Offener Brief des Antifaschistischen Infobüros Rheinland-Pfalz
Landau, den 22.03.2007
Sehr geehrte Damen und Herren,
vom 29. bis 31. März, will sich die rechtsextreme Deutsche Burschenschaft (DB) in der städtischen Landauer Jugendstilfesthalle sowie im benachbarten Parkhotel zu einer Verbandstagung treffen. Anlässlich des 175jährigen „Jubiläums“ des Hambacher Festes lädt der Burschenschaftsverband öffentlich per Terminankündigung auf seiner Homepage alle „Freunde des deutschen Volkes, der Deutschen Burschenschaften und der bürgerlichen Freiheit“ zu ihren Jubiläumsfeierlichkeiten ein. Am Samstagnachmittag soll es außerdem per Bustransfer zu einem „Festakt am Hambacher Schloss“ gehen. Der Tag soll bei einem „Kommers“ in der Landauer Festhalle ausklingen. Refererieren zu dem Thema „175 Jahre Hambacher Fest – Meinungsfreiheit Einst und Heute“ sollen u.A. Arnulf Baring, Karl Feldmeyer, Josef Schüßlburner, Dieter Stein, Gerald Waitz sowie Lutz Weinzinger, allesamt keine unbekannten in der „Neuen Rechten“.
1996 spaltete sich von der Deutsche Burschenschaft die Neue deutsche Burschenschaft (NDB) ab. Erstere, welche am kommenden Wochenende in Landau zusammenkommen will, orientiert sich, im Gegensatz zur NDB, welche sich seit der Wiedervereinigung auf den deutschen Staat als Vaterland bezieht, in Anlehnung an die Urburschenschaft von 1815 an einem „volkstumsbezogenen“ Vaterlandsbegriff, „unabhängig von staatlichen Grenzen“. Welche großdeutschen Ambitionen sich dahinter verbergen, wird deutlich, wenn der Pressesprecher der DB und ehemaliges Mitglied der 1995 verbotenen neonazistischen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), Norbert Weidner, über die „...Verbindung aller Teile des deutschen Volkes in einem gemeinsamen Staat...“ sinniert.
In diesen Kontext passt auch, dass die Adresse zur Anmeldungen für das Symposium die der Burschenschaft Brixia in Innsbruck ist. Mitglieder jener Burschenschaft vermutete die Bozener Staatsanwaltschaft hinter der Südtirol-Terrorwelle der 80-er Jahre („Ein Tirol“). Moderator des Symposiums soll das Brixia-Mitglied Gerald Waitz sein.
Auch die Liste der Referenten und Teilnehmer der Veranstaltung offenbart die Weltanschauung der DB: Josef Schüßlburner, Publizist in zahlreichen rechtskonservativen und rechtsextremen Zeitschriften, setze sich im Februar 2006 vehement dafür ein, dass in Deutschland wieder das Hakenkreuz gezeigt sowie der Holocaust geleugnet werden darf. Dieter Stein hingegen ist Gründer und Chefredakteur der vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Wochenzeitung Junge Freiheit. Zu den Mitgliedern der teilnehmenden Burschenschaften zählen u.a. Dr. Wolfgang Traxel „Alter Herr“ der Dresdensia Rugia Gießen und Kreisvorsitzender des NPD-Kreisverbandes Südpfalz und Matthias Müller, ebenfalls Mitglied der Dresdensia mit zahlreichen Kontakten in die rechte Szene. Müller war beispielsweise Teilnehmer eines Aufmarschs der NPD und des offen neonazistischen Aktionsbüros Rhein-Neckar im Mai 2005 in Frankenthal, ebenso besuchte er laut eines Berichts des ZDF-Magazins Frontal eine Tagung des think-tank der NPD, der ‚Dresdner Schule‘. Im ZDF-Bericht äußerte sich Müller zur Frage, was er über neonazistische Skinheads denke: „Skinheads sind nicht unnatürlich, das sind auch nur ganz normale Jugendliche, die sich zu ihrem Volk und ihrer Nation bekennen wollen“
Aufgrund des geschichtsrevisionistischen, antisemitischen und sexistischen Charakters der Veranstaltung fordern wir Sie auf, der Deutschen Burschenschaft die Nutzungsgenehmigung der Räumlichkeiten in der Jugendstil-Festhalle sowie die Hotelbuchung aufzukündigen.
Für Rückfragen, weitere Informationen und Quellenangaben stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Andreas Langer, Pressesprecher des Antifaschistischen Infobüros Rheinland-Pfalz
Kontakt:
Antifaschistisches Infobüro Rheinland-Pfalz
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