Die NPD versucht seit Jahren in Freiburg Fuß zu fassen. Den „Kampf um die Straße“ verlor sie mit ihrem peinlichen Aufmarschversuch 2002. Im „Kampf um die Parlamente“ versagte die Nazipartei trotz ihres aggressiven Bundestagswahlkampfes 2005 und wegen ihres lächerlichen Landtagswahlkampfes 2006. Als Folge beschränkt sich die NPD in Freiburg auf den „Kampf um die Köpfe“, doch auch mit dieser Strategie werden die Nazis scheitern.
Die Freiburger NPD traf sich am Sonntag, den 18. März 2007 im Hinterzimmer des Gasthauses „Türmle“ in der Hinterkirchstraße 1 an der Zähringer Straße, zwischen den Tram-Haltestellen Hornus- und Tullastraße. Der Wirt der „gut bürgerlichen“ Kneipe hat offensichtlich keine Probleme damit, sein Lokal als Veranstaltungsort für Nazis zur Verfügung zu stellen und schätzt die braunen Gäste als Geldeinnahmequelle.
An diesem Tag hatte die NPD Jürgen Schwab ins Freiburger „Türmle“ eingeladen. Jürgen Schwab, Jahrgang 1967, war von 1985 bis 1990 Mitglied der Republikaner. Er studierte von 1991 bis 1995 Germanistik in Bamberg ist Mitglied der Burschenschaften „Thessalia zu Prag“, Bayreuth und der Burschenschaft „Germania“, Graz. 2000 trat er in die NPD ein und war Mitgründer der „Deutschen Akademie“, einem faschistischen Think Tank mit engen Verbindungen zur NPD-Hochschulorganisation NHB. Schwab wurde Mitarbeiter der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ und Leiter des Arbeitskreises „Volk und Staat“ beim NPD-Parteivorstand. 2004 kehrte er der Partei den Rücken, da sie ihm nicht mehr „nationalrevolutionär“ genug war.
Schwab schreibt für die Burschenzeitschrift „Aula“, die Nazizeitungen „Neue Ordnung“, „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“, „Nation & Europa“ und für die sächsische JN-Zeitschrift „Hier & Jetzt“ sowie für das Naziportal „Störtebeker-Netz“, wo er zuletzt in seiner Kolumne „Zur Judenfrage“ zynisch schrieb: „Es ist etwas völlig Normales, wenn deutsche Nationalisten spätestens seit 1945 einen antijudaistischen Reflex besitzen.“ Außerdem ist Jürgen Schwab Autor dutzender Nazibücher, von denen er in Freiburg „Die Westliche Wertegemeinschaft“ vorstellen sollte, in dem er einen revolutionären „Systemwechsel“ propagiert: „Die existentiellen Probleme vor allem der europäischen Völker sind nur noch mittels eines Ausstieges aus der ‚westlichen Zivilisation‘ zu lösen.“
Zu der Veranstaltung im „Türmle“ kamen 15 Nazis verschiedenen Alters und Geschlechts aus ganz Südbaden, zum Teil mit ihren Kindern. Unter den Gästen befand sich beispielsweise Christoph Bauer, Jahrgang 1967, der bei der Bundestagswahl 2005 für die NPD Waldshut kandidierte. Bauer war Leiter der Lörracher Ortsgruppe der Naziorganisation „Aktion Sauberes Deutschland“ (ASD) und wurde bereits 1995 wegen neonazistischer Betätigung verurteilt. Bis zu seiner Inhaftierung war er die Kontaktperson der Zeitschrift „Der Schulungsbrief“, dem zentralen Schulungsblatt der ASD für die „interne Schulung aktiver NS-Kämpfer“. Die Zeitschrift diente aber auch der Anti-Antifa-Arbeit, so wurden in der Ausgabe 5/94 „einige Adressen der Antifa veröffentlicht, und ihr wisst ja, wie damit zu verfahren ist“.
Mitte der 1990er Jahre wollte Christoph Bauer gemeinsam mit den Nazis Wolfgang Lutz und Ernst Tag eine „arische Kolonie“ in Südamerika gründen. Bauer wurde 2003 wegen Schmierestehens bei der Schändung des Jüdischen Friedhofs im pfälzischen Busenberg im Jahr 1994 zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Christoph Bauer studierte Politik, Geschichte und Germanistik in Freiburg.
Noch ist die Freiburger Naziszene im Vergleich zu anderen Städten klein, noch sind Nazis im Freiburger Stadtbild eine Seltenheit und faschistische Übergriffe die Ausnahme. Um diesen seltenen und komfortablen Zustand auch weiterhin zu sichern, bedarf es konsequenter antifaschistischer Gegenwehr und der Zerschlagung faschistischer Strukturen.
FaschistInnen angreifen!
Autonome Antifa Freiburg
Antifaschistische Aktion Freiburg
Es wurde ein Indyartikel mit Fotos und weitergehenden Informationen zu Nazistrukturen in Freiburg veröffentlicht und eine NPD-Reaktion gab es auch.