Liebe Genossinnen, liebe Genossen,
die Kantonspolizei, der Regierungsrat und allen voran der Gemeinderat von Bern versuchen einmal mehr, auf eine an Peinlichkeit kaum zu übertreffenden Weise, radikale Gesellschafts- und Kapitalismuskritik zu verbieten. Sie haben der Anti-WEF-Demo vom kommenden Samstag die Bewilligung entzogen. Angeblich aufgrund einer veränderten Lagebeurteilung und der Angst vor „gewalttätigen Ausschreitungen“. Mit einer Begründung also, mit der sich jedes Fussballspiel und jede Dorf-Chilbi verbieten liesse.
Was diese Lage-Einschätzungen taugen, wissen wir nicht erst seit dem 6. Oktober 2007. Ihre Informationen scheinen sie vorab den Medien zu entnehmen. Ab und zu scheint schon ein einziger Kommentar zu genügen, um die Lage völlig zu verändern. Allerdings hätten die Medienschaffenden, welche dem Gemeinderat und der Kapo Naivität vorwerfen, gar nicht so unrecht. Denn es wäre naiv zu glauben, wer eine Demo verbiete, könne Ausschreitungen verhindern. Gerade solche Verbote führen regelmässig zu Ausschreitungen (wir erinnern zum Beispiel an den 6.Oktober oder an den 7.Antifaschistischen Abendspaziergang, den Frau Gemeinderätin Hayoz so gerne verschweigt, wenn sie über ihre erfolgreichen Jahre als Polizeidirektorin spricht).
Die Wahrheit dürfte aber wie so oft tiefer liegen. Regierung und Polizei treiben ein falsches Spiel: Sie dulden nicht, dass fundamentale Gesellschaftskritik (inkl. Ablehnung des staatlichen Gewaltmonopols) auf die Strasse getragen wird. Sie wollen verhindern, dass die autonome und anarchistische Bewegung an erfolgreiche Mobilisierungen und Konzepte der vergangen Jahre anknüpfen kann. Sie wollen verhindern, dass sich breite Kreise mit uns solidarisieren. Sie wollen verhindern, dass mensch sieht, wie viele und wie vielfältig wir sind.
Allein, dies wird ihm nicht gelingen — wir lassen uns nicht verbieten Widerstand gegen dieses ausbeuterische und zerstörerische System zu leisten! Und wir lassen uns nicht vorschreiben, wann und wie wir diesen zu leisten haben!
Die autonomen und anarchistischen Gruppen rufen alle dazu auf, am kommenden Samstag unauffällig und frühzeitig nach Bern zu reisen und sich am Protest gegen das WEF, gegen das kapitalistische System und gegen die Repression zu beteiligen:
In Form von Demonstrationen und Nachdemonstrationen
In Form von kreativen Aktionen in der ganzen Stadt
In Form von gezielten, direkten Aktionen
Mit der Teilnahme an der Tour de Lorraine am Samstag Abend
Dem Morgenrot entgegen — kreativ und aktiv, mutig und entschlossen, überzeugt und unaufhaltbar!
Autonome und anarchistische Gruppen