In unserer Meldung „Alte neurechte Schule“ vom 15. April haben wir den rechtsradikalen Würzburger Wissenschaftler Benjamin Hasselhorn als ehemaliges AfD-Mitglied geoutet. Am 24. April regierte Hasselhorn mit dem Artikel „Wie ich eine Hexenjagd gegen mich erlebte“ in der Welt, worin er seine AfD-Mitgliedschaft von 2013 bis 2019 einräumte.
Am 30. April erschienen in der Frankfurter Allgemeine Zeitung die Artikel „Leutnant der stillen Reserve“ und „Keine Entlastung aus München“ als Replik. Am 9. Mai veröffentlichte der Spiegel den Artikel „Der Mann mit den vielen Namen“ zu Hasselhorns mannigfaltiger publizistischer Tätigkeit in diversen rechtsradikalen Postillen.
Doch der zweite neurechte Nazi, den der „Aufruf zur Unterstützung von Prof. Peter Hoeres und PD Dr. Dr. Benjamin Hasselhorn gegen die Rufmordkampagne an der Universität Würzburg“ adressiert, bleibt bisher etwas unterbelichtet: Peter Hoeres, geboren am 13. November 1971, Professor für Neueste Geschichte an der Universität Würzburg und Chef von Benjamin Hasselhorn.
Am 25. Mai 2019 referierte Peter Hoeres auf dem „Gothenhaus“ der „KDStV Gothia zu Würzburg“ im „Cartellverband“ zum Thema: „Ein Frieden, der kein Frieden war: 100 Jahre Versailler Vertrag.“ Im gleichen Jahr schrieb Hoeres einen Gastbeitrag für „Tichys Einblick“, dem rechtsradikalen Hetzblog von Roland Tichy: „Von der Idee, konservativ zu sein: Programmatik des Konservatismus erwünscht“. Hoeres beklagt darin unter anderem, dass nur AutorInnen in dem von Michael Kühnlein herausgegebenen Buch „konservativ?!“ Aufnahme fanden, die Linkspartei, Grüne, SPD oder CDU nahe stünden, nicht jedoch der AfD:
„Die einzige Partei, die sich offensiv zum Konservatismus bekennt, fand jedoch keinen Platz in diesem Buch. Den Oppositionsführer im Deutschen Bundestag qualifizierte auch sein weithin bekannter Essay ,Anleitung zum Konservativsein‘ nicht für die Erhellung der Frage, was konservativ sein könnte. Autoren wie Michael Klonovsky, Günter Maschke, Thorsten Hinz oder Karlheinz Weißmann und auch Klaus-Rüdiger Mai, die in den vergangenen Jahrzehnten nun einiges zum Thema publiziert haben, fanden ebenfalls keine Aufnahme.“
Klaus-Rüdiger Mai ist Stammautor bei „Tichys Einblick“. Thorsten Hinz, Karlheinz Weißmann und der mittlerweile tote Günter Maschke standen wie auch Peter Hoeres bereits 2011 auf einer geleakten Autorenliste der „Jungen Freiheit“. Als Hoeres 2019 Michael Klonovsky anpries, war dieser gerade persönlicher Referent von Alexander Gauland. Michael Klonovsky hielt am 3. Oktober 2022 eine Rede auf der „5. Germania-Schifffahrt“ der hessischen AfD:
„Politikwissenschaftlich formuliert ist das deutsche Volk ein Teil des deutschen Staatsvolkes. Das eine hat mit ethnisch-kultureller Identität zu tun, das andere mit Staatsrecht. Ein eingebürgerter Syrer ist rechtlich ein deutscher Staatsbürger, aber er wird durch den Pass nicht zu einem Deutschen im Sinne der kulturellen Identität, so wenig wie Anton Hofreiter, wenn er die angolanische Staatsbürgerschaft annähme und ein Baströckchen anzöge, sich in einen Bantu verwandelte.“
Im Januar 2022 veröffentlichte Heidi Goëss-Horten ein „Gutachten über den Vermögens- und Geschäftsaufbau von Helmut Horten im Kontext der ,Arisierung‘ in der Zeit des ,Dritten Reiches‘“ von „Prof. Dr. Peter Hoeres“. Goëss-Horten hatte das Vermögen ihres 1987 verstorbenen Ehemannes Helmut Horten geerbt, der wiederum durch die Übernahme von Firmen aus „jüdischem“ Besitz reich geworden war, ein typischer Profiteur des Nationalsozialismus. Hoeres lieferte ein Gefälligkeitsgutachten, das Der Standard als ein „erinnerungspolitisch problematisches Gutachten“ beschrieb:
Es „verfestigt sich der Eindruck, das Gutachten bekräftige das bisher kolportierte Wissen um Hortens Aktivitäten im Nationalsozialismus mehr, als es dem widerspräche: So werden auf mehr als 200 Seiten unterschiedliche ,Arisierungs‘-Vorgänge ebenso beschrieben wie die gewinnbringende Beteiligung an Rüstungsunternehmen inklusive Zwangsarbeiterbeschäftigung und die lukrative Beauftragung der Helmut Horten KG in der kriegswirtschaftlich reglementierten Zuteilung von Textilien. ,Geframt‘ ist die Darstellung aber von einem relativierenden Grundnarrativ.“
Am 20. November 2024 veröffentlichte Peter Hoeres einen Tweet, in dem er einen Satz aus einem Interview mit dem Historiker Andreas Rödder zitierte, in dem dieser sagte, „[w]as sich im Moment zwischen den USA, Budapest und Schnellroda aufbaut, muss man schon sehr ernst nehmen“. Hoeres kommentierte unverhohlen höhnisch: „Die USA sind die USA, Ungarn hat Budapest, wir haben #Schnellroda :)“.
Einen Monat zuvor, am 17. Oktober 2024, hielt Peter Hoeres einen Vortrag am Mathias Corvinus Collegium (MCC), Orbans Kaderschmiede. Bereits 2022 verteidigte Peter Hoeres in einem Podcast des MCC seine Unterschrift unter dem obskuren „Appell für freie Debattenräume“ gegen eine vermeintliche „Cancel Culture“. Gefragt nach seinen ersten Eindrücken von Ungarn antwortet Hoeres:
„Ich habe wirklich einen sehr, sehr angenehmen Eindruck [...] Ich habe insgesamt festgestellt, dass es hier ein großes Spektrum an Freiheit existiert, an unterschiedlichen Schattierungen auch. Dass manches anders ist als bei uns in Deutschland, aber das meiste eben tatsächlich besser.“
Peter Hoeres referierte auf dem „Theologisch-Philosophischen Sommerkurs“ vom 16. bis 19. August 2023 der Gustav-Siewert-Akademie in Höchenschwand im Schwarzwald. Der katholisch-reaktionären Gustav-Siewert-Akademie wurden 2013 die staatliche Anerkennung entzogen. Sie lehnt nicht nur den Protestantismus, sondern auch die Evolutionstheorie ab. Der Auftritt ist kein Zufall, denn Peter Hoeres ist der Sohn von Walter Hoeres, ebenfalls „Junge Freiheit“-Autor und Piusbruder.