Der Medienzar Silvio Berlusconi, einer der reichsten Männer Italiens, ist erneut italienischer Ministerpräsident geworden. Und dass, obwohl er schon sieben Mal wegen Bestechung vor Gericht gestellt und viermal schuldig gesprochen wurde. Die Verfahren gegen ihn beschrieb er als „politisch motivierte Hexenjagd“. Mittels diverser Verordnungen und Erlassen, die er in seinen letzten beiden Amtszeiten durchsetzte, verjährten aber diese Urteile oder wurden aufgehoben. 2003 sagte Berlusconi, dass der italienische Diktator Mussolini niemand getötet, sondern die Menschen nur zum Urlaub ins Exil geschickt habe.
In sein neues Kabinett berief er Roberto Calderoli von der Lega Nord. Dieser extrem rassistische und homophobe Norditaliener sitzt jetzt einem neu geschaffenen Sonderministerium für Vereinfachungen in der Gesetzgebung (italienisch: „Semplificazione Legislativa“) vor. Calderoni über die norditalienische Region Padanien: „Die Gay-Community hat Padanien in ein Nest von Schwuchteln verwandelt. Wir werden irgendwann ein Volk von Tunten.“ Anlässlich des WM Titels 2006 im Spiel gegen Frankreich hetzte er: „Es ist ein Sieg der italienischen Identität und einer Mannschaft aus Lombardern, Venetern, Neapolitanern und Kalabriern über eine Mannschaft, die ihre Identität für Resultate geopfert hat und in der Neger, Muslime und Kommunisten spielen.“ Und im letzten September plante er ein Schwein auf das Gelände des Grundstücks in Bologna zu treiben, auf dem die islamische Gemeinde eine Moschee errichten möchte.
Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer wurde Gianfranco Fini von der Alleanza Nazionale (AN, vormals „Movimento Sociale Italiano“ (MSI)). Fini war der Zögling des Faschistenführers und MSI-Gründers Geogio Almirante und Präsident der faschistischen Jugendorganisation in den 70er Jahren.
Der Verteidigungminister Italiens ist der Ex-MSI-ler und AN-Mitglied Ignazio La Russa, der das Militär unter dem ausgerufenen Notstand im Landesinneren einsetzt. Wohlgemerkt: Ein Notstand der angeblich wegen der Terrorismusgefahr und der Kleinkriminalität von MigrantInnen ausgerufen wurde! Und das bei einem Parlament, bei dem gegen fast 20% der Mitglieder wegen Mafia-Verbindungen ermittelt wurde.
Die Jugendministerin ist die als Hardlinerin und Antikommunistin bekannte 31jährige Giorgia Meloni von der AN. Sie ist zeitgleich Präsidentin der Azione Giovani, der Jugendorganisation der Alleanza Nazionale.
Die Ministerin für Chancengleichheit ist das Ex-Model Mara Carfagna, die ihre Meriten laut Abhörprotokollen bei Silvio Berlusconi durch einige intime Dienste erlangte und als erstes dem Gay-Pride in Rom die Unterstützung untersagte: „Il patrocinio al Gay Pride? Non sono orientata a darlo. Non servono, i Gay Pride!“
Der neue Bürgermeister von Rom heißt seit April 2008 Gianni Alemanno. Der wegen eines Molotowcocktailangriffs und weiterer Gewalttaten vorbestrafte Ex-MSI-ler betrat zur Feier seines Wahlerfolgs den Balkon des Amtssitzes. Unten feierten mit Mussolinibüsten, römischem Gruß und Keltenkreuzfahnen seine AnhängerInnen den neuen Bürgermeister von Rom. Eine seiner ersten Amtshandlungen war der Versuch, eine Straße zu Ehren des Faschistenführers Georgio Almirante umzubenennen.
Vor ein paar Wochen verkündete der Torwart Christian Abbiati vom AC Milan: „Ich bin ein Mann der rechten Seite. Ich teile gewisse Werte des Faschismus: Vaterland, Gesellschaftsordnung, Respekt gegenüber der katholischen Religion“ und „Ich bewundere die Fähigkeit des Faschismus, den Bürgern Ordnung und Sicherheit zu garantieren“.
Dabei ist er nicht das erste Fußballidol, das sich als Faschist outet. Der Ex-Lazio-Kapitän Paolo di Canio sorgte mit seinem Faschistengruß im Olympiastadion in Rom schon mehrfach für Wirbel. Und Alberto Aquilani, Mittelfeldspieler des AS Roma, gab sich auch als Mussolini-Verehrer zu erkennen, als er meinte, er besäße ein Foto des Duce. Und das Torhüteridol Italiens, Gianluigi Buffon von Juventus Turin, zeigte schon 2000 im Stadion ein T-Shirt mit dem faschistischen Spruch „Gehenkt sei, wer aufgibt.“
Für die beschleunigte Abschiebung von Roma aus dem Balkan plant die italienische Regierung spezielle Lager und die Erfassung mit speziellen Roma-Karteien. Im Mai zündete ein rassistischer Mob vor laufenden Kameras mit Molotow-Cocktails Baracken von Roma an und vertrieben sie unter Jubel der anwohnenden Nachbarn. In Italien soll die „illegale Einwanderung“ laut eines neuen Sicherheitspakets zu einer Straftat werden, die mit Gefängnisstrafe geahndet wird.
In der Nacht des 1. Mai wurde der 29jährige Nicola Tommasoli in Verona von fünf Faschisten ins Koma geprügelt. Er starb kurz darauf. Grund des Prügelexesses war die Verweigerung Nicolas, sich von den Rechten Zigaretten abpressen zu lassen.
Am 14. September wurde der 19-jährige Schwarze Abdul Guibre von einem rassistischen Kneipier und seinem Sohn in Mailand verfolgt und mit einer Eisenstange so schwer zusammen geschlagen, dass er im Krankenhaus verstarb. Sie erschlugen ihn unter rassistischem Gegröhle. Angeblich soll er ein Päckchen Kekse geklaut haben.
Am 18. September werden sechs schwarze Migranten in Castelvolturno von der Mafia erschossen. Es folgt eine ganze Welle rassistischer Angriffe und Bedrohungen in diesem Ort. Der Vorsitzende der dortigen Sektion von der Faschistenorganisation Forza Nuova ist ein bekannter Anwalt, der auch für die Mafia arbeitet.
Glaubst Du das Land zu kennen, in dem Zitronen blühen? Wenn Du jetzt ins Grübeln gekommen bist, dann komm zur Antifa-Veranstaltung über die derzeitige Situation in Italien am 26. November um 20 Uhr in der KTS Freiburg, Baslerstraße 103.
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