„Deine Anonymität bestimmst nur Du ganz alleine! Man erfährt über Dich nur das, was Du über Dich bereit bist preiszugeben und was Du zu nachlässig schützt. MkG, Feldherr“
Hinter dem Pseudonym des Moderators „Feldherr“ im größten deutschsprachigen Naziforum thiazi.net verbirgt sich der Leihwagenhändler Patrick Heina aus München. Heina wohnt in der Ludwigstraße 23 in 82110 München-Germering, Telefon 0176/81171628, Konto 5471404, BLZ 12096597, Sparda-Bank Berlin in Weißenfels. Er wurde am 3. Januar 1974 in Weißenfels in Sachsen-Anhalt geboren, ist 180 cm groß, hat braune Haare, blaue Augen und trägt eine Brille mit starker Korrektur. Heina arbeitet im Autohaus Morigl in der Landsberger Straße 1-6 in Germering, wo er für die Euromobil Autovermietung zuständig ist. Er verdient monatlich 3.000 Euro brutto, was 1.800 Euro netto ergibt. Zusätzlich ist in seinem Arbeitsvertrag eine erfolgsabhängige Provision vereinbart. Der „Manager Euromobil“ ist telefonisch unter 089/800707137 und per Fax unter 089/800707101 erreichbar. Heinas Chef weiß bisher nichts vom Doppelleben seines Angestellten, der gerne auch während der Arbeitszeit das Naziforum thiazi.net moderiert.
Hauptschüler, Schlosser, Hooligan, Leihwagenhändler
Patrick Heina besuchte die Fritz-Juch-Schule – die heutige Ökowegschule – in Weißenfels bis zu seinem Hauptschulabschluss in der 8. Klasse. Anschließend machte er ebenfalls in Weißenfels eine Ausbildung zum Schlosser bei der Firma Ketten und Nagelwerke, heute Drakena. Mit Anfang 20 war Heina beim Hooligan-Club „Weißenfelser Jungs“ aktiv und beteiligte sich unter dem Motto „Chemie Leipzig über alles“ an Randale und Gewalt. Danach lebte und arbeitete er 14 Jahre in Hessen, unter anderem in Offenbach, Heusenstamm und Frankfurt am Main. In seiner Freizeit war er mit seinem roten Audi A3 Sportback Quattro unterwegs und besuchte regelmäßig die Techno-Clubs Omen und U60311 in Frankfurt. Heina arbeitete dort bei Glöckler Automobile, wohin er sich regelmäßg seine Bestellungen vom Naziversand „Thor Steinar“ liefern ließ. Anschließend war er bei VW Retail Rhein-Main beschäftigt und war dort wie bei seiner derzeitigen Arbeitsstelle für die Euromobil Autovermietung zuständig. Patrick Heina wurde im Oktober 2008 entlassen, weil er Geld veruntreut und Kunden gegen Provision an die Konkurrenz Europcar weitervermittelt hatte. Die Entlassung war ein Grund für seinen Wegzug zurück in seinen Heimatort Weißenfels – die Flucht vor der bevorstehenden Geburt seines Kindes ein anderer.
Nazimoderator „Feldherr“ in München
Weißenfels war für Patrick Heina nur eine Durchgangsstation, bis er im März 2010 seine neue Arbeitsstelle in München-Germering fand. Dort führt er weiterhin sein Doppelleben: ehrgeiziger Tartuffe und langweiliger Leihwagenhändler im Alltag, paranoider Verschwörungstheoretiker und autoritärer Nazimoderator im Internet. Seine Strategie der Tarnung beschreibt er auf thiazi.net: „Also ich würde mal sagen,daß ich schon dem anderen gegenüber klar zu verstehen gebe, welcher Volkszugehörigkeit ich angehöre und welche Politik ich huldige. Aber nicht mit Aggressivität und Hakenkreuz T-Shirts,sondern mit einen gesunden Stolz und Ehre im Leibe. Ansonsten muss ich mich arbeitstechnisch etwas Geschäftskonform anziehen, da ich im Kunden-Service tätig bin.“
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Wenn Heina nicht gerade Naziseiten moderiert oder sich für den Verschwörungstheorie-Blog „Alles Schall und Rauch“ engagiert, handelt er über seinen eBay-Account „omenmusik“ und nutzt den Online-Shop Amazon mit der Mailadresse patrick.heina@gmx.de. Dort bestellte er sich beispielsweise am 21. Mai 2003 das Buch „Wir zogen gegen Polen“ oder am 11. Juli 2007 „Amerikas Kreuzzug gegen den Frieden 1933 - 1941“. Auch im sozialen Netzwerk wer-kennt-wen.de ist er mit dieser Mailadresse angemeldet. Für Facebook verwendet er die Identität feldherr74@hotmail.com.
Business is a-boomin’
Patrick Heina verhält sich häufig egoistisch, kann das aber durch selbstbewusstes und nonchalantes Auftreten kaschieren. Er ist starker Raucher, verbringt viel Zeit vor dem Computer und ist passionierter Computerspieler: „Sudden Strike III: Arms for Victory – Endlich wieder ein Spiel nach Feldis Geschmack!“ Heina mag Filme von Quentin Tarantino – ob auch Inglourious Basterds dazugehört, entzieht sich unserer Kenntnis. Er liest viele Bücher zu Verschwörungstheorien sowie Nazisachbücher, schaut gerne Dokumentationen über den zweiten Weltkrieg und hört am liebsten „Rock Against Communism“. Er verkauft zudem indizierte Nazimusik über das Thiazi-Forum und verschickt die verbotenen CDs mit der Deutschen Post, um wieder „etwas Platz im ‚Feldlager‘“ zu schaffen. Der Profit aus dem CD-Handel trägt jedoch nicht maßgeblich zum Abbau seines Schuldenbergs bei.
„I will give no peace until I come the thing on the trace.“
Patrick Heina war als „Feldherr“ bereits im Skadi-Forum aktiv, bevor sich die deutsche Sektion von skadi.net 2007 unter dem Namen thiazi.net abspaltete. Schon damals profilierte sich Heina als Anhänger jeder noch so absurden Verschwörungstheorie: „I assume it give German flight disks in the reality!“ Er glaubt beispielsweise an die Existenz eines geheimen Nazireichs im ewigen Eis: „The ‚black SS‘ (...) created 1938 - 1945 (...) a secret daughter state of the German Reich, partially on basis of expeditions and forerunner projects (Montauk and A.) from the Kaiser era. This ‚German remainder state‘ never capitulated, and it exists today in secret Basen and colonies.“ Das Lachen über Heinas Kenntnisse der englischen Sprache bleibt jedoch im Hals stecken, wenn er sie zur Würdigung des SS-Oberst-Gruppenführers und Generalobersts der Waffen-SS Hausser nutzt – einem berüchtigten Kriegsverbrecher des 2. Weltkrieges: „I am actually a large fan and trailer of Paul Hausser a German general as he actually only in beech stand.“
„Beruf: Gedankenjäger, Politik: germanophil, Religion: Schwarze Sonne“
Das Thiazi-Forum moderiert Patrick Heina seit Mitte 2006 und hat dort rund 1.700 Beiträge verfasst. Er ist für die Rubriken „Wissenswertes“ und „Geschichte“ sowie deren 13 Unterrubriken verantwortlich. Darunter finden sich einschlägige Themen wie „Holocaust: Betrug des 20. Jahrhunderts?“, „Feindpropaganda“ oder „Besetzte deutsche Gebiete – Historisches bis zur Gegenwart der dzt. fremdverwalteten Gebiete Ostdeutschland, Sudetenland, Südtirol usw“. Aber auch alltägliche Beiträge zu Themen wie „Heimwerker“ und „Rechtswesen“ werden von Heina moderiert – und natürlich sein Steckenpferd „Zweifelhaftes & Unerklärliches“, wo er über „Ufos irdischer oder ausserirdischer Herkunft“ sinniert. Heinas Motivation zur Betreuung des Naziforums scheint das Streben nach Selbstbestätigung, Prestige und Macht zu sein, was sich in seinem autoritären und rigorosen Moderationsstil widerspiegelt.
„Heute habe ich mich mal wieder dem Thema Rassenkunde zugewandt!“
Das Thiazi-Forum bietet neuen und alten Nazis eine Plattform zur Verbreitung von nationalsozialistischem Rassismus. Selbsternannter „Experte“ auf diesem Gebiet ist der Moderator „Agrippa“, der neben „Feldherr“ für die euphemistisch „Anthropologie“ genannte „Rassenkunde“-Rubrik zuständig ist. Ein Beispiel für diesen pseudo-wissenschaftlichen Rassismus ist „Agrippas“ Antwort auf Patrick Heinas Bitte zur „Klassifizierung“ des SS-Generals Josef Dietrich: „Dalofaelid-Dinarid überwiegt, ein wenig nordid und alpinid is möglich, aber so sehen vor allem Dalofaelid/Cromagnid-Dinaride Menschen aus meiner Meinung nach.“ „Feldherr“ erwidert: „Das kurzgewachsene Erscheinungsbild von Sepp Dietrich spricht für einen kleinen ostischen Einschlag, die Nase allerdings für einen nicht unbedeutenden dinariden Einschlag, die Kopfform (spezifisch Kinn, Unterkiefer und etwas breitgesichtig) spricht aber eindeutig eine fällische Sprache, obwohl die Haarfarbe und Hautfarbe eher Westisch ist!“
„In welcher Unterrasse würdet Ihr den Transporter einordnen?“
Patrick Heina versucht auf Datenschutz zu achten. So rügt er beispielsweise einen anderen User: „Ich hoffe das Dir das Risiko bekannt ist, was Du mit dem veröffentlichen deiner Personen bezogenen Bilder eingehst? Ich kann es leider nicht ganz nachvollziehen, wie man in der heutigen Zeit nur so leichtfertig damit umgehen kann.“ Er fordert „ein allgemeines Verbot von publizieren von Fotos im Forum bzw. allgemein im I.Net., da immer ein gewisses Risiko dabei besteht.“ Um sich selbst „klassifizieren“ zu lassen, wählt Patrick Heina deswegen ein Foto des Schauspielers Jason Statham, dem er vermeintlich ähnlich sieht. Wieder antwortet „Agrippa“: „Er ist natürlich auf jeden Fall nordid und sehr progressive, aber man könnte noch mehr ins Detail gehen und sagen das er im wesentlichen dem ‚Troender-Typ‘ entspricht, einer Mischung aus klassisch (West-) skandonordid mit cromagnoid-ostnordid. Das ergibt sich unter anderem aus der Form der Nase, des Gesichtsumrisses, einer gewissen Robustheit und der Höhe des Kopfes (HLI = Höhenlängenindex).“
„Each lie reaches the light and the myth is ventilated!“
Loyale Moderatoren wie Heina sind die Bedingung für den reibungslosen Betrieb des streng hierarchisch organisierten Naziforums. Die Nazis bauen sich auf thiazi.net eine virtuelle Identität auf, über die sie Renommée, Affirmation und Vertrauen bekommen. Die Angst vor einer Enttarnung stellt sie vor die Wahl, diese virtuelle Identität aufzugeben oder mit jedem neuen Posting weitere Hinweise auf ihr reales Leben zu geben. Zu Beginn unserer Kampagne gab es 27 ModeratorInnen von thiazi.net. Anfang Juni wurde als erste Moderatorin Sabine Rasch alias „Enibas“ aus Mannheim mit der User-ID 11196 enttarnt. Daraufhin benannte Sabine Rasch ihren „Thiazi“-Account um und löschte im Anschluss ihre Postings. Rasch wurde in ihrem Wohnviertel mit Flugblättern geoutet, es gab dutzende Medienberichte über ihre Enttarnung, ihre Wohnung wurde durchsucht, ihr Computer beschlagnahmt und Strafverfahren wegen des Verbreitens von Nazi-Propaganda und Leugnung des Holocausts gegen sie eingeleitet. Der Moderator „GKT“ mit der User-ID 8076 änderte daraufhin seinen Usernamen in „Grom“ und gab seine Moderatorentätigkeit auf. Nun ist Patrick Heina aus München als Moderator „Feldherr“ mit der User-ID 4419 enttarnt. Es warten also noch 24 Betreiber des „Thiazi“-Forums auf ihre Demaskierung.
Wir kriegen euch alle!
Autonome Antifa Freiburg