Am Dienstag, den 6. September, organisieren wir im Vorfeld des Papst-Besuchs einen Vortrag mit dem Titel „Die Rechte Gottes: Über Rechtsklerikale und christliche Fundamentalisten“. Als Veranstaltungsort hatten wir das besetzte Haus in der Gartenstraße 19 in Freiburg gewählt. Die Stadtverwaltung hat jedoch die kirchenkritische Veranstaltung in der Gartenstraße verboten und angekündigt diese zu verhindern. Wir haben daraufhin den Veranstaltungsort in die Räumlichkeiten des u-asta in der Belfortstraße 24 verlegt, Beginn ist um 20 Uhr.
Die BesetzerInnen der Gartenstraße sind in letzter Zeit mit verstärkter Repression konfrontiert. Die Stadtverwaltung nutzt die Bürokratie als Waffe, um mit Verwaltungsverordnungen die Nutzung der Gartenstraße 19 nach und nach unmöglich zu machen. Am 27. August wurde sogar ein Straßenfest mit Hilfe der Polizei verhindert. Die Badische Zeitung unterstützt die Verwaltung in ihrer harten Haltung gegen einen der letzten verbliebenen Freiräume in der Freiburger Innenstadt. Auch durch ihre papstfreundliche Hofberichterstattung im Vorfeld des Papstbesuches am 24. und 25. September fiel die BZ unangenehm auf. Der verhasste Polizeichef Heiner Amann musste selbst angesichts des geplanten Einsatzes von 4.000 PolizistInnen keine kritische Nachfrage fürchten.
Doch nicht nur unsere kirchenkritische Infoveranstaltung will die Stadt von der Polizei verhindern lassen. Überregionalen Medien konnten wir entnehmen, dass jeglicher Protest gegen Papst, Kirche und Religion im Keim erstickt werden soll. Aber nach Marx ist „die Kritik der Religion die Voraussetzung aller Kritik“, weswegen der Papstbesuch eine gute Gelegenheit ist, unsere religionsfeindliche Überzeugung öffentlich zu artikulieren. Deshalb rufen auch wir zur unangemeldeten Demonstration des „What the Fuck“-Bündnisses am Vorabend des Papstbesuchs am 23. September um 18:30 Uhr am Siegesdenkmal auf.
Der Besuch von Joseph Aloisius Ratzinger stellt nicht nur wegen der erzreaktionären Positionen von „Benedikt XVI.“ eine Provokation dar. Neben seiner HJ-Vergangenheit und seiner Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung sind insbesondere seine 24 Jahre als Präfekt der berüchtigten Glaubenskongregation ein einziger Affront für jeden undogmatischen Menschen. Ratzingers Sexualmoral, seine Ablehnung von Homosexualität und seine patriachalen Geschlechterbilder sind diskriminierend bis lebensbedrohlich, seine Missachtung von Missbrauchsopfern arrogant, seine Reintegration von Holocaust-Leugnern antisemitisch und seine Abtreibungsgegnerschaft frauenfeindlich. Ratzingers Verteidigung des Genozids an den Indígenas im Rahmen der Missionierung Lateinamerikas ist schlicht skandalös.
Ein noch größeres Übel als der Unsympath Ratzinger ist die katholische Kirche als institutionalisierte Reaktion. Mit ihrem enormen Reichtum, dem über Jahrhunderte angeeigneten Besitztümern und den einverleibten Ländereien stellt diese Kirche eine der mächtigsten politischen Organisationen dar. Sie indoktriniert über den Religionsunterricht einen Großteil jeder Generation, kontrolliert weite Teile der sozialen Infrastruktur in ihrem Einflussbereich und wird dafür auch noch vom deutschen Staat durch die Eintreibung der Kirchensteuer unterstützt. Die angebliche Trennung von Staat und Religion ist eine einzige Farce.
2000 ans d’obscurantisme — pas de quoi jubiler !
Autonome Antifa Freiburg
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