Bei den Wahlen zum Freiburger Gemeinderat, die am 26. Mai 2019 gemeinsam mit den Europawahlen stattfinden, wird erstmals auch die AfD zur Kommunalwahl antreten. Die Freiburger AfD, die im bundesweiten Vergleich zu den rechtsradikalen Kreisverbänden gehört, hat 24 KandidatInnen zur Wahl aufgestellt. Die ersten 16 Kandidaten wurden bei einer Aufstellungsversammlung des AfD-Kreisverbands Freiburg am 21. Januar im Hotel-Restaurant Hochdorfer Hirschen gewählt. Weitere 8 KandidatInnen kamen zu einem späteren Zeitpunkt hinzu. Für eine vollständige Liste mit 48 KandidatInnen fand die AfD kein Personal. Offensichtlich tat sich die Freiburger AfD schwer, Parteimitglieder zu einer Kandidatur zu bewegen: Nur etwa die Hälfte der 24 gewählten ListenkandidatInnen sind überhaupt Mitglied der AfD. Die Freiburger Kommunalwahlliste der AfD ist ein buntes Sammelsurium aus jungen Faschisten, Burschenschaftern, Neoliberalen, altgedienten Rechtsradikalen, Lückenfüllern, Emporkömmlingen und Verschwörungstheoretikern. Was sie eint, ist ihr Hass gegen Linke und das Streben danach, ihre rechtsradikale Agitation in den Gemeinderat zu tragen.
Platz 1: Andreas Schumacher
Auf Platz 1 der Kommunalwahlliste kandidiert Andreas Schumacher, geboren am 07.06.1993, wohnhaft in der Schiffstraße 4 in der Freiburger Innenstadt. Schumacher kommt aus Stuttgart und studiert seit Oktober 2014 Germanistik und Politikwissenschaften auf Lehramt. Er trat kurz nach Beginn seines Studiums in die AfD ein und beteiligte sich an der christlich-fundamentalistischen „Demo für Alle“-Kampagne, wo er bei den Aufmärschen in Stuttgart homophobe Hetzreden schwang. Wie unter rechtsradikalen Studenten üblich, wurde Schumacher Mitglied einer Studentenverbindung. Seiner politischen Ausrichtung am nächsten kam wenig überraschend die „Burschenschaft Saxo-Silesia“, für die er am 14. Juli 2018 auf dem zweiten „Bestimmtag“ des „Freiburger Waffenrings“ seine Fuxenpartie gegen den Fuxen Glendis Shiko von der „Burschenschaft Franconia“ gefochten hat.
Im Zuge der Spaltung der AfD im Sommer 2015 wollte der damalige Lucke-freundliche Kreisvorstand den Kreisverband Freiburg auflösen. Im Juli 2015 traten knapp 40 Mitglieder der Freiburger AfD aus der sich immer weiter radikalisierenden Partei aus. Bei der Mitgliederversammlung am 17. Juli 2015 lehnte die Mehrheit der anwesenden Mitglieder eine Auflösung des Kreisverbands ab und der Vorstand wurde von rechtsradikalen Hardlinern übernommen. Andreas Schumacher wurde dabei zum Rechnungsprüfer gewählt, gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Lorenz Drabke. Nach seiner Wahl behauptete Schumacher in der internen Mitglieder-Gruppe der baden-württembergischen AfD: „Ich wollte nie Sprecher werden und strebte auch kein weiteres Amt an.“ Bereits am 26. Oktober 2016 war diese Ansage vergessen und Schumacher ließ sich zum Sprecher des AfD-Kreisverbands Freiburg wählen. Neben seinen Pöstchen auf lokaler Ebene wurde Schumacher in der Folgezeit auch Mitglied des Bundesvorstands sowie des baden-württembergischen Landesvorstands der „Jungen Alternative“. Nun will er Stadtrat in Freiburg werden und dort nicht nur die AfD, sondern auch die Freiburger Verbindungsszene vertreten.
Platz 2: Detlef Huber
Auf Platz zwei der AfD-Kommunalwahlliste wurde der „Rechtsanwalt und Geschäftsführer“ Detlef Huber gewählt. Er lebt mit seiner Partnerin Diana und zwei Kindern im Bussardweg 26 in 79110 Freiburg-Landwasser. Huber ist „Managing Partner“ bei „Aurigon“, einer in Cham im steuergünstigen schweizerischen Kanton Zug ansässigen „Beratungsgesellschaft für die Versicherungswirtschaft”. Auf seiner Firmenwebsite wirbt er damit, erfolgreich Arbeitsplätze zerstört und Unternehmen auf die Bermudas verlagert zu haben.
Detlef Huber ist seit September 2013 Mitglied der AfD und er ist wie Andreas Schumacher Burschenschafter. Er studierte Jura in Freiburg, Madrid und Hamburg und promovierte in Hamburg. Im Sommersemester 1991 trat er der „Freiburger Burschenschaft Teutonia“ bei, während seiner Zeit in Hamburg schloss er sich der „Hamburger Burschenschaft Germania“ an.
Zunächst war Huber CDU-Mitglied, engagierte sich aber nicht beim RCDS, sondern ließ sich im Jahr 1996 für die rechte Burschen-Liste „Uni-aktiv“ ins Hamburger Studierendenparlament wählen. Von der CDU wechselte er zur autoritären Hamburger „Schill-Partei“, wo er 2002 für deren „Kommission zur bundesweiten Ausdehnung“ Ansprechpartner für Baden-Württemberg war. 2005 war Huber als Schriftführer Vorstandsmitglied der rechtsradikalen Vereinigung „Die Deutschen Konservativen e.V.“. Huber gehört zu den Mitgliedern des „Deutschen Akademikerverbands“, der Vereinigung von Korporierten in der AfD, und zur „Vereinigung von Vertriebenen, Aussiedlern und deutschen Minderheiten“ (VAdM) in der AfD. Als „Vertreibungsgebiet“ nannte Huber in seinem VAdM-Mitgliedsantrag „Hermannstadt/Siebenbürgen“. Außerdem ist Huber Mitglied des Reservistenverbands der Bundeswehr.
Seine Hamburger „Bundesbrüder“ von der Naziburschenschaft „Germania“ grüßt Huber bis heute mit „Heil Euch“. Für die Freiburger „Teutonia“ pflegt er Kontakte zu völkisch-deutschen Burschenschaftern aus Chile – und wenig verwunderlich wirbt auch sein Unternehmen „Aurigon“ mit einer Niederlassung in Chile. Die „Burschenschaft Teutonia“ feiert vom 4. Juli bis zum 8. Juli ihr 168. Stiftungsfest. Nach einem Besuch des Europaparlaments am 5. Juli auf Einladung des CDU-MdEP Rainer Wieland – der bei der Jubiläumsfeier der Freiburger Burschenschaften im November 2018 als Redner auftrat – treffen sich die „Teutonen“ samt „Damen“ ab 19:30 Uhr zum „offiziellen Begrüßungsabend auf dem Dattler mit Tanz“.
Seine rechtsradikalen Umtriebe qualifizierten Detlef Huber in den Augen der Freiburger AfD für diverse Pöstchen. Parallel zum Aufstieg Schumachers wurde Huber im Juli 2015 zum Beisitzer gewählt. Im September 2016 agitierte Huber gegen den geplanten Bau eines Flüchtlingswohnheims in Landwasser, seit Oktober 2016 ist er stellvertretender Sprecher des AfD-Kreisverbands Freiburg. Unter den aussichtsreicheren Kandidaten für den Gemeinderat ist der am 05.02.1971 geborene Huber der Älteste.
Platz 3: Karl Schwarz
Von den auf die vorderen Listenplätze gewählten AfD-Mitgliedern ist Karl Schwarz, geboren am 13.12.1993, der Jüngste - auch hinsichtlich seiner Parteimitgliedschaft. Er trat erst im Sommer 2017 in die Partei ein. Bei der Listenaufstellung konkurrierte Schwarz gegen den evangelikalen Fundamentalisten Bernd Laub, der Beisitzer im Kreisvorstand der Freiburger AfD ist. Laub verlor trotz der Unterstützung durch den Versammlungsleiter Volker Kempf knapp gegen den mit markig-rechtsradikalen Sprüchen und anti-linker Hetze auftretenden Schwarz und kurz darauf auch bei der Abstimmung um Listenplatz 4 gegen Dubravko Mandic.
Karl Schwarz kündigte an, im Fall seiner Wahl in den Gemeinderat sein Sitzungsgeld zur Anmietung von Räumlichkeiten für die Freiburger „Junge Alternative“ zu nutzen und das Autonome Zentrum KTS bekämpfen zu wollen. Nicht einmal Werbung für die Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck ist bei der Freiburger AfD verpönt.
Schwarz war vier Jahre lang bei der Marine und ließ sich im Anschluss im rechtsradikalen Propagandamagazin „Compact“ in einem rassistischen Hetz-Artikel über Seenotrettung im Mittelmeer zitieren: „Stabsgefreiter packt aus“. Nach seiner Zeit beim Militär macht der Heizungsbauer Schwarz inzwischen laut AfD-Angaben eine „Ausbildung zum Meister“.
Karl Schwarz lebt bei seiner Familie in der Bollerstaudenstraße 33 in Freiburg-Rieselfeld. Er ist wie Schumacher in der „Jungen Alternative“ organisiert und nimmt regelmäßig an den Stammtischen teil, wie etwa am 11. Dezember 2018 im „Mauritius“ nahe des Freiburger Hauptbahnhofs. Auf dem Landeskongress der „Jungen Alternativen“ Baden-Württemberg am 9. März 2019 wurde Schwarz zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt.
Schwarz ist Groupie von Dubravko Mandic und trägt auf den Hochglanz-Werbefotos zur Gemeinderatswahl und auf gemeinsamen Wahlkampfveranstaltungen sogar die selbe Krawatte wie dieser.
Schwarz und Mandic versuchen in ihrem gemeinsamen Wahlkampf insbesondere WählerInnen aus der russlanddeutschen und kroatischen Community in den ärmeren Stadtteilen Freiburgs anzusprechen. Dabei werben die beiden mit einem anti-elitären Habitus – gleichzeitig posiert Schwarz ähnlich wie seine akademischen Burschenfreunde auf seinen Social Media-Accounts mit Pfeife und beim Whisky-Tasting, mit Seitenscheitel und Nostalgie für Monarchismus, deutscher Tracht, altbackenen Krawatten und spießigen Westen. Seine Statements sind geprägt von Hass gegen Linke und Muslime, er äußert sich homophob, transphob und bedient sich dabei christlicher und „identitärer“ Rhetorik.
Schwarz ist wie Mandic Anhänger des „Flügels“ und baut sein Netzwerk zu rechtsradikalen ProtagonistInnen von AfD, „Junger Alternative“ und „Identitärer Bewegung“ deutschlandweit gezielt aus. Während des Wahlkampfs zur bayerischen Landtagswahl reiste er beispielsweise gemeinsam mit Dubravko Mandic und Stefan Räpple in die Oberpfalz, um den AfD-Rechtsaußen und Burschenschafter Benjamin Nolte im Wahlkampf zu unterstützen. Am 01.04.2019 nahme er am „Flügel“-Treffen in Berlin teil.
Am 13.04.2019 organisierte Karl Schwarz gemeinsam mit Dubravko Mandic eine Veranstaltung zum „Wahlkampfauftakt“ im Hochdorfer Hirschen, dem AfD-freundlichen Lokal nahe Mandics Privatwohnung in Hochdorf. Hier hielten hochrangige AfDler Reden zur „Zukunft der Russlanddeutschen in einem nationalen Deutschland“ und „Zukunft der Kroaten in einem nationalen Deutschland“. Mit diesen Parolen knüpfen Schwarz und Mandic an vergangene Wahlkämpfe der NPD an, in denen für ein „soziales und nationales Deutschland“ geworben wurde.
Platz 4: Dubravko Mandic
Dubravko Mandic ist durch Antifa-Recherchen und Presse-Veröffentlichungen seit Jahren als Protagonist des rechtsradikalen Flügels der AfD bundesweit bekannt.
Mandic hat es auf Platz 4 der AfD-Kommunalwahlliste geschafft und erhofft sich durch einen aggressiven Wahlkampf einen Sitz im Gemeinderat. Er wurde am 12.05.1980 geboren und wohnt nach wie vor wie seine Eltern in Freiburg-Hochdorf, Hieberainle 22. Mandic arbeitet als mäßig erfolgreicher Rechtsanwalt mit Kanzlei in der Grünwälderstraße 1-7 in der Freiburger Innenstadt. Für den Abend des 28. Juni plant Mandic eine Feier zur Eröffnung dieser Kanzlei:
„Die Kanzlei Mandic hat schöne neue Räume im Großen Meyerhof in der Grünwälderstraße bezogen. Das muss gebührend mit alten Mandanten und Freunden gefeiert werden. Mandic lädt ein!“
Mandic betreibt eine Zweigstelle in der Kanzlei von Roland Ulbrich in der Leibnitzstraße 14 in Leipzig. Zunächst spezialisiert auf Ausländerrecht und dafür parteiintern gemobbt, gibt er inzwischen als Schwerpunkt seiner Tätigkeit Strafrecht an.
Mandic inszeniert sich selbst wie viele Rechte gerne als Opfer einer Verschwörung, die von sich distanzierenden innerparteilichen Gegnern über Polizei und Justiz bis hin zum Verfassungsschutz reichen soll und dafür gesorgt habe, dass er bei Bewerbungen um höhere Parteiämter meist nicht gewählt wurde und nun sein Glück auf Platz 4 der Kommunalwahlliste suchen muss.
Dubravko Mandic ist bundesweit und international in rechtsradikalen Kreisen gut vernetzt, von AfD und Burschenschaften über „Identitäre Bewegung“ und NPD bis hin zur rechtsradikalen Publizistik- und organisierten Naziszene. Die Bewunderung für erfolgreiche rechtsradikale Parteien und Gruppierungen in verschiedenen europäischen Ländern und die Zusammenarbeit mit ihren Protagonisten wird nicht nur von Mandic gepflegt. Andreas Schumacher beispielsweise traf sich im September 2017 mit Max Ferrari, der seit 1989 bei der italienischen „Lega Nord“ aktiv ist.
Mandic und die ihm in seiner faschistischen Linie folgenden AfD-Listenkandidaten auf den vorderen Plätzen haben als Wahlkampfthema und Hauptziel die Bekämpfung linker Strukturen in Freiburg und dabei in erster Linie des Autonomen Zentrums KTS auserkoren. Im Wahlprogramm der Freiburger AfD wird postuliert, dass Freiburg „kein Problem mit Neonazi-Horden, sondern mit Linksextremismus“ habe. Am 26. April 2019 hetzte Dubravko Mandic:
„Deshalb fürchten ALLE im Freiburger Gemeinderat vertretenen Gruppen den Einzug der AfD in Fraktionsstärke. Denn wir werden Sie jagen. Wir werden OB Horn jagen! Wir werden jeden Gemeinderat jagen, der sich weiter für die Finanzierung der Linksextremisten mit jährlich mindestens 300.000 EUR einsetzt. Wir werden jeden Beamten der Stadt jagen, der sich aus Feigheit und Opportunität nicht an Recht und Gesetz, sondern an die Sirenengesänge der Politischen Korrektheit hält. Wir jeden kleinen Stein umdrehen und untersuchen, ob sich dahinter nicht ein weiterer Linksextremist versteckt. Am 26.05.2019 ist Zahltag.“
Dubravko Mandic tritt gegenüber JournalistInnen und politischen GegnerInnen aggressiv und gewalttätig auf und sieht den Gerichtssaal als passendes Kampffeld für seine faschistische Agitation. Im Wahlkampf zur Gemeinderatswahl 2019 griff Mandic zusammen mit Robert Hagerman mehrfach Linke an und rief anschließend die Bullen, bei denen die AfDler die Opfer spielten. Durch die Anzeigen instrumentalisieren die Nazis die Polizeiermittlungen, um an Informationen über Linke zu gelangen.
Politisch sozialisiert wurde Dubravko Mandic in der Freiburger Verbindungsszene. Seine Burschenschafterkarriere begann im Jahr 2002 bei der „Burschenschaft Alemannia“, in deren internem Nachrichtenblatt es damals hieß: „Seit Mitte Februar wohnt ein Studienkollege von Bbr. Ludin, Dubravko Mandic, als Keilgast auf dem Haus. Seine tatkräftige Unterstützung bei der Beschaffung des Weihnachtsbaums für die Weihnachtskneipe war ebenfalls bereits vielversprechend...”. Mandic wechselte dann allerdings zur völkischen, in der „Deutschen Burschenschaft“ organisierten „Saxo-Silesia“, wo er aber mittlerweile auch ausgeschlossen wurde.
Platz 5: Jack Gelfort
Jack Gelfort, der vom 17. Juli 2015 bis zum 26. Oktober 2016 – nach Elke Fein und vor Andreas Schumacher – Sprecher des Freiburger AfD-Kreisverbands war, kandidiert auf Platz 5 der AfD-Liste. Er wurde am 10.11.1948 geboren und lebt mit seiner Partnerin Petra Gelfort und seiner Familie in Freiburg-Kappel, Im Rosenhag 6. Die Kinder der Gelforts besuchen das deutsch-französische Gymnasium, Petra Gelfort engagiert sich seit Jahren in den Eltern-Gremien der Schule und gilt dort als einflussreich. Dr. Jack Gelfort wirbt auf kommunaler Ebene mit seiner dreijährigen Erfahrung aus den 1990er Jahren als „ehemaliger Geschäftsführer der Berliner Wohnungsbaugesellschaften Marzahn und Hellersdorf“ – damals teilweise noch unter dem Namen Jack Schmidt. Bis Ende der 1990er Jahre war Gelfort Mitglied der SPD.
Platz 6: Michael Theuring
Michael Theuring, dessen Beruf von der AfD als „Rentner (Pädagoge)“ angegeben wird, kandidiert auf Platz 6. Den Spitzenplatz hat er allerdings im Hinblick auf sein Domizil, er lebt in einer luxuriösen Villa auf dem Freiburger Lorettoberg, Kapellenweg 58. Theuring wurde am 22.05.1950 geboren und ist seit 2017 AfD-Mitglied. Im Jahr 2016 schrieb er einen islamfeindlichen Leserbrief an die Badische Zeitung, in dem er den Bau einer Moschee als „Trojanisches Pferd“ bezeichnete und vor der „Errichtung eines islamischen Gottesstaates“ warnte. Er unterschrieb mit seinem Namen unter anderem Petitionen für ein Verbot von Gesichtsschleiern und für die „Wiederaufstellung/Rekonstruktion vom Siegesdenkmal am ursprünglichen Ort!: Kaiser-Wilhelm-Platz“, ist also in der rassistischen und revisionistischen AfD gut aufgehoben.
Lanciert wurde die „Kaiser-Wilhelm“-Petition von Bernd Krain, der in der Ferdinand-Weiß-Straße 137 lebt und in Nazi-Kreisen Werbung für den AfD-Aufmarsch am 29. Oktober 2018 machte. Krain steht auch in Kontakt mit Martina Kempf von den „Christen in der AfD“ aus Breisach und dem Betreiber der Website „pi-freiburg.de“, Dr. Peter Bulke aus der Neumagenstraße 5 in Bad Krozingen von den „Republikanern“. Auf dem lokalen Ableger der einflussreichen Hetz-Seite heißt es aktuell:
„Die Freiburger haben am 26.05. die Wahl, um zwischen Links und Rechts zu entscheiden; denn zum ersten Mal (seit den Republikanern in den 90-er Jahren) hat eine rechte bzw. rechtskonservative Partei in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschlands die Chance, in den Gemeinderat in Freiburg hinein gewählt zu werden.“
Platz 7: Bernhard Lukau
Der Theologe Bernd Lukau, der auf Platz 7 kandidiert und von der AfD als „Verwaltungsangestellter“ beschrieben wird, ist wie seine Partnerin Katharina Lukau, Platz 18, seit vielen Jahren in rechtsradikalen Kreisen aktiv. Der heute 60 Jahre alte Lukau gehörte bereits Ende der 1980er Jahre der Jugendorganisation der Republikaner-Abspaltung „Freiheitliche Volkspartei“ (FVP) an. Damals gründete Bernhard Lukau gemeinsam mit Dieter Stein und anderen jungen Rechtsradikalen die im Jahr 1993 von Freiburg nach Berlin umgezogene Tageszeitung „Junge Freiheit“. Das Gründungstreffen soll 1986 in einem Gartenhaus in Freiburg-Kappel stattgefunden haben: Bernd und Katharina Lukau leben bis heute in der Kirchzartener Straße 32 ebendort.
Als erfahrener Parteien-Hopper versuchte Lukau sich anschließend als Generalsekretär der von Schwulenhass getriebenen, christlich-fundamentalistischen Splitterpartei „Christliche Mitte – Für ein Deutschland nach GOTTES Geboten (CM)“, für die er auch zu Wahlen antrat. Anschließend waren Bernhard und Katharina Lukau dann als BeisitzerInnen im Bundesvorstand der „Deutschen Zentrumspartei“, Bernhard Lukau war zusätzlich Landesschatzmeister des baden-württembergischen Ablegers der Kleinstpartei. Lukau ist nicht nur rasender Christ, sondern auch militanter Abtreibungsgegner:
„Denn wenn ein Staat die Ermordung (so!) seiner künftigen Bürger für straffrei erklärt, hat er die Abschaffung seiner selbst, wenn auch nur zunächst partiell, zum möglichen Ziel erklärt und den Weg dazu gebahnt. Und wenn dem Zeitgeist verpflichtete Richter diese ‚Freiheit‘ dann noch bestätigen, dann leben wir in einem verfluchten Land.“
Platz 8: Jens Bellemann
Im Gegensatz zu den Lukaus ist der Kandidat auf Listenplatz 8 AfD-Mitglied und schon seit 2014 dabei. Der „Analyst“ Jens Bellemann wurde am 20.10.1970 geboren und lebt in der Emmendingerstraße 22 im Freiburger Stadtteil Brühl-Beurbarung. Seinen Briefkasten ziert ein Aufkleber mit der Aufschrift „Lieber ein Dorf im Grünen als einen Grünen im Dorf“. Seine AfD-Propaganda über „Grüninnen“, „Kartellparteien“, „Zwanggebühren“ und „Messermänner“ verbreitet Bellemann auch als Kommentator auf den Websites der „Lügenpresse“, etwa auf „Focus Online“.
Platz 9: Elmar Ertmer
Auf Platz 9 kandidiert Elmar Ertmer. Ertmer lebt in der Oltmannsstraße 4 und wurde im Jahr 1951 geboren.
Platz 10: Bernd Domnick
Der AfDler Bernd Domnick, der auf dem Listenplatz 10 kandidiert, ist Elektorinstallateur bei der Freiburger Stadtbau. Er lebt im Belliweg 1 in Freiburger Stadtteil St. Georgen und ist 62 Jahre alt.
Domnick ist auf Facebook unter anderem mit dem Kampfsportler und Nazimusiker Thomas Maier befreundet, der inzwischen selbst AfD-Mitglied ist. Maier spielt unter anderem bei den südbadischen Nazibands „Plan B“ und „Blutrausch“ und schrieb dazu auf Facebook unter seinem Pseudonym „Tom Mot“:
Für den Verfassungsschutz war Wehr und Steinen ne rechte Hochburg weil ein paar Skinheads rund um die Band Blutrausch ihren Proberaum dort hatten und sich dort trafen passiert ist da nie was ausser Grillfeiern und Konzerte das sowas den Verfassungsschutz bemüht ist ja unfassbar wieder ein Zeichen mehr für nicht vorhandene Meinungsfreiheit“
Thomas „Tom“ Maier war bei „Pegida Dreiländereck aktiv“, organisierte regelmäßig Nazistammtische, Rednerabende und Nazikonzerte in Südbaden und lebt mit seiner Ehefrau Manuela Maier (geb. Böhler) und seinen Kindern in der Kirchstraße 34 in 79585 Steinen.
Platz 11: Bernd Fulde
Das AfD-Mitglied Bernd Fulde lebt in einer Kellerwohnung im Libellenweg 17 im Freiburger Stadtteil Mooswald. Fulde ist laut Wahlliste Koch, er wurde am 18.02.1963 geboren. In seiner Jugend war Fulde Mitglied der Jungen Union, heute kandidiert er auf Platz 11 der Kommunalwahlliste der AfD.
Platz 12: Jonas Möhle
Der Student Jonas Möhle lebt im StuSie-Wohnheim im fünften Stock der Sundgauallee 24 in Betzenhausen und kandidiert für die AfD auf Platz 12.
Platz 13: Tilman Mehler
Der Informatiker Dr. Tilman Mehler lebt in der Scheffelstraße 5 in der Wiehre in Freiburg. Er kandidiert auf Platz 13 der Wahlliste.
Platz 14: Marco Erat
Der Student Marco Erat, der auf Platz 14 der Kommunalwahlliste der Freiburger AfD gewählt wurde, lebt auf dem Haus der „Burschenschaft Saxo-Silesia“ im Kapellenweg 4 auf dem Freiburger Lorettoberg. Vor seinem Umzug nach Freiburg war Erat bei der Konstanzer „Burschenschaft Rheno-Allemannia“ aktiv, im Jahr 2015 kandidierte er auf der Liste des RCDS für das Studierendenparlament der Uni Konstanz.
Vom Sprecher der Aktivitas brachte es Marco Erat im Geschäftsjahr 2019 zum stellvertretenden Sprecher der „Deutschen Burschenschaft“, des Dachverbands der Naziburschenschaften. DB-Sprecher ist der „Saxo-Silese“ Falk van der Helm, zweiter stellvertretender Sprecher ist Rudolf Gut, der neben der „Burschenschaft Saxo-Silesia“ auch Mitglied der Studentenverbindung „Jurassia Basiliensis“ ist.
Platz 15: Martin Polheim
Martin Polheim, der auf Platz 15 der AfD-Liste kandidiert, lebt in der Kirchzartener Straße 8 in Freiburg. Die AfD gibt als seine Berufsbezeichnung „Dipl.-Ing. Maschinenbau“ an, er ist 31 Jahre alt.
Platz 16: Heinz-Jürgen Schlag
Auch Heinz-Jürgen Schlag ist Maschinenbau-Ingenieur. Er ist 68 Jahre alt und ließ sich auf Platz 16 der AfD-Kommunalwahlliste wählen. Schlag lebt in der Zähringer Straße 46, an derselben Adresse betreibt er sein „Spezial-Ing.-Büro für Energie- und Umweltmesstechnik, Thermografie Schlag“. Heinz-Jürgen Schlag ist regelmäßiger Kommentator auf der Website der Badischen Zeitung. Dort kommentierte er auch den BZ-Artikel zur Listenaufstellung:
Es belebt die politische Bühne, wenn die AfD in Freiburg, für Freiburg, mit aktiv werden kann. Als " Nichtmitglied " der AfD bin ich unterstützend tätig, da Freiburg für etliche Leute wegen der Anfeindungen problematisch erscheint. Im Schutz der Wahlkabine fühlen diese sich dann sicher. Wenn ich mich über politische Meinungen informieren will nutze ich Veranstaltungen. Auch die Kommentarbereiche der BZ.
Platz 17: Marie-Luise Gatzweiler
Bei der zweiten Runde der Listenwahlen der AfD Freiburg für die Kommunalwahl kandidierte mit Marie-Luise Gatzweiler die erste Frau nach 16 Männern, sie wurde auf Platz 17 gewählt. Gatzweiler ist 64 Jahre alt und lebt im Spitalfeldweg 8 im Freiburger Stadtteil Haslach-Haid.
Platz 18: Katharina Lukau
Auf Platz 18 wurde mit Katharina Lukau die zweite Frau auf die AfD-Liste gewählt. Lukau lebt mit ihrem Ehemann Bernhard Lukau, der auf Platz 7 kandidiert, in der Kirchzartener Straße 32 und ist 46 Jahre alt. Auch Katharina Lukau hat als Beisitzerin im Bundesvorstand der „Deutschen Zentrumspartei“ bereits einschlägige politische Erfahrung in einer rechten Partei gesammelt.
Platz 19: Robert Hagerman
Robert Hagerman steht auf Platz 19 der AfD-Liste. Als Beruf gibt Hagerman „Student“ an. Er ist 36 Jahre alt und lebt in der Langemarckstraße 86a in der Unterwiehre, Hagerman macht seit Jahren Anti-Antifa-Arbeit und ist ein Zögling von Dubravko Mandic.
Platz 20: Alessandro Bertonasco
Alessandro Bertonasco lebt in der Kappler Straße 53 in Freiburg und wurde auf Platz 20 der AfD-Liste für die Kommunalwahl gewählt. Er ist 54 Jahre alt und arbeitet als Altenpfleger.
Platz 21: Michael Pfeiffer
Noch deutlicher als bei den Lukaus mit ihren Vorstandspöstchen in der „Deutschen Zentrumspartei“ zeigt sich die Schmerzfreiheit der AfD hinsichtlich konkurrierender Parteien bei ihrem Kandidaten Michael Pfeiffer. Dieser wurde auf Platz 21 der Kommunalwahl-Liste gewählt, obwohl er nach wie vor als Mitglied des Landesvorstands der Esoterik-Partei „Die Violetten“ geführt wird. Michael Pfeiffer lebt in der Weddingenstraße 9 in der Unterwiehre in Freiburg und wurde am 12.05.1946 geboren, womit er der Älteste der AfD-Kandidaten ist. Im Zuge einer früheren Kandidatur für „die Violetten“ gab er 2011 bekannt, dass er nach den „Spirituellen“ am ehesten noch „die Piraten bzw. die Linken“ wählen würde. Er engagiert sich seit Jahren in der „Freiburger Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen“. Auf der Website des „Netzwerk Grundeinkommen“ wird er trotz seiner Kandidatur für die AfD als Kontakt zur Freiburger Initiative angegeben.
Neben Esoterik und Grundeinkommen hat Pfeiffer allerdings noch ein weiteres Interessensgebiet: Er ist einer der umtriebigsten Freiburger „Chemtrail“-Verschwörungstheoretiker. Er organisiert die „Sauberer Himmel“-Stammtische der Verschwörungsspinner und gab gemeinsam mit Dominik Storr mehrfach Interviews zum Thema: „Er vermutet, dass »Eliten« das Wetter manipulieren, um die Bevölkerung zu dezimieren.“
Dazu passend pflegte Michael Pfeiffer Kontakte zum Freiburger Kreis der rechtsradikalen, verschwörungstheoretischen Initiative „Stimme und Gegenstimme“. „S&G“ ist eine Art Onlinezeitung, die als „Handexpress“ betitelt wird, in Nazi- und Verschwörungstheoretiker-Kreisen Verbreitung findet und zum Medienimperium des schweizerischen Sektenführers Ivo Sasek gehört. Das Freiburger „S&G“-Grüppchen traf sich mehrfach zu „regionalen S&G-Treffen“ und wollte sich im August 2014 sogar für eine Kundgebung in der Freiburger Innenstadt verabreden, wozu auch Michael Pfeiffer eingeladen wurde.
Platz 22: Thomas Müller
Der Kandidat auf Platz 22 der AfD-Wahlliste ist Thomas Müller, genannt Tom. Er ist 62 Jahre alt und lebt in Freiburg-St.Nikolaus, Auf der Linge 26. Meist ist er jedoch auf „Tom’s Ranch“ auf dem Gelände des zukünftigen Stadtteils Dietenbach zwischen Weingarten und Rieselfeld anzutreffen.
Dort hält er Pferde, die meist knieftief im Schlamm stehen, und bietet Reitunterricht an. Er inszeniert sich als „Pferdeflüsterer“ und fürchtet sich vor der wachsenden Stadt, da seine „Ranch“ dem neuen Stadtteil weichen muss.
Platz 23: Michael Braun
Auf Platz 23 der AfD-Liste steht Michael Braun, 39 Jahre alt. Der Schlüsseldienstmitarbeiter lebt in der Thannhauser Straße 10 in Freiburg-Betzenhausen.
Platz 24: Sandro Schüler
Der jüngste Kandidat der AfD ist auch der letzte auf der Kommunalwahlliste: Sandro Schüler. Auf der Wahlliste wird als seine Adresse Im Finkeler 18 in Freiburg-Tiengen angegeben. Bis vor kurzem war er noch bei seinen Eltern Im Maienbrühl 74 wenige Fußminuten entfernt gemeldet. Schüler ist 22 Jahre alt.
Die AfD und die Saxo-Silesia
Mit Andreas Schumacher, Dubravko Mandic und Marco Erat sind gleich drei Kandidaten Mitglied der „Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia“ und Marco Erat wohnt sogar noch „auf dem Haus“ der Burschenschaft. Zumindest war das der Stand, bis Dubravko Mandic von der „Saxo-Silesia“ 2018 ausgeschlossen wurde. Im Januar 2019 spottete das „Saxo-Silesia“-Aushängeschild Jörg Haverkamp in der geschlossenen Facebook-Gruppe „Tramizu – Das Politikforum“ der überregionalen Verbindungsszene über Mandic: „Mir ist nicht bekannt, daß Herr Mandic korporiert ist.“ Selbst unter Korporierten gilt Mandic als Arschloch.
Jahrelang prägte Mandic durch seine fortwährenden Naziprovokationen nicht nur das Erscheinungsbild der Burschenschaft in der Öffentlichkeit. Er war durch seine erfolgreiche „Keilarbeit” am äußersten rechten Rand der Freiburger Studentenschaft, also der Rekrutierung neuer Mitglieder, auch maßgeblich für die nachhaltige faschistischen Ausrichtung der Burschenschaft verantwortlich. Auf seine Initiative geht die Gründung der „Jungen Alternative“ im Haus der „Saxo-Silesia” und die enge Verbindung mit der „Identitären Bewegung“ in Freiburg zurück.
Die Früchte seiner Keilarbeit ernten nun die AfD und die „Deutsche Burschenschaft“, der Dachverband der „Saxo-Silesia“. Die Freiburger Burschenschaft hat im Geschäftsjahr 2019 den DB-Vorsitz übernommen und arbeitet damit aktiv für den Fortbestand des rechtsradikalen Dachverbands. Mit Marco Erat kandidiert der stellvertretende Sprecher der „Deutschen Burschenschaft“ für den Freiburger Gemeinderat.
Mit den AfD-Mitgliedern Moritz Busam und Christopher Lehmann sind inzwischen zwei Burschen der „Saxo-Silesia“ nach Halle umgezogen und dort bei den „Identitären“ von „Kontrakultur Halle“ und bei der Naziburschenschaft „Halle-Leobener Germania“ aktiv.
Auch Iurii Avramenko aus den Reihen der „Jungen Alternative Freiburg“ wohnte während Mandics Aktivenzeit im Haus der „Saxo-Silesia“, wurde im Sommer 2009 allerdings rausgeworfen, da er trotz wiederholter „Chancen“ keine „ernsthafte Besserung geloben“ wollte. Er schloss sich kurz darauf einer anderen schlagenden Verbindung an.
Marcel Wolle von der „Saxo-Silesia“, der im Sommer 2015 ein Praktikum bei Dubravko Mandic absolvierte, kandidiert für die AfD in Ilsfeld. Seine Mutter Carola Wolle sitzt für die AfD im Landtag von Baden-Württemberg.
Mit dem Bullen Ulrich Ostoyke stellte die „Saxo-Silesia“ jahrelang einen AfD-Funktionär in der Ortenau. Auch zahlreiche weitere (teils ehemalige) Mitglieder der Burschenschaft wie Wilhelm Haase, Leonard Gronbach, Julian Strenge, Martin Hirth und Reimond Hoffmann sind Mitglieder der AfD.
Seit 1953/1954 sitzt die „Burschenschaft Saxo-Silesia“ in einer Villa im Kapellenweg 4 auf dem Freiburger Lorettoberg. Zuvor war sie an verschiedenen Orten ansässig. 1936 benannte sich die „Burschenschaft Saxo-Silesia“ in „Kameradschaft Saxo-Silesia“ und wenig später dann in „Kameradschaft Lützow“ um. Wegen ihrer nationalsozialistischen Ausrichtung wurden die Burschenschaften durch die alliierten Militärregierungen nach der – auf der Website der „Saxo-Silesia” als „Zusammenbruch“ bezeichneten – Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 verboten.
Der Träger des Hauses der Burschenschaft ist der 1953 gegründete „Verein Saxo-Silesenhaus zu Freiburg i.B. e.V.“. Eine der größten Ängste der Burschen ist es, dass ihren Trägervereinen die Gemeinnützigkeit aberkannt werden könnte, denn dann wären die zahlreichen Spenden der „Alten Herren“ nicht mehr steuerlich absetzbar. Ein vermindertes Spendenaufkommen würde den Unterhalt und damit den Bestand der Burschenvillen ernsthaft gefährden. Insbesondere haben die Korporationen Angst vor den Konsequenzen aus dem Urteil V R 52/15 des Bundesfinanzhofs vom 17. Mai 2017. Demnach ist eine Freimaurerloge, die Frauen von der Mitgliedschaft ausschließt, nicht gemeinnützig, da ein reiner Männerbund nicht der Förderung der Allgemeinheit dient.
Die „Saxo-Silesia“ ist sowohl Durchlauferhitzer als auch Sammelbecken und Kaderschmiede der Freiburger Rechten. Sie ist allerdings nicht die einzige Freiburger Verbindung mit AfD-Mitgliedern in ihren Reihen, und auch nicht die einzige Verbindung, bei der es in den letzten Jahren zu Nazivorfällen kam. Und über den „Freiburger Waffenring“ besteht auch eine strukturelle Verbindung zwischen „Saxo-Silesia“ und den schlagenden Verbindungen in Freiburg. Im „Freiburger Waffenring“ (FWR) sind die Burschenschaften „Saxo-Silesia“, „Teutonia“ und „Franconia“, die Landsmannschaften „Cimbria“ und „Neoborussia Halle zu Freiburg“, die Corps „Hubertia“ und „Palatia-Guestphalia“, die Sängerschaft „Guilelmia-Niedersachsen“ und die Turnerschaft „Markomanno-Albertia“ organisiert.
Die AfD und die Freiburger Verbindungsszene
Neben der „Saxo-Silesia“ schickt auch die „Freiburger Burschenschaft Teutonia“ mit Detlef Huber einen ihrer „Alten Herren“ für die AfD in den Gemeinderatswahlkampf. Die Freiburger Burschenschaft hat trotz ihres Austritts aus der „Deutschen Burschenschaft” offensichtlich kein Problem mit Hubers Mitgliedschaft in der „Hamburger Burschenschaft Germania“, eine der rechtsradikalsten Burschenschaften in der „Deutschen Burschenschaft“. Mitglied der „Teutonia“ ist auch der CDUler Ekkehart Meroth, der von 1998 bis 2014 Bürgermeister von Bad Krozingen war. Meroth ist in der Verbindungsszene stark verankert und spielt innerhalb der „Teutonia“ eine wichtige Rolle. Politisch drängt er darauf, engere Verbindungen zwischen der Landes-CDU und der rechtsradikalen, von Burschenschaftern dominierten FPÖ aufzubauen. Und Meroth hofft auf eine Koalition zwischen CDU und AfD und empfiehlt, „über eine CDU/CSU-AfD-FDP Regierung nachzudenken“.
Neben den AfD-Funktionären bei „Saxo-Silesia“ und „Teutonia“ finden sich AfD-Mitglieder auch in den Reihen einiger weiterer Freiburger Korporationen. Das AfD-Mitglied Lauritz Kerscher ist bei der „Freiburger Burschenschaft Franconia“ aktiv.
Auf dem Haus der „Burschenschaft Alemannia Freiburg“ hielt der damalige AfD-Landessprecher und heutige Bundessprecher Jörg Meuthen im Jahr 2015 einen Vortrag über die „finanzielle Situation in Europa“. Organisiert wurde der AfD-Vortrag von Alexander Kaulen, der zu diesem Zeitpunkt Sprecher der „Aktivitas“ der Alemannia war und der inzwischen aus der AfD wieder ausgetreten ist.
In den Reihen der Damenverbindung „Merzhausia“ finden sich mit Sarah Fengler und Christiane Korell mindestens zwei AfD-Mitglieder.
Auch bei der schlagenden „Turnerschaft Markomanno-Albertia“ aus der Mozartstraße 66 sind gleich mehrere AfDler. Neben dem notorischen Hetzer und Ex-Staatsanwalt Thomas Seitz, der seinen „Bundesbrüdern“ Praktika in seinem AfD-Büro im Bundestag anbietet, ist auch Gabriel del Rio Hecklau „Markomanno-Alberte“.
Bei der „Landsmannschaft im CC Neoborussia Halle zu Freiburg“ ist der AfDler Moritz Weigt Mitglied. Weigt ist früheres Kreisvorstandsmitglied der Freiburger AfD und lebt in der Guntramstraße 15. Der „Coburger Convent der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften“, in dem auch die „Neoborussia“ organisiert ist, veranstaltet am 13. Juli 2019 in Freiburg den „Übergabekommers“, bei dem die „Landsmannschaft im CC Cimbria Freiburg“ den Vorsitz an die nächste CC-Verbindung übergeben wird.
Freiburger Korporierte in der Lokalpolitik
Zwar kandidieren auf der Liste der AfD für die Freiburger Gemeinderatswahl die meisten Burschenschafter, aber auch in den Reihen anderer Freiburger Parteien finden sich Korporierte.
Johannes Gröger, Spitzenkandidat der Freien Wähler und bereits seit 2009 im Freiburger Gemeinderat, ist Mitglied der „Katholischen deutschen Studentenverbindung Neuenfels“. Rechtsanwalt Gröger ist sogar Vorsitzender des „Hausbauvereins“ des zuletzt intern stark zerstrittenen Männerbundes.
Der Kandidat auf Platz 24 der Gemeinderats-Wahlliste der CDU, Arndt Michael, ist zwar selbst kein Korporierter. Der Politikwissenschaftler hielt aber noch am 4. Mai 2019 zur Eröffnung des Sommersemesters 2019 bei der „Burschenschaft Teutonia“ einen Vortrag mit dem Titel „Das ‚Neue Indien‘? Aktuelle Einblicke und Ausblicke in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“. Sein Parteifreund Philipp Frese kandidiert auf Listenplatz 42 der CDU und ist Mitglied der „Katholischen Deutschen Studentenverbindung Hercynia im CV zu Freiburg“ und der „Akademischen Verbindung Alsatia zu Münster“. Seine Ehefrau Constanze Frese ist Mitglied der „Akademischen Damenverbindung Merzhausia“. Die Freses wurden bereits 2014 von der Badischen Zeitung als Paradebeispiel einer Unternehmerfamilie gefeiert.
Kathrin Vogel von der „Merzhausia“ steht nach ihrem Rücktritt bei Junges Freiburg nun auf Platz 47 der Liste Teilhabe und Inklusion.
Auch auf der ebenfalls erstmals zur Gemeinderatswahl antretenden Liste der „Bürger für Freiburg“ kandidiert auf Platz 25 ein Korporierter. Der Urologe Jonas Fritzsche vulgo „Tyson“ ist „Alter Herr“ der „Brisgovia Freiburg“, einer mitgliederstarken katholischen Verbindung. Auf dem Haus der „Brisgovia“ findet am 30. Mai ab 18 Uhr der „Begrüßungsabend“ der bis zum 1. Juni andauernden „Vertreterversammlung des KV“ statt, des höchsten Gremiums des „Kartellverbands katholischer deutscher Studentenvereine“.
Die Wahlliste mit den meisten korporierten KandidatInnen dürfte die Liste von „Die Partei“ sein. Hier kandidiert auf Platz 6 der Lehrer Johannes Bockstaller, der Mitglied des „Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereins Unitas Freiburg“ ist. Wie die meisten Korporierten ist auch Bockstaller in Verbindungskreisen gut vernetzt. Er ist in der von der „Saxo-Silesia“ gegründeten geheimen Facebook-Gruppe „Freiburger Korporierte“ aktiv und hält regelmäßig Vorträge bei anderen Freiburger Verbindungen.
Aber Bockstaller ist nicht der einzige Korporierte auf der Liste der „Partei“. Auf Platz 11 und 12 kandidieren zwei weitere „Unitas“-Mitglieder, Josef „Joey“ Ernstes und Alexander Busath. Und auf Platz 42 tritt Sabina Krämer zu Wahl an, die Mitglied der „Burschenschaft Vandalia“ ist – und Mitglied der Freiburger SPD. Die „Vandalia“, organisiert im „Schwarzburgbund“ ist eine nichtschlagende, gemischte Verbindung und damit weit entfernt von erzkatholischen Bünden wie der „Hercynia“ oder rechtsradikalen Burschenschaften wie der „Saxo-Silesia“. Simon Waldenspuhl, der inzwischen für die Liste „Urbanes Freiburg“ antritt, bezeichnete gegenüber Radio Dreyeckland „gemischte Verbindungen“ als „etwas liberaler“. Trotzdem ist auch die „Vandalia“ in der Freiburger Verbindungsszene gut vernetzt, ist wie alle Verbindungen hierarchisch organisiert, elitär ausgerichtet und pflegt reaktionäre Traditionen und Riten sowie interne Seilschaften.
Bei der FDP auf Platz 7 kandidiert Jörg Dattler, einer der Geschäftsführer des regelmäßig von Burschenschaften und anderen Verbindungen für repräsentative Veranstaltungen genutzten „Schlossbergrestaurant Dattler“. Das „Dattler“ spielt im Freiburger Verbindungsleben eine zentrale Rolle, wird im verbindungsstudentischen „Freiburglied“ besungen und ein Lauf zum „Dattler“ wird gerne von Konventen als Sanktion für Regelverstöße verhängt.
Bei der FDP auf Platz 23 kandidiert mit Stephan Strehmel ein weiteres Mitglied der Freiburger „Burschenschaft Vandalia auf dem Loretto“, deren Haus sich inzwischen im Stadtteil Waldsee befindet.
Mitglied der „Vandalia“ ist auch die SPDlerin Birte Könnecke. Könnecke ist Kreisvorsitzende der SPD Breisgau-Hochschwarzwald, sitzt im Beirat des Landesvorstands der SPD Baden-Württemberg, ist Kreistagsabgeordnete und trat bei der baden-württembergischen Landtagswahl 2016 als Spitzenkandidatin der SPD im Wahlkreis Breisgau an. Nach einem AfD-kritischen Quiz auf der Website der SPD Breisgau-Hochschwarzwald erhielt Könnecke rechtsradikale Drohbriefe, für die mutmaßlich die AfD-Funktionärin Martina Böswald verantwortlich war. Könnecke ist Vorstandsmitglied des „Lassalle-Kreises“, der Vereinigung von Korporierten in der SPD. Ein zentrales Anliegen des „Lassalle-Kreises“ ist die „Vereinbarkeit von Verbindungswesen und der SPD“ – insbesondere im Hinblick auf den im Jahr 2014 verabschiedeten Unvereinbarkeitsbeschluss der SPD mit der „Deutschen Burschenschaft“ und Bestrebungen vor allem der Jusos, diesen auf andere Verbindungen auszuweiten.
Rechtsradikale Vorfälle bei Freiburger Verbindungen
Das wesentliche Grundprinzip der „Deutschen Burschenschaft“ – wie auch ihrer vermeintlich liberaleren Abspaltung „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ – ist der „volkstumsbezogene Vaterlandsbegriff“. Damit bezeichnen die völkischen Burschen ihre rassistische Blut-und-Boden-Ideologie und ihre revisionistische Nichtanerkennung der heutigen Staatsgrenzen Deutschlands. Dieses Prinzip findet sich auch in der Satzung der „Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia“ wieder: „Ihr Einsatz gilt der freien Entfaltung der deutschen Kulturnation in voller Verbundenheit aller ihrer Teile unabhängig von staatlichen Grenzen in einem geeinten Europa.“
Die nationalsozialistische Ausrichtung ist bei der „Saxo-Silesia“ nicht nur graue Theorie, sondern gelebter Alltag.
„Wbr. Hirth ging sofort zur Musikanlage, rief etwas von ‚jetzt spielen wir mal Rechtsrock‘ und drehte gleichzeitig Musik mit unzweifelhaft rechtsextremen Hintergrund auf.“ (Alexander Lewalter, 26.07.2013)
„Auf die Frage nach der Nazimusik beantwortete [Dubravko Mandic] mit einem Achselzucken und wies mich darauf hin, daß mein ‚Geklüngel‘ mit der Putzfrau ohnehin nicht bundesbrüderlich sei (‚Was hat die Schlampe denn hier schon zu sagen?‘).“ (Bernd Gath, 10.03.2014)
„Aus den auf dem Balkon aufgestellten Lautsprechern beschallten die Bbr. Bbr. [Mandic und Hirth] mit ihrer lauten Musik das Tal. Bedenklich fand ich, dass Musik der rassistischen und nationalsozialistischen Rockband ‚Landser‘ gespielt wurde. Im Wohnzimmer lag ein mir unbekannter junger Gast. Er sprang auf und begrüßte mich sofort mit dem deutschen Gruß!“ (Christian Konieczny, 17.10.2015)
Selbst wenn „Alte Herren“ der „Saxo-Silesia“ wie hier Konieczny Kritik an der nationalsozialistischen Gesinnung ihrer „Bundesbrüder“ äußern, bedienen sie sich selbst einer NS-Wortwahl:
Der Hitlergruß, im nationalsozialistischen Sprachgebrauch auch als „Deutscher Gruß“ bezeichnet, war in der Zeit des Nationalsozialismus die übliche Grußform.
Die Saxo-Silesia ist zwar die exponierteste, aber nicht die einzige Freiburger Burschenschaft, bei der es in der Vergangenheit oder aktuell zu rechtsradikalen Umtrieben kam. Die „Freiburger Burschenschaft Teutonia“ sorgte mit ihrem Semesterprogramm zum Wintersemester 2011 für Schlagzeilen, da sie darin den Nazisänger Michael Regener alias „Lunikoff“ zitierte.
Und bei der „Freiburger Burschenschaft Franconia“ führte Ende April 2019 ein Schreiben eines „Alten Herrn“ zu Unruhe, mit dem dieser seinen Austritt erklärte:
„So ist diese ständige Nähe zu rechtsradikalem Gut (Horst-Wessel-Lied an dem Tresen, Panzerlied, rumgeheile auf alles Mögliche sobald der eine oder andere Aktive zu tief ins Glas geschaut hat) m. E. nicht akzeptabel und entsprechende gehören rausgeworfen.“
Die Reaktion der restliche „Franconia“ spricht für sich: Die Burschen freuten sich darüber, den Querulanten los geworden zu sein.
In der Öffentlichkeit präsentiert sich die „Freiburger Burschenschaft Alemannia“ jährlich als Ausrichterin eines „Studentenballs“ in Räumlichkeiten der Freiburger Universität. Intern kämpft die Burschenschaft seit einigen Jahren mit völlig außer Kontrolle geratenen „Fuxenprüfungen“, bei denen die „Fuxen“ über viele Stunden hinweg von den „Burschen“ gequält, erniedrigt, misshandelt und zum Alkoholkonsum gezwungen werden – Folter als Initiationsritual. In einem in Altherrenkreisen der Burschenschaft verbreiteten Bericht heißt es sogar:
„Dieses Szenario hatte zumindest im letzten Jahr bei einem Fux in einen nachweislich komatösen Zustand gemündet. Der Fux wurde von der Aktivitas in diesem Zustand auf dem Haus sich selbst überlassen. Potentiell lebensgefährliche Komplikationen, wie Gefahr der Atemdepression und des Aspirtion von Erbrochenem blieben hierbei unberücksichtigt.“
Aber nicht nur Burschenschaftler begrüßen sich mit Hackenschlag, „Heil“ oder gestrecktem rechten Arm. Beim „Katholischen Studentenverein Brisgovia zu Freiburg“ im „Kartellverband“ wurden Ende 2018 in ihrer „Triefelecke“ genannten Bar in ihrem Haus in der Holbeinstraße 5 ebenfalls Hitlergrüße gezeigt und besoffen „rumgehitlert“. Bundintern sorgt bei der „Brisgovia“ allerdings wohl vor allem für Unruhe, dass der „Vorfall“ innerhalb des des „Kartellverbands“ thematisiert und damit das „Conventsgeheimnis“ gebrochen worden sei. Ob der für die wiederholten Hitlergrüße verantwortliche Johannes Glasmacher aus der „Brisgovia“ ausgeschlossen wird, ist demnach noch unklar.
Und auch bei den Freiburger Corps ist der Nationalsozialismus nie aus der Mode gekommen. Die aufmerksame Nachbarschaft des „Corps Suevia Freiburg“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ berichtete schon vor Jahren von Naziliedern an „Führers Geburtstag” in ihrem Haus in der Lessingstraße 14. Über dieses Haus weiß die Badische Zeitung noch im Januar 2019 lediglich in einem vor Mitleid triefenden Ton zu berichten, dass „die aktuelle Planung des Stadttunnels vor[sieht], den Tunnelmund unmittelbar in die Nähe dieses Hauses zu legen, was unter Umständen dazu führen wird, dass es dann sogar noch weniger zur Geltung kommt“.
Es wäre allemal relevanter über die „Fuxenkneipen“ der von der BZ liebkosend „Freiburger Schwaben“ genannten Reaktionären zu berichten. Hier werden Lieder wie das „Südtirolerlied“ mit Inbrunst gesungen:
Die Handgranate griffbereit,
Am Abzug das Gewehr,
Wir geben keinen Fingerbreit
Von deutschem Boden her,
Ihr Brüder in Deutsch-Südtirol,
Die Waffe nehmt zur Hand,
Und jagt die Italienerbrut
Aus unserem deutschen Land.
Wie unter Nazis üblich wird Österreich wie auch Südtirol kurzerhand zu einem Teil Deutschlands erklärt. Aber auch Libyen gehört für Revisionisten wie die „Sueven“ zum „ewigen deutschen Land“, was mit der Eroberung durch den NS-Generalfeldmarschall Erwin Rommel im Juni 1942 begründet wird:
Und ist dann Südtirol befreit
Von Bozen bis zum Meer,
So stehen wir zum Sprung bereit
Wohl übers Mittelmeer,
Auf Rommels Spuren stürmen wir
Nach Tobruk durch den Sand,
Denn dort erkämpfte deutsches Blut
Auf ewig deutsches Land.
Auch wenn sich Corps oft in der Öffentlichkeit als unpolitisch gerieren, so zeigen ihre Lieder doch, wes Geistes Kind sie sind. Für die Corpsbrüder der „Suevia“ ist Frankreich noch immer der Erzfeind Deutschlands:
Der Franzmann zittert links des Rheins,
Vor deutscher Stiefel Tritt:
Wir marschier’n ins Elsaß ein,
Lothringen zieh’n wir mit!
Wer Schnecken frißt braucht Disziplin,
Der schreit nach starker Hand!
Wir marschier’n ins Elsaß ein,
Befreien deutsches Land!
Neben dem „Südtirolerlied“ gehört auch das Singen nationalsozialistischer Kampflieder zum „Verbindungenleben“ beim „Corps Suevia“. Im Dezember 2018 trat ein Mitglied der „Suevia“ aus und begründete dies in einer internen Nachricht:
„Lieder der Hitlerjugend singen finde ich übrigens auch nicht so gut“.
Freiburger Rechte vereint im Hass
Aller Voraussicht nach wird 20 Jahre nach dem Scheitern der REPs bei der Gemeinderatswahl 1999 mit der AfD wieder eine faschistische Partei einen oder mehrere Abgeordnete in den Freiburger Gemeinderat entsenden – unter ihnen wird sich keine Frau befinden. Es werden ausschließlich unsympathische Chauvinisten sein, die auch noch stolz auf ihre eitle Arroganz sind. Doch der Widerspruch zwischen Selbstbild und Realität der Freiburger AfD-Spitze ist für alle offensichtlich. Schumacher ist vor lauter Selbstverliebtheit blind gegenüber der Inhaltsleere seiner Phrasen. Huber gefällt sich als knallharter Neoliberaler und wohnt in einem grauen Reihenhaus in Landwasser. Schwarz hält sich für einen smarten Politiker, dabei steht ihm die frömmelnde Dummheit ins Gesicht geschrieben. Und Mandic sieht sich auch nach seinem Rauswurf aus der „Saxo-Silesia” noch immer als Prototyp deutscher Burschenherrlichkeit.
Nur auf den ersten Blick überrascht die Kollaboration demokratischer Kreise mit der AfD. Von der Gründung in den „Jazz & Rock Schulen Freiburg“ bis zur Hofierung durch „Pulse of Europe Freiburg“ und dem Plädoyer der Badischen Zeitung für eine Diskussion mit der Nazipartei – der feige Opportunismus und die geschichtsblinde Ignoranz einiger DemokratInnen kennt keine Grenzen und so verschieben sich die roten Linien immer weiter nach rechts. In Freiburg ist dabei viel Platz für vermeintlich linke Wählerlisten entstanden, die im Windschatten des Rechtsrucks Korporationen den Steigbügel halten.
Das beredtes Schweigen der Freiburger Studentenverbindungen zu den rechtsradikalen Aktivitäten der „Saxo-Silesia“ über alle Korporationsunterschiede hinweg ist angesichts ihrer eigenen Naziskandale wenig verwunderlich. Die schlagenden Verbindungen frönen ohnehin im „Freiburger Waffenring” alle gemeinsam ihrer Lust an abstoßenden Männlichkeitsritualen. Aber auch bei den Katholiken wird zu vorgerückter Stunde gerne mal ein zünftiges „Heil Hitler“ in die Runde gegrölt und die Corpsbrüder schwadronieren vom erneuten Einmarsch ins Elsaß. Nicht nur äußerlich lassen sich die Bändchenträger kaum voneinander unterscheiden, auch ihre gemeinsamen Werte stammen aus einer anderen Zeit.
Die AfD hingegen ist die Partei der offenen Widersprüche. Ihre Funktionäre pflegen einen Outlaw-Habitus und inszenieren sich als unschuldig Verfolgte, sehen sich aber gleichzeitig als Sprachrohr der Massen und gefallen sich in der Rolle biederer Volksrebellen. Sie drohen unverhohlen mit Militanz und verwenden Jagdmetaphern für ihren politischen Kampf, während sie für sich auf Einhaltung grundgesetzlicher Gleichbehandlung klagen und sich auch ansonsten bei jeder Kleinigkeit der bürgerlichen Justiz bedienen. Sie hetzen gegen Nichtdeutsche, aber buhlen um Stimmen kroatischer oder russlanddeutscher WählerInnen. Sie geißeln den „Filz der Systemparteien“ und lassen sich zugleich von Millionären mit illegalen Parteispenden schmieren.
Neben den FunktionärInnen und WählerInnen sind die Mitglieder und die SpenderInnen eine wesentliche Stütze der AfD. Wenig verwunderlich möchten die SpenderInnen am liebsten unerkannt bleiben, denn wer steht schon gerne als Unterstützer einer Nazipartei im Lichte der Öffentlichkeit? Dabei geht es nicht nur um Kleinspender wie den rechtsradikalen „Brisgoven“ Johannes Glasmacher. Aus Freiburg erhielt die Partei beispielsweise je 1.000 Euro vom Geschäftsführer der DASY GmbH und der mondonovum GmbH Roy Dambacher aus der Gauchstraße 1 und vom Diplom-Psychologen Volker Burck aus der Berggasse 9. Und der emeritierte Professor Michael Drude aus der Erwinstraße 39 spendete sogar 5.000 Euro an die AfD. Derartige „Stützen der Gesellschaft“ sind seit jeher Teil der deutschen Rechten.
Schon der Nationalsozialismus wurde demokratisch gewählt und auch heute wählt niemand Nazis wegen ihrer konstruktiven Politik, sondern wegen ihres offensiv zur Schau gestellten Hasses auf alles Linke, Grüne und „Fremde“. Sie werden gerade wegen ihres Rassismus, ihres Antifeminismus und ihres Antisemitismus gewählt. Deshalb sind nicht nur die Politiker der AfD die Feinde jeder Emanzipation, sondern auch ihre Wählerinnen und Wähler. Wer AfD wählt, entscheidet sich für Hetze, Diktatur und Krieg.
Offene Feindschaft dem Faschismus!
Keine Zusammenarbeit mit der AfD!
Autonome Antifa Freiburg
Robert Hagerman wurde in einer früheren Version dieses Communiqués fälschlicherweise als Julian Delitzsch identifiziert.