In der AfD spielen Korporierte und insbesondere Burschenschafter seit der Gründung der Partei Anfang 2013 eine prägende Rolle. Im Zuge der ersten Wahlerfolge gab es entsprechende Organisationsbestrebungen der Verbindungsszene innerhalb der AfD und bereits im Sommer 2015 gründeten Burschenschafter eine erste geheime Facebook-Gruppe mit dem Namen Korporierte in der AfD, die jedoch kurze Zeit später aus Angst vor Datenleaks und Verrat wieder geschlossen wurde. Im Mai 2017 starteten die Korporierten in der AfD einen weiteren Versuch, sich innerhalb der AfD zu organisieren. Federführend sind „Alte Herren“ der Deutschen Burschenschaft, aber es beteiligen sich Mitglieder aller Arten von Studentenverbindungen an den Korporierten in der AfD – von Corps bis zum Wingolf, von CVern bis Pennälern. Wir nennen zwar ohne Anspruch auf Vollständigkeit auch einige unserer Meinung nach wichtige Korporierte in der AfD, aber dieser Text handelt in erster Linie von denjenigen Korporierten, die sich an der Initiative Korporierte in der AfD beteiligen. Nach ihrem Initiator, dem Burschenschafter Christoph Birghan, wird sie von Spöttern auch „Birghan-Initiative“ genannt. Ziel der Initiative ist die Gründung eines AfD-nahen Akademikerverbandes in Deutschland. Nach ihrer wenig erfolgreichen virtuellen Vernetzung setzen die Korporierten dieses Mal auf reale Treffen und die Gründung eines Vereins. Sie nutzen für ihre Treffen die Infrastruktur der bundesdeutschen Parlamente, denn sie haben sich bereits im Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen versorgt.
Unsere Recherchen zur Geschichte, Struktur, Zusammensetzung und Intention der parteiinternen Gruppierung Korporierte in der AfD ließe sich auf verschiedenerlei Art darstellen. Wir hätten die Funktion der Korporierten innerhalb der Initiative Korporierte in der AfD selbst in den Fokus rücken können oder ihre örtliche oder regionale Herkunft. Auch ihre Funktion innerhalb der AfD, etwa ihre politischen Mandate oder ihre ehrenamtlichen Parteifunktionen oder bezahlten Stellen hätten sich angeboten, genauso wie ihr wirtschaftlicher Hintergrund. Die Korporierten in der AfD lassen sich auch gut in berufliche Kategorien aufteilen wie beispielweise selbstständige Unternehmer, Juristen und ehemals prekär Beschäftigte oder Arbeitslose, die jetzt bei der AfD angestellt sind und wegen ihres ersten richtigen Einkommens umso verbissener an ihren Pöstchen kleben. Auch der publizistische Hintergrund vieler Korporierter in der AfD als Autoren und Herausgeber verschiedener rechter und rechtsradikaler Publikationen könnte zur Klassifizierung dienen. Eine besonders wichtige Rolle spielt bei einer Partei natürlich die politische Ausrichtung, bei Korporierten in der AfD wären das zum Beispiel die Organisierung in der Identitären Bewegung, in völkischen Kreisen oder in christlich-fundamentalistischen Gruppierungen. Eine Einordnung wäre auch nach früheren Parteimitgliedschaften möglich, etwa in der Freiheit, bei den REPs oder der NPD, bei CDU, FDP oder SED. Wir aber haben uns für die dauerhafteste und am wenigsten zugängliche Struktur der Korporierten in der AfD entschieden: Die Mitgliedschaft in ihren Verbindungen, Kartellen und Dachverbänden. Auf dass nie wieder ein Globke Zufall mit CV schreiben kann.
Die Organisation und die Organisatoren
Wie in korporierten Kreisen üblich organisierten sich die Korporierten in der AfD von Beginn an als Geheimbund innerhalb der noch jungen Partei. Sie übertrugen ihr Conventsgeheimnis auf die zunächst fast ausschließlich virtuellen Treffen auf Facebook:
Die Gruppe dient dem Austausch zwischen Korporierten innerhalb der AfD jenseits von Verbindungs- und Verbandsgrenzen. Dies ist eine geheime Gruppe. Beiträge oder Diskussionen extern weiterzugeben ist im Sinne einer offenen Diskussion zwischen den Gruppenmitgliedern nicht erwünscht und führt zum Ausschluss. Bitte senden Sie nach dem Hinzufügen von neuen Mitgliedern eine Nachricht an den/die Administrator(en) mit Klarnamen, Bund und KV des neuen Mitglieds.
Zwar gab es anlässlich des AfD-Satzungsparteitags Anfang 2014 ein erstes reales Treffen auf dem Haus des VDSt Bremen, das aus den Reihen dieser Facebook-Gruppe initiiert worden war. Doch nachdem der befürchtete Datenleak auf der im August 2017 zensierten Internetseite linksunten.indydmedia.org Realität geworden war, wurde die erste Facebook-Gruppe geschlossen und die erste Initiative zur Organisierung der Korporierten in der AfD war gescheitert.
Im Mai 2017 begann der Deutsche Burschenschafter Christoph Birghan einen neuen Versuch die Korporierten in der AfD zu organisieren.
Im Frühjahr 2018, etwa ein Jahr nach den ersten Gründungsbestrebungen, verabredeten sich etwa drei Dutzend AfDler mit Verbindungshintergrund – größtenteils aus Burschenschaften – für ein erstes Treffen der Korporierten in der AfD. Insgesamt sollen bei der Initiative Korporierte in der AfD bereits um die hundert AfDler gelistet sein. Das erste Treffen fand am 21. April 2018 im größten deutschen Parlamentsgebäude statt, dem Jakob-Kaiser-Haus in der Dorotheenstraße in Berlin.
Sowohl in der Gesamtliste der Korporierten in der AfD als auch unter den Teilnehmern des Treffens in Berlin finden sich Funktionäre, Mandatsträger und Mitarbeiter der AfD, Wortführer in Social Media ebenso wie stille Organisatoren, die sich eher im Hintergrund halten.
Innerhalb der AfD gibt es bis auf die Junge Alternative keine parteiinternen Vereinigung mit anerkanntem Status. Zwar gibt es zahlreiche inoffizielle Vereinigungen, aber der Bundesvorstand positionierte sich bislang jeweils mehrheitlich gegen offizielle Anerkennungen. Auch gegen die „Birghan-Initiative“ gab es wegen der Etablierung von Parallelstrukturen innerhalb der Partei nicht wenige kritische Stimmen. Wohl auch deshalb setzten sich die 28 Teilnehmer des ersten Treffens des pseudo-elitären Männerbunds bei szeneüblichem Bierkonsum als Ziel „neben der weiteren Vernetzung von Korporierten in der AfD die Etablierung eines parteinahen Akademikerverbandes, der auch Nichtparteimitglieder und Nichtkorporierte umfassen soll“.
Die Räumlichkeiten für das Treffen am 21. April wurden von Steffen Kotré und dessen Mitarbeiter Benjamin Filter organisiert. Für jedes Bundesland wurden „Regionalbeauftragte“ eingesetzt, die weitere Interessenten werben sollen und als Ansprechpartner fungieren. Für Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist Frank Weber verantwortlich. Für Mecklenburg-Vorpommern Sandro Hersel, für Berlin und Brandenburg Ambros J. Tazreiter und für Nordrhein-Westfalen Jörg Schneider. In Hessen ist Rainer Hermes der Ansprechpartner, in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen Torben Braga. Für Baden-Württemberg wurde Armin Allmendinger als Ansprechpartner bestimmt und für Bayern – wenig überraschend – Christoph Birghan. Für Rheinland-Pfalz und Saarland soll Sebastian Noll einen Vertreter vorschlagen.
Da es für einen richtigen deutschen Verein eine Satzung braucht, hat ein „Vorbereitungssauschuss“ einen Satzungsentwurf erstellt. Diesem „Vorbereitungsausschuss“ gehören Armin Allmendinger, Christoph Birghan, Sebastian Noll, Bernd Pfaffinger, Tobias Teuscher und Roland Ulbrich an. Federführend ist Roland Ulbrich, der sich dabei an der Satzung des österreichischen Freiheitlichen Akademikerverbands orientieren sollte.
Die Präambel des Satzungsentwurf des vorläufig Akademikerverband (AV) genannten Zusammenschlusses orientiert sich stark am Grundsatzprogramm der AfD, fokussiert jedoch auf „Akademiker“:
Wir setzen uns mit ganzer Kraft dafür ein, unser Land im Geist von Freiheit und Demokratie grundlegend zu erneuern und eben diesen Prinzipien wieder Geltung zu verschaffen. Wir sind offen gegenüber der Welt, wollen aber Deutsche sein und bleiben. Wir wollen die Würde des Menschen, die Familie mit Kindern, unsere abendländische christliche Kultur, unsere Sprache und Tradition in einem friedlichen, demokratischen und souveränen Nationalstaat des deutschen Volkes dauerhaft erhalten.
Der Vereinszweck beinhaltet neben der Vernetzung und der „Wahrnehmung der Interessen der im Berufsleben stehenden Akademiker“ unter anderem
die Organisation und Durchführung von wissenschaftlichen, beruflichen und/oder politischen Veranstaltungen und die Verbreitung von Informationen und Stellungnahmen im Sinne der in der Präambel dargestellten Grundsätze des AV.
Das zweite Treffen, das als „Gründungstreffen“ beworben wird, soll am 28. Juli 2018 von 14 bis 18 Uhr in Erfurt stattfinden. Hier sollen der Name und die Satzung des Vereins beschlossen und die Vorstandsämter besetzt werden. Die Räumlichkeiten für das Treffen werden von Torben Braga organisiert – im Raum F101 des Thüringer Landtags.
Deutsche Burschenschaft
Nach der Niederlage des französischen Kaiserreichs unter Napoleon Bonaparte 1812 in Russland beteiligten sich deutschnationale Studenten an den „Befreiungskriegen“. Im „Allgemeinen Deutschen Kommersbuch“ finden sich die pathetischen Worten des 1813 mit 21 Jahren im Lützowschen Freikorps getöteten Studenten Theodor Körner vom „verlorenen Palladium“, einer Chiffre für die deutsche Einheit. Diese nationalistische Hoffnung wurde jedoch vom Wiener Kongress 1815 nicht erfüllt. Kurz vor dem Kongress gründete sich 1815 in Jena die erste Burschenschaft, deren Nachfolgebünde heute „Urburschenschaften” genannt werden.
Der 1815 gegründete Deutsche Bund restaurierte die alten, monarchistischen Herrschaftsverhältnisse. Auf den Karlsbader Ministerialkonferenzen 1819 wurden die Karlsbader Beschlüsse erlassen, durch die alle selbstverwalteten studentischen Zusammenschlüsse verboten wurden. Auslöser waren neben den antisemitischen Hep-Hep-Unruhen die Ermordung des russischen Generalkonsuls August von Kotzebue in Mannheim durch den Burschenschafter Karl Ludwig Sand. Die Karlsbader Beschlüsse wurden erst 1848 durch die Frankfurter Nationalversammlung wieder aufgehoben.
Der Bezug auf die Zeit des Vormärz ist wichtig in der Geschichtsschreibung vieler Korporationen. Insbesondere die Burschenschaften gerieren sich noch heute als Opfer der Metternichschen Repression. Dabei blenden sie ihre eigene Rolle als Täter in der Geschichte aus: Als Paramilitärs, Bücherverbrenner, Mörder, Antisemiten, Kolonialisten, Soldaten, Freikorpsstudenten und Nationalsozialisten.
Der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler war „Alter Herr“ der der heutigen Münchener Burschenschaft Franco-Bavaria. Nach dem antifaschistischen Attentat auf Reinhard Heydrich wurde Ernst Kaltenbrunner, „Alter Herr” der Burschenschaft Arminia Graz, Chef der Sicherheitspolizei und des SD sowie Leiter des Reichssicherheitshauptamtes. Der Leiter des Vernichtungslagers Treblinka war Irmfried Eberl, „Alter Herr“ der Burschenschaft Germania Innsbruck.
Der 1881 als Allgemeiner Deputierten-Convent gegründete und sich seit 1902 Deutsche Burschenschaft (DB) nennende Dachverband übergab 1935 in einem Festakt seine Fahnen an den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund: Burschenschaften waren eine wesentliche Stütze des Nationalsozialismus. Nach dem Ende der NS-Zeit wurden Burschenschaften von den alliierten Siegermächten verboten. Direkt nach der Aufhebung des Vereinsverbots gründete sich die Deutsche Burschenschaft 1950 in der BRD wieder, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied zur Zeit vor der deutschen Kapitulation: Die Bünde aus Österreich waren keine Mitglieder mehr.
Burschenschaftliche Gemeinschaft
In der Deutschen Burschenschaft wurde ab 2009 die Gründung einer elitären und rechtsradikalen Partei in Deutschland nach dem Vorbild der FPÖ diskutiert. Damals wurde eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des Wolfsburger Volkswagen-Funktionärs Rudolf Schwarz (Biername: „Ruzi“) von der Burschenschaft Tuiskonia Karlsruhe mit rund 60 Mitgliedern eingesetzt, um binnen drei Jahren ein „Strategieprogramm“ zu erarbeiten. Zwar war die Zusammensetzung der Arbeitsgruppe strömungsübergreifend, doch die Initiatoren kamen allesamt aus den Reihen eines 1961 gegründeten rechtsradikalen Kartells aus deutschen und österreichischen Burschenschaften, die für eine Wiederaufnahme der österreichischen Bünde in die DB eintraten: Die Burschenschaftliche Gemeinschaft.
Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) wurde sechs Jahre zuvor gegründet. Erster Vorsitzender war der ehemalige SS-Brigadeführer Anton Reinthaller, der noch am 11. März 1938 – dem Tag des „Anschlusses“ – zum Minister im Kabinett Seyß-Inquart ernannt wurde. Von Anfang an bildeten die deutschnationalen Burschenschaften den rechtsradikalen Flügel der FPÖ. Zwar gab es von Anfang an Flügelkämpfe, aber mit der Wahl Jörg Haiders zum Parteivorsitzenden 1986 und der darauf folgenden Aufkündigung der SPÖ-/FPÖ-Koalition durch Bundeskanzler Vranitzky hatten sich die deutschnationalen Korporationen in der Partei durchgesetzt. Alexandra Kurth und Bernd Weidinger schreiben 2017:
Im Unterschied zu Deutschland sind Burschenschafter in der österreichischen politischen Debatte dauerpräsent und prägewirksam. Diese ungleich höhere gesamtgesellschaftliche Relevanz verdanken sie fast ausschließlich ihrer engen personellen und inhaltlichen Verzahnung mit einer erfolgreichen Parlamentspartei: der bis heute programmatisch am Deutschnationalismus festhaltenden Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ).
Vorbild FPÖ: Partei der Deutschen Burschenschaft
Diese deutschnationalen Burschenschaften wollte die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) „heim ins Reich“ holen. Den „Wiederanschluss“ der österreichischen Bünde erreichte sie 1971 – zehn Jahre nach ihrer Gründung – mit dem „Historischen Kompromiss“. Die konservativen Bünde erhielten als Gegenleistung die Abschaffung des Prinzips der Pflichtmensur in der DB. Zwar mussten weiterhin alle DB-Burschen eine Fechtausbildung bis zur Mensurreife absolvieren, aber fortan war es den einzelnen Bünden freigestellt, ob sie von ihren Mitgliedern eine Bestimmungsmensur mit scharfen Waffen forderte, um in den Kreis der „Alten Herren“ aufgenommen zu werden. Die konservativen Bünde hatten Nachwuchssorgen und ein zersäbeltes Gesicht entsprach bereits Anfang der 1970er Jahren nicht mehr dem gängigen Schönheitsideal selbst der konservativen Jugend. Doch der „Kompromiss“ war teuer erkauft: strukturell, politisch und finanziell.
Die österreichischen Bünde waren zahlreich und klein. Der Delegiertenschlüssel beim jährlichen Burschentag bevorzugt kleine Bünde. Das führte zu einer zunehmenden Dominanz rechtsradikaler Kräfte in der DB und eine strukturelle Mehrheit in einer nicht allzu fernen Zukunft war denkbar. Die BG stellte auch regelmäßig die Machtfrage, indem sie bei jedem Burschentag einen Antrag auf Wiedereinführung der Pflichtmensur einreichte. Finanziell war der „Kompromiss“ ein Desaster für die konservativen Bünde. Denn die Summe, die jeder Bund pro Jahr als Mitgliedsbeitrag an die DB abführen muss, errechnet sich nach der Anzahl seiner Mitglieder und ist nicht proportional zum Stimmgewicht. Die konservativen Bünde subventionierten so zunehmend die rechtsradikalen Bünde und wurden zur gleichen Zeit für die Naziprovokationen aus den Reihen der BG in der Presse mitverantwortlich gemacht.
In der Folge kam es in den 1990er Jahren zur Abspaltung der Neuen Deutschen Burschenschaft (NDB) und in den 2000er Jahren zum Austritt der „Urburschenschaften“. Diese Abspaltungen waren zwar zahlenmäßig klein, aber sie verschärften doch den Flügelkampf um die politische Ausrichtung der DB. Zudem kratzte der Austritt der „Urburschenschaften“ aus Jena am Selbstverständnis vieler DB-Burschen. In den 2010er Jahren schließlich gründeten viele der kurz zuvor aus der DB ausgetretenen Bünde sowie einige bis dahin verbandsfreie Burschenschaften die Allgemeine Deutsche Burschenschaft (ADB).
Neben der Gründung einer Partei der Deutschen Burschenschaft in Deutschland hatte die Arbeitsgruppe „Strategieprogramm” der Deutschen Burschenschaft weitere Ziele. Nach außen wollte sich die DB innerhalb der Korporationsszene von den „zunehmend multikulturellen unpolitischen, traditionsritualisierenden Corps“ und den „ebenso multikulturellen und unpolitischen, zunehmend inhaltsleeren Landsmannschaften/Turnerschaften“ abgrenzen. Nach innen sollte die Arbeit am „Strategieprogramm“ vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Unzufriedenheit der konservativen Bünde einigend wirken.
Wenn alle untreu werden
Doch Rudolf Schwarz versuchte als Leiter der Arbeitsgruppe das zukünftige Parteiprogramm in eine explizit faschistische Richtung zu lenken. Bei der Vorstellung des Zwischenstands auf dem „Burschentag“ 2011 in Eisenach illustrierte er seine Rede mit einem Zweig, den er in die Höhe hielt und zerbrach: „Ein Einzelner bietet für unsere Feinde ein leichtes Ziel. Die Argumentation eines einigen Verbandes wird man jedoch nicht zerbrechen können!“ Letzteres demonstrierte er mit einem Zweigbündel, welches nicht zerbrochen werden könne. Damit benutzte Schwarz eine unmissverständliche Referenz zum „Fascis“, dem altrömischen Liktorenbündel, das von Mussolini als Symbol seiner faschistischen Bewegung auserkoren worden war.
Als Spiegel Online 2011 „Interne Papiere enthüllen Rechtsextremismus bei Burschenschaften“ titelte, war das „Strategieprogramm“ zu 2/3 abgeschlossen. Die folgende mediale Kampagne beschädigte den Ruf der Deutschen Burschenschaft nachhaltig und befeuerte die internen Flügelstreits. Zudem hatte Schwarz ein doppeltes Spiel gespielt und Ränke zum Nachteil des konservativen Flügels geschmiedet, was die konservativen Bünde aus der Zeitung erfuhren. Die DB-Initiative scheiterte und die gesellschaftlichen Vorzeichen für Korporierte änderten sich grundlegend. Eine Mitgliedschaft in der Deutschen Burschenschaft wurde plötzlich zum Problem: Arbeitgeber fürchteten um Aufträge, wenn sie Angestellte mit braunem DB-Stallgeruch beschäftigten. Für Politiker in Deutschland wurde eine DB-Mitgliedschaft zum Karrierehindernis.
Dutzende Burschenschaften traten daraufhin insbesondere zwischen 2012 und 2014 aus dem Dachverband Deutsche Burschenschaft aus, so dass die DB in drei Jahren um die Hälfte schrumpfte – sowohl an Mitgliedern als auch an Mitgliedsbünden. Zuletzt beschloss die Münchener Burschenschaft Sudetia am 2. Juni 2018 ihren DB-Austritt. Damit verbleiben nur noch 67 Bünde in der DB. Zeitgleich traten aus dutzenden Bünden hunderte „Alte Herren“ aus, weil sie die rechtsradikale Ausrichtung ihrer eigenen Bünde meist aus Angst vor Stigmatisierung und Jobverlust nicht länger mittragen wollten. Die BG wurde Opfer ihres Erfolgs und verlor immer weiter an Bedeutung, da die Naziideologie der BG mittlerweile Konsens in der „gesundgeschrumpften“ DB ist.
Doch dann wurde 2013 die Alternative für Deutschland gegründet und Korporierte aller Couleur witterten Morgenluft. Die AfD kann sowohl als Auffangbecken all jener gelten, die mit früheren rechtsradikalen Parteigründungen scheiterten, als auch als Fortführung dieser Bestrebungen. Interessanterweise nähern sich nun durch die Korporierten in der AfD einige Burschenschafter wieder einander an, die sich in den letzten Jahren über die Ausrichtung der DB und die daraus folgenden gesellschaftlichen Nachteile zerstritten hatten.
Berliner Burschenschaft Gothia
In Berlin gab es 2013 einen Präzedenzfall zu den Konsequenzen der Naziskandale in der Deutschen Burschenschaft. Michael Büge, CDU-Staatssekretär und „Alter Herr“ der Berliner Burschenschaft Gothia, wurde vom CDU-Senator für Gesundheit und Soziales Mario Czaja vor die Wahl gestellt: Entweder Austritt aus der Gothia oder Rücktritt als Staatssekretär. Büge blieb Mitglied der Burschenschaft, woraufhin Czaja ihn feuerte. Zwar ist Büge kein CDU-Mitglied mehr, aber auch kein AfD-Mitglied und deshalb auch nicht an den Korporierten in der AfD beteiligt. Stattdessen wurde Büge Wahlkampfmanager der AfD für den Bundestagswahlkampf 2017. Bei der Wahl erreichte die AfD 12,6% der Stimmen und zog mit 94 Abgeordneten in den Bundestag ein.
Anfang 2017 begann ein Bundesbruder von Büge in Korporiertenkreisen für einen Zusammenschluss von Korporierten in der AfD zu werben: Christoph Birghan. Er ist nicht nur „Alter Herr“ der Burschenschaft Gothia Berlin sondern auch der Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald sowie der Schülerverbindungen Iuvenis Gothia Berlin und Ernst-Moritz-Arndt Greifswald. Birghan lebt in der Von-Waldeck-Straße 10 im bayerischen Steinhöring und arbeitet als Patentanwalt in München. Er gehört dem AfD-Kreisverband Ebersberg an, ist seit Februar 2018 Sprecher des bayerischen „Landesfachausschuss 6“ für „Bildungs- und Wissenschaftspolitik, Kultur- und Medienpolitik“ der AfD und parteiintern entsprechend gut vernetzt. Birghan war in der Vergangenheit bei der rechtsradikalen Kleinstpartei Bund Freier Bürger aktiv, die – ähnlich wie die Kleinstpartei Die Freiheit – als Vorläuferpartei der AfD gilt. Der Bund Freier Bürger orientierte sich wiederum stark an der österreichischen FPÖ.
Da der Gothe Birghan treibende Kraft hinter den Organisierungsbestrebungen der Korporierten in der AfD ist, verwundert es nicht, dass eine besonders hohe Anzahl an AfD-Funktionären, die an der Initiative beteiligt sind, ebenfalls Mitglieder der Berliner Burschenschaft Gothia sind. Nikolaus Kramer vom AfD-Kreisverband Vorpommern-Greifswald, zudem Mitglied der Pennälerschaft Ernst-Moritz-Arndt, ist Landtagsabgeordneter der AfD in Mecklenburg-Vorpommern. Martin Kohler vom Kreisverband Potsdam ist kooptiertes Mitglied des Landesvorstands Brandenburg und stellvertretender Vorsitzender der Jungen Alternative Brandenburg. Bernd Pfaffinger, ebenfalls KV Potsdam, ist Fraktionsgeschäftsführer der AfD im brandenburgischen Landtag. Pfaffinger beteiligt sich am „Vorbereitungsausschuss“ der Korporierten in der AfD für das Treffen in Erfurt Ende Juli 2018, das als „Gründungstreffen“ für einen AfD-nahen Akademikerverband konzipiert ist. Benjamin „Ben“ Austin vom Bezirksverband Steglitz-Zehlendorf arbeitet für den Berliner AfD-Landtagsabgeordneten Hugh Bronson, ist Funktionär der Jungen Alternative Berlin und wohnt in der Droysenstraße 10 in Berlin. Jörg Sobolewski, der im Geschäftsjahr 2016 Sprecher der Deutschen Burschenschaft war, trägt ebenfalls das Band der Gothia. Sobolewski arbeitet für den AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Protschka, lebt in der Leonhardtstraße 18 in Berlin und gehört wie Austin dem AfD-Bezirksverband Steglitz-Zehlendorf an. Marcus Mackeldey von der Gothia Berlin gehört dem Bezirksverband Treptow-Köpenick an, soll allerdings inzwischen nach Nürnberg zu Lydia Freifrau von Stockmar-von-Wangenheim umgezogen sein. Joel Bußmann vom Bezirksverband Mitte ist Vorstandsmitglied der Jungen Alternative Berlin, arbeitet für den Bundestagsabgeordneten Frank Pasemann und wohnt in der Königstraße 3 in Berlin. Bei Frank Pasemann, der im Heideweg 10a in Magdeburg wohnt, arbeitet auch ein Burschenschafter, der bislang nicht an der Initiative der Korporierten in der AfD beteiligt ist: John Hoewer. Hoewer wohnt in der Behringstraße 2 in Magdeburg, ist Mitglied der Germania Köln, studierte in Bonn und besuchte gemeinsam mit Marcel Grauf die Faschisten von Casa Pound in Italien. Er nutzt auf Facebook das Pseudonym „Fritz Oberland“. Vor seinem Wechsel zu Pasemann arbeitete Hoewer für die AfD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt. Hoewers Bundesbruder bei der Germania, Klaus Esser, arbeitet als „Referent für Inneres, Medien, Infrastruktur, Sport und Netzpolitik“ für die AfD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag. Zuvor war er unter anderem für die CDU im Landtag NRW tätig.
Hamburger Burschenschaft Germania
In der Deutschen Burschenschaft gab es nie ein Fraktionierungsverbot und die Spaltung in konservative und rechtsradikale Bünde hat eine lange Tradition: ab 1825 in arminische und germanische, später in rote und weiße Burschenschaften. Einige Bünde sind in sich gespalten und es fällt oft nicht leicht, sie einer Strömung zuzuordnen. Nicht so beim Schwarz-Weiß-Roten Kartell, hier fällt die Charakterisierung leicht: germanisch, weiß, nationalsozialistisch. Es besteht aus der Hamburger Burschenschaft Germania, der Burschenschaft Germania Halle zu Mainz und der Burschenschaft Frankonia Erlangen.
Die Hamburger Burschenschaft Germania fiel 2017 durch ihre Wehrsportübungen mit der Identitären Bewegung auf und ist auch ansonsten als Nazibund bekannt. Sie unterhält ein Freundschaftsverhältnis mit der Burschenschaft Olympia Wien, die 1961 von den österreichischen Behörden aufgrund ihrer Beteiligung an separatistischen Bombenanschlägen in Südtirol aufgelöst und 1973 wiedergegründet wurde.
Von der Germania Hamburg ist der „Alte Herr” Detlef Huber an der Initiative der Korporierten in der AfD beteiligt. Huber ist Ex-Mitglied der Schill-Partei und trägt auch das Band der Burschenschaft Teutonia Freiburg. Er ist eines von etwa 50 Mitgliedern der Vereinigung von Vertriebenen, Aussiedlern und deutschen Minderheiten (VAdM) in der AfD und stellvertretender Kreissprecher des AfD-Kreisverbands Freiburg. Hubert lebt im Bussardweg 26 in Freiburg. Außerdem sind von der Germania Sascha Robert Stammann, Viktor Erdesz und Moritz Schellenberg an der Initiative beteiligt. Stammann ist neben der Germania auch Mitglied der Iuvenis Gothia Berlin und der Elektra Teplitz zu München, er gehört dem AfD-Kreisverband Stade an. Schellenberg lebte vor seinem Umzug nach Hamburg, wo er bei der Germania aktiv wurde und Jura studiert, in Berlin und galt in AfD- und JA-Kreisen als besonders umtriebig. Mittlerweile wohnt Schellenberg im Erdkampsweg 3 in Hamburg. Prominentester Germane der AfD-Korporierten-Initiative dürfte Jörg Schneider aus der Kurt-Schumacher-Straße 54 vom AfD-Kreisverband Gelsenkirchen sein. Schneider fungiert als Ansprechpartner der Initiative der Korporierten in der AfD für Nordrhein-Westfalen und ist Bundestagsabgeordneter der AfD. Vor seiner Parteikarriere bei der AfD war Schneider unter anderem Mitglied der rechtsradikalen und islamophoben Partei Die Freiheit.
Burschenschaft Germania Halle zu Mainz
In den Reihen der Germania Halle zu Mainz finden sich AfD-Parteifunktionäre, Abgeordnete und Mitarbeiter der AfD. Die Seilschaften scheinen hier gut zu funktionieren. Sebastian Noll ist an der Vorbereitung des Gründungstreffens des AfD-Akademikerverbands in Erfurt beteiligt. Er gehört dem AfD-Kreisverband Mainz an und arbeitet für die AfD-Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst. Neben der Burschenschaft Germania Halle zu Mainz ist Noll nach seinem berufsbedingten Umzug nach Berlin der Berliner Burschenschaft der Märker beigetreten. Auch sein Bundesbruder Mattis Mayer vom AfD-Kreisverband Mainz trägt zwei Bänder, neben der Germania Halle zu Mainz soll er auch Mitglied der Germania Hamburg sein. Der Burschenschafter der Germania Halle zu Mainz Sebastian Münzenmaier aus der Rubensallee 77 in Mainz ist AfD-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Mainzer AfD-Kreisverbands. Für ihn arbeiten die Burschenschafter Stefan Mörs und Jan-Hendrik Klaps von den Bonner Raczeks und Peer-Magnus Obieglo von der Rugia Greifswald. Münzenmaiers Bundesbruder Damian Lohr aus der Obergasse 2 in Kriegsfeld vom Kreisverband Donnersbergkreis ist Landtagsabgeordneter der AfD in Rheinland-Pfalz und Bundesvorsitzender der Jungen Alternative. Sowohl Münzenmaier als auch Lohr sollen vor ihrem Eintritt in die AfD Mitglieder der islamophoben Splitterpartei Die Freiheit gewesen sein. Fabian Schütz arbeitet für die rheinland-pfälzische AfD-Landtagsfraktion und ist stellvertretender Kreisvorsitzender seines Kreisverbands Südwestpfalz. Wolfgang Heß vom Kreisverband Mainz arbeitet für die AfD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt. Lothar Mehlhose ist stellvertretender Kreisvorsitzender des Kreisverbands Mainz und Nils Steinmetz vom Kreisverband Mainz sitzt im Vorstand der Jungen Alternative Rheinhessen.
Burschenschaft Frankonia Erlangen
Die Burschenschaft Frankonia Erlangen gilt als gut vernetzt in Nazikreisen und mit Tim Ballschuh ist ein Frankone auch an den Korporierten in der AfD beteiligt. Der frühere JN-Aktivist Ballschuh aus der Neuen Straße 6 gehört dem Kreisverband Magdeburg an, ist Beisitzer im Bundesvorstand der Jungen Alternative und verwaltet die interne Facebook-Gruppe der Jungen Alternative. Er ist Wahlkreismitarbeiter des AfD-Landtagsabgeordneten Frank Pasemann, für den auch die bereits genannten Burschenschafter John Hoewer und Joel Bußmann arbeiten. Neben der Frankonia Erlangen ist Ballschuh auch Mitglied der Thessalia Prag zu Bayreuth.
Burschenschaft Thessalia zu Prag in Bayreuth
Das Schwarz-Blaue Kartell besteht neben der Burschenschaft Thessalia zu Prag in Bayreuth aus der Grazer akademischen Burschenschaft Germania und der Wiener akademische Burschenschaft Moldavia. Von der Thessalia Prag zu Bayreuth ist neben dem weiter oben genannten Tim Ballschuh und dem inzwischen verstorbenen Matthias Schnieders auch Oliver Trapper an den Korporierten in der AfD beteiligt. Der Nationalsozialist Trapper wohnt in der Pestalozzistraße 7b in Untersteinach und war verantwortlich für die erste geheime Facebook-Gruppe Korporierte in der AfD. Trapper war auch bereits in die DB-Parteigründungsinitiative involviert und ist in Burschenschafterkreisen gut vernetzt. Trapper steht in Kontakt mit Marcel Grauf von der Marburger Burschenschaft Germania, der für die baden-württembergischen AfD-Landtagsabgeordneten Christina Baum und Heiner Merz arbeitet und wegen seiner nationalsozialistischen und faschistischen Gewaltfantasien in den Fokus der Öffentlichkeit geriet. Trapper schickte Grauf über seinen Facebook-Account mit dem Namen „Otto Viktor“ einen Wikipedia-Link zur Vernichtungsanstalt Hadamar:
Grauf schickt ein Grinsen zurück, „da denkt man sich ’is meine Gleichgültigkeit zu hart’ und dann kommst du daher und ich fühl mich direkt wieder wie ein Gutmensch :D“.
Oliver Trapper gehört dem AfD-Kreisverband Kulmbach-Lichtenfels an und soll Vorstandsmitglied des bayerischen Landesverbands der Patriotischen Plattform und Vorstandsmitglied der Jungen Alternative Bayern sein.
Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg
Harald Dresel vom AfD-Kreisverband Würzburg wuchs in Freiburg auf und pflegte schon in seiner Jugend Kontakt in die südbadische Naziszene. Am 1. Januar 2012 äußerte Harald Dresel gegenüber Max Höckendorff, einem südbadischen NPD- und JN-Funktionär seine Furcht vor einem Outing durch die Antifa:
kann passieren wenn ich bei euch mitmach das denen mein name in die hände fällt ?
Trotzdem traf sich Dresel mehrfach mit den örtlichen JN-Funktionären und klebte Nazi-Sticker in seinem damaligen Wohnort Kirchzarten. Inzwischen ist Dresel nach Würzburg umgezogen und wurde im Oktober 2017 zum Vorsitzenden des Kreisverbands Würzburg-Kitzingen der Jungen Alternative gewählt. Dresel trat erst im Dezember 2017 in die AfD ein – gemeinsam mit Leo Gronbach von der Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia. Harald Dresel ist Aktiver der Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg. Die Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg entstand im Jahr 2009 aus einer Fusion der Burschenschaft Libertas Würzburg und der für ihre rechtsradikalen Umtriebe bekannten Prager Burschenschaft Teutonia zu Regensburg. Die Prager Burschenschaft Teutonia bildet gemeinsam mit der Wiener Burschenschaft Albia und der Grazer Burschenschaft Arminia das „weiße“ Schwarz-Rot-Goldene Kartell. Im Zuge der Würzburg-Regensburg-Fusion wurde das Verbindungshaus in Regensburg verkauft und ein neues Haus in der Lortzingstraße 29 in Würzburg erworben. Als Aktiver wohnt Dresel auf dem Verbindungshaus. Auch Wilhelm Kropf trägt das Band der Burschenschaft Teutonia Prag zu Würzburg, wenn auch als Zweitband. Kropfs erster Bund ist die Marcho Teutonia Graz, er ist Mitglied des AfD-Kreisverbands Nürnberg-Nord.
Münchener Burschenschaft Cimbria
Matthias Reiter von der notorischen Münchener Burschenschaft Cimbria ist ebenfalls an der Initiative der Korporierten in der AfD beteiligt. Reiter kommt aus völkischen Kreisen, war bei der JLO involviert und fungierte in der Deutschen Burschenschaft als Kassenprüfer. Reiter lebt in der Sontraer Straße 33 im hessischen Cornberg, Ortsteil Rockensüß, und gehört dem AfD-Kreisverband Hersfeld-Rotenburg an. Bevor er in Hessen bei der AfD andockte, war Reiter im NPD-Kreisverband Hersfeld-Rotenburg aktiv. Der „Biername“ von Matthias Reiter ist „Steiner“, vermutlich in Anspielung auf den General der Waffen-SS Felix Steiner.
Von der Cimbria München findet sich noch ein weiterer „Alter Herr“ in den Reihen der Korporierten in der AfD: Frank „Franky“ Hansen, Laikier 3 in Langballig, seines Zeichens Fregattenkapitän und Kreisvorsitzender des AfD-Kreisverbands Flensburg-Schleswig. Hansen ist neben der Cimbria auch „Alter Herr“ der Gymnasialen Burschenschaft Virtus zu Kaltenkirchen und bei der Vereinigung Alter Burschenschafter Flensburg aktiv. Er war vor seinen Aktivitäten bei der AfD Mitglied der Kleinstparteien Bund Freier Bürger und Die Freiheit.
Münchener Burschenschaft Stauffia
Markus Walbrunn aus dem Kleiberweg 16 vom AfD-Kreisverband München Mitte-West ist „Alter Herr“ der Münchener Burschenschaft Stauffia.
Burschenschaft Danubia München
Wie das Schwarz-Weiß-Rote Kartell besteht auch das Ostdeutsche Kartell aus einigen der rechtesten DB-Burschenschaften: Der Burschenschaft Danubia München, der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn und der Wiener akademischen Burschenschaft Teutonia.
Von der Burschenschaft Danubia München ist unter anderem der völkische Nazi Sascha Jung bei den Korporierten in der AfD gelistet. Jung ist wie Steffen Kotré aus Berlin seit Jahren vor allem in völkischen rechtsradikalen Kreisen gut vernetzt. Der umtriebige rechtsradikale Anwalt, der inzwischen im Luckower Weg 15 in Vollrathsruhe in Mecklenburg-Vorpommern lebt und dem AfD-Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte angehört, organisierte beispielsweise diverse völkische Fahrten und Lager, unter anderem gemeinsam mit dem rechtsradikalen Jugendbund Sturmvogel. Auch Jan Krauter, Klaber 28, 18279 Langhagen, ist „Alter Herr“ der Danubia München, gehört zu den Korporierten in der AfD und ist als Handwerker Teil der völkischen Siedler-Bewegung in Mecklenburg. Dominik Lampersperger war zunächst bei der Münchener Burschenschaft Cimbria aktiv, wechselte dann allerdings zur Burschenschaft Danubia und war bis Sommer 2018 Sprecher der Aktivitas. Auch er ist an der Initiative zur Gründung eines Akademikerverbands beteiligt. Der Danubia mangelt es auch außerhalb der Akademikerverbands-Initiative nicht an rechtsradikalen AfD-Mitgliedern: Alexander Wolf ist Mitglied des Hamburger Bezirksverbands Eimsbüttel, stellvertretender Vorsitzender der AfD Hamburg und Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. Und Maik Hieke, Rechtsanwalt aus dem Seedorfer Weg 4c in Barum mit Kanzlei in Lüneburg, ist AfD-Abgeordneter im Uelzener Kreistag.
Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn
Wenn die Raczeks anklopfen, dann wird selbst die AfD hellhörig. So wäre etwa Andreas Schoemaker liebend gerne der AfD beigetreten, obwohl seine nationalsozialistische Ideologie von vielen Bundesbrüdern als inkompatibel mit der AfD angesehen wurde und er wegen seiner Beitrittsbemühungen sogar des Verrats an der Sache bezichtigt wurde. Ab 2014 bewarb Schoemaker die AfD in sozialen Netzwerken, im Jahr 2015 spendete er der Partei hundert Euro. Es muss ein herber Schlag für Schoemaker gewesen sein, als die AfD seinen Antrag auf Mitgliedschaft Anfang 2017 endgültig negativ beschied. Andreas Schoemaker betreibt mit seinem Bundesbruder Matthias Brauer als Hobby die Erstellung von faschistischen Memes. Die beiden sollen hunderte der international in rechtsradikalen Kreisen beliebten „Pepe der Frosch“-Bildchen erstellt und in Umlauf gebracht haben. Andreas Schoemaker arbeitet als Rechtsanwalt, seine Kanzlei befindet sich in der Bredeneyer Straße 79 in Essen.
Auch der Mitgliedsantrag von Matthias Brauer, neben den Bonner Raczeks auch Mitglied der Rugia Greifswald, wurde zuerst abgelehnt, später wurde er dann doch aufgenommen. Nach einiger Zeit in Mecklenburg-Vorpommern, wo er beim AfD-Kreisverband Vorpommern-Greifswald aktiv war, lebt Brauer inzwischen wieder in Bonn. Brauer arbeitete zunächst in der Greifswalder Kanzlei von Rechtsanwalt Komning und wechselte dann in dessen Kölner Zweigstelle, er wohnt im Bonner Talweg 83. Brauer zeigte zwar bereits um 2015 Interesse an den Korporierten in der AfD, ob er sich an der aktuellen Initiative beteiligt, ist noch unklar. Brauer ist auch Mitglied der rechtsradikalen Dresdensia Rugia Gießen. Sein dortiger Bundesbruder Karsten Sieling, der auch Mitglied der Dresdensia Rugia-Ausgründung Dresdensia Leipzig ist, arbeitet als Referent für die AfD-Fraktion Rheinland-Pfalz und wohnt in der Stahlbergstraße 33 in Mainz. Weitere AfDler und rechtsradikale Burschenschafter aus seinem engen Umfeld organisierten im März 2017 die Gründung einer rechtsradikalen Burschenschaft in Magdeburg.
In rechtsradikalen Burschenkreisen ist Brauer unter anderem für die von ihm geführte sogenannte „Arschlochliste“ bekannt. Von solchen „schwarzen Listen“ wusste schon Heinrich Heine zu berichten:
Im Bierkeller zu Göttingen mußte ich einst bewundern, mit welcher Gründlichkeit meine altdeutschen Freunde die Proskriptionslisten anfertigten für den Tag, wo sie zur Herrschaft gelangen würden. Wer nur im siebenten Glied von einem Franzosen, Juden oder Slaven abstammte, ward zum Exil verurteilt. Wer nur im mindesten etwas gegen Jahn oder überhaupt gegen altdeutsche Lächerlichkeiten geschrieben hatte, konnte sich auf den Tod gefaßt machen, und zwar auf den Tod durchs Beil, nicht durch die Guillotine
Auf Brauers Proskriptionsliste verfemter Burschenschafter stehen fast 400 Namen: Vom CDU-Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Uhl von der Münchener Burschenschaft Arminia-Rhenania bis zum SPD-Ortsvereinsmitglied Björn Loeser von der Burschenschaft Marchia Bonn, von Birghans Bundesbruder Büge bis zu Uhls Bundesbruder und FAZ-Redakteur Philip Plickert, von Aloyse Gombault von der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller und der Burschenschaft Alemannia Marburg bis zu Kai Ming Au von der Burschenschaft Hansea zu Mannheim.
An Au statuierten die Anhänger des „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriffs“ in der Deutschen Burschenschaft auf dem Burschentag 2011 ein Exempel, das unter dem Namen „Arierparagraph-Skandal“ bekannt wurde. Dabei ging es um die Auslegung von Artikel 9 der Verfassung der Deutschen Burschenschaft, wo der „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“ festgeschrieben ist:
Die Burschenschaft bekennt sich zum deutschen Vaterland als der geistig-kulturellen Heimat des deutschen Volkes. Unter dem Volk versteht sie die Gemeinschaft, die durch gleiches geschichtliches Schicksal, gleiche Kultur, verwandtes Brauchtum und gleiche Sprache verbunden ist.
Neben dem „Verbandsrat“ als Exekutive und dem „Burschentag“ als Legislative gibt es in der burschenschatlichen Parallelgesellschaft noch den „Rechtsausschuss” als höchstes Gremium der Judikative. Dieser „Rechtsausschuss“ bestimmte ausgerechnet am 9. November 2009 eine biologistische Neuinterpretation des „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriffs”:
Maßgeblich ist die Abstammung von Angehörigen des deutschen Volkes. Deutscher im Sinne der Grundsätze der Deutschen Burschenschaft ist daher nur derjenige Bewerber, dessen familiäre Wurzeln schwerpunktmäßig im deutschen Siedlungsgebiet in der Mitte Europas oder in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschlossenen deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa liegen. Dabei gehört zu den Wurzeln des deutschen Volkes auch der deutsche Volkszugehörige, der sich als Deutscher im Ausland ausschließlich zum deutschen Volkstum bekannt hat. Personen mit mehrheitlich außereuropäischen Vorfahren sind unter Hinweis auf die Abstammungsgemeinschaft eines Volkes dementsprechend keine Angehörigen des deutschen Volkes.
Daraufhin stellte die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn als Vorsitzende der Burschenschaftlichen Gemeinschaft auf dem Burschentag 2011 zwei Anträge: Der erste wollte eine Neuauslegung von Art. 9 Abs. 2 VerfDB verpflichtend machen:
Der Burschentag möge beschließen: Der Burschentag stellt fest, dass das in Artikel 9 Satz 2 der Verfassung der Deutschen Burschenschaft genannte Merkmal des gleichen gemeinsamen Schicksals eine deutsche Abstammung mit beinhaltet.
In der Begründung des Antrags heißt es unter anderem:
Der Abstammung kommt im Rahmen von Art. 9 VerfDB eine indizierende Hinweisfunktion zu, um die Zugehörigkeit eines Menschen zu einer bestimmten geschichtlichen Schicksalsgemeinschaft bejahen oder abweisen zu können. Beispielsweise weist eine nichteuropäische Gesichts- und Körpermorphologie auf die Zugehörigkeit zu einer außereuropäischen populationsgenetischen Gruppierung und damit auf eine nicht-deutsche Abstammung hin. Mangels deutscher Abstammung kann eine solche Person auch nicht der geschichtlichen Schicksalsgemeinschaft des deutschen Volkes angehören.
Als Konsequenz aus dem ersten Antrag forderten die Raczeks in ihrem zweiten Antrag auf dem Burschentag 2011 den Ausschluss der Burschenschaft Hansea Mannheim wegen der „Aufnahme eines chinesischstämmigen Mitglieds“ und fachten damit die Spaltung der Deutschen Burschenschaft an.
Einer der bekannteren AfD-Raczeks ist der rheinland-pfälzische Gymnasiallehrer und Landtagsabgeordnete Joachim Paul von den Raczeks. Joachim Paul gehört zum Kreisverband Koblenz der AfD, wohnt in der Mainzer Straße 84 in Koblenz, war am „Strategieprogramm“ der DB beteiligt und hat mehrere anti-linke Anfragen für die AfD gestellt. Vor dem Treffen des rechtsradikalen Flügels der AfD am thüringischen Kyffhäuserdenkmal im September 2017 wurde Paul von dem heutigen AfD-Bundestagsabgeordneten, Freiburger Staatsanwalt und „Alten Herrn“ der Turnerschaft Markomanno Albertia Freiburg und der Straßburger Turnerschaft Alsatia zu Frankfurt Thomas Seitz aus der Sofienstraße 10 in Lahr kontrahiert oder weniger verschleiernd: Zu einem verbotenen Duell mit scharfen Waffen aufgefordert. Auch Alexander Jungbluth ist Raczek und AfD-Mitglied, wohnt Im Gartenfeld 17 in Dolgesheim und gehört dem Kreisverband Mainz-Bingen an. Der Raczek Ralf Spitzl ist Vorstandsmitglied des AfD-Kreisverbands Rhein-Sieg und wohnt in der Langbaurghstraße 10 in Troisdorf. Olaf Beismann aus der Fürther Straße 19 in Erlangen vom Kreisverband Erlangen-Höchstadt trägt neben dem Band der Raczeks auch das der Germania Halle zu Mainz, ebenso wie sein Bundesbruder Ingmar Matthias Schneider vom Kreisverband Mainz. Schneider ist Mitarbeiter des Landtagsabgeordneten Joachim Paul, Vorsitzender der Jungen Alternative Mainz und Beisitzer im rheinland-pfälzischen Landesvorstand der Jungen Alternative. Auch Stefan Mörs vom Kreisverband Mainz trägt ein Doppelband, neben dem der Raczeks auch das der Kölner Burschenschaft Germania. Mörs ist Büroleiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Münzenmaier von der Germania Halle zu Mainz. Sein Bundesbruder, Jan-Hendrik Klaps aus der Binger Straße 91a Ingelheim vom Kreisverband Mainz-Bingen, arbeitet ebenfalls für Münzenmaier und gleichzeitig für den AfD-Bundestagsabgeordneten Peter Felser (Kreisverband Oberallgäu/Lindau/Kempten). Zu den Raczeks in der AfD gehört weiterhin Henning Kober aus dem Rodderweg 28 vom Kreisverband Köln.
Greifswalder Burschenschaft Rugia
Enrico Komning vom Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte, in dessen Kanzlei Matthias Brauer arbeitet, ist „Alter Herr“ der Greifswalder Burschenschaft Rugia und wohnt in der Rostocker Straße 16 in Neubrandenburg. Im Jahr 2016 wurde Komning für die AfD in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, im Jahr 2017 in den Bundestag gewählt. Komning war vor seiner AfD-Karriere Landesvorstandsmitglied der Schill-Partei. Martin Lenin Wladimir Schmidt von der Rugia Greifswald und der Berliner Burschenschaft der Märker arbeitet für die AfD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und wurde als Jugendschöffe in Schwerin vorgeschlagen. Peer-Magnus Obieglo von der Rugia Greifswald ist Mitarbeiter des AfD-Burschen Sebastian Münzenmaier und wohnt in der Soldmannstraße 19 in Greifswald.
Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald
Die Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald ist neben dem Doppelbandträger und Organisator des Akademikerverbands, Birghan, mit Thorben Vierkant vertreten. Vierkant gehört dem AfD-Kreisverband Halle-Saale an und war Mitbegründer der Initiative „Pro-Arndt-AG“ zur Beibehaltung des Namens der Greifswalder Uni, damals noch als CDU-Mitglied und RCDS-Funktionär.
Leipziger Burschenschaft Germania
Andreas Albrecht lebt in Großpösna, gehört dem Kreisverband Leipzig-Land an und ist Mitglied der Leipziger Burschenschaft Germania. Albrecht ist in diversen Facebook-Gruppen der Korporiertenszene aktiv und pflegt Verbindungen zur Burschenschaft Saxo-Silesia Freiburg.
Burschenschaft Arminia Leipzig
Aus Baden-Württemberg ist unter anderem Sven-Uwe Epple an der Initiative der Korporierten in der AfD beteiligt. Epple wohnt Am Sonnenhang 9 in Winnenden, ist stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Alternative Baden-Württemberg, Mitglied des Kreisvorstands der AfD Rems-Murr und soll Mitglied der Burschenschaft Arminia Leipzig sein.
Hannoversche Burschenschaft Ghibellinia-Leipzig
Rüdiger Imgart gehört dem Kreisverband Weilheim-Schongau an, wohnt in der Fischergasse 16 in Weilheim und ist Rechtsanwalt und „Alter Herr“ der Hannoversche Burschenschaft Ghibellinia-Leipzig.
Marburger Burschenschaft Germania
Torben Braga aus der Steigerstraße 7 in Erfurt ist Mitarbeiter der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, Pressesprecher des Thüringer Landesverbands, Beisitzer im Thüringer Landesvorstand und Mitglied des AfD-Kreisverbands Mittelthüringen. Braga ist stereotyper Burschenschafter, begann seine verbindungsstudentische Karriere bei der Jenaischen Burschenschaft Germania und ist „Alter Herr“ der Burschenschaft Germania Marburg. Der feiste Braga gilt in Burschenschafter- und AfD-Kreisen als fähiger Organisator. Im Geschäftsjahr 2015 war sein Bund, die Marburger Burschenschaft Germania, Vorsitzende der Deutschen Burschenschaft und Torben Braga Sprecher des gesamten Dachverbands. Braga fungiert für die Korporierten in der AfD als Ansprechpartner für die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen.
Ebenfalls an der Initiative Korporierte in der AfD beteiligt ist Robert Offermann von der Burschenschaft Germania Marburg. Offermann kann den völkischen Burschenschaftern zugerechnet werden und lebt im Ligusterweg 5 in Seevetal. Er gehört dementsprechend dem AfD-Kreisverband Harburg an.
Marburger Burschenschaft Rheinfranken
Auch Mitglieder der Marburger Burschenschaft Rheinfranken sind an der Initiative der Korporierten in der AfD beteiligt. Armin Allmendinger aus der Dalkingerstraße 76 in Ellwangen wurde in der Presse wiederholt als einer von vielen rechtsradikalen AfD-Mitarbeitern genannt. Vor seiner Tätigkeit für die AfD im Stuttgarter Landtag war Allmendinger eng mit der NPD Baden-Württemberg verbunden. Neben seinen Aktivitäten für diverse völkische und revisionistische Gruppierungen und die Identitäre Aktion verantwortete Allmendinger im Jahr 2015 gemeinsam mit den NPD-FunktionärInnen Marina Djonovic und Dominik Stürmer die rassistischen Mobilisierungen gegen Geflüchtete in Ellwangen. Allmendinger fungiert als „Regionalbeauftragter“ der Korporierten in der AfD für Baden-Württemberg, nahm am ersten Treffen der Initiative in Berlin teil und beteiligt sich aktiv an den Vorbereitungen für das Gründungstreffen in Erfurt.
Der AfDler Patrick Weiß von der Trierer Burschenschaft Germania und der Marburger Burschenschaft Rheinfranken arbeitet für den AfD-Landtagsabgeordneten Matthias Joa und gehört dem Vorstand seines AfD-Kreisverbands Germersheim an.
Burschenschaft Normannia-Nibelungen Bielefeld
Mit Dirk Taphorn ist ein „Alter Herr“ der Burschenschaft Normannia-Nibelungen Bielefeld an der Initiative beteiligt. Taphorn wohnt in der Chemnitzer Straße 115 in Dresden, gehört dem AfD-Kreisverband Dresden an und arbeitet als Referent für die AfD-Fraktion im Dresdner Stadtrat. Taphorn ist „Schriftleiter“ der „Burschenschaftlichen Blätter“, der Zeitschrift der Deutschen Burschenschaft.
Sein Vorgänger im Amt des „Schriftleiters“ der „Burschenschaftlichen Blätter“ war Michael Paulwitz von der Normannia Heidelberg. Paulwitz ist zwar kein AfD-Mitglied, gehört aber zum Pressestab der AfD-Bundestagsfraktion und wird immer wieder im Zusammenhang mit der AfD-Parteispendenaffäre genannt. Vor Paulwitz war Norbert Weidner, Raczek und V-Mann, für das Verbandsblatt verantwortlich.
Burschenschaft Tuiskonia Karlsruhe
Frank Weber vom AfD-Kreisverband Braunschweig lebt in der Kehrbeeke 6 und ist Mitglied der Burschenschaft Tuiskonia Karlsruhe. Weber ist Angehöriger des Rats der Stadt Braunschweig und stellvertretender Vorsitzender der AfD-Ratsfraktion. Weber ist als „Regionalbeauftragter“ der Korporierten in der AfD für Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein verantwortlich.
Burschenschaft Saxo-Silesia Freiburg
Die Burschenschaft Saxo-Silesia Freiburg ist eine von fünf Freiburger Burschenschaften. Zwar produzierten auch die Franconia und die Teutonia in den letzten Jahren Naziskandale, aber die meisten korporierten Freiburger Rechtsradikalen sind zweifelsohne Mitglieder der Saxo-Silesia. Sie ist auch die einzige Burschenschaft, die noch Mitglied im einschlägigen Dachverband Deutsche Burschenschaft ist und nicht nur das: Im Kalenderjahr 2019 übernimmt die Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia Freiburg den Vorsitz der Deutschen Burschenschaft.
Seit vielen Jahren gibt es antifaschistische Aktionen, Recherche und Berichterstattung über die Saxo-Silesia: Gegen ihre antisemitische Veranstaltung mit Jamal Karsli 2003 und ihre dreiste Propaganda 2011 bis hin zum verhinderten Burschenseminar 2013. Zur baden-württembergischen Landtagswahl 2016 veröffentlichten wir eine umfangreiche Recherche zu den burschenschaftlichen Naziumtrieben in der Saxo-Silesia: Hitlergrüße, Drogenexzesse und Nazimusik auf dem Lorettoberg, Gründung der lokalen Ortsgruppe der Jungen Alternative, Überschneidungen mit der Identitären Bewegung und insbesondere die erfolgreiche Keilarbeit von Dubravko Mandic unter Jungnazis.
Wenig verwunderlich ist Dubravko Mandic an der Initiative Korporierte in der AfD beteiligt. Der Faschist und „Alte Herr“ der Burschenschaft Saxo-Silesia Freiburg trat bereits keine zwei Monate nach Gründung der AfD im Frühjahr 2013 in die Partei ein und wurde später Mitglied der Patriotischen Plattform. Schon im Sommer 2013 wurde er ins Landesschiedsgericht der Partei in Baden-Württemberg gewählt. Im Jahr 2014 ließ er sich ins Bundesschiedsgericht der Jungen Alternative wählen und wurde Vorsitzender des JA-Bezirksverbands Südbaden. Da Mandic insgeheim um seinen bei Freund und Feind verrufenen unausstehlichen Charakter weiß und er zudem in seinem Beruf als Rechtsanwalt als Versager gilt, sah er von vorschnellen Kandidaturen für wohldotierte Mandate ab. Sein Plan war, auf seinen ehrenamtlichen Funktionärsposten die sich bereits abzeichnenden Flügelstreits der Anfangsjahre zu überdauern und sich später mit einem Mandat Einkommen, Pension und Macht zu sichern. Zwar scheiterte er vermutlich wegen seiner allzu offenen Naziprovokationen 2016 mit seiner Kandidatur für einen aussichtsreichen Listenplatz für die Bundestagswahl und beim Bundesparteitag 2018 in Augsburg mit seiner Kandidatur für das Bundesschiedsgericht der Partei, doch an seinem Karriereplan in der AfD hält Mandic wohl weiterhin fest. Was Dubravko Mandic in rechtsradikalen AfD-Kreise suspekt erscheinen lässt, ist seine Spezialisierung als Anwalt auf Asyl- und Ausländerrecht. Mandic lebt am Hieberainle 22 in Freiburg-Hochdorf, seine Kanzlei befindet sich in der Bismarckallee 2a nahe des Freiburger Hauptbahnhofs.
Andreas Schumacher aus der Schiffstraße 4 am Kartoffelmarkt ist nicht nur Kreisvorsitzender der Freiburger AfD, sondern auch stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Alternative Baden-Württemberg. Und er ist Aktiver der Burschenschaft Saxo-Silesia. Schumacher ist ein Renommist, ein peinlicher Hetzer, wie gemacht für eine Karriere in der AfD. Schumacher nahm gemeinsam mit Detlef Huber, „Alter Herr” der Burschenschaft Teutonia Freiburg und der Hamburger Burschenschaft Germania, als Delegierter am Bundesparteitag der AfD Ende Juni 2018 in Augsburg teil.
Wohl nicht an der Initiative der korporierten in der AfD beteiligt ist Marcel Wolle von der Burschenschaft Saxo-Silesia. Wolle war Vorstandsmitglied der Jungen Alternative Baden-Württemberg und in der Jungen Alternative Freiburg aktiv. Seine Mutter Carola Wolle sitzt für die AfD im Landtag von Baden-Württemberg und beteiligte sich an der baden-württembergischen Pegida-Initiative.
Nicht-DB Burschenschaften
Neben der Deutschen Burschenschaft mit ihren 67 Mitgliedsbünden gibt es noch zwei weitere nennenswerte Dachverbände von Burschenschaften: Die Neue Deutsche Burschenschaft (NDB) und die Allgemeine Deutsche Burschenschaft (ADB). Sowohl NDB als auch ADB wurden hauptsächlich von Bünden gegründet, die zuvor aus der DB ausgetreten waren, aber in beiden Dachverbänden befinden sich auch zuvor verbandsfreie Burschenschaften. Die Neue Deutsche Burschenschaft wurde 1996 gegründet. Zuvor war es zu einem heftigen Streit in der DB gekommen, bei dem es um die immer deutlicher zu Tage tretende Nazipolitik der DB sowie um die Frage der Pflichtmensur ging, welche die BG wieder einführen wollte. Die NDB blieb ohne größere Bedeutung und mit der Gründung der ADB sowie mehreren Austritten 2017 und 2018 verlor sie weiter an Relevanz. Derzeit sind noch neun Burschenschaften Mitglied der NDB. Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft wurde erst 2016 von 27 Burschenschaften in Jena gegründet und versucht sich seitdem als moderatere Alternative zur DB zu profilieren.
Die Aachener Burschenschaft Teutonia ist Mitglied der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. Hier ist Frank Grobe „Alter Herr“. Grobe gehört dem Kreisverband Rheingau-Taunus an und wurde im April 2018 auf Platz 10 der Landesliste für die im Oktober 2018 stattfindende Landtagswahl in Hessen gewählt. Während seiner jahrelangen Privatinsolvenz arbeitete Frank Grobe für die Commerzbank im Bereich Public Relations. 2011 war die Teutonia noch Mitglied der Deutschen Burschenschaft und Grobe Mitglied der DB-Arbeitsgruppe „Strategieprogramm“. Für die Veröffentlichung seines Buchs „Geplanter Untergang: Wie Angela Merkel und ihre Macher Deutschland zerstören“ nutzte Grobe das Pseudonym „Ralf Nienaber“. Ralf Nienaber existiert allerdings wirklich: Auch er engagiert sich für die Vernetzung der Korporierten in der AfD und ist wie sein Bundesbruder Grobe Mitglied der Teutonia Aachen. Ralf Nienaber lebt in der Buchenstraße 142 in Dinslaken sitzt im Vorstand der Desiderius Erasmus-Stiftung der AfD.
Mit Jakob Breu aus Stuttgart findet sich unter den Beteiligten an der Korporierten-Initiative ein „Alter Herr“ der Burschenschaft Alemannia Stuttgart in der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft. Ab Herbst 2011 arbeitete Breu als Doktorand „beim Daimler“ und untersuchte „Aspekte der Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation“, im Februar 2018 feierte er seine „Doktorkneipe“ auf dem Stuttgarter „Alemannenhaus“. Er beteiligte sich vor der Gründung der AfD an der Konservativen Aktion Stuttgart. Der Informatiker Breu betrieb diverse Online-Plattformen für Korporierte und ist als „Waschl87“ auf Wikipedia aktiv. Breu war maßgeblich am „Strategieprogramm der Deutschen Burschenschaft“ beteiligt. Seit Ende 2017 lebt Jakob Breu in der Offenbacher Straße 7 in Berlin-Wilmersdorf. Breu führte mit seinem Blog „Initiative für Toleranz und Zivilengagement“ Grobes Liste der „Gewalt gegen Korporationen“ fort. Bei dem Blog ist zwar im Impressum Roland Richter von der Burschenschaft Germania Marburg eingetragen, de facto ist es aber Breus Blog. Zudem ist Roland Richters dort angegebene Adresse falsch, die richtige lautet Wielandstraße 19 in Wiesbaden.
Ebenfalls an der Verbandsgründungsinitiative beteiligt sind Jens Gräber von der Karlsruher Burschenschaft Teutonia in der ADB, AfD-Kreisverband Ostalb-Heidenheim, und Jan-Erik Giering von der Alten Darmstädter Burschenschaft Germania in der ADB. Der Thüringer AfD-Funktionär Jens Dietrich aus Ilmenau ist Mitglied der Burschenschaft Sigambria et Alemannia zu Siegen. Auch die Sigambria ist Mitglied der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft.
Von den Jenaischen „Urburschenschaften“ sind der AfD-Landtagsabgeordnete Stephan Reuken (Kreisverband Vorpommern-Greifswald) von der Jenaischen Burschenschaft Germania sowie Robert Mochrie und Lucas Saalfrank (beide AfD-Kreisverband Gera-Jena-Saale-Holzland) von der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller Jena beteiligt. Die Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller ist Gründungsmitglied des Dachverbands Allgemeine Deutschen Burschenschaft, die Germania ist seit ihrem Austritt aus der Deutschen Burschenschaft verbandsfrei.
Erst im Juni 2018 aus der Deutschen Burschenschaft ausgetreten, aber schon auf dem Weg in die ADB ist die Münchener Burschenschaft Sudetia. Ihr gehören Sven van Crombrugge vom AfD-Kreisverband München-Nord und der Rechtsanwalt und Kreisvorsitzende des AfD-Kreisverbands Unterallgäu-Memmingen Christoph Maier an. Beide sind an den Korporierten in der AfD beteiligt.
Von der Saarbrücker Burschenschaft Germania in der ADB ist Jan Schomer vom Kreisverband Neunkirchen beteiligt, seines Zeichens ehemaliger Schatzmeister der Jungen Alternative Saarland und ehemaliges Mitglied der Freiheit. Von der verbandsfreien Burschenschaft Ghibellinia zu Prag in Saarbrücken, die zusammen mit ihren fünf österreichischen Kartell-Burschenschaften den Ostdeutschen Bund bildet, sind gleich mehrere Burschen an der Gründung des Akamdemikerverbands beteiligt. Mit Moritz Guth als Landesvorsitzendem, Johannes Biesel als stellvertretendem Landesvorsitzendem und Timm Brenner als Schatzmeister wird die Junge Alternative Saarland von der Burschenschaft Ghibellinia zu Prag in Saarbrücken dominiert. Moritz Guth sitzt außerdem für die AfD im Stadtrat von Homburg. Auch im Fall der Ghibellinia funktionieren die Seilschaften. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Christian Wirth vom Kreisverband Saarbrücken beschäftigt seinen Bundesbruder, den Ghibellinen Felix Weyer, als wissenschaftlichen Mitarbeiter. Wirth ist nicht nur Mitglied der Ghibellinia, sondern auch der Normannia Heidelberg.
Rechtsanwalt Dr. Christian Stahl von der Burschenschaft Ostmark-Breslau zu Regensburg im Cartell Christlicher Burschenschaften des Schwarzburgbunds ist Mitglied im bayerischen Landesschiedsgericht und Gründer der Juristen in der AfD. Außerdem ist Stahl Mitglied bei den Christen in der AfD (Abkürzung: ChrAfD, sprich: „Kraft“), der Vereinigung der fundamentalistischen ChristInnen in der AfD. Ein weiterer Burschenschafter aus den Reihen der Korporierten in der AfD ist Hardy Schumny vom Kreisverband Ulm-Alb-Donau. Schumny ist Gründungsmitglied der ChrAfD und der Vereinigung der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten (VAdM) in der AfD. Der „Alter Herr“ der verbandsfreien Burschenschaft Rheno-Palatia Augsburg erhielt einige Bekanntheit, da er der NPD Geld gespendet hatte.
Die Burschenschaft Holzminda aus Göttingen stilisiert sich gerne als rote Burschenschaft und die Göttinger Maibaumaffäre als Renitenz gegen den NS, doch die frühe und begeisterte Mitgliedschaft ihrer Burschenschafter im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund Göttingen widerspricht diesem Selbstbild eklatant. Aus ihren Reihen entstammt der Geschäftsführer der Gewerbe- und Wohnbauten GmbH Dr. Stefan Sellschopp, der das AfD-Mittelstandsforum in Schleswig-Holstein mitgegründet hat und dem Kreisverband Segeberg angehört. Vormals in Berlin und nun im Kreisverband Duisburg aktiv ist Jannis Otto von der Burschenschaft der Pflüger Halle zu Münster. Matthias Helferich von der Bonner Burschenschaft Frankonia gehört zum Kreisverband Dortmund.
Schülerverbindungen
Schülerverbindungen, auch Pennälerschaften genannt, sind Korporationen an Gymnasien. Sie gelten als Rekrutierungspool für studentische Korporationen und haben oft bereits Räume auf den Häusern. Insbesondere in Österreich sind Schülerverbindungen weit verbreitet und noch heute wird der FPÖ-Minister Heinz-Christian Strache gehänselt, weil er „nur“ Mitglied der Wiener pennalen Burschenschaft Vandalia ist, aber nicht „Alter Herr“ einer studentischen Burschenschaft.
Ein Mitglied der explizit rechtsradikalen Schülerverbindung Saxonia Czernowitz aus den Reihen der Korporierten in der AfD ist der Mandatsträger Andreas Kalbitz aus der Lindenstraße 26 in Königs Wusterhausen vom AfD-Kreisverband Dahme-Spreewald. Kalbitz ist neben diversen anderen Funktionen Landtagsabgeordneter im brandenburgischen Landtag.
Auch Sandro Hersel aus der Pfarrer-Wachsmann-Straße 4 in Greifswald ist Landtagsabgeordneter, er sitzt für die AfD im Landtag von Mecklenburg Vorpommern und gehört der Patriotischen Plattform an. Außerdem ist Hersel als Schatzmeister Mitglied des Landesvorstands der Jungen Alternative in Mecklenburg-Vorpommern. Hersel durchlief diverse Burschenschaften in Greifswald und Dresden und wird aktuell als Mitglied der Pennalen Burschenschaft Theodor Körner zu Chemnitz und der Burschenschaft Arminia zu Leipzig geführt. Gemeinsam mit Holger Arppe und anderen AfD-Mitgliedern und -Funktionären war Hersel Mitglied einer geheimen Facebookgruppe namens Info Identitäre Bewegung Mecklenburg Vorpommern und nahm auch regelmäßig an Treffen, Stammtischen und Veranstaltungen der „Identitären“ teil. In dieser Gruppe koordinierten die AfDler ihre Zusammenarbeit mit der Identitären Bewegung. Beispielsweise schrieb Arppe am 5. Februar 2016:
„Wir suchen gerade im AfD-Landesverband MV ein mitreißendes Wahlkampfmotto mit dem Potential, sich für alle Ewigkeit ins kollektive Gedächtnis einzubrennen. Habt Ihr vielleicht irgendwelche coolen Ideen und Vorschläge, die ich beim Landesparteitag als meine eigenen ausgeben kann ;-) ?
Der „Identitären“-Kader Daniel Fiß antwortete darauf:
Sandro Hersel hatte uns das auch schon gefragt. Da steckt doch Kalkül dahinter
Sandro Hersel fungiert für die Korporierten in der AfD als „Regionalbeauftragter“ für Mitgliederwerbung und als Ansprechpartner für Mecklenburg-Vorpommern.
Teja Teufel ist Mitglied der Gymnasialen Burschenschaft Germania zu Kiel und fungierte als stellvertretender Vorsitzender der Jungen Alternative in Schleswig Holstein. Teufel gehörte vor seiner Parteimitgliedschaft bei der AfD der rechtsradikalen, islamfeindlichen Splitterpartei Die Freiheit an. Auch Finn Peters vom AfD-Kreisverband Schleswig-Flensburg gehört der Germania zu Kiel an.
Corps
Corps sind eine sehr alte Art von Studentenverbindung, die ersten Corps wurden bereits im 18. Jahrhundert gegründet. Wie bei Burschenschaften handelt es sich um reine Männerbünde mit einem ausgeprägtem Führungsanspruch, allerdings treten die Corps als Verbindungen politisch zurückhaltender auf. Während die Burschenschaften dem Bürgertum entstammen, ist der Ursprung der Corps der Adel. Traditionell wird alles Militärische bei Corps überhöht. In den örtlichen „Waffenringen”, in denen dann doch wieder alle Korporationen miteinander fechten, gelten die „Corpser“ als „Fechtschweine”. Die Zeit ihres größten gesellschaftlichen Einflusses war zweifelsohne der preußische Militärstaat im 19. Jahrhundert, insbesondere nach der Reichsgründung 1871. Noch immer trauern die Corps dem Deutschen Kaiserreich nach: Corps-Studenten sind stramm rechte ewig Vorgestrige.
Mit Steffen Kotré, der in der Yorckstraße 62 in Mittenwalde lebt, findet sich einer von mehreren Corpsstudenten unter den Gründungsmitgliedern der Korporierten in der AfD. Kotré ist „Alter Herr“ des Corps Berlin und in der rechtsradikalen Szene seit Jahren gut vernetzt. So pflegte er beispielsweise Kontakt zu den NPDlern Arne Schimmer und Stefan Feuerbach. Kotré ist inzwischen Bundestagsabgeordneter der AfD und Mitglied des brandenburgischen AfD-Landesvorstands. Zuvor war er jahrelang Parteifunktionär der AfD Dahme-Spreewald und beteiligte sich über Bundes- und Landesfachausschüsse der AfD an den innerparteilichen Ausrichtungsdebatten. Einer der Mitarbeiter von Steffen Kotré ist Benjamin Filter, der die Räume für das erste Treffen des AfD-Akademikerverbands im Bundestag am 21. April 2018 organisierte. Filter gehört dem AfD-Kreisverband Dahme-Spreewald an und ist Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Königs Wusterhausen.
Der AfDler Markus Buchheit vom Kreisverband München-Ost ist parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ im Europaparlament. Dabei ist er insbesondere für die Koordination der Zusammenarbeit zwischen FPÖ und AfD zuständig. Buchheit ist Mitglied des Corps Pomerania-Silesia Bayreuth und des Corps Germania München.
Roland Ulbrich, der als Mitglied des „Vorbereitungssauschusses“ für die Erstellung einer Satzung des AfD-Akademikerverbands verantwortlich ist, betreibt eine Rechtsanwaltskanzlei in Dresden und hat unter anderem Dubravko Mandic vor Gericht verteidigt. Er lebt in der Feuerbachstraße 8 in Leipzig und gehört dem AfD-Kreisverband Leipzig an. Ulbrich ist „Alter Herr“ des Corp Rhenania Bonn und der Hasso Nassovia und gilt selbst innerhalb der AfD als Hardliner und Spaltpilz.
Weitere Corpsstudenten aus den Reihen der Korporierten in der AfD sind Ralf-Dieter Apel vom AfD-Kreisverband Leipzig, Mitglied des Corps Guestphalia Erlangen, Friedhelm Dömges vom AfD-Kreisverband München Süd, Mitglied des Corps Nassovia Würzburg und des Corps Tigurinia Zürich, Martin Büldt vom AfD-Kreisverband München Süd, Mitglied des Corps Borussia Greifswald, Thomas Grass vom AfD-Kreisverband Köln, Mitglied des Corps Concordia Rigensis und York Ladiges vom AfD-Kreisverband Main-Taunus, Mitglied des Corps Irminsul Hamburg. Mit Rolf Jonigk findet sich auch ein AfD-Funktionär aus Schleswig-Holstein unter den Corpsstudenten in der AfD, er gehört dem AfD-Kreisverband Steinburg an, fungiert als stellvertretender Kreisvorsitzender und ist Landesvorstandsmitglied des Mittelstandsforums. Jonigk ist „Alter Herr“ des Corps Alemannia-Thuringia zu Magdeburg. Thomas Schwembauer ist bayerischer AfD-Funktionär: skandalgeplagter Kreisvorsitzender der AfD Altötting, Beisitzer des Bezirksverbands Oberbayern und Kandidat für die für Oktober 2018 angesetzte bayerische Landtagswahl. Schwembauer ist Mitglied des Corps Austria Frankfurt und des Corps Suevia Heidelberg, dem auch Hanns Martin Schleyer angehörte.
Eine wichtige Rolle in den Organisierungsbestrebungen der Korporierten in der AfD spielt seit 2015 Ambros Josef Tazreiter aus der Bellermannstraße 93 vom AfD-Bezirksverband Berlin-Mitte. Tazreiter gehörte zunächst zwei Verbindungen im österreichischen Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV) an, wechselte dann jedoch zum Akademischen Corps Symposion Wien. Tazreiter leistete zwischen 2010 und 2011 seinen Zivildienst beim antifaschistischen Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes in Wien. Tazreiter war in den rechtsradikalen AfD-Kreisen deshalb zunächst nicht unumstritten. In einer Diskussion über eine von Tazreiter angestrebte AfD-Kandidatur Ende 2015 fragte Reimond Hoffmann, der stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Alternative Baden-Württemberg ist und bei der Burschenschaft Saxo-Silesia Freiburg verkehrt:
Ist er auch ganz zuverlässig? Wer beim DÖW gearbeitet hat...
Jörg Sobolewski von der Gothia Berlin versicherte:
Wenn ich sage er ist zuverlässig, dann ist er zuverlässig. Ganz abgesehen davon habe ich ihn bei den Eiern.
Auch der AfDler Daniel Stock von der Burschenschaft Stauffia München, der bislang nicht an der Akademikerverbands-Initiative beteiligt zu sein scheint, kommentierte die anstehende Wahl Tazreiters in den Vorstand des AfD-Kreisverbands Berlin-Mitte wohlwollend:
Tazi ist ein profundes Beispiel, dass aus einem hedonistischen Adabei noch ein anständiger Mensch werden kann. Freut mich, denn grundsätzlich sympathisch fand ich ihn schon immer, jetzt ist es noch besser!
Tazreiter wurde später auch in den Vorstand der Jungen Alternative Berlin gewählt, ist Beisitzer im Vorstand des Bezirksverbands Mitte der AfD und Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Udo Hemmelgarn und des Berliner Abgeordnetenhaus-Mitglieds Stefan Franz Kerker. Franz Kerker ist zwar nicht an der Initiative der Korporierten in der AfD beteiligt, ist aber ebenfalls Verbindungsmitglied, sein Bund ist die Sängerschaft Borussia Berlin. Kerker gehört seit September 2017 als Stellvertreter dem Vorstand des Regionalverbands Nordost der reaktionären Christen in der AfD an und organisierte Räumlichkeiten im Bundestag für eine ChrAfD-Vorstandssitzung im Oktober 2017. Tazreiter trägt wie Kerker das Band der Sängerschaft Borussia Berlin. Weiterhin ist er dem Corps Vandalia-Teutonia Berlin verbunden, dem auch der ebenfalls an der Korporierten-Initiative beteiligte Kerem Dilmac angehört. Ambros J. Tazreiter fungiert als Ansprechpartner der Korporierten in der AfD für Berlin und Brandenburg.
Manuel Hermann vom Corps Guestphalia Halle arbeitet für die Bundestagsabgeordnete Sylvia Groß und ist in der Jungen Alternative in Rheinland-Pfalz aktiv. Rainer Hermes lebt als Wahlkreismitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Anton Friesen in der Unteren Markstraße 58 in Sonneberg und ist Mitglied des AfD-Kreisverbands Süd-Ost-Thüringen. Innerhalb der Initiative der Korporierten in der AfD fungiert Hermes als Ansprechpartner für Hessen. Hermes ist ehemaliges FDP-Mitglied und gehört dem Corps Rhenania Stuttgart an.
Christliche Verbindungen
Katholische Studenten wurden im Vormärz nicht nur wie alle anderen Studenten von der Repression getroffen, sie konnten zudem wegen des Vorwurfs der „Ultramontanismus“ genannten Papsthörigkeit nicht Mitglieder von Studentenverbindungen werden. Nach der Wallfahrt einer halben Million Menschen zum „Heiligen Rock“ 1844 in Trier – die Pilgerreise zu Jesus’ Unterwäsche war die größte Massenbewegung des Vormärz – gründeten sich erste katholische Studentenverbindungen. In der Folge wurden die konfessionell gebundenen Korporierten bis heute zur zahlenmäßig größten Gruppe unter den Verbindungsstudenten.
Tobias Teuscher, der im Europaparlament arbeitet und in Brüssel lebt, gehört der Borusso-Saxonia Berlin an, einer katholischen Verbindung im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV). Auch Florian Arndt, Auf den Elf Morgen 23, vom AfD-Kreisverband Koblenz ist Mitglied der AV Rheno-Guestfalia zu Kiel im CV. Teuscher ist Mitglied des Vorbereitungskreises für das Gründungstreffen des Akademikerverbands am 28. Juli in Erfurt.
Andreas Winhart vom AfD-Kreisverband Rosenheim ist unter anderem Mitglied der KSStV Alemannia München und des KStV Rhenania Innsbruck, beide im Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine. Winhart ist nicht nur bei der Korporierteninitiative in der AfD, sondern auch beim Mittelstandsforum involviert. Stefan Fuchs von der Katholischen Akademischen Verbindung Suevia Berlin im CV ist Mitarbeiter der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch. Fuchs gehört dem Berliner AfD-Bezirksverband Steglitz-Zehlendorf an.
Vereine Deutscher Studenten
Mitten in der Gründerkrise vollzog Bismarck ab 1878 eine konservative Wende weg vom Liberalismus. Das Sozialistengesetz wurde beschlossen und nach Treitschkes „Die Juden sind unser Unglück“ entbrannte 1879 der Berliner Antisemitismusstreit. Angestachelt durch die antisemitische Hetze gründete sich 1880 in Berlin der erste Verein Deutscher Studenten und es folgten 1881 weitere VDSt in sechs Universitätsstädten des Deutschen Reichs. Nach dem ersten Kyffhäuserfest 1881 schlossen sich diese zum Kyffhäuser-Verband oder Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt) zusammen. Ihr Wahlspruch „Mit Gott für Kaiser und Reich“ fasste die frühen Leitmotive Deutschtum, Monarchie und Christentum zusammen, zu denen in den 1890er Jahren ein extrem völkischer Antisemitismus hinzukam. VDSt-Mitglieder zogen begeistert in den Ersten Weltkrieg, bekämpften die Demokratie der Weimarer Republik und wurde glühende Nationalsozialisten.
Rolf Hosse vom AfD-Kreisverband Herne ist „Alter Herr“ des VDSt Breslau-Bochum. Peter Kayser ist stellvertretender Sprecher des AfD-Kreisverbands Aachen, Beisitzer im Landesvorstand der Jungen Alternative Nordrhein-Westfalen und Mitglied des VDSt Aachen-Breslau II.
In der Facebook-Kommunikation der korporierten AfDler und in der Facebook-Gruppe Verbindungsstudenten bei Pegida spielte Matthias Grundstein eine wichtige Rolle. Der Zollbeamte lebt in Bayern und ist dort bei der AfD aktiv, sein Bund ist allerdings der VDSt Bremen. Grundstein gehört der Patriotischen Plattform an und wurde 2014 sogar zum stellvertretenden Landessprecher der Patriotischen Plattform gewählt, gemeinsam mit dem rechtsradikalen Burschenschafter Oliver Trapper. Sprecher der Gruppierung wurde damals Benjamin Nolte. Nolte ist Bursche der Danubia München und sorgte immer wieder mit seinen rechtsradikalen Umtrieben für Schlagzeilen, beteiligt sich allerdings bislang nicht offen an der Initiative zur Gründung eines Akademikerverbands. Er lebt in der Friedrich-Ebert-Straße 26 in Regensburg.
Landsmannschaften und Turnerschaften
Auch die Landsmannschaften und die Turnerschaften bildeten sich im 19. Jahrhundert heraus. Es sind pflichtschlagende Verbindungen, deren wichtigster Dachverband heute der Coburger Convent (CC) ist. Sowohl die Mitglieder der Turnerschaften als auch die der Landsmannschaften waren nicht erst seit 1933 überwiegend fanatische Nationalsozialisten.
Die deutsche Turnbewegung geht auf den „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn zurück und hatte von Anfang an eine militaristische und nationalistische Ausrichtung. 1810 gründete Jahn in der Hasenheide bei Berlin den geheimen Deutschen Bund zur Befreiung und Einigung Deutschlands sowie den ersten Turnplatz. Jahns im gleichen Jahr veröffentlichtes Buch „Deutsches Volkstum“ wirkte mobilisierend für die „Befreiungskriege“, an denen sich zahlreiche Turner beteiligten. Jahns nationalistische Kritik an der „fehlenden“ deutschen Einheit nach dem Wiener Kongress und seine Unterstützung des Wartburgfests 1817 unter anderem durch die Zusammenstellung der Liste für die Bücherverbrennungen machte ihn zum Feind Hardenbergs und Metternichs. Nach der Breslauer Turnfehde und Sands Mord an Kotzebue wurde Jahn 1819 noch vor den Karlsbader Beschlüssen verhaftet und 1820 von Richter E.T.A. Hoffmann verurteilt. Im Rahmen der Demagogenverfolgung wurde 1820 die „Turnsperre“ verhängt, die in Teilen bis 1842 in Kraft blieb.
Die heutigen Landsmannschaften gehen auf gleichnamige studentische Organisationen aus dem 18. Jahrhundert zurück, in denen Studenten aus den gleichen Herkunftsregionen vereint waren. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts mussten sich alle diese frühen Landsmannschaften auf Druck der Universitätsleitungen auflösen. Die heutigen Landsmannschaften gründeten sich um 1840 als pflichtschlagende Männerbünde. Ihr später Deutsche Landsmannschaft genannter Dachverband gilt als Vorläufer des Coburger Convents.
Auch einige Landsmannschafter sind an der Gründung des AfD-Akademikerverbands beteiligt. Martin Hebner aus der Schützenstraße 36 im bayerischen Dießen am Ammersee ist Mitglied des AfD-Kreisverbands Starnberg und Bundestagsabgeordneter sowie „Alter Herr“ der Landsmannschaft Hansea auf dem Wels im CC. Justus Burgdorf von der Landsmannschaft Mecklenburgia Hamburg gehört zum AfD-Bezirksverband Hamburg-Nord. Timo Lenz vom Berliner AfD-Bezirksverband Charlottenburg-Wilmersdorf ist Mitglied der Landsmannschaft Preußen Berlin. Hansjörg Müller vom AfD-Kreisverband Berchtesgadener Land wohnt in der Salzstraße 76 in Ainring-Mitterfelden, er trägt die Bänder der Turnerschaft Germania Dresden und der Akademischen Landsmannschaft der Salzburger zu Salzburg. Müller sitzt für die AfD im Bundestag und ist parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion. Er gründete das inzwischen ziemlich zerstrittene AfD-Mittelstandsforum, gab allerdings im Mai 2018 bekannt, dass er als Bundesvorsitzender des Vereins zurücktreten und sich der Leipziger Nachfolgegründung um Gert Pasemann und Roland Ulbrich anschließen wolle. Markus Weber vom baden-württembergischen Kreisverband Ostalb-Heidenheim ist Mitglied der Landsmannschaft Frankonia zu Triesdorf, Weber ist Mitglied des „Landesfachausschuss Landwirtschaft und Umwelt“ des Landesverbands Baden-Württemberg, nimmt hier also Einfluss auf die Parteilinie. Der AfDler und Landsmannschafter Pierre Hillebrecht arbeitete als Leiter des AfD-Fraktionsbüros im Göttinger Kreistag und wechselte dann zur niedersächsischen AfD-Landtagsfraktion. Er wohnt am Bündgenberg 3a in Osterode, ist in Vertriebenenverbänden aktiv und Mitglied der Landsmannschaft Nibelungia Marburg. Der Korporierte Mathias Heinemann ist Hillebrechts Kollege im niedersächsischen Landtag, er arbeitet als Jurist für die AfD-Fraktion. Heinemann gehört dem AfD-Kreisverband Celle an. Er gibt an, im Jahr 1998 als Referent für Helmut Kohl gearbeitet zu haben, von 2001 bis zu seinem Rücktritt 2012 war er Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Gemeinde Wienhausen.
Andere Korporationen
In den Reihen der sich innerhalb der AfD organisierenden Korporierten finden sich auch Angehörige von Sängerschaften, des Wingolf und sogar einer Damenverbindung. Kristof Heitmann aus Gingen an der Fils ist Mitglied der Universitätssängerschaft Skalden zu Innsbruck. Wie viele andere gehörte auch er der Splitterpartei Die Freiheit an. Wolfgang Wiehle vom AfD-Kreisverband München Süd ist „Alter Herr“ der Wissenschaftlichen Verbindung Palladia München. Michael H.G. Schmidt ist Mitglied des Kreistags Bad Hersfeld-Rotenburg und im AfD Mittelstandsforum aktiv. Sein Bund ist der Clausthaler Wingolf zu Marburg. Der sachsen-anhaltinische Landtagsabgeordnete Hannes Loth aus Raguhn-Jeßnitz ist „Alter Herr“ des Hallenser Wingolf. Und Maximilian Müger, der dem Kreisverband Offenbach-Land der AfD angehört, Mitglied der Christen in der AfD und Beisitzer im Landesvorstand der hessischen AfD ist und für den AfD-Bundestagsabgeordneten Uwe Schulz arbeitet, trägt das Band des Frankfurter Wingolf.
Dr. Michael Schneider vom Bezirksverband Berlin Mitte ist ebenfalls an der AfD-Initiative für einen Akademikerverband beteiligt. Schneider ist überzeugter Christ, seine Verbindung ist uns bislang nicht bekannt. Dr. Dominik Kaufner kommt aus Regensburg, seine Partnerin Alexandra Kaufner war Vorsitzende des AfD-Bezirksverband Oberpfalz war. Inzwischen leben die Kaufners in Brandenburg und gehören dem AfD-Kreisverband Havelland an. Auch er ist Korporierter, seine Verbindungszugehörigkeit aber bislang unklar.
AfD: Die Partei der alten Männer
Wenig verwunderlich finden sich fast ausschließlich Männer in der Akademikerverbands-Initiative der AfD. Frauen sind in der AfD in der Minderheit und aus den männerbündischen Verbindungen fast immer ausgeschlossen. Einzige Ausnahme ist Lydia Freifrau von Stockmar-von-Wangenheim aus der Stephanstraße 37 in Nürnberg. Die adlige Nachwuchspolitikerin ist Vorsitzende des Kreisverbands Nürnberg-Fürth der Jungen Alternative und Mitglied der gemischten G.V. Rhenania zu Geisenheim. Sie ist mit Marcus Mackeldey von der Burschenschaft Gothia Berlin im Vorstand der Jungen Alternative Nürnberg-Fürth und der Junge Alternative Franken. Außerdem ist sie als Beisitzerin im Vorstand der Jungen Alternative auf Bundesebene.
An der ersten Facebook-Gruppe Korporierte in der AfD war mit Sarah-Emanuela Gröber, geborene Leins, ein Mitglied der Verbindung Berliner Studentinnen Lysistrata beteiligt. Sie wurde dank ihrer rechtsradikalen Gesinnung von den Korporierten geduldet, bezeichnete sich aber selbst als „Quotenfrau“. Gröber, damals noch Leins, war 2017 stellvertretende Landesvorsitzende der Jungen Alternative Berlin und wurde im November 2017 als Beisitzerin in den Landesvorstand der AfD Berlin gewählt. Sie wohnt in der Lutterbacher Straße 9 in Berlin und arbeitet für den Berliner Landtagsabgeordneten Marc Vallendar, „Alter Herr“ der Berliner Burschenschaft Obotritia in Steglitz-Zehlendorf. Als Kontaktadresse der Lysistrata ist die Landsmannschaft Preußen Berlin in Halensee angegeben. Ihr Mitglied Timo Lenz bürgte in Burschenkreisen für die rechte Gesinnung Gröbers:
Ist ne Gute... Was juckt mich außerdem das Geschlecht? Eine Frau mit ordentlicher politischer Ausrichtung ist mir lieber als 20 männliche Gemischtwarenkorpos die sich empört von Burschenschaften distanzieren und SPD wählen.
Bei den AfD-Korporierten sind Frauen also nur eine Randerscheinung und Misogynie ein Wesensmerkmal. Aber auch in der Gesamtpartei ist Antifeminismus integraler Bestandteil des Selbstverständnisses. Das spiegelt sich auch in den Mitgliederzahlen wider. Die AfD hat einen Männeranteil von über 80%. Zudem sind fast 80% der Mitglieder älter als 40 Jahre und über 30% älter als 60 Jahre. Die Alternative für Deutschland ist die Partei der alten Männer und den „Alten Herren“ gefällt das.