Der Gifhorner Amtsrichter Maximilian Zieseniß von der „Landsmannschaft Niedersachsen im CC zu Hannover“ hat ein Reputationsproblem. Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Mai 2023 im Rahmen einer autonomen Pfingstkampagne gegen den „Coburger Convent“ über seinen „Hitlergruß am Herrenklo“ beim „Pfingstkongress“ 2018 in Coburg. Allerdings ohne Maximilian Zieseniß beim Namen zu nennen. Doch das Communiqué „Der Richter grüßt Hitler“ reichte aus, um das Google-Ranking des Amtsrichters zu ruinieren. Wer will schon bei Google als Nazirichter auftauchen? Ob der Herr Amtsrichter deswegen wohl schon Bekanntschaft mit einem Befangenheitsantrag machen musste?
Auf jeden Fall hat Maximilian Zieseniß nach nicht einmal einem halben Jahr beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann. Zu ihrem Glück gibt es für Menschen mit dem Salär eines Amtsrichters Unternehmen, die solche Probleme „professionell“ lösen. Zumindest behauptet das deren Marketing-Abteilung. Maximilian Zieseniß dürfte sich für das Produkt „BrandSimpli“ der „Clickonmedia UG (haftungsbeschränkt)“ entschieden haben. Die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft wurde 2010 von Benjamin Wilfried Reisle mit einem Stammkapital von 500 Euro gegründet. Der Briefkasten der Firma befindet sich in der Garmischer Straße 4 in München.
„Clickonmedia“ bewirbt als Produkt „Online Reputation Management“ (ORM), was „auch für Einzelpersonen wie Politiker, Prominente oder Künstler nützlich [ist], um ein positives Image aufzubauen und negative Inhalte zu reduzieren“. Denn „[n]egative Online-Einträge können das Image einer Person, eines Unternehmens oder einer Marke erheblich beeinträchtigen. Diese Einträge können in den Suchergebnissen von Suchmaschinen ganz oben angezeigt werden und so einen schlechten ersten Eindruck bei potenziellen Kunden, Geschäftspartnern oder Arbeitgebern hinterlassen. Im schlimmsten Fall steht sogar die geschäftliche oder persönliche Existenz auf dem Spiel.“
Die Gegenstrategie von „Clickonmedia“ ist simpel: „Anstatt Internet-Einträge mit den Risiken des Streisand-Effekts löschen zu lassen (gilt nicht für die technische De-Indexierung), werden positive oder neutrale Einträge erstellt, die entsprechend ranken und andere unerwünschte Einträge verdrängen. Im Fall Maximilian Zieseniß mussten unverdächtige Inhalte her. Und wer könnte unverdächtiger sein als der Gärtner?
Die Imageagentur dürfte die Domain garten-zieseniss.de mit den Subdomains info.garten-zieseniss.de und team.garten-zieseniss.de erstellt haben. Die Website ist so professionell wie nichtssagend. Ohne Impressum, aber mit Social Media-Optimierung. Die Texte scheinen seltsam hölzern, wie KI-generiert. Offenbar handelt es sich um Fake-Seiten, deren einziger Zweck ein bessere Google-Ranking für einen Gifhorner Amtsrichter ist.
Im selben Zeitraum wurden mehrere „Medium“-Einträge mit Titeln wie „Maximilian Zieseniß gibt Tipps zum urbanen Garten“ erstellt, dazu „LinkedIn“-, „Pinterest“- und „YouTube“-Accounts. Vor allem aber wurde das Unternehmen „PR-Gateway“ mit dem Versand einer Pressemitteilung mit dem Titel „Maximilian Zieseniß: Das Gewächshaus als Gartenhighlight“ beauftragt. Die Firma wirbt mit ihrer hohen Reichweite: „PR-Gateway veröffentlicht Ihre Online-Pressemitteilungen und PR-News auf 250+ Medien, Presseportalen und Social Media.“
Aber all diese Maßnahmen konnten eines nicht erreichen: Die Verdrängung des Communiqués als PDF von den oberen Google-Suchergebnissen. Um dieses Problem zu lösen, griff „Clickonmedia“ zum Mittel der „technischen De-Indexierung“: Die Imageagentur intervenierte direkt bei Google, was ihr tägliches Geschäft ist.
Am 27. Dezember 2023 machte „Clickonmedia“ einen „DMCA (Copyright) Complaint to Google“ geltend, wie das Transparenzprojekt lumendatabase.org dokumentiert. Angeblich habe das Communiqué vom 25. Mai 2023 gegen den „Digital Millennium Copyright Act“ verstoßen, welcher Urheberrechtsverletzungen sanktionieren soll. Als Beleg wird die Seite „Maximilian Zieseniß Gärtnern mit Herz und Leidenschaft“ angeführt, obwohl die Domain garten-zieseniss.de erst am 7. Dezember 2023 registriert wurde und die Seite mithin noch gar nicht existierte.
Die Imageagentur ist sich durchaus der Gefahr des „Streisand-Effekts“ bewusst, einem „Phänomen, bei dem sich durch die Veröffentlichung von Informationen über ein bestimmtes Thema das Interesse an diesem Thema vermehrt. Dies geschieht häufig, wenn Informationen zensiert oder unterdrückt werden und dadurch ein Gefühl der Neugierde bei den Menschen ausgelöst wird.“ Gewiss: „Eine seriöse Agentur wird das Risiko sämtlicher Maßnahmen kleinstmöglich halten.“ Aber letztlich trägt das Risiko der Richter.