Am 9. Dezember erschien in der Badischen Zeitung ein burschenfreundlicher Artikel über eine bereits am Tag zuvor thematisierte verbindungskritische Veranstaltung des u-asta am 23. November 2011. In diesem Artikel wurde ausführlich der Vorsitzende des „Altherrenverbandes“ der Freiburger Burschenschaft „Saxo-Silesia“, Jörg Haverkamp, zitiert. Jörg Haverkamp, Darriwald 12, 79108 Freiburg, durfte sich darin über eine angebliche Diskriminierung durch seinen Ausschluss von der Veranstaltung beschweren. Und er durfte fordern, das Rektorat möge dem u-asta keine Räume mehr zur Verfügung stellen. Dabei erwähnte die Badische Zeitung mit keinem Wort, dass Haverkamp und seine Burschenschaft äußerst rechte Politik betreiben.
Die „Saxo-Silesia“ ist Mitglied des Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“, der in der letzten Zeit durch rassistische und neonazistische Ausfälle überregional für Schlagzeilen sorgte. Nicht jedoch in der Badischen Zeitung. Im einzigen Artikel zur skandalösen DB-Politik rund um den geforderten „Ariernachweis“ kamen die beiden Freiburger DB-Burschenschaften „Saxo-Silesia“ und „Teutonia“ am 1. Juli selbst zu Wort. Diese laut BZ „vernünftigen Kräfte“ verloren natürlich kein Wort zu den jährlichen Hitlergrüßen und Naziliedern beim „Burschentag“ in Eisenach und ihren Verwicklungen in die Naziszene. Stattdessen wurde Haverkamp eine Plattform für seine reaktionäre Burschenpropaganda geboten.
Die Möglichkeit der öffentlichen Selbstdarstellung, welche die Badische Zeitung dem rechtesten Rand der Freiburger Verbindungsszene geboten hat, stellte Haverkamp seinerseits der NPD zur Verfügung. In der Ausgabe 4/2009 der DB-eigenen Propagandazeitschrift „Burschenschaftliche Blätter“ führte er ein ausführliches Interview mit dem sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Arne Schimmer. Damit wurde die NPD innerhalb der „Deutschen Burschenschaft“ hoffähig gemacht. Die NPD bedankte sich anschließend für das „höchst lesenswerte Pressegespräch“, das „jeder in der Öffentlichkeit stehende Aktivist gelesen und verinnerlicht haben“ sollte. Herausgeber der „Burschenschaftlichen Blätter“ ist übrigens Norbert Weidner, Mitglied der 1994 verbotenen faschistischen „Wiking-Jugend“ und Nazi-Funktionär der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP), welche 1995 verboten wurde.
Auch die Freiburger „Burschenschaft Teutonia“ hat keine Berührungsängste mit der organisierten Naziszene. Ihr „Alter Herr“ Klaus Harsch aus Rastatt versuchte das 2008 durch antifaschistischen Widerstand verhinderte Nazizentrum Karlsruhe-Durlach sowie diverse Naziaufmärsche durchzusetzen. Das CDU-Mitglied Harsch arbeitete bis vor wenigen Tagen in der Gemeinschaftskanzlei H3 mit Steffen Hammer, Alexander Heinig und Nicole Schneiders. Aufgrund des medialen Drucks im Zusammenhang mit Schneiders Mandat zur Verteidigung des mutmaßlichen Naziterroristen Ralf Wohlleben und Hammers musikalischer Untermalung der Terrorvideos der Zwickauer Nazizelle verließ Harsch die Gemeinschaftskanzlei und warf Heinig aus seiner Rastatter Kanzlei. Sowohl die Kanzlei „Harsch & Kollegen“ in Rastatt als auch die Kanzlei „H3“ in Stuttgart sind lokale Vertretungen des „Deutschen Rechtsbüros“, der Organisation deutscher NazianwältInnen.
Steffen Hammer aus Reutlingen war über 20 Jahre lang Sänger und Kopf der 2010 aufgelösten Naziband „Noie Werte“. Alexander Heinig aus Stuttgart war Sänger und Bassist der „Blood & Honour“-Band „Ultima Ratio“. Sowohl Hammer als auch Heinig sind in der militanten Naziszene aktiv und feierten dieses Jahr beide ihre 40. Geburtstage im Kreise ihrer Kameraden. Nicole Schneiders, damals noch Nicole Schäfer, war unter Ralf Wohlleben stellvertretende NPD-Vorsitzende von Jena und dort nachweislich bis mindestens 2002 NPD-Mitglied — also noch zu der Zeit, als ihr jetziger Mandant Ralf Wohlleben den Terrornazis eine Waffe und Munition beschafft haben soll. Zwischen 2004 und 2005 gab sie unter dem Namen „Nicole“ im faschistischen „Rhein-Neckar-Forum“ rechtliche Hinweise und empfahl die Kanzlei Harsch an organisierte Nazis. Über ihren „sehr guten freund und kamerad“ Martin Schild schrieb sie: „er [...] wurde letzet woche vom gundesgerichtshof in der ‚ruhm und ehre‘ sache freigesprochen. also auch politisch ein brauchbarer mann.“
Alle vier AnwältInnen vertreten regelmäßig Nazis vor Gericht, wenn auch nicht immer in so spektakulären Fällen wie der gescheiterten Wiederzulassung der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ oder der Durchsetzung der Naziparole „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“. Alexander Heinig verteidigte beispielsweise den mittlerweile nicht mehr in Freiburg wohnenden Nazi Jonathan Stumpf. Nicole Schneiders, Karlsruherstraße 58, 76461 Muggensturm, die immer noch in Harschs Kanzlei arbeitet, ist die Anwältin des Nazipropagandisten Wolfgang Grunwald und des NPD-Landtagskandidaten und versuchten Nazimörders Florian Stech, Wörtelweg 16, 77963 Schwanau. Harsch verteidigte den Nazischlägers Romain Saint-Luc, der mittlerweile Mitglied des Landesvorstands der saarländischen NPD ist.
Korporationen, die stolz auf Mitglieder wie Haverkamp und Harsch sind und als elitäre Männerbünde soziale Ungleichheit, Sexismus und völkischen Nationalismus verfechten, dürfen weder bei kritischen Veranstaltungen noch in der Presse, wie es von der Freiburger Juso-Hochschulgruppe gefordert wurde, als gleichberechtigte Gesprächspartner anerkannt werden. Wir fordern die Uni Freiburg auf, sich von Studentenverbindungen zu distanzieren und auf ihrer Website auch die restlichen 29 Links zu Studentenverbindungen zu löschen, um reaktionärem Gedankengut keinen weiteren Vorschub zu leisten.
Keine Verbindung ist akzeptabel!
Autonome Antifa Freiburg