Sonntag, 03.03.2024

Die „Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg“ in der „Deutschen Burschenschaft“ hat eine Stellungnahme an ihre „Kartellbrüder“ der „Wiener Burschenschaft Albia“ und der „Grazer Burschenschaft Arminia“ geschickt.
TL;DR: Die „Teutonen“ haben Halemba nicht überlebt, der Bund ist tot.
„Liebe Wiener Alben, liebe Grazer Arminen,
die wohl auch Euch bereits zur Kenntnis gelangten Entwicklungen innerhalb der Kartellburschenschaft Teutonia Prag veranlassen uns, eine kurze Stellungnahme und Erklärung abzugeben.
In den letzten Jahren, insbesondere aber seit Mitte letzten Jahres, haben sich die Verhältnisse innerhalb von Teutonia in einer Weise entwickelt, die eine Fortführung des Bundes in seiner überlieferten Form aussichtslos erscheinen lassen. Die Gründe lassen sich hierbei an zwei bereits in Alleinstellung kritischen Erscheinungen festmachen.
Zum einen sehen die gegenwärtige Aktivitas sowie einige wenige jüngere Alte Herren, die teilweise noch nicht lange Mitglied des Bundes sind, den Schwerpunkt des Bundeslebens in einer aktiven politischen Betätigung für nur eine einzige Partei. Demgegenüber tritt das burschenschaftlich-korporative Element, zumal das einer weissen Burschenschaft, in den Hintergrund. Alle Initiative wird der parteipolitischen Betätigung untergeordnet, was sich vor allem in der Erwartung einer entsprechenden Parteimitgliedschaft und dem Auftreten in der Öffentlichkeit äussert. Auch scheinen einige persönliche Lebensentwürfe auf eine parteipolitische Karriere hin ausgerichtet zu sein, sodass wirtschaftliche Abhängigkeiten bestehen. Im Ergebnis ist Teutonia zu einem Instrument und einer Plattform einer einzigen politischen Partei geworden. Dies geht einher mit einer zunehmenden Radikalisierung und weltanschaulichen Verengung, welche eine differenzierte Antwort auf die Probleme Deutschlands in einer sich derzeit im Wandel befindlichen Parteienlandschaft verunmöglicht.
Zum anderen muss festgestellt werden, dass zwischen dem überwiegenden Teil der Altherrenschaft sowie einigen Inaktiven auf der einen Seite und der Aktivitas mit einigen Gefolgsleuten innerhalb der Altherrenschaft auf der anderen Seite kein bundesbrüderliches Verhältnis mehr möglich ist. Diese Einschätzung ergibt sich aus einer Vielzahl von persönlichen Erfahrungen, bei denen wir uns mit Unehrlichkeit, mangelnder Charakterfestigkeit und einem Wegbrechen unserer Wertegemeinschaft konfrontiert sahen. Teutonia Prag hat vor bald 25 Jahren ähnliche Erfahrungen machen müssen, die bereits damals fast das Ende des Bundes bedeuteten.
Aufgrund der Nichtbefolgung oder dem Unterlaufen von gefassten Beschlüssen erscheint eine Einflussnahme innerhalb des von der Satzung bereitgestellten Rahmens derzeit nicht mehr zielführend.
Hinzu kommt die finanzielle Situation. Die bisherige Stärke der Altherrenschaft erlaubte zuletzt nur knapp den Erhalt des Hauses. Aufgrund unserer Altersstruktur war ohnehin zu erwarten, dass sich die finanzielle Tragfähigkeit zunehmend kritischer darstellen würde. Im Vorgang zu den letzten Conventen wurden demgegenüber unrealistische Vorstellungen zu den wirtschaftlichen Möglichkeiten entwickelt und kommuniziert.
Die jüngste Entwicklung hat auch hier Klarheit geschaffen. Wir halten die Fortführung eines aktiven Betriebes der Prager Burschenschaft Teutonia in Würzburg aktuell für aussichtslos. Die dieses Schreiben tragenden 25 Teutonen stellen den wesentlichen Teil der Altherrenschaft der Prager Burschenschaft Teutonia und der Inaktiven dar, haben die Nachkriegsgeschichte des Bundes und seine Bindungen an das Kartell gestaltet, über Jahrzehnte die burschenschaftlich-waffenstudentische Tradition bewahrt, teilweise unter hohem persönlichen Einsatz, und den Bund auch wirtschaftlich getragen. Sie verkörpern dessen historische Kontinuität.
Aufgrund der Unvereinbarkeit dieses Erbes mit der aktuellen Entwicklung sahen wir uns schweren Herzens gezwungen, aus den mit der Prager Burschenschaft Teutonia verknüpften rechtlichen Organisationsformen auszutreten oder werden dies zeitnah tun.
Diese Entwicklung beendet die historische Kontinuität der Prager Burschenschaft Teutonia zumindest vorläufig.
Wir fühlen uns jedoch auch weiterhin den Kartellburschenschaften Albia und Arminia verbunden.
Bezüglich der nächsten Schritte werden die kommenden Wochen Klarheit bringen. Wir streben in jedem Fall eine weitergehende burschenschaftliche Betätigung an, wobei wir eine diesbezügliche Möglichkeit der Abstimmung mit Albia und Arminia begrüssen würden.
Mit burschenschaftlichen Grüssen
Nürnberg: Müller
Erlangen: Dieterich, Ernst, Müller, Stofer
Regensburg: Fitz, Harmann, Kroschewski, Orosel, Rasse, Seifert
Würzburg: Dunz, Eick, Fischer, Gronbach, Gröbig, Ilg, Kögel, Leicht, Mahler, Reinhart, Stapf
Zudem tragen drei weitere Teutonen diese Schreiben mit, die jedoch nicht schriftlich aufgeführt werden möchten.“