Einen Tag vor seinem „Pfingstkongress“ wurde der „Coburger Convent“ sowohl in Coburg als auch bundesweit von der Presse angegriffen. Die Neue Presse Coburg hat am 5. Juni drei Texte zu unserem Communiqué „Coburgs korporierte Schüler“ veröffentlicht.
Mit dem Artikel „Schülerverbindungen in Coburg: Ein Netzwerk, das nicht nur Freunde hat“ stößt die Neue Presse eine Debatte über die von uns geforderte Abschaffung von Schülerverbindungen an. Die Zeitung stellt die Schülerverbindungen überhaupt erst einmal vor und das ist auch nötig. Selbst die Rektoren der Gymnasien, an denen die Verbindungen „keilen“, wussten bisher wenig von ihrem Treiben, aber distanzieren sich unisono davon. Die Coburger Zeitung stellt fest: „Die Netzwerke existieren, rekrutieren ihre neuen Mitglieder an den jeweiligen Gymnasien, schließen dabei Frauen als feste Mitglieder aus und haben unter anderem fragwürdige Gedenkfeiern im Schulhof des Albertinums abgehalten.“
Zu den Gedenksteinen der „Ernesto-Albertina“ schreibt die Neue Presse: „Bei dieser Verbindung hat die Antifa Freiburg tatsächlich einen wunden Punkt offen gelegt, wie nach den Recherchen unserer Redaktion deutlich wird. Im Communiqué ist von einem Totengedenken im Schulhof die Rede. Dort stehen zwei ,Ehrenmale‘, an denen nun nicht mehr nur die Antifa Anstoß nimmt: Auf dem kleineren stehen die Jahreszahlen der beiden Weltkriege und in Großbuchstaben ,FÜR UNS‘. Auf dem zweiten Grabstein sind Gefallene des ehemaligen Ernst-Alberts-Seminars eingemeißelt.
Besonders brisant ist der erste Name auf dem rechten Stein: Franz Heimberger, der im Jahr 1933 als überzeugter Nationalsozialist die ersten Bücherverbrennungen in Coburg veranlasste und das nationalsozialistische Bildungssystem einführte, das unter anderem jüdischen Schülerinnen und Schülern den Aufenthalt an Coburger Schulen untersagte.
Im Communiqué wird unter anderem aus der Totenrede der Ernesto-Albertina im Jahr 2011 zitiert: ,Wir stehen also hier, um uns der Juwelen zu erinnern, die uns durch den Tod genommen wurden, einst in Kriegswirren dahingerafft.‘ Die Antifa kritisiert: ,Hier wird der Täter, nicht der Opfer gedacht.‘“
Neu war uns, dass die Schülerverbindung ihre Gedenksteine mit umgezogen hat, wie der der Zweite Vorsitzende der „Ernesto-Albertina“ der Zeitung sagte: „Robert Gresser erklärt auf erneute Nachfrage unserer Redaktion, dass die Steine erst am Ernst-Albert-Lehrerseminar am Glockenberg standen. Auf Wunsch Ernesto-Albertina in Zusammenarbeit mit der Schulleitung seien die Steine schließlich 1959 an ihren jetzigen Standort gestellt worden als Eigentum der Stadt Coburg.“
Das Fazit des Artikels: „Justiziabel ist das alles nicht, was die Antifa über die Schülerverbindungen herausgefunden hat. Doch die Recherche zeigt zumindest deutlich, dass der Einflussbereich von Verbindungsmitgliedern in Coburg enorm zu sein scheint – von der Kommunalpolitik bis in die Wirtschaft.“
In ihrem vernichtenden Kommentar schreibt die „Neue Presse“: „Verbindungen sind Zwangsehen. Klüngelclubs und Vitamin-B-Vereine, die ganz obendrein noch einer Zeit hinterher eifern, die nicht mehr zurückkommen wird. Notfalls muss man sich die neue Realität eben schönsaufen, sagen sich die Fuxen, Burschen und Alte Herren. Nicht jeder in einer Coburger Verbindung muss ein Ewiggestriger sein. Aber die Veranlagung der Eliteclubs an sich, wird es immer bleiben.“
Das Fazit des Kommentars: „Die Verbindungen können sich endlich abschaffen. Das sollte das nächste große, ehrenhafte Ziel sein, das die Mitglieder verfolgen – dann bleibt auch mehr Zeit für den Sportverein oder den Sozialverband. Die Musealität alter, weißer Männerclubs, die auf sich selbst anstoßen, braucht in Coburg niemand mehr.“
Die Neue Presse hat zudem ein Interview mit der Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) zu den Coburger Schülerverbindungen veröffentlicht. Der Inhalt des Interviews hat den Verband so empört, dass er eine eigene Pressemitteilung veröffentlicht hat. Darin wird der reaktionäre Einfluss von Schülerverbindungen kritisiert:
„Wir lehnen grundsätzlich jede Form von elitären Haltungen, von Geschlechterausschluss, von politisch aufgeladener Symbolik, aber natürlich auch von demokratiefeindlichen Einflüssen aufs schulische Umfeld ab. Unsere Schulkultur soll von Vielfalt, Toleranz und demokratischen Werten geprägt sein. [...]
Der BLLV lehnt die Geschlechterexklusivität in Verbindungen entschieden ab. Ein solches exklusives Vorgehen steht im klaren Widerspruch zu unserem inklusiven Verständnis von Schule, in der Gleichberechtigung und Vielfalt zentrale Werte sind.“
Zeitgleich berichtete die taz über das Communiqué „Tradition in Waffen“: „So hat der zweite Bürgermeister der Stadt Coburg, Hans-Herbert Hartan, CSU, keine Berührungsängste mit dem Verband. 2026 strebt Hartan das Amt des Oberbürgermeisters an. Vor knapp zwei Jahren reiste er eigens in den Norden, um vor der Landsmannschaft Mecklenburgia-Rostock Hamburg zu sprechen. Auf dem „153. Stiftungsfest“ begrüßte die Mecklenburgia Hartan als ,Festredner‘. Das Publikum lauschte „aufmerksam seinen persönlichen Ausführungen“, schrieb die Landsmannschaft neben einem Bild mit ihm bei Instagram.
Schon in den 1990er Jahren warnte in einem internen Bericht der Hamburger Verfassungsschutz, dass die Landsmannschaft „als zumindest rechtsextremistisch beeinflusst“ einzuordnen sei. Für Hartan und andere Redner des Abends offenbar kein Problem. Letzter Stargast beim Ernst-Jünger-Abend war der Zeit- und Welt-Kolumnist Harald Martenstein.“
Auch der Finanzbetrüger des Convents meldet sich zu Wort: „Zu den Parteizugehörigkeiten seiner Mitglieder kann CC-Pressesprecher Vaupel nichts sagen. Denn diese würden ,weder abgefragt‘, noch seien sie ,ein Kriterium‘, antwortet er. Daran ändert offenbar auch die Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz nichts. Eine Diskussion darüber werde nicht geführt, so der Pressesprecher. Er versicherte jedoch, dass jeder Einzelne ,für die freiheitlich-demokratische Grundordnung‘ einstehen würde. Die AAF, die seit Jahren zum Coburger Convent recherchiert, sieht in dem Statement eine Selbstschutzbehauptung.“
Zeitgleich veröffentlichte die Tagesschau eine Recherche zu den Verstrickungen von AfD und CC. Unter der Zwischenüberschrift „Mitgliedsdaten ausgewertet“ erklärt die Tagesschau in den letzten Tagen im Verband zu spürende Unruhe: „Dabei scheint es zahlreiche Mitglieder des ,Coburger Convent‘ zu geben, die offen für die AfD eintreten. Report Mainz wurde eine Liste mit Daten von mehreren tausend ,Alten Herren im Coburger Convent‘ zugespielt. Das Politikmagazin hat diese mit Mitgliedsdaten und Kandidatenlisten der AfD verglichen und bei mehreren Dutzend Personen Übereinstimmungen gefunden. Unter ihnen sind Kommunalpolitiker, aber auch ein Landtagsabgeordneter und zwei Bundestagsabgeordnete.
Die tatsächliche Zahl von AfD-Mitgliedern im „Coburger Convent“ dürfte noch höher sein. Denn die AfD-Mitgliedsdaten, die die Reporter zur Auswertung herangezogen haben, sind einige Jahre alt. Inzwischen hat die AfD Tausende Mitglieder hinzugewonnen.
Um die Informationen zu prüfen, hat Report Mainz alle betreffenden Personen kontaktiert. Einige geben an, die Partei inzwischen verlassen zu haben, andere bestätigen die Recherchen. Der Großteil aber ließ die Fragen unbeantwortet, auch auf telefonische Nachfrage hin. Einzelne der Personen reagierten aufgebracht: Die Mitgliedschaft sei ,Teil des Privatlebens‘, hieß es beispielsweise.“
Besonders macht den CC, dass dort neben AfD- auch CDU-Politiker wie Günther Oettinger Mitglied sind:
„Zu personellen Überschneidungen zwischen AfD und ,Coburger Convent‘ sagte Oettinger, ,er habe dazu keine Meinung‘. Man müsse sehen, dass es in der AfD mit Sicherheit noch immer Mitglieder gebe, die nicht wegen Höcke in die Partei eingetreten und auch nicht verfassungsfeindlich seien. ,Ich kann nur raten, gelassen zu bleiben‘, so Oettinger.
Die Gießener Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth, die seit Jahrzehnten zu Studentenverbindungen forscht, kritisiert diese Haltung. Gerade Studentenverbindungen hätten eine Verantwortung, da sie auch heute noch in die Gesellschaft hineinwirkten. ,Sie agieren ja in der Öffentlichkeit und richten sich gezielt an Studenten, die sich Netzwerke und bessere Chancen im Berufsleben erhoffen‘, so Kurth. ,Das ist keine Privatsache.‘
Gerade weil der ,Coburger Convent‘ zu den größeren Verbänden gehöre und breit im konservativen Milieu verankert sei, erwarte sie hier eine klare Positionierung gegenüber der AfD. Andernfalls fürchte sie eine Normalisierung der Partei und derer Positionen. ,In den Verbindungen entstehen ja Bekanntschaften und Freundschaften auf Lebenszeit‘, so Kurth. Manche Studentenverbindungen könnten damit eine Art Scharnierfunktion zwischen AfD und konservativen Kräften spielen. ,Ich sehe die Gefahr, dass Teile des konservativen Lagers durch solche Entwicklungen weiter erodieren und nach rechts rücken.‘
Dass der ,Coburger Convent‘ am Wochenende über seinen Umgang mit der AfD diskutiert, scheint unwahrscheinlich. Die ,Autonome Antifa Freiburg‘ ist offensichtlich in Besitz der als ,vertraulich‘ gekennzeichneten Tagungsunterlagen gekommen und hat diese auf ihrer Website veröffentlicht.“