Zwischen November 2016 und Januar 2016 fanden mehrere rassistische Aufmärsche in Weil am Rhein und Kandern in Südbaden statt, die bald an die bundesweit aktive und auch in Baden-Württemberg vertretene «Pegida»-Bewegung andockten. Zunächst nutzten sie das Label «Friedliche Widerstand», schon nach kurzer Zeit liefen die Aufmärsche dann unter dem Namen «Pegida Dreiländereck». Organisiert und vorangetrieben wurden sie maßgeblich von der örtlichen Kameradschaftsszene, die inzwischen großteils in der Nazi-Kleinpartei «Die Rechte» aufgegangen ist.
Mit dieser Materialsammlung soll die Entstehung und Entwicklung dieser rassistisch motivierten Nazi-Kleinaufmärsche in Weil am Rhein und Kandern anhand interner Kommunikation der Nazis nachgezeichnet werden.
Um die Entstehung der Aufmärsche einordnen zu können, ist es wichtig, die Entwicklung der südbadischen Naziszene zu kennen.
Bereits seit Jahren geriet die Naziszene in der Dreiländereck-Region um Weil am Rhein immer wieder in den Fokus. Im August 2009 wurden die Anschlagspläne des damaligen Vorsitzenden der Jugendorganisation der NPD Thomas Baumann veröffentlicht. Baumann hatte Bomben gebaut und bereits mögliche Ziele wie das Autonome Zentrum KTS Freiburg im Blick – trotzdem wurde er dafür nicht verurteilt. Unterstützung erhielt Baumann damals von seinen Nazikameraden wie dem damaligen NPD-Kreisvorsitzenden Christoph Bauer. Bauer ist inzwischen nicht mehr Funktionär der NPD, aber weiterhin organisierter Nazi. Zuletzt hielt er einen Vortrag mit dem Titel „Welche Möglichkeiten gibt es, den Überwachungsstaat zu überlisten?“ beim „Sommerfest“ der Holocaustleugner des «Deutschen Kolleg» Mitte Juli 2016 im thüringischen Mosbach.
Im Mai 2010 verübten Nazis mehrere Anschläge auf eine Moschee in Rheinfelden. Im Februar 2011 attackierte eine Nazigruppe mehrere Linke in Rheinfelden, auch das Café Irrlicht in Schopfheim wurde wiederholt angegriffen. Das Verfahren im Januar 2014 gegen sechs der Schlägernazis endete mit Freisprüchen. Knapp fünf Jahre nach den Anschlägen auf die Moschee wurde der von Nicole Schneiders verteidigte Markus Walter für den zweiten der Anschläge verurteilt. Markus Walter gehörte zur Clique des Bombenbastlers Thomas Baumann und ist inzwischen Mitglied des Bundesvorstands der Partei «Die Rechte».
Im April 2014 fand am Vorabend des Geburtstags von Adolf Hitler ein «Blood & Honour»-Nazikonzert im elsässischen Dorf Oltingue nahe Weil am Rhein statt. Organisiert und besucht wurde das Konzert großteils von deutschen Nazis. Das Konzert fand aus taktischen Gründen zur Vermeidung von staatlicher Repression in Frankreich statt – «Blood & Honour» ist in Deutschland verboten. An der Organisation war Ramon Mallens aus dem nahen Rheinfelden beteiligt, andere Nazis aus der Nazimusik-Szene wie Sven Risch waren dann im Herbst 2015 von Anfang an in die Bestrebungen involviert, die rassistischen Aufmärsche in Weil am Rhein zu etablieren.
Im Oktober 2015 erstellte Sven Diesslin als IT-Verantwortlicher der Naziclique aus Weil am Rhein die Facebookgruppe „PEGIDA Dreiländereck - D / F / CH“, in der sich bei über 200 Mitgliedern vor allem regionale Nazis sammelten - von Naziskinheads und NazikonzertbesuchernInnen über rassistische BürgerInnen, Anhänger der «German Defence League» und NPDlern bis hin zu regionaler «Pegida»-Prominenz aus der Schweiz. Auffällig ist bereits in der Beschreibung der Gruppe die Ausrichtung: Die ProtagonistInnen der Naziszene in Weil am Rhein sind Angehörige der „Reichsbürger“-Ideologie, die den Fortbestand eines „Deutschen Reiches“ imaginiert und gegenwärtige staatliche Institutionen als nicht legitimes „Besatzer“-Konstrukt versteht. So lud Diesslin direkt nach Gründung der Gruppe mehrere Dokumente hoch, in welchen hergeleitet wird, warum die BRD nicht existiere und in Wahrheit eine „BRD GmbH“ sei und postete Anleitungen zur Nicht-Anerkennung von Gerichten und zur Verweigerung der GEZ-Gebühren. In der Gruppenbeschreibung schrieb er:
Die Firma "BRD GmbH" betrügt, belügt und Bestiehlt uns. So kann und darf es nicht Weitergehen!
Ebenso empfahl Diesslin die Website „Wakenews“ des Nazi-Verschwörungsspinners Detlev Hegeler, der inzwischen in Basel lebt und warb für Skurrilitäten wie die Montage von auf dem Kopf stehenden Nummernschildern an Autos, um gegen herrschende Ordnung zu protestieren.
Am 1. November 2015 fragte Diesslin:
Hallo zusammen, ich möchte mal ne kurze Frage in die Runde schmeißen. Wir wollen gemeinsam etwas Bewegen, seit Ihr bereit dafür auf die Straße zu gehen ?
Ganze 9 Personen antworteten mit „ja“ und noch am selben Tag postete Diesslin eine Grafik mit Werbung für den «Friedlichen Widerstand Dreiländereck - Weil am Rhein». Die Nazis stellten sich den Aufmarsch als gemütlichen Naziprotestspaziergang vor, wie Diesslin schrieb:
Wir machen jeden Sonntag einen Abendspaziergang, wir treffen uns um 19:00 am Berliner Platz in Weil am Rhein und laufen dann gemeinsam zum Rathausplatz, wo wir alle eine Kerze abstellen. Ein stiller Protest ohne Parolen und Schilder. Nur Flugblätter.
Am 8. November 2015 sah sich der erste Aufmarsch allerdings mit breitem antifaschistischen Widerstand konfrontiert. Der Nazispaziergang wurde trotz der Anwesenheit von deutscher und schweizer Polizei verhindert. In der Facebookgruppe wurden von Dirk Schönteich prompt Durchhalteparolen ausgegeben:
Antifa ihr könnt mich mal. Neu organisieren und dann erst recht auf die Strasse. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben, sondern müssen unsere Lehren aus dem heutigen Abend ziehen. Alle Mann an Bord bleiben.
Auch Andreas Weigand, Kameradschaftsführer, ehemaliger NPD-Kandidat und späterer Vorsitzender des Kreisverbands Weil am Rhein der Nazipartei «Die Rechte», klagte:
Die Antifa hat wieder mal ihr wahres Gesicht gezeigt.
In der Woche darauf, am 15. November 2015, wurde den Nazis lediglich eine stationäre Kundgebung auf dem Marktplatz erlaubt. Den Nazis war bereits im Vorfeld ihre Angst anzumerken. „Tom Mot“, der bei einem späteren Aufmarsch in Kandern aus Angst um seinen Job trotz der Zusage, eine Rede zu halten, nicht auftauchte, schrieb:
Ist es sicher das die Antifa nicht wieder "Jagd" macht oder kann man ohne Besorgnis an den Kundgebungsort kommen
Auch in einer Rede beim „Zweiten Abendspaziergang“ wurden die Antifa-Aktionen der vergangenen Woche beklagt, diesmal von Nicole Bachthaler-Scherf:
Ein paar Worte noch zum letzten Sonntag, leider ist die Veranstaltung nicht so gelaufen wie wir uns vom Orga Team das gewünscht hätten. Durch massive Proteste der Gegendemonstranten die teilweise vermummt und gewaltbereit waren, konnten wir unseren friedlichen Abendspaziergang nicht wir geplant durchführen. Es tut uns leid für diejenigen von euch die in die Gegendemo gelaufen sind und körperlich sowie verbal angegriffen wurden.
Anschließend kündigte der «Friedliche Widerstand» die Fusion mit «Pegida Dreiländereck» an. Die Rede wurde von Organisatorin Nicole Bachthaler-Scherf auch in der Facebookgruppe gepostet:
Auf Grund all dieser Vorkommnisse und der Tatsache das wir wieder nicht laufen dürfen, weil WIEDER mit massiven Gegenprotesten zu rechnen ist und wir die ganze Bewegung FINANZIELL und RECHTLICH NICHT STÄMMEN können, wir aber weiterhin von der Sache überzeugt sind, hat das Orga Team vom friedlichen Widerstand beschlossen sich mit PEGIDA DREILÄNDERECK zu vereinen.
Bei einigen „besorgten Bürgern“ sorgte diese Entscheidung für Verstimmung. Ralf Kurtz kündigte an, er wolle
prüfen, ob zuviel von PEGIDA bei uns einfließt und dann ggf. überlegen, ob wir "dazu gehören" wollen.
Ein anderes Gruppenmitglied fürchtete sich davor, durch die Beteiligung an «Pegida»-Aufmärschen in der Öffentlichkeit als Nazi zu gelten:
Viele Bürger wünschen sich ein "Sprachrohr" nach "oben", würden gerne über ihre Ängste und Sorgen diskutieren. Nur wie wir alle wissen wird nun mal Pegida immer mit Rechts gleichgesetzt. Und davor haben viele Angst, viele die ihr vielleicht als Mitstreiter hättet gewinnen ...
Nadine Lang, die durch ihre Anti-Antifa-Aktivitäten auffiel, reagierte darauf aggressiv:
Warst du einen der beiden Sonntage vor ort? Hast du mal gesehen das die linken und die antifanten sich bei jedem kleinen treffen gegen uns stellen und auf jeden von uns am liebsten los gehen würden? Bekommst du die Beleidigungen oder die Verfolgungen mit die sie ablassen?? All das sieht und liest man aus den Medien nicht... Es wa die beste Entscheidung
Andreas Weigand pflichtete ihr bei:
Wer sich von den Medien manipulieren lässt und nicht frei denkt, der sollte einfach weg bleiben. Pegida ist die einzige Bewegung die über 30.000 Menschen jeden Montag wieder auf die Straße bringt, warum wird Pegida wohl in der Presse zu zerrissen?
Klaus Springer, der die Facebookgruppe auch zur Verbreitung seiner persönlichen Werbebotschaften nutzte, zeigte sich erfreut über die Fusion:
finde gut, das die Demo ab heute von AfD-Pegida geleitet wird. Somit kommt mehr Strucktur in den friedlichen Widerstand.
Am 19. November 2015 wurde der Name der Facebook-Gruppe durch Sven Diesslin von „Der friedliche Widerstand - Dreiländereck / Weil am Rhein“ in „PEGIDA Dreiländereck / Der friedliche Widerstand“ geändert. Neben Klaus Springer meldete sich nun auch zunehmend der neue Administrator Tobias Steiger von «Pegida Schweiz» und «Pegida Dreiländereck» zu Wort und es wurden regelmäßig Beiträge seines Kameraden Ignaz Bearth in der Gruppe diskutiert. Auch südbadische Nazis wie Manuela Kaiser, Jasmin Hinze und Daniela Adamäußerten sich wiederholt. Insgesamt bestand ein Großteil der in der Gruppe veröffentlichten Beiträge aus rassistischen Pöbeleien und der Verbreitung von Verschwörungstheorien.
Bei der dritten Kundgebung in Weil am Rhein am 22. November 2015 hielten die Nazis Tobias Steiger, Ignaz Bearth und Klaus Springer großteils wirre Reden. Die anschließende negative Berichterstattung führte zu Zerwürfnissen zwischen den Protagonisten des «Friedlichen Widerstands» und der «Pegida»-BeführworterInnen. So schrieb Ralf Kurtz:
Sind sehr stark am überlegen, ob wir überhaupt nochmal nach Weil zur Veranstaltung gehen, da augenscheinlich genau das passiert, was wir befürchtet haben. Wir - der friedliche Widerstand - werden nun noch mehr in die Rechte Ecke gestellt! Dank der Reputationen der Redner ... Sehr traurig! Meines Erachtens war es der völlig verkehrte Weg, den "Zusammenschluss" zu suchen!
Manuela Kaiser reagierte mit Durchhalteparolen:
In die rechte ecke Wirst du so oder so gestellt da kannst du nichts richtig oder falsch machen.
In der Folgezeit wurden in der Gruppe die bereits ein knappes Jahr zuvor von Dresden vorgegebenen «Pegida»-Grundsätze diskutiert. Daniela Adam hielt diese für viel zu wenig radikal:
viele dieser punkte wären für mich ehrlich gesagt ein grund, gegen pegida zu sein.
Tobias Steiger versuchte zu beschwichtigen:
wo gehobelt wird fliegen späne aber das ist aus taktik so geschrieben um den kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Der vierte Aufmarsch am 29. November 2015 in Weil am Rhein war schlecht besucht, was die südbadischen Nazis weiter demotivierte. Nadine Lang beklagte sich:
Die Seite hat 261 Mitglieder und von denen waren heute nur ca 40 Leute zu sehen... Echt schade..
Bernd Rensch aus Weil am Rhein antwortete ihr:
Da hast Du vollkommen Recht. Echt traurig wie wenig heut los war bei uns. Ich versteh einfach nicht warum sich die Leute wo hier in der Gruppe sind jeden Tag ihre Meinung hier raushaun und wenn es drauf ankommt sich an der Demo zu zeigen da sieht man sie nicht.
Ein Gruppenmitglied sah den Niedergang von «Pegida Dreiländereck» analog zu den Problemen von «Pegida» in Villingen-Schwenningen. Andreas Weigand reagierte:
Du scheinst die wahren Gründe von Villingen nicht zu kennen, wie wahrscheinlich so vieles nicht. In Villingen wurde pegida vom 3. Weg unterwandert, so viel zum Thema. Ich kennen die 2 Schweizer persönlich und es ist eine richtige Gemeinschaft geworden. Bleibt halt weg, wir machen auch zu 10 weiter.
Auch auf erneute Klagen über die Radikalisierung des «Friedlichen Widerstands» reagierte Andy Weigand aggressiv:
Junge pass mal auf jetzt! Die Leute wo den Widerstand auf die Beine gestellt haben, haben von nichts eine Ahnung gehabt und du gehörst wahrscheinlich auch dazu. Wir ziehen uns gerne zurück und ihr könnt euren friedlichen Widerstand weiter machen, aber heult nicht rum wenn euch die Antifa eins auf die fresse haut. Und jetzt hör auf zu diskutieren wenn du es nicht besser weißt, oder komm nächste Woche Sonntag vorbei und wir reden persönlich. Du redest von Widerstand und weiß nicht mal was Widerstand bedeutet. Komm mal vorbei bei mir, ich stelle dir mal Leute vor und die können dir dann was vom Widerstand erzählen.
Die Spaltungen führten dazu, dass einige sich von «Pegida Dreiländereck» abwandten:
So Leute ich war an einer der Ersten Kundgebungen dabei als es noch der friedliche wiederstand war. Nun muss ich diese Gruppe leider verlassen da es langsam in die falsche Richtung geht hab ich persönlich das Gefühl. Ich habe meine Bedenken was gewisse Personen hier Posten und was ihre Einstellung zu der Sache ist...
Ein anderer schrieb:
Weil es nichts bringt wie ihr das ganze angeht. Die ganze Stadt lacht darüber. Ihr Postet hier drin viel zu viel. Es gibt hier genug Spitzel wo das weiter leiten. Obwohl es eine geschlossene Gruppe ist. Lest ihr irgendwas von den linken? Alles still und heimlich, darum sind es soviel.
Erneut reagierte Andy Weigand mit wüsten Beschimpfungen:
Ihr Facebook Patrioten geht mir so auf die Eier. Was gehen wir falsch an? Dann komm am Sonntag als Redner oder halt deinen Mund! Du warst immer ein Schwätzer und wirst es immer bleiben. Du redest von Dingen wo du keine Ahnung hast, stellt mal selbst was auf die Beine dann könnt ihr reden.
Wir werden teilweise bedroht, verlieren die Arbeit und werden öffentlichen mit Adressen geoutet. Ihr habt keine Ahnung davon was wir auf uns nehmen, ihr kommt und macht nur blöd. Mir platzt irgendwann der Kragen!
Immer wieder wurden die Gruppe und die Aufmärsche als Werbeplattform für AfD-Veranstaltungen genutzt, insbesondere Klaus Springer nahm auch in seinen Reden immer wieder Bezug auf die AfD. Offiziell hatte sich der örtliche Kreisverband der AfD von den «Pegida»-Veranstaltungen öffentlich distanziert.
Entsprechend der Stimmungslage nach dem vierten Aufmarsch waren auch die Erwartungen für die fünfte Kundgebung am 6. Dezember 2015 gedämpft. Bernd Rensch versuchte es mit einem Appell:
Bin echt gespannt wieviel von den hier 262 Mitgliedern am Sonntag aufm Platz stehn. Verdammt nochmal. Habt keine Angst. Kommt alle am Sonntag nach Weil am Rhein aufn Rathausplatz. Denn WIR SIND DAS VOLK.
Die Erwartungen der Nazis wurden erneut untertroffen, zudem klagten die «Pegida»-Nazis über Verletzte:
Hey Leute wo wart ihr alle? Über 260 Leute in der Gruppe und die meisten sind nicht gekommen. Unsere Leute wurden auf dem nach hause weg von der Antifa angegriffen. Warum schafft ihr es nicht Flagge zu zeigen? Ihr wisst doch worum es geht. Nur von zu Hause bleiben wird es doch nicht besser.
Durch die konstant demotivierende Situation in Weil am Rhein beschloss die Führungsriege von «Pegida Dreiländereck», die folgende Kundgebung ausfallen zu lassen und erst zwei Wochen später erneut aufzumarschieren – in Kandern. In der Zwischenzeit unterhielten sie sich mit Gewaltphantasien auf Facebook. Andreas Weigand postete am 13. Dezember 2015:
Ganz ehrlich, wie lange will dieses Land noch auf dem linken Auge blind sein? Arbeitslager mit diesem Pack!
Weigand erhoffte einen gewaltsamen Umsturz, um seine Phantasien verwirklichen zu können:
Es gab nie eine friedliche Revolution und das muss euch allen bewusst werden. Es wird in den nächsten Monaten oder Jahre was passieren, aber ich glaube nicht das dass friedlich zu Ende gehen wird.
Am 20. Dezember 2015 sahen sie sich in Kandern dann entgegen ihrer Hoffnungen ebenfalls mit Widerstand konfrontiert. Bernd Rensch kommentierte den Bericht auf Indymedia:
Leßt Euch mal den Zeckenbericht durch. Eine Niederlage nach der nächsten müssen wir uns einstecken.
An dieser Kundgebung nahm auch Marina Djonovic teil, die inzwischen als „Interessentenbetreuerin“ im Landesvorstand der NPD Baden-Württemberg sitzt und zum damaligen Zeitpunkt Unterschriften für den Antritt der NPD zur Landtagswahl sammelte.
Auch in der Folgezeit diente die Facebookgruppe den Nazis vornehmlich zum Austausch ihrer Gewaltphantasien. So schrieb Bernd Rensch am 9. Januar 2016:
Ab ins KZ nach Sachsenhausen mit der MERKEL, an die Holzwand stelln und den Rest könnt ihr euch denken.
Nachdem am 9. Januar 2016 die «Junge Alternative» eine Kundgebung in Weil am Rhein veranstaltet hatte, fand am 10. Januar 2016 schließlich die letzte Kundgebung von «Pegida Dreiländereck» statt, erneut in Kandern. Andreas Weigand nahm diesmal nicht teil, da er sich auf «Pegida»-Exkursion in Dresden und Leipzig befand. Zeitgleich liefen die Planungen der Schweizer «Pegida»-Nazis um Bearth und Steiger für einen Aufmarsch am 3. Februar 2016 in Basel an, der schließlich jedoch aufgrund angekündigter Antifa-Proteste verboten wurde und nicht stattfinden konnte.
Bernd Rensch beklagte sich am 16. Januar 2016 über das Ende der Aufmärsche von «Pegida Dreiländereck»:
WARUM das denn??? Somit bestätigen wir ja das Verhalten der Leute in Kandern. Die Leute hier in Weil ham es schon geschafft uns loszuwerden. Ich versteh es echt nicht. Von Demo zu Demo in Kandern schlossen sich immer mehr Leute an.
Am 17. Januar schrieb er:
Warum die Trennung mit PEGIDA Dreiländereck D / F / CH ??? > Friedlicher Wiederstand Weil am Rhein < Ich frag mich, was die Trennung für Gründe hatte. Wir müssen alle zusammenhalten, zusammenstehn. Nächste Woche in Kandern wieder eine Demo starten mit alle Mann+Frau präsent sein. Wir dürfen den Pfeifen aufm Dorf ihr Verhalten nicht bestätigen indem wir fern bleiben. So wie wir es hier in Weil getan haben. Wir sind hier 259 Mitglieder und wir müssen auf die Strassen gehn wie es uns Dresden, Leipzig, Köln usw. vormacht. In Kandern warn wir an der 2.Kundgebung schon einige Leute mehr als bei der Ersten letztes Jahr. Also dürfen wir nicht aufgeben.
Tobias Steiger erläuterte die Gründe für die Auflösung der Nazi-Initiative:
Andy und seine Leute wollen ohne PEGIDA weitermachen. Da wir so keinen Anmelder haben und nochweniger Leute haben wir das so akzeptiert. Seht ihr ne Lösung?
Eine Antwort hatte keiner, auch wenn wie beispielsweise am 7. Februar 2016 vereinzelt wie noch Nachfragen nach weiteren Aufmärschen kamen:
Gibt’s diese Gruppe noch bzw. deren anfänglichen Zweck? Sollten die nächsten Pegida Kundgebungen in der Schweiz wieder scheitern, lasst uns doch wieder in Deutschland (Weil am Rhein oder in Steinen bei Lörrach dort wird gerade ein Heim gebaut vielleicht wäre auch dort ein friedlicher Protest angesagt!!) auf die Strasse gehen vielleicht auch etwas später im Schutz der Dämmerung würden dann auch mehr Leute kommen, da nicht jeder sich erlauben kann sein Bild in der Zeitung oder auf so ner linken Antifahetzseite wieder zu finden. Schönen Sonntag allen. Wir sind das Volk, vergesst niemals wer wir sind.
Über Steinen und Wehr hatte der selbe Nazi, „Tom Mot“, zu berichten:
Für den Verfassungsschutz war Wehr und Steinen ne rechte Hochburg weil ein paar Skinheads rund um die Band Blutrausch ihren Proberaum dort hatten und sich dort trafen passiert ist da nie was ausser Grillfeiern und Konzerte das sowas den Verfassungsschutz bemüht ist ja unfassbar wieder ein Zeichen mehr für nicht vorhandene Meinungsfreiheit
Tobias Steiger antwortete auf die Fragen nach der Zukunft von «Pegida Dreiländereck»:
PEGIDA Dreiländereck gibt es, nur verwendet es niemand, da das Team in Weil abgesprungen ist. Wenn sich eine neues Team formieren würde könnte man denen den Namen und Banner etc. auf Zusehen zur Verfügung stellen. Wir würden euch auch unterstützen, aber es muss aus Weil kommen. Wir haben viel investiert und helfen auch gerne wieder mit. Aber nichtmehr als Zugpferde da wir uns auch im Moment um die Schweiz kümmern müssen. Sucht Gleichgesinnte und organisiert euch, solange das Team nicht von NS unterwandert ist oder wird könnt Ihr euch PEGIDA Dreiländereck unterstellen , bekommt Banner und auf Anfrage Redner Kontakte.
In der Folge zerlegte sich auch die Clique der Schweizer Pegida-Funktionäre. Ignaz Bearth wurde Anfang März von der „offiziellen“ Pegida aus Dresden ausgeschlossen und mit Redeverbot bei «Pegida»-Aufmärschen belegt. In der südbadischen «Pegida»-Gruppe stieß diese Entscheidung auf Unverständnis. Von Daniela Adam hieß es:
oh je! was für ein verlust für die schweiz! das war meiner meinung nach, der einzige schweizer der fantastisch frei sprechen konnte. sehr, sehr, schade
Bernd Rensch pflichtete ihr bei:
Ja echt schade. Bei unsren Kundgebungen hier in Weil + in Kandern hat er auch immer klasse geredet. Hoffe er kommt bald wieder zu uns.
Tobias Steiger rechtfertigte sich und die Entscheidung Lutz Bachmanns bezüglich des Rauswurfs von Bearth und versuchte den Niedergang von «Pegida Dreiländereck» zu analysieren:
Klar ist Ignaz super, der beste den wir haben. Schade dass er nicht mit Lutz mehr versucht hat zu reden. Betreffend dass ich offensichtlich ein Anfänger bin im Reden halten... ich habe nur geredt weill kein andere da war. Ich bin kein Redner und auch nicht scharf drauf einer zu werden, aber ein Versuch wars wert. Ich helfe höchstens aus wenn es nötig ist. Mit Ignaz kann man das natürlich nicht vergleichen. (..) wir hatten am Anfang kein Geld und die Redner welche wir bei den letzten Kundgebungen über PEGIDA Kontakte bestellt haben haben je 150Euro gekostet ca. was wir uns am Anfang spontan nicht organisiert sondern improvisiert haben. Auch ein Fehler war den Klaus 3. mal zu bringen, aber es wäre wichtiger gewesen es wären mehr gekommen und die anderen wären nicht abgesprungen.
Pascal Bauer beklagte sich am 4. April ebenfalls:
Keiner aus der Gruppe hier in Weil hat Interesse die nächste Pegida Demo Anzumelden hab überall gefragt kein Interesse obwohl sie hier in der gruppe sind komisch oder ? Wir sollten ein Team bilden und gemeinsam ins Rathaus gehen und die Demo anmelden aber keiner hat Interesse das kotzt langsam an.....
Am 24. April versuchte er es erneut:
Hallo zusammen ihr habt bestimmt damals von der Pegida Demo in Weil, Kandern gehört wir würden wieder gerne ne Demo dort machen allerdings bräuchten wir ein kleines Team zum Anmelden und Organisieren der Demo wer Interesse hat mich in Facebook anschreiben oder in die Kommentare damit jede Unterstützung zählt
Die einzige Reaktion kam von Bernd Rensch:
Ich wär schon dabei. Und hoffe noch viele viele andre auch.
Demotiviert verlegte sich Pascal Bauer darauf, Zeitungsartikel über die Aktivitäten der Naziclique um Andreas Weigand zu posten und wohlwollend zu kommentieren. Die Aufmärsche von «Pegida Dreiländereck» in Südbaden waren Geschichte.