Für den 12. Dezember bewarb die Freiburger Universität einen Vortrag im „Uniseum“, dem Universitäts-Museum in der Bertoldstraße 17 in der Freiburger Innenstadt. Unter dem reißerischen Titel „,Blut auf dem Campus‘ – 500 Jahre akademische Gewalt“ sollte es um „True Crime an der Universität Freiburg“ gehen: „Der gewaltsame Tod eines Rektors im Jahr 1509, der nie aufgeklärt wurde, ein Pistolenduell zwischen zwei Studierenden im Jahr 1890 und ein Mordfall im KG 1 aus dem Jahr 1920: Das Uniseum lädt alle Interessierten zu einem Vortrag über historische Kriminalfälle auf dem Campus ein.“
Verschwiegen wurde in der öffentlichen Ankündigung der Name des Referenten Wilhelm Gros, der auch im Uniseum arbeitet und in verbindungsstudentischen Kreisen für seine Arbeit wirbt. Außerdem verschwiegen wurden seine Aktivitäten in einer schlagenden Freiburger Burschenschaft: Wilhelm Gros ist Mitglied der „Freiburger Burschenschaft Teutonia“. Auf dem Burschenhaus in der Maria-Theresia-Straße 12 hielt er bereits im vergangenen Semester seinen Vortrag.
Ein weiterer Referent eines „Burschenschaftlichen Abends“ war Dietrich Murswiek zum Thema „Streitfall Verfassungsschutz – Verteidiger oder Gefährder der Demokratie?“. Und ein Vortrag zum Thema „Soziale Medien – Chance oder Risiko für die psychische Entwicklung Jugendlicher“ wurde von Daniel Rief gehalten, der zu den aktuellen „Aktiven“ der „Teutonia“ gehört und für die Anwaltskanzlei von Dubravko Mandic arbeitet.
Die Freiburger „Teutonia“ ist Mitglied im pflichtschlagenden Dachverband „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ (ADB). Auf ihrem diesjährigen „Burschentag“ in Eitorf wählte die ADB als „Vorsitzende“ für das kommende Jahr die „Braunschweiger Burschenschaft Germania“.
Auch der Bundeswehroffizier Heiko von Ditfurth, der kürzlich wegen eines Memes einen Freiburger Schüler vor Gericht zerrte, referierte bereits auf dem Burschenhaus der Freiburger „Teutonia“. Er hielt dort im Sommersemester 2023 einen Vortrag zum Thema „Organisierte Kriminalität und ihre Auswirkungen auf die äußere Sicherheit“. Der „Alte Herr“ der „Teutonia“ Uttam Das schrieb auf der Website der ADB über den Referenten:
„Heiko von Ditfurth (*04.10.1985 in Eckernförde), zweites Bild, ist Kapitänleutnant und Jugendoffizier für Freiburg. Nach dem Eintritt in die Bundeswehr 2005 als Marineinfanterist durchlief er ab 2010 die klassische Marineoffiziersausbildung. Er studierte von 2011 bis 2015 an der Universität der Bundeswehr München Management & Medien im Bereich Journalistik. Von 2016 an fuhr er auf dem Minenjagdboot Datteln zur See und nahm als Wachoffizier an mehreren nationalen und multinationalen Manövern in der Ostsee teil. Es folgten vier Jahre im Bereich der Weiterentwicklung und Planung für das 3. Minensuchgeschwader in Kiel. Seit 2022 ist von Ditfurth als Jugendoffizier tätig und hält als Referent für Sicherheitspolitik unter anderem Vorträge an Schulen (UD).“
Heiko von Ditfurth fiel bereits während seines Studiums an der Bundeswehr-Universität in München negativ auf. Dort übernahm er von der rechtsradikalen Offiziersclique um Martin Böcker, Larsen Kempf (heute Larsen Scherk) und Felix Springer die Chefredaktion des „Campus-Magazins“, nachdem Böcker seinen Posten räumen musste. Böcker formulierte in einer Abschiedsmail als Chefredakteur im Februar 2012:
„Werten Kameraden, liebe Unimitglieder,
zunächst mal vielen Dank für die Aufmerksamkeit, die Sie den letzten beiden Ausgaben der CAMPUS geschenkt haben. Ein recht turbulenter Sommer
2011 und eine dick gefüllte Pressemappe waren mir eine große Lehre. Diese Lehre ist für mich nun vorbei: Da ich mich ab jetzt auf meinen Master konzentrieren möchte, bin ich als Chefredakteur zurückgetreten. Mein Nachfolger, Fähnrich zur See Heiko von Ditfurth, ist von mir vorgeschlagen und vom Konvent als Chefredakteur gewählt worden.
(...)
Das starke Presseecho der ersten von mir verantworteten Ausgabe und das praktisch nicht vorhandene Presseecho der zweiten zeigen, dass die
Relevanz der CAMPUS sich aus einer Mischung von Sommerloch, ,rechten Umtrieben‘ und voneinander abschreibenden Journalisten ergeben hat. Daher
sollte die Relevanz unserer Uni-Zeitschrift nicht überschätzt werden. Gänzlich irrelevant ist sie jedoch nicht: Daher ermutige ich meinen Nachfolger und interessierte Kameraden dazu, das Organ für eine kritische Begleitung der Reformprozesse UNSERER Bundeswehr zu nutzen. Jedenfalls das Verteidigungsministerium liest interessiert mit. Und das ist gut so.“