Mittwoch, 29.10.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz sagte auf einer Pressekonferenz am 14. Oktober 2025 Worte, die breite Entrüstung hervorriefen:
„Bei der Migration sind wir sehr weit. Wir haben in dieser Bundesregierung die Zahlen August 2024/2025 im Vergleich um 60% nach unten gebracht. Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“
Die Empörung über seine rassistische „Stadtbild“-Äußerung reißt seitdem nicht ab, zumal sie Merz bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit wiederholt. Woher kommt dieser tiefsitzende Rassismus? Vielleicht hilft es ja, die Geschichte der erzkatholischen Studentenverbindung von AH Merz zu studieren? Als junger Student bei der „KDStV Bavaria Bonn“ im „Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen“ (CV) dürfte Friedrich Merz wie alle Neumitglieder die „Fuxenmappe“ der „Bavaria Bonn“ (als PDF) studiert haben. Zur „Geschichte der Bavaria“ heißt es dort:
„Situation der Bavaria bis zum Einsetzen des Nationalsozialismus
Grundsätzlich konnte man nach dem verlorenen 1. Weltkrieg die Altherrenschaft der Bavaria in drei Gesinnungslager teilen: 1. Für diejenigen, die zur Zeit des Kulturkampfes aktiv waren stand das Prinzip Religio an erster Stelle. 2. Für diejenigen, die in der Zeit des glanzvollen Willhelmisianismus aktiv waren, trat das Prinzip Religio hinter einem nationalen Gedanken in den Hintergrund. 3. Für diejenigen, die nach dem Krieg aktiv waren, trat vor allem die Sehnsucht nach der einstigen Blütezeit der Vorkriegszeit in den Vordergrund, was sich in einem gehobenen Lebensstil und hoher Wertigkeit der äußeren Form und materieller Dinge äußerte. Der sehnsuchtsvolle Blick der amtierenden Aktivitas in die einstige vorkriegliche Blütezeit ließen die Prinzipien Amicitia und Patria in den Vordergrund treten und äußerte sich sichtbar zB. Im Hissen der Kaiserflagge an offiziellen Anlässen, der Verschickung von Geburtstagsgrüßen an den Kaiser und dem Bild Hindenburgs im Haus auf der Koblenzer Straße. Diese Strömungen innerhalb der Bavaria führten mehr und mehr zu einem Oppositionsverhältnis zum CV, was sich auch in der Forderung Bavarias zur Aufhebung des Duz-Komments an den CV 1925 äußerte. Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus fühlten sich in diesen Tagen gerade auch viele Bavaren verbunden, so bekannten sich aktive Bavaren öffentlich zum Nationalsozialismus und fanden im Stahlhelm – Studentenring Langemark ihre politische Heimat. Ihren Höhepunkt erreichte diese Gesinnungsströmung in der Einführung des Wehrsportstatutes in die GO der Bavaria 1932 durch den Senior Maxim Otte, der im gleichen Jahr auf der CV Hauptversammlung in München gegen die Unvereinbarkeit von CV- und NSDAP Mitgliedschaft stimmte.
Bavaria in der Zeit des Nationalsozialismus
Die Zuneigung Bavarias zum Nationalsozialismus ist noch an weiteren Ereignissen festzumachen, bevor man 1934 den Ernst der Lage im Bezug auf das zukünftige Bestehen der Verbindung erkennt. So kommt es 1933 zu einer Rede des Philisterseniors Golling, in der lebhaft bedauert wird nicht in der ersten Reihe des Dritten Reichs zu stehen. Zudem kommt es zur Verschickung von Sympathiebekundungen an den Führer und zur öffentlichen Kritik an CV Mitgliedern, die dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstehen. Es kommt im Juli 1933 letztlich unter Teilnahme Bavarias zu einer inoffiziellen Zusammenkunft einiger CV Verbindungen auf dem Ripuarenhaus, in der Edmund Forschbach (Nationalsozialist) von einer nicht legitimierten Mehrheit zum neuen CV Leiter gewählt wird (Bonner Revolution), zudem wird der Fuxenstall Bavariae in Kameradschaft umbenannt. Erst als dieser im Januar 1933 im CV die Aufgabe des Prinzips Religio fordert, ändert sich die Gesinnung der meisten Bavaren, doch ist es nun zu spät: Man wehrt sich zwar, zB durch die demonstrative Teilnahme an der Fronleichnamprozession, die ein Couleurverbot provoziert, doch kommt es durch die im Juni 1934 stattfindende Versammlung der Hiterjugend „gegen Spießer und Mucker“ zu heftigen Angriffen gegen die katholischen Korporationen. Das Verbändesterben setzt im WS 35/36 ein, die Aktivitas Bavariae zählt nur noch wenige Studenten, der CV löst sich am 27.10.1935 in Würzburg auf und am 7. Juni 1936 endet die Handlungsfähigkeit der Bavarenaktivitas offiziell. Besiegelt wird das Ende des studentischen Korporationslebens Ende 1936 durch den Erlass des Stellvertretenden Reichsführers Rudolf Hess, der allen Jugendorganisationen der NSDAP verbietet zusätzlich Mitglied in einer Korporation zu sein. Im Herbst 1936 wird das Bavarenhaus als Standortlazarett an die deutsche Wehrmacht vermietet. Nach weiterer Existenz des ehemaligen Altherrenverbandes der Bavaria, wird auch dieser am 20. Juni 1938 durch Heinrich Himmler verboten, Rechtsgrundlage ist die Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat. Sämtliches Vermögen der Bavaria wird von der Gestapo beschlagnahmt. Die einzige Institution der Bavaria, die die NS Zeit überdauerte war der Hausbauverein. Es ist vor allem Eugen Boden und Peter Gilles zu verdanken, das diese Institution der Liquidierung entgehen konnte.
Der Neuanfang in der Nachkriegszeit
Der Beginn der Wiederbegründung der Bavaria vollzog sich in erster Linie über die Wiedereinberufung der Altherrenzirkel im Frühjahr 1946. Die rechtliche Grundlage dazu wurde durch die britischen Besatzer am 22. August 1946 erteilt, demzufolge am 16. November 1946 auf der Godesburg eine Wiedersehensfeier in Form des 102. Stiftungsfestes stattfand. Bavaria zählte durch die Verluste des Krieges nur noch ca. 450 alte Herren. Die Wiederbegründung der Aktivitas konnte 1947 vollzogen werden, durch die Rekrutierung neuer Bavaren aus der neugebildeten katholischen Studentengemeinde, zu der Eberhard Gilles hervorragende Kontakte pflegte. Am 8 März 1947 wurde die neue Aktivitas auf der Godesburg durch 40 Altherren offiziell berufen, Gründungsmitglieder waren KONSTANTIN BODEN; HEINZ HOFFMANN; ELMAR HENKE; HEINRICH LÜSSEM. Die erste Versammlung des Hausbauvereins fand im April 1947 unter dem Vorsitz von Peter Gilles satt. Nach langem Rechtsstreit gelang es Peter Gilles das Bavarenhaus am 26.4.1949 von den Erben des verstorbenen Bbr. Brockmann, an den das Haus im Krieg aus Sicherheitsgründen übertragen worden war, zurückzuerwerben. Zwar mussten aus finanziellen Gründen teile der Räumlichkeiten vermietet werden, doch wurde die erste Etage am 30. April 1950 offiziell der Aktivitas übergeben. Peter Gilles erhielt in Anerkennung seiner Bemühungen das silberne Ehrenband.“

Offenbar hatte nicht nur das Vermögen, sondern auch die guten Beziehungen der „Bavaren“ den Krieg unbeschadet überstanden:
1961: Im Rahmen des Ausbaus des Auswärtigen Amtes musste das Haus auf der Koblenzer Straße geräumt werden, durch Vermittlung des AH Globke konnte ein Haus auf der Wörthstraße 19 (heute Tempelstraße) erworben werden.“
Besagter „AH Globke“, welcher seinem Bund 1961 das Haus in der Tempelstraße 19 verschaffte, war der „Alte Herr“ Hans Globke (Akte). Neben Wilhelm Stuckart war Globke einer der beiden Hauptkommentatoren der Nürnberger Gesetze, darunter das „Blutschutzgesetz“. Nach dem Krieg war Hans Globke von 1953 bis zu seiner Pensionierung 1963 Konrad Adenauers CDU-Kanzleramtschef, während ihm in der DDR der Prozess gemacht wurde. Wer die CDU und ihre Netzwerke verstehen will, muss den „Cartellverband“ studieren. Wer das eine oder das andere bekämpfen will, auch.