 2024 größere Diskretion: „Das geht so nicht. Und dann auch werden Anschuldigungen hier besprochen gegen Dritte, dass sie Klarnamen verwenden von anderen, lassen aber wiederum der Gegenseite Klarnamen stehen und ich wurde gestern auch mehrfach mit Klarnamen hier benannt, was eine Unverschämtheit ist.
Ich habe es seit drei Jahren geschafft, anonym zu bleiben. Und dann wurde ich von Gabi, also es steht auch in ihrem Profil, sie heißt wahrscheinlich nicht so, das hoffe ich auch, mehrfach bei meinen Klarnamen genannt. Und da habe ich auch gesagt, sie weiß gar nicht, was sie hier tut. Was machen wir mit unseren Profilen da draußen, was uns in allergrößte Not und Probleme bringt, wenn die Identität fällt. Und da wird ja so lapidar mit [umgegangen] als wäre das nichts. Für uns bedeutet das aber immens große, größte, sogar wirklich wirtschaftlicher Ruin.“