Die Nazidruckerei „Lithographix“ in der Raiffeisenstraße 13 in Ulm-Wiblingen ist ein Knotenpunkt der rechtsradikalen Infrastruktur in Baden-Württemberg. Im Internet firmiert „Lithographix“ seit November 2010 unter dem Namen „Druckshop Ulm“ und versucht dadurch ein regionales, preiswertes und seriöses Image aufzubauen. Neben Offsetdruck wirbt „Lithographix“ auch mit Satz, Layout, Bildbearbeitung und Grafikdesign bei „höchstmöglicher Qualität und absoluter Termingenauigkeit“. Doch die Hochglanz-Werbung der Firma kann nicht darüber hinwegtäuschen: „Lithographix“ ist ein Unternehmen von Nazis für Nazis.
Eigentümer der Ulmer Nazidruckerei ist Bernd Christoph, der schon Anfang der 1990er Jahre als Herausgeber des Nazifanzines „Stolz und Troie“ auffiel und bis heute Kontakte in die militante Naziszene pflegt. Angestellt bei „Lithographix“ ist der gelernte Drucker Lars Gold. Am 26. Juni 2010 wurde Lars Gold im Rems-Murr-Kreis auf dem 38. Bundeskongress der „Jungen Nationaldemokraten“ (JN), der Jugendorganisation der NPD, in der Gaststätte Schwäbischer Hof in Korb zu einem von drei stellvertretenden JN-Bundesvorsitzenden gewählt. Von Ende 2006 bis Ende 2010 war Lars Gold zudem Landesvorsitzender der JN Baden-Württemberg. Sein Vorgänger als JN-Landesvorsitzender war Alexander Neidlein, der heute stellvertretender Landesvorsitzender der NPD Baden-Württemberg ist. Neidlein gibt zusammen mit dem Programmierer der bundesweit eingesetzten NPD-eigenen Mitglieder- und Finanzverwaltungs-Software ORGSYS und Böblinger Kreisrat Janus Nowak regelmäßig Bestellungen des NPD-Landesverbands bei der Nazidruckerei „Lithographix“ in Auftrag. Golds Nachfolger als baden-württembergischer JN-Landesvorsitzender ist seit Januar 2011 Sascha Schüler, der auch an NPD-Landesvorstandssitzungen teilnimmt und kürzlich zum dritten Mal Vater wurde. Sascha Jörg Schüler von der „Abteilung Kultur und Brauchtum“ der JN war maßgeblich in die Organisation des Naziaufmarschs am 1. Mai 2011 in Heilbronn involviert und pflegt Kontakt zum Weiler Bombenbauer Thomas Baumann.
Thomas Baumann, der im Herbst 2009 knapp zwei Monate in Untersuchungshaft saß, arbeitete 2010 ebenfalls bei „Lithographix“ in Ulm. Im Verfahren gegen Thomas Horst Baumann wegen Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens wurde von der Staatsanwaltschaft Lörrach erst im Oktober 2010, über ein Jahr nach dem vereitelten Sprengstoffanschlag, Anklage erhoben. Vom Landgericht Freiburg wurde die Anklage im April 2011 zurückgewiesen, wogegen die Staatsanwaltschaft Lörrach jedoch noch im April Rechtsmittel eingelegt hat. Thomas Baumann wohnt nach seinem Wegzug aus Weil am Rhein mittlerweile in der Hauptstraße 44 in 89171 Illerkirchberg bei Ulm. Er arbeitet seit dem 1. Oktober 2010 als Altenpflegehelfer im Haus Konrad in der Hauptstraße 130 in Senden und versucht über ein Fernstudium bei „ILS - Institut für Lernsysteme“ in Hamburg seinen Realschulabschluss nachzuholen. Baumann ist weiterhin in der JN aktiv und verfasste für deren „Nationalen Bildungskreis“ pathetische Schulungstexte. Seine Kontaktperson dafür war der „Stützpunktleiter“ der JN Bodensee Patrick Zwerger, der auch die bundesweite Website der JN betreut.
Aufgrund der personellen Überschneidungen und persönlichen Beziehungen ist es daher wenig verwunderlich, dass „Lithographix“ besonders viele Aufträge von der NPD erhält. Der Landesverband Baden-Württemberg lässt mit Aufklebern, Flyern, Flugblättern und Wahlkampfmaterialien seine Nazipropaganda bei „Lithographix“ drucken. Aber auch weitere NPD-Verbände wie der NPD-Landesverband Sachsen-Anhalt, die NPD-Fraktion Harz, die NPD Stuttgart sowie der Deutsche-Stimme-Verlag der NPD in Riesa haben in den letzten Monaten für teils hohe Summen dort bestellt. Zu den KundInnen des Unternehmens gehören auch Nazikameradschaften, „Autonome Nationalisten“, Nazimusiker wie „Fylgien“ und „Moshpit“, Naziversände und Nazianwälte wie Steffen Hammer, der mittlerweile neben seiner Kanzlei in Reutlingen auch eine Gemeinschaftskanzlei mit den NazianwältInnen Alexander Heinig, Klaus Harsch und Nicole Schneiders in Stuttgart betreibt. Die Druckerei wirbt auf lithographix.de sogar offen mit rechtsradikalen Layout-Beispielen.
Kundschaft findet „Lithographix“ dadurch, dass Nazis die Druckerei in ihren Kreisen unter der Hand weiterempfehlen oder sogar öffentlich bewerben. Der Ludwigshafener Hammerskin Malte Redeker, Inhaber des Nazimusiklabels „Gjallarhorn Klangschmiede“, bürgt unter seinem Pseudonym „Westmark“ im Thread „Neue nationale Druckerei im Netz!“ im Naziforum thiazi.net für „Lithographix“: „Sehr zuverlässige Leute, seit Jahren in der Bewegung aktiv. Absolut unterstützenswert!“ Ein anderes Publikum versucht die Druckerei durch das Schalten von Werbebanner auf rassistischen Websites wie pro-sarrazin.net und pi-news.net anzusprechen. Zusätzlich versuchen Bernd Christoph und Lars Gold durch Bannertausch mit regionalen Plattformen als „Druckshop Ulm“ Präsenz zu zeigen. Bisher sorgen nichtsahnende „Lithographix“-KundInnen durch ihre Aufträge an die Nazidruckerei für eine Querfinanzierung der Naziszene. Überzeugte Nazis werden auch weiterhin bei „Lithographix“ drucken lassen, aber ohne Aufträge von außerhalb der Szene wird es die Nazidruckerei in Zukunft schwer haben.
Die Infrastruktur der Nazis lahmlegen!
Autonome Antifa Freiburg
taz-Artikel und Communiqué auf Indymedia linksunten