Die „Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg“ in der „Deutschen Burschenschaft“ hat auch am zweiten Tag nach dem Leak der Stellungnahme ihrer „Alten Herren“ keine Ruhe gefunden.
Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 5. März unter dem Titel „Rechtsextremismus: Verwerfungen in Burschenschaft von AfD-Politiker Halemba“:
„Burschenschafterkreise bestätigten auf SZ-Nachfrage im Grundsatz die Echtheit, ohne sich zu Details äußern zu wollen. Allerdings meldeten sie auch Zweifel an der Zahl derjenigen an, die angeblich unterzeichnet hätten, nämlich 25 Männer und damit der ,wesentliche Teil‘ der alten Herren. […]
,Alle Initiative wird der parteipolitischen Betätigung untergeordnet, was sich vor allem in der Erwartung einer entsprechenden Parteimitgliedschaft und dem Auftreten in der Öffentlichkeit äußert‘, beklagt die Gruppe der alten Herren der Teutonia schriftlich. ,Auch scheinen einige persönliche Lebensentwürfe auf eine parteipolitische Karriere hin ausgerichtet zu sein.‘
Dass sich der Unmut der Kritiker gegen die Verquickung mit der AfD richtet, ist ein neueres Phänomen. Im vergangenen Jahrzehnt wurde innerhalb des Dachverbands Deutsche Burschenschaft (DB), deren Spektrum von ultrakonservativ bis rechtsextrem reicht und zu dem auch die Teutonia in Würzburg gehört, vor allem der Einfluss der damaligen NPD diskutiert: Gemäßigtere Stimmen in der DB wollten nicht als Denkfabriken einer neonazistischen Partei gelten.“
Auch beim Bayerischen Rundfunk kommen die „Aktiven“ der „Burschenschaft“ nicht gerade als Sympathieträger rüber:
„In einer internen Stellungnahme rechnen die überwiegend älteren Burschenschafter auf knapp zwei Seiten mit den jungen Mitgliedern ab. Die ,Teutonia Prag‘ sei zu einem ,Instrument und einer Plattform einer einzigen politischen Partei geworden‘. Man sehe sich mit ,Unehrlichkeit, mangelnder Charakterfestigkeit‘ konfrontiert. So steht es in dem Schreiben, das 25 Mitglieder der Burschenschaft ,Teutonia Prag‘ an zwei befreundete Studentenverbindungen gerichtet haben. Die Stellungnahme wurde am Sonntag auf der Internetseite der linksradikalen ,Autonomen Antifa Freiburg‘ veröffentlicht.“
Im BR-Rundfunk wurde ein Interview zum BR-Artikel gesendet:
„Die Würzburger Studentenverbindung Teutonia Prag macht seit mehreren Monaten bundesweit Schlagzeilen. Erst gab es eine Razzia, dann ein kurzzeitiger Haftbefehl und immer noch Ermittlungen. Es geht um rechtsextreme Umtriebe. In der Burschenschaft, der auch der AfD-Landtagsabgeordnete Daniel Halemba nahe steht. Mehrfach haben wir schon darüber berichtet, über die Razzia, bei der zum Beispiel Waffen und antisemitische Schriften gefunden wurden, über Neonaziaufkleber, die in dem Haus gehangen haben sollen und über ein Video einer Überwachungskamera, das Hitlergrüße zeigt. Inzwischen wird der aktive Teil der Burschenschaft vom Verfassungsschutz beobachtet. Und nun gibt es offenbar neue Entwicklungen bei der Burschenschaft: Intern zeichnet sich ein Bruch ab. Jonas Miller, unser Rechtsextremismusexperte im BR: Seit Sonntag kursieren Meldungen dazu. Was hat es denn damit auf sich?“
„Am Wochenende wurde eine interne Stellungnahme der Würzburger Burschenschaft auf der Seite der linksradikalen Antifa Freiburg veröffentlicht. In dieser Stellungnahme kritisieren die Alten Herren, also Burschenschafter, die das Studium schon abgeschlossen haben, die Aktivitas der Teutonia, also die aktiven Studenten. Aus Sicht der Alten Herren sollen die jungen Studenten unehrlich sein und eine mangelnde Charakterfestigkeit aufweisen. Zudem sehen die Alten Herren bei den jungen Burschenschaftlern eine Radikalisierung und befürchten, dass die Burschenschaft zur Plattform einer einzigen politischen Partei geworden sei. Namentlich wird das überhaupt nicht erwähnt, aber es geht um die AfD. 25 Mitglieder der Teutonia sollen diese Stellungnahme mitgetragen haben und die gehen jetzt eben auf Distanz zu den jungen Aktiven.“
„Dieses Schreiben, auf das du dich beziehst, ist das denn echt? Also ist das authentisch?“
„Das haben wir versucht die vergangen zwei Tage herauszufinden. Die Recherche hat sich allerdings ziemlich schwierig gestaltet, denn unter der Stellungnahme stehen nur Nachnamen. Wir konnten zehn Personen identifizieren und haben die auch angeschrieben. Aber nur eine Person hat reagiert mit dem Hinweis, dass sie nicht mit uns reden möchte. Gegenüber der Main-Post hat allerdings einer der Unterzeichner die Echtheit des Schreibens bestätigt. Die Aktivitas der Teutonia Prag hat nicht auf unsere Anfrage reagiert, aber eine Person, die dem aktiven Teil der Burschenschaft nahesteht, die widerspricht den Inhalten des Schreibens. Demnach stehe eine Auflösung der Teutonia überhaupt nicht im Raum.“
„Du hast schon die Auflösung der Teutonia, die mögliche, angesprochen. Was heißt das denn jetzt? Also manche Medien berichten ja auch, dass es zur Auflösung kommt. Ist das denn überhaupt realistisch?“
„Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht klar. Aber wir haben das Schreiben einem Burchenschafter vorgelegt, der aus dem direkten Umfeld der Teutonia stammt, der aber aus Sicherheitsgründen seinen Namen nicht in den Medien hören will. Dieser Burschenschafter sagt, dass das Schreiben sehr vage formuliert sei und nirgends klar hervor geht, wie es nun weitergehen soll. Es könnte zum Beispiel auch sein, dass die Burschenschaft weiter fortbesteht oder demnächst aufgelöst wird. Das werden die kommenden Wochen wohl zeigen. Unser Informant sagt aber auch, dass diejenigen, die diese Stellungnahme unterschrieben haben, die seien gar nicht so oft auf dem Verbindungshaus gewesen und sind gar nicht so involviert gewesen. Es seien neben ,Karteileichen‘ auch Alte Herren, die – so wörtlich – ,die Augen vor der Realität verschlossen haben‘. Ihm zufolge hätten allerdings auch Personen den Brief unterschrieben, die in der Vergangenheit selbst durch rechtsextreme Positionen aufgefallen seien. Diese würden sich nun – so wörtlich – „öffentlich distanzieren, obwohl sie selbst ideologisch auf derselben Linie sind“. Unsere Veröffentlichungen der vergangenen Monate über rechtsextreme Aufkleber, über Hitlergrüße bei der Burschenschaft, die zeigen ja auch deutlich: Völlig neu ist eine rechtsextreme ideologische Ausrichtung bei einigen offenbar aber nicht.“
Im BR-Fernsehen berichtete die Frankenschau über den Streit in der „umstrittenen Burschenschaft“.