Dieses Communiqué gibt es auf deutsch, auf englisch und im Original auf deutsch mit englischen Zitaten.
Rund 10 Minuten vom Bertoldsbrunnen entfernt wohnt im gutbürgerlichen Freiburger Stadtteil Herdern einer der schlimmsten Nazihetzer, der uns bei unseren Recherchen bisher begegnet ist: Maurice Konstantinov. Wir bemerkten den „Kind Lampshade Maker“ bereits vor einigen Jahren auf dem mittlerweile abgeschalteten Naziportal thiazi.net und versuchten ihn danach zu identifizieren. Trotz zehntausender Hetzpostings und multiplen Online-Identitäten konnte er seine reale Identität jahrelang schützen. Selbst als er 2010 postete, dass er flüchtig mit der Pressesprecherin der Stadt Freiburg bekannt sei, führte dies nicht zu einem Ende der Hetze, da sie lediglich die Polizei über seine wahre Identität informierte. Noch immer schreibt Konstantinov täglich seine mordgierigen Hetzpostings, noch immer bereitet er ganz im Stile des historischen Nationalsozialismus einen neuen Holocaust propagandistisch vor.
Folgende Zeilen veröffentliche Konstantinov in einem US-amerikanischen Naziforum. Sie vermitteln einen Eindruck von seinem abgrundtiefen Hass und seiner nationalsozialistischen Überzeugung: „Zigeuner haben dieses typische Pferdehaar, diese Kamelnase und Meuchelmörderaugen. Du kannst davon ausgehen, dass sie dich im Schlaf tötet und mit deinem Geldbeutel flieht. Da sie vom indischen Subkontinent stammen, sind gewisse körperliche Eigenschaften offensichtlich. Typisches Beispiel: die Krümmung des Rückgrats nach vorne oder die eng zusammensitzenden Brüste. Beachte die Tönung ihrer exkrement-farbenen Haut. Und stell dir einen großen roten Punkt zwischen ihren asiatisch aussehenden Augenbrauen vor, die wahrscheinlich vom Zupfen ihrer zusammengewachsenen Augenbrauen stammen. Wahrlich ein Untermensch. Wie Juden lieben es Zigeuner schmückende Juwelierarbeiten zu tragen. Allerdings tragen Juden verschiedene Arten von Schmuck. Mehr Edelsteine. Ich wette, dass man Goldzähne sehen kann, wenn sie ihre Schnauze öffnet. Du weißt schon, die Art, die gerissene Gebrauchtwagenhändler tragen oder Jahrmarktbudenbesitzer. Sie sind allerdings für eine Sache gut. Goebbels hielt sich eine spezielle Rasse von ihnen, die er für medizinische Zwecke züchtete. Die Rasse hatte Gene irgendwo zwischen unseren und denen von Schimpansen. Das machte sie ausreichend brauchbar für Experimente.“
Der „Tuerkenjaeger“ aus Herdern
Maurice Konstantinov wohnt in der Stefan-Meier-Straße 165 in 79104 Freiburg, seine Telefonnummer ist 0761/2924544. Er lebt mit seiner Partnerin in einer Wohnung im ersten Stock eines Gebäudes der „Wohnungsbaugenossenschaft Heimbau Breisgau eG“. Seine Partnerin ist Diplom-Pädagogin, arbeitet als „Erwachsenenbildnerin, Mediatorin und Psychodramatikerin“. Sie war bis vor Kurzem Vorstandsmitglied der „freien demokratischen Schule Kapriole“. Ihre Tochter hat die Schule abgeschlossen, ihr Sohn besucht noch immer die Kapriole. Irritierenderweise machen alle drei nicht den Eindruck, das Gedankengut von Maurice Konstantinov zu teilen. Gleiches gilt auch für die Kapriole, die einen eindeutig linken Hintergrund hat, was Konstantinov jedoch nicht davon abhält, die Schul-Computer für seine Hetze zu benutzen. In einem Naziforum schrieb er: „Ich benutze heute Abend einen Computer in der Schule meiner Kinder und die Seite zeigt alle Dateien, von denen ich bereits einige heruntergeladen habe.“
Maurice Konstantinov ist 58 Jahre alt, hat einen Bruder und eine Schwester und spricht englisch, deutsch und italienisch. Er wuchs in Royal Oak auf, einem Vorort von Detroit im US-Bundestaat Michigan. Danach lebte er in London, Lübeck und Freiburg. Neben seiner Hetze im Internet bastelt er im Keller des Hauses regelmäßig an gebrauchten Fahrrädern, die er anschließend per Kleinanzeige verkauft. Bevorzugt lackiert er die Räder in Nazifarben, um so eine subtile Propagandabotschaft auf den Straßen Freiburgs zu verbreiten: „Da ich in Deutschland lebe, habe ich mich entschlossen, die roten, schwarzen oder weißen entsprechend der wahren deutschen Farben zu verwandeln. Vielleicht wird dadurch eine unterschwellige Botschaft verbreitet.“ Von einem Kauf seiner aufbereiteten Fahrräder ist allerdings dringend abzuraten, da sich diverse KundInnen über seine dilettantischen Reparaturarbeiten und daraus resultierende Unfälle beschwert haben.
Beiträge zum Freiburger Beteiligungshaushalt
Im Bürgerforum zum Freiburger Beteiligungshaushalt postet Konstantinov unter dem Pseudonym „The Stig“, einem fiktiven Charakter aus der englischen Autosendung „Top Gear“. Zur „Integration von Menschen mit Migrationshintergrund“ schreibt er im März 2013: „Ich bin hier in Europa seit 1984 und habe selber gesehen wie schnell die Landschaft hier ändert. Ich gebe es maximal 2 Generationen bis es hier zur Amselfeld-Zustände erreichen wird und Ihr nicht mehr das Zusagen haben, angesehen eure Geburtsraten und selbstmörderische Immigrationspolitik. Offenbar, denken die regierende Politiker nicht an derer ur-Enkelkinder.“
Gelegentlich sind seine Beiträge aber auch unfreiwillig komisch, wenn er beispielsweise zum Thema „Relativieren der Vermüllung?“ argumentiert, dass die Vermüllung des Dreisamufers zu mehr Gewerbesteuern führe. Durch die Vermüllung gebe es mehr Ratten und damit mehr Marder: „Der Marder richtet Schäden, weil wegen des ausreichen Futters, vermehrt er sich. Die Autowerkstatt kassiert für die Reparatur der Schäden und damit Azubis ausbildet und letztendlich Gewerbesteuer landet in die Stadtskasse.“
Fahrrad-Nerd, Auto-Nerd, Werkzeug-Nerd, Waffen-Nerd
Unter diversen Online-Identitäten führt Konstantinov einen regen Austausch in allerlei Technikforen. Er fachsimpelt über Fahrräder im radforum.de und faltradforum.de, tauscht sich über Autos im ford-forum.de und der skodacommunity.de aus und teilt auf werkzeug-news.de mit, dass er seine Akkus bei Omega kauft – vermutlich ohne zu Wissen, dass ihn mit Dirk Allgeier dort ein Nazi bedient haben dürfte. Auffällig ist, dass es sich bei den Foren nahezu ausnahmslos um reine Männer-Communitys handelt. In diese Reihe passt auch thehighroad.org, wo sich Konstantinov über Jahre als „Chisel Head“ beteiligte: „die größte allgemeine Schusswaffen-Community im Internet“.
In den USA besaß Konstantinov nach eignenen Angaben mehrere Waffen, darunter Pistolen und eine Schrotflinte. Aber auch hier wollte er sich eine Waffe besorgen: „Ich habe geplant mir bald eine 9mm zu besorgen. Aber dann haben diese anderen Schmuckstücke plötzlich meinen Horizont erweitert. Ich wohne jedoch in einem Land mit überaus rigiden Waffengesetzen. Allerdings lebe ich nah genug an dem (in Bezug auf Waffen) liberalen Belgien und den Ländern Osteuropas. Aber die 9mm wird vermutlich am leichtesten zu beschaffen sein.“ Einen User aus Italien fragte Konstantinov: „Wie schwierig ist es sich in Italien eine Schusswaffe für den Export zu besorgen? Und lohnt sich der Papierkram, um eine Handfeuerwaffe legal zu beschaffen?“
Vanguard News Network Forum
Seit mehr als zehn Jahren schreibt Konstantinov fast täglich in verschiedenen rechtsradikalen Foren. Er hatte einen Account auf thiazi.net, schrieb auf thephora.org und schreibt auf stormfront.org, aber sein Hauptforum ist das vnnforum.com, das US-amerikanische NS-Forum „Vanguard News Network Forum“ („Vorreiter Nachrichten Netzwerk Forum“). Seine Postings zeichnen sich durch extrem abstoßende Aussagen aus, insbesondere ist er ein hasserfüllter Antiziganist: „Ich würde gerne Zigeunern einige Bärentanzschritte zeigen, bevor ich medizinische Experimente mit ihnen mache.“. Seine menschenverachtenden Postings sind motiviert durch seinen Rassismus: „Der Grund für die Rassengygiene ist, minderwertige Gene vom Genpool auszumerzen.“
Neben offener Hetze scheint Konstantinovs Mission das Sammeln von vermeintlichen Belegen für den „Untergang der weißen Rasse“ und von Fotos und Listen seiner FeindInnen zu sein, um diese nach einer NS-Revolution zu ermorden: „Ich denke, dass schon vor langer Zeit eine ausreichend viele Rechte genommen wurden, um eine Revolution zu rechtfertigen. Eine solche würde jedoch niemals ohne militärische Unterstützung gelingen. Anschließend werden die Verräter gezwungen werden, ihre Schuld an die Gesellschaft zurückzuzahlen. Andernfalls wird die Revolution nur von kurzer Dauer sein. Wenn die Medien befreit wurden, kann die Gesellschaft damit beginnen Gerechtigkeit zu üben und das kann dann als Lehre für zukünftige Generationen dokumentiert werden.“
„Kind Lampshade Maker“ und „Samuel Toothgold“
Unter seinem zynischen Pseudonym „Kind Lampshade Maker“ („Freundlicher Lampenschirm-Hersteller“) begann Konstantinov 2007 den Thread „Regionalnachtrichten (local news)“ auf vnnforum.com, mittlerweile nutzt er das Pseudonym „Samuel Toothgold“ („Samuel Zahngold“). Beide Pseudonyme sind Belege für seinen hasserfüllten Antisemitismus. „Kind Lampshade Maker“ ist eine Referenz auf die (historisch nicht belegten) Lampenschirme aus Judenhaut der Sadistin Ilse Koch, der Frau des korrupten KZ-Kommandanten von Buchenwald, Karl Koch. „Samuel Toothgold“ ist ein Kombination aus dem jüdischen Vornamen Samuel und dem Zahngold als antisemitische Chiffre des „reichen Juden“. Darüberhinaus nutzte Konstantinov in der Vergangenheit weitere Pseudonyme auf vnnforum.com: „Nick Nolte/Der Fuhrer/King Lampshade Maker/Turk Hunter sind die gleiche Person.“
Die Intention des „Regionalnachtrichten“-Threads beschreibt Konstantinov mit den Worten: „Dieses ist ein "Thread" für die Ergänzung des Wissens über regionale anti-Weißen Kriminalität die in den großen Zeitschriften selten bis zu gar nichts erwähnt werden wurdet“. Unter Überschriften wie „Neger entgeht Tram-Fahrpreis mit gewaltätigen Mitteln“, „Zwei Ziguenersäue erwischt bei versuchter Einbruch dank der laschen Grenzkontrollen“ oder „Offene Grenzen: Nordafrischimpanzen entreisen passanten Geld“ sammelt Konstantinov alles, was er in der südbadischen und deutschschweizer Presse an Kriminalitätsberichten finden kann, die er seinen Feinden zuschreibt. Er hat dutzende Fotos von Schulklassen und Geburtsanzeigen gesammelt, um den Niedergang der „Weißen Rasse“ zu dokumentieren. Zutiefst bedauert Konstantinov Ende 2008 die Entlassung von Andreas Strittmatter durch den Stadtkurier: „Meine Nachrichtenquelle entläßt NS-gesinnter Redakteur“. Damals war noch nicht bekannt, dass Strittmatter auch für die zu diesem Zeitpunkt noch existierende Freiburger NPD-Seite schrieb. Auch nach seinem Rauswurf hielt Strittmatter noch Kontakt zur örtlichen NPD.
Gekennzeichnet wie Häftlinge in Konzentrationslagern
Gelegentlich veröffentlicht Konstantinov auch eigene Fotos. So fotografierte er 2009 Menschen, die sich für eine Mahlzeit bei der Freiburger Tafel anstellten. Unter dem Titel „Soviet Juden beim Freiburger-Tafel“ veröffentlichte er Fotos, auf denen er Menschen mit Dreiecken markiert hatte, die an die dreieckigen Markierung auf der Kleidung von KZ-Häftlingen erinnern: „Die mit der Dreieck gezeichnete Leute sind Juden aus der ehemaligen Soviet Unionen, ausser vieleicht die Dicke mit dem roten T in der Dreieck. Ich sah sie nur von hinten. Sie sieht aus wie eine Judin die Kunde dort ist, aber ich kann nicht sicher sein ohne ihre Gesicht ins Visier zu bekommen. Diese Leute, wie abgebildet, sind fett-leibig und organisiert. Im Laden, blockieren sie die Kühltheke von Zufüg der Weißen und verteile die beste Ware unter sich. Sie sprechen russisch, ukrainisch und eben manchmals yiddisch.“
Maurice Konstantinov schrieb auch detailliert über den Mord an dem Sinti-Jungen Armani 2014 in seiner direkten Nachbarschaft, den er bereits vor dem Mord kannte: „Ich habe mehrere Bullen bei einem Sozialbau von Tür zu Tür gehen sehen, der an einen multi-ethnischen (bis zu dem Punkt, dass nur noch sehr wenige Weiße ihre Kinder dorthin brachten) Spielplatz grenzte, wo ein 8-jähriger männlicher Sinti-Zigeuner zuletzt gesehen wurde. Ich war auf meinem Weg zum Supermarkt, als die Bullen klingelten und dann sah ich etwa 20 Sintis vor einem Sozialbau, der sich an der nächsten Ecke befand. Ich dachte mir sofort, dass wohl einer von ihnen wegen eines Verbrechens gegen seinesgleichen gesucht werde. Bevor ich die Versammlung erreichte, sah ich ein Flugblatt aus einem Briefkasten hängen und ich dachte, dass es wohl keine gute Idee sei, das zu holen, während die Bullen noch rumlaufen. Die Bullen hatten so etwas wie Klemmbretter für Zettel dabei. Tatsächlich habe ich gestern herausgefunden, dass dieser 8-jährige seit Sonntag vermisst wird, als ich eine dieser Gratis-Wochenzeitungen bekommen habe, die jeder in seinen Briefkasten bekommt. Ich hatte den Jungen regelmäßig gesehen, als er mit seinem kleinen Hund spazieren ging.“ Auf Google Maps-Fotos zeichnete Konstantinov die Wohnung der Familie des Jungen ein sowie den Spielplatz, auf dem Armani zuletzt gesehen wurde.
„Option ohne Wiederkehr: Einfache Vernichtung.“
Im Thread „Zigeuner...wie mit ihnen verfahren?“ beschreibt Konstantinov zwei aus seiner Sicht mögliche Optionen: „Humane Option #1: Sie müssen behandelt werden wie jede andere Schlammfresse. Übernehmt die Kontrolle über alle Telekommunikation außer der Polizeifrequenz. Treibt sie zusammen um vier Uhr morgens und bringt sie zu den Sammelstellen. Keine Kofferpack-Aktionen oder andere nette Zeitverschwendungen. Vielleicht sollte man sie ins Badezimmer gehen lassen. Vielleicht schneiden sich dort ja einige ihre Pulsadern auf. Jeglicher Widerstand sollte mit finalen Mitteln begegnet werden. Bringt sie über den Bosporus in der kürzest möglichen Zeitspanne. Option ohne Wiederkehr #2: Einfache Vernichtung.“
Als die französische Polizei im August 2010 auf Sarkozys Befehl hin Roma-Siedlungen stürmt und hunderte Roma ausweisen lässt, kommentiert Konstantinov als „Kilted Blob Chaser“ – mittlerweile mit dem Profilbild von Beate Zschäpe – auf thephora.net, dass es nur drei Methoden gäbe, um „Zigeuner“ dauerhaft auszuweisen: „1- Die hermetische Versiegelung der französischen Grenze, was umwelttechnisch eine Katastrophe und enorm teuer wäre. 2- Amputationen durchführen (Spendernieren, Kastrationen, sichtbare Abtrennungen von Extremitäten), Tätowierungen, Brandmarkierungen oder alternative Formen der Verstümmelung vor der Ausweisung, um von vorsätzliche Wiedereinreisen abzuschrecken. Die Konsequenzen wären internationale Sanktionen durch neoliberal organisierte Regimes. (...) 3- Vollständige Vernichtung wäre die konsequenteste und unumkehrbarste Form und gleichzeitig die kontroverseste, die zu einer kurzfristigen Entlastung der französischen Gesellschaft führen würde. (...)“
„Die einzige Art, sie zu bekämpfen, ist mittels der Taktik des einsamen Wolfs“
Zum Thema „Der völkische Alptraum - Zigeuner“ beschreibt Konstantinov als KLM auf stormfront.org seine Vision vom Umgang mit den verhassten „Zigeunern“: „Sie scheinen mächtige Zentralkomitees zu haben. Hier in Deutschland sind Zigeuner über dem Gesetz und sind mehr oder weniger, wie Türken, unantastbar. Sie dürfen campieren, wo einheimische Menschen es nicht wagen würden, ohne Angst vor einer Vertreibung durch die Polizei. Ihre Flüchtlingsunterkünfte werden nicht nach Diebesgut durchsucht und sie werden häufig gefasst, in flagranti bei einem Einbruch. Wenn du Hand an sie legst, wird es "Hass-Verbrechen" genannt. Die einzige Art, sie zu bekämpfen, ist mittels der Taktik des einsamen Wolfs. Auf diese Art gibt es niemanden, der als Zeuge gegen dich aussagen könnte.“
Wie Breivik sieht sich Konstantinov als „einsamer Wolf“, der auf eine Gelegenheit zur Rache wartet, um dann ohne ZeugInnen zu töten. „Die Situation kann nur besser werden, sobald der Rassekrieg in seine aktive und finale Phase tritt. (...) Im Moment geht es darum Waffen zu sammeln, Guerilla-Widerstand und Einsamer Wolf-Taktik.“ Auch die Morde des Serienmörders Peter Mangs feiert Konstantinov 2010 auf vnnforum.com: „Schwedischer Scharfschütze schlägt zurück - Bimbo abgeknallt“. Er interessiert sich auch für die Details der Mordwaffen: „Wie effektiv ist es, ein Zielfernrohr auf einer Schusswaffe einzusetzen, die einen erheblichen Rückstoß produziert? Wäre es nicht besser, ein Zielfernrohr auf einer automatischen Pistole einzusetzen?“ Mangs hatte in Malmö wie die Hauptfigur im Roman Hunter von William Luther Pierce ImmigrantInnen erschossen.
Besuche des Freiburger Staatsschutzes
Die vielen Postings handelten Maurice Konstantinov auch Besuche der Freiburger Kriminalpolizei ein, ohne dass er jedoch für seine Volksverhetzung juristisch belangt worden wäre. Er vermutete auf vnnforum.com, dass hinter dem Auftauchen des Staatsschutzes in Form von Kriminalhauptkommisar Wolfgang Kronbiegel im Februar 2010 die Antifa stecke: „Die deutsche und Ami-Antifa hat meine IP-Adresse aus diesem Forum sowie von Thiazi und die deutsche Polizei tauchte anschließend vor meiner Tür auf, letzten Februar.“ Er mutmaßt, dass die Polizei seinen Internetprovider zur Herausgabe des Namens der Anschlussinhaberin gezwungen habe: „Ich vermute, dass sie meinen Internetprovider juristisch zur Herausgabe gezwungen haben, denn sie haben meinen Namen nicht genannt, da unser Telefonanschluss auf den Namen der Mutter meiner Kinder läuft.“ Die Polizei habe gedroht, seine Partnerin über seine Naziaktivitäten in Kenntnis zu setzen: „Genau genommen hatte ich die deutsche Polizei vor meiner Haustür und sie drohten mir mit einem Outing gegenüber meiner Freundin, wenn ich nicht aufhören würde, in zwei Foren zu schreiben“. Auch nach dem Mord an Armani bekam Konstantinov am 11.08.2014 Besuch vom Freiburger Staatsschutz. Konstantinovs Antwort auf vnnforum.com „Für sie die heute bei mir waren - Von wegen vermeinter "Hass auf Juden und Sinti/Roma"“ war ein Link zur Stuttgarter Zeitung, die an den Polizistenmord vor 25 Jahren auf der Gaisburger Brücke in Stuttgart erinnert.
Zehntausendfache Volksverhetzung ohne Konsequenzen
Mittlerweile hält sich Konstantinov mit strafbaren Äußerungen zumindest unter den der Polizei bekannten Pseudonymen zurück. Er nutzt wie schon seit mindestens 2003 das Pseudonym „Moritz von Konstantinhof“ – von pi-news.net bis Facebook. Und er „dokumentiert“ weiter alles, was nicht in sein nationalsozialistisches Weltbild passt. Unter dem Titel „Lokalpolitiker und EU-Parlamentarier nimmt an CSD teil“ postete er Ende Juli 2015 als „Samuel Toothgold“ auf vnnforum.com einen Link zu einem Zeitungsartikel, den er in seine Fotosammlung mit dem Namen „Klaus Barbie’s Library“ auf photobucket.com hochgeladen hat. Der SS-Mann Klaus Barbie war berüchtigt für seine Folterungen und Morde als Gestapo-Chef in Lyon. Mit einem Pfeil hat Konstantinov alias „Tuerkenjaeger“ den SPD-Bundestagsabgeordneten Gernot Erler markiert. Auch an seinem zynischen Rassismus hat sich wenig geändert. Den geflüchteten Jugendlichen Fahd Shahin, der sich Ende Juli 2015 beim Versuch in Paris den Eurostar nach London zu besteigen lebensgefährlich verletzte, weil er in Kontakt mit der Oberleitung kam, bezeichnete Konstantinov als „Electrochimp“. Und die Ausstellung „Un/Sichtbar – Frauen Überleben Säure“ im Museum Natur und Mensch am Freiburger Augustinerplatz kommentierte er im Mai 2015 als „Abe Koinklipp“ auf whitenations.com mit den Worten: „Wie man Schönheitsoperationen ohne Skalpell und Betäubung durchführt“.
Allem Anschein nach führt Maurice Konstantinov das unauffällige Leben eines assimilierten Immigranten im weltoffenen Freiburg: Er lebt mit einer linksalternativen Partnerin in einer genossenschaftlichen Mietshauskaserne, schraubt an alten Fahrrädern und schickt seine Kinder auf eine freie Schule. Seine Online-Identität hingegen ist die eines bestialischen Nazischlächters, der seine 9mm Browning Pistole „Richard“ tauft und von medizinischen Experimenten an Sinti und Roma träumt. Es ist schwer vorstellbar, aber nicht unmöglich, dass Konstantinov seit Jahren ein Doppelleben führt und seine Naziideologie, seine Folter- und Vernichtungsphantasien vor seiner Familie und seinem Umfeld vollständig versteckt. Zumindest damit ist jetzt Schluss.
Weiße Morde Weltweit
Im März 2014 veröffentlichte das Southern Poverty Law Centre die Studie White Homicide Worldwide. Darin wird die Verantwortung von Mitgliedern der 20 Jahre alten US-Naziwebsite stormfront.org für fast 100 Morde aufgezeigt und analysiert. Ihre Analyse eines „typischen Mörders“ liest sich wie eine Detailstudie über Maurice Konstantinov, der als „KLM“ fast 3.000 Beiträge auf stormfront.org veröffentlichte:
„Ein typischer Mörder, der sich zum rassistischen Forum Stormfront.org hingezogen fühlt, ist ein frustierter, arbeitsloser, weißer, männlicher Erwachsener, der bei seiner Mutter oder seiner ihm entfremdeten Partnerin oder Freundin lebt. Sie ist die alleinige Versorgerin des Haushalts. Forensische Psychologen nennen ihn einen „Wundensammler“. Anstatt seinen Lebenslauf aufzubauen und Arbeit oder Ausbildung anzustreben, projiziert er seine Leiden auf die Gesellschaft und durchsucht das Internet nach einer Ausrede oder Erklärung, die nichts mit seinem Verhalten oder den von ihm in seinem Leben getroffenen Entscheidungen zu tun hat.
Seine Eskalation folgt einer vorhersagbaren Linie. Von rechten Anti-Regierungs-Websites und Brutstätten von Verschwörungstheorien zieht er weiter zu militanten Hass-Seiten, wo die Schuld an Leiden der Gesellschaft auf Ethnizität und sich verändernde Demographie geschoben wird. Er lernt schnell, dass seine „Rasse“ in Gefahr ist – Ziel eines „weißen Genozids“. Nachdem er eine Weile lang stiller Mitleser war, muss er mit jemandem darüber reden und registriert sich als User in einem rassistischen Forum, wo er sich selbst in einem Raum voller Echos von wütenden Mit-Versagern bemitleidet und Juden, Homosexuellen, Minderheiten und Multikulturalismus die Schuld an allem gegeben wird.
In dem Gefühl der Überlegenheit seiner eigenen „Rasse“ bestätigt und durch die eigenen Misserfolge frustriert, frisst er täglich stundenlang, in einer Art Selbstbehandlung, den Wutcocktail in sich herein. Mit der Zeit wird er in diesem Online-Brutkasten von selbsternannten „Einsamen Wölfen“ akzeptiert, aber das verschafft ihm keine Erleichterung, keine praktische Lösung, keine Ideen zur Verbesserung seiner Umstände. Er wird nur immer wütender.
Und dann besorgt er sich eine Schusswaffe.“
Autonome Antifa Freiburg
Communiqué mit Fotos auf Indymedia linksunten