„Alles Gute, feier schön :-)“ Wie jedes Jahr am 20. März gratulierte Kathrin Kaltenhäuser ihrem Freund Philipp Mang auch 2015 zum Geburtstag. Sie waren schon seit 2011 auf Facebook befreundet und feierten oft zusammen im AT, der Diskothek ATlantis in Herbolzheim, der Stammdisko ihrer Clique. Für Jugendliche am Südrand der Ortenau gibt es auch heute noch wenig andere Orte, an denen sie der katholischen Enge ihrer Dörfer entfliehen und unter ihresgleichen feiern können. Zudem war Herbolzheim für Kathrin Kaltenhäuser gut zu erreichen, denn es liegt genau in der Mitte des Dreiecks aus ihrem damaligen Wohnort Rheinhausen-Oberhausen und den beiden Schulen, die sie zu dieser Zeit besuchte: Zuerst das Gymnasium Kenzingen und später die Heimschule St. Landolin in Ettenheim, wo sie 2012 das Abitur machte.
Dunkel, laut und menschenverachtend
Die Clique, die sich regelmäßig freitags zu Metalabenden im AT traf, gehörte wie viele andere auch einer Subkultur an. Nur war ihre Subkultur anders als die meisten anderen, dunkler, lauter und menschenverachtender: Kathrin Kaltenhäuser war Teil einer Naziclique. Zu ihr gehörte auch Philipp Mang, der damals einer der umtriebigsten Nazis in Südbaden war. Und das zeigte er jedem und jeder ganz offen und unmissverständlich: Mang war Demoorganisator und Kameradschaftler, beteiligte sich an Angriffen auf Linke und Provokationen vor Gericht, war notorischer Netzwerker und vielgereister Konzertorganisator. Philipp Mang machte Politik mit „Combat 18“, dem rechtsterroristischen Arm der verbotenen Naziorganisation „Blood & Honour“. Alle kannten Mang und alle wussten, welche Politik er vertritt, und warum auch nicht? Es war ja ihre Politik.
Am 23. März 2013 besuchte Kathrin Kaltenhäuser ein Metalkonzert in Augsburg, wo einer ihrer Nazifreunde, der sich auf Facebook „Michael Empunkt“ nennt und mit dem sie noch immer befreundet ist, mit seiner Band auftrat. Wie unter Freunden üblich, gratulierte sie auch diesem Nazi am 29. August 2013 zum Geburtstag. „Michi“ spielte in mehreren Metalbands und ist Schlagzeuger bei der international bekannten Naziband „Aufbruch“. Zu Kaltenhäusers Naziclique gehörte auch die feierwütige und gut vernetzte Faschistin Manuela Kaiser. Ein weiterer ihrer Nazifreunde war Nicolai Hessmann, der 2011 Schießtrainings in der Schweiz organisierte und im selben Jahr versuchte, einen NPD-Kreisverband Ortenau aufzubauen. Schließlich übernahm er 2016 wenig erfolgreich den NPD-Kreisverband Lörrach-Waldshut. Mit ihm spielte Kaltenhäuser auf Facebook den „Diktatoren-Test“ und neckte ihn anschließend damit, dass sie „mehr Talent“ als er zur Diktatorin habe.
Die Nazis und ihre Verbindungen
Kaltenhäuser wurde in Tuttlingen geboren und ist heute 24 Jahre alt, nur heißt sie mittlerweile nicht mehr Kathrin Kaltenhäuser sondern Kathrin Vogel. Nach ihrem Abi entschied sie sich für ein Studium der Germanistik und Anglistik im nahen Freiburg. Ihr ausgeprägtes Bedürfnis nach identitätsstiftender Gruppenzugehörigkeit und ihr Faible für anachronistische Folklore lebte sie nicht nur beim Reenactment-Fechten und Steampunk-Modeling aus, sie suchte auch nach Kommilitoninnen mit ähnlicher Gesinnung. Und so schloss sich Kathrin Vogel einer Korporation an: Bereits 2014 war sie Mitglied der „Damenverbindung Merzhausia“, damals noch in einem Kellerloch in der Merzhauser Straße 80 eingemietet, das die „sehr verehrlichen Damen“ nach einem bedauerlichen Wasserschaden verlassen mussten. Im Herbst 2015 zogen die Verbindungsstudentinnen in ein neues Kellerloch in der Turnseestraße 24, ihrer neuen „Konstanten“. Kathrin Vogel selbst wohnt wie ihr Partner Clemens Straub in der Stefan-Meier-Straße 30, allerdings wohnen sie in verschiedenen WGs. Straub ist Kassenwart und ebenfalls im Vorstand von „Junges Freiburg“ und bezeichnet Vogel als Teil „linke[r] Kräfte in Verbindungen“.
Die „AV Merzhausia“ wurde am 14. Dezember 1982 gegründet und ist damit nach eigener Darstellung „die älteste, durchgehend aktive Damenverbindung im deutschsprachigen Raum“. Wie alle Verbindungen ist auch die Merzhausia nach dem „akademischen Prinzip“ als hierarchischer „Lebensbund“ organisiert. Es gibt somit unverhandelbare und nicht reformierbare, elitäre Auswahlkriterien: Mitglied können grundsätzlich nur Studentinnen einer Freiburger Hochschule werden. Die neuen Studentinnen werden wie bei den meisten anderen Korporationen „Füxe“ genannt und stehen in der Hierarchie ganz unten. Aus „Füxen“ werden „Damen“ und diese können nach Abschluss ihres Studiums in die Reihen der „Hohen Damen“ aufgenommen werden. Die Finanzierung der „Merzhausia“ wird mangels Masse an „Hohen Damen“ und im Gegensatz zu den meisten männerbündischen Verbindungen auch durch Semesterbeiträge der „Aktiven“ bestritten. Das „Lebensbundprinzip“ erzeugt eine institutionalisierte Seilschaft. Die „Damen“ versprechen sich dabei von ihren Kontakten zu den „Hohen Damen“ Vorzüge auf ihrem späteren Lebensweg und insbesondere für ihre Karriere.
Seilschaften unter Frauen
Die „Merzhausia“ ist wie die meisten Verbindungen farbentragend und beweist mit der Farbkombination blau-gold-rot auch ein vergleichbar schlechtes Farbgefühl. Der viel zu breite „Zirkel“, also das monogrammartige Erkennungszeichen der Verbindung, wird von anderen Freiburger Verbindungen belächelt und die Damenverbindung als „Herzmausia“ verspottet. Statt „Band“ tragen die Verbindungsstudentinnen „Schleife“, die Phantasieuniform ist an die Uniformen anderer Verbindungen angelehnt, es gibt „Chargen“ und während der „Kneipe“ wird Sekt statt Bier gesoffen. Lässt man das männerbündische außer Acht, unterscheidet sich die „Merzhausia“ nicht wesentlich von anderen Korporationen: Vokabular und Alkoholismus, Traditionalismus und Dogmen, Hierarchie und Elitedenken.
Mit Sorge schauen die „Hohen Damen“ auf die gesellschaftliche Entwicklung hin zu einer Stigmatisierung des rechtsradikalen Flügels der Verbindungsszene. Deren einstiger Bonus durch die jahrzehntelangen Seilschaften kehrte sich ab 2011 zu einem Malus um. Vogel hat mit ihrem Inaktivierungsvortrag am 13.04.2018 zwar ihre Aktivenzeit beendet, aber noch ist sie nicht „Hohe Dame“. Doch wer sind diese „Hohen Damen“ und wie beeinflussen sie unsere Gesellschaft?
Entsandt in führende Berufe unserer Gesellschaft
Wie bei Studentenverbindungen üblich, sind fast die Hälfte der „Hohen Damen“ Juristinnen, die es bis zur Referatsleiterin im Bayerischen Finanzministerium gebracht haben wie Christiane Plempel-Scholl. Aber sie machen auch Karriere als Unternehmerin wie die Chefin der Freiburger Filiale des „PSSST Bettenhaus“ Constanze Frese oder arbeiten in der Werbung wie Stefanie Kaniuth, die ehemalige Pressereferentin der Hipster-Getränkemarke Bionade.
Auch AfD-Mitglieder haben Einfluss in der „Merzhausia“ wie die „Hohe Dame“ Sarah Fengler aus der Kidlerstraße 36 in München, Mitglied im AfD-Kreisverband München Ost, oder Christiane Korell aus der Eschenstraße 4 in Hügelsheim, wie ihr Ehemann Mitglied im AfD-Kreisverband Baden-Baden/Rastatt. Wie viele „Hohe Damen“ der „Merzhausia“ ist Korell mit einem „Alten Herren“ einer anderen Korporation verheiratet. Heinz-Uwe Korell ist „Alter Herr“ der „Burschenschaft Frankonia Heidelberg“ und war viele Jahre lang Vorsitzender des „Rechtsausschusses“ der „Deutschen Burschenschaft“.
Couleurdamen der Saxo-Silesia
Häufig suchen die Verbindungsstudentinnen der „Merzhausia“ die Nähe zur „Deutschen Burschenschaft“ und mehrere führen mit Stolz den Titel einer „Couleurdame“ bei der „Burschenschaft Saxo-Silesia“. Mit diesem Titel wird ein besonderes Näheverhältnis bezeichnet und Vertrauen seitens der „Burschenschaft“ ausgedrückt. Zu den „Couleurdamen“ der Naziburschen gehören die „Hohen Dame“ der „Merzhausia“ Beatrix Mader-Lazic und Isabel Seitz, die Ex-Ehefrau des korporierten Nazistaatsanwalts und AfD-Bundestagsabgeordneten Thomas Seitz.
Mit der „Hohen Dame“ Birgit Reerink ist eine „Couleurdame“ der Naziburschenschaft mittlerweile Direktorin des Donaueschinger Amtsgerichts. Hamburgs „prekäre Superheldinnen“ dürften noch eine Rechnung mit der „Couleurdame“ und Staatsanwältin Kathrin Fildhaut offen haben. Während sie – ganz politische Juristin – sozialen Protest mit Repression ersticken wollte, hob ein Staatsanwalt in der nächsthöheren Instanz alle Anklagepunkte auf, da es keine Beweise für eine Mittäterschaft der Angeklagten gab.
Frauenbild und Wirklichkeit
Doch die Beziehungen zur „Saxo-Silesia“ laufen auch in die umgekehrte Richtung. Katharina Haverkamp, die Lebensgefährtin des „Saxo-Silesia“-Wortführers Jörg Haverkamp und ebenfalls „Couleurdame“ der „Saxo-Silesia“, wird als „Freundin u. lb. Merzhausia“ geführt und referierte im Juni 2016 bei der Damenverbindung. Katharina Haverkamp leitet mit dem „Alten Herrn“ der „Burschenschaft Saxo-Silesia“ Djahan Salar die „Neue Arbeit Lahr GmbH“, eine „gemeinnützige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft“ die Gelder von Bundes- und Landesministerien und -ämtern, kirchlichen Verbänden und großen Unternehmen erhält.
Wenig verwunderlich wurde innerhalb der „Merzhausia“ ein Antrag auf Distanzierung von der „Burschenschaft Saxo-Silesia“ von den Verbindungsstudentinnen abgelehnt, wie die „Junges Freiburg“-Stadträte Sergio Schmitt und Lukas Möhrchen kürzlich in einem RDL-Interview ausplauderten.
Heil Freya! Heil 30. Stiftungstag!
Die „Merzhausia Freiburg“ pflegt enge Kontakte zu anderen Damenverbindungen, insbesondere zu ihrem „Freundschaftsbund“, der „Akademische Damenverbindung Nausikaa zu Heidelberg“, und der „AV Leaena zu Bonn“. Zwar gibt es im Gegensatz zu den allermeisten Männerbünden keinen Dachverband der Damenverbindungen, aber mit dem „Damenverbindungstreffen aller Damenverbindungen“ doch ein jährliches Treffen.
Dieses DVT abgekürzte Treffen fand 2011 bei der „Wiener akademische Mädelschaft Freya“ statt, einer Nazikorporation, welche als Rekrutierungspool der FPÖ gilt. Das nächste „Damenverbindungstreffen“ findet vom 13. bis 15. September in Clausthal statt und wird von der „Merzhausia Freiburg“ auf ihrer Website beworben.
In die Freiburger Korporationsszene integriert
Wie so vielen Korporationen ist auch der „Akademischen Damenverbindung Merzhausia“ die eigene Webpräsenz ein bisschen peinlich, was nicht nur an Sprüchen wie „Time to drink champagne and dance on the table“ liegen dürfte. Hervorgehoben werden interkorporative Kooperationen wie die „Besuche bei anderen Verbindungen. Gerade die Studentenverbindungen in Freiburg sind untereinander gut befreundet, man besucht sich gegenseitig oder organisiert gemeinsame Veranstaltungen. Daneben bestehen auch gute Kontakte zu Verbindungen in anderen Städten.“
Auf Facebook führt die „Merzhausia“ näher aus, was darunter zu verstehen ist: Eine gelungene „Dreisam-Kreuzkneipe“ mit den „lieben Farbenbrüdern einer verehrlichen K.St.V. Germania-Hohentwiel“ 2013 und eine wegen schlechten Wetters misslungene mit dem „KDStV Schwarzwald zu Karlsruhe“ im gleichen Jahr.
Mit der Saxo-Silesia zum Hambacher Schloss
Gemeint sind auch die von der „Merzhausia“ organisierten „interkorporativen Ausflüge“ 2013: Einen „lehrreichen Tag 30 Meter tief im französischen Erdreich“ am „Fort Schoenenbourg/Maginotlinie“ mit „e.v. K.St.V. Brisgovia, e.v. Sängerschaft Guilelmia-Niedersachsen zu Freiburg, e.v. K.D.St.V. Hohenstaufen zu Freiburg, e.v. K.St.V. Rheno-Palatia, sowie e.v. Burschenschaft Saxo-Silesia“ oder der Ausflug zum Hambacher Schloss mit dem „VDSt Freiburg“ und der „Burschenschaft Saxo-Silesia“.
Stolz sind die „Damen“ auch auf den Tanzkurs auf dem Haus der „Freiburger Burschenschaft Teutonia“ 2014, den „Knotentanzkurs“ auf dem Haus des „Corps Suevia“ 2016 und den Tanzabend „mit e.s.v. Landsmannschaft Noeborussia Halle zu Freiburg“ 2018. Eine gemeinsamen Neujahresbowle auf dem Haus der „Landsmannschaft Cimbria“ 2015 und ein Hüttenwochenende mit „e.v. K.St.V. Brisgovia zu Freiburg“, die Mottoparty „Maskenball“ mit „e.v. KDStV Hohenstaufen zu Freiburg“ 2016 und die Oktoberfestparty mit „e.v. KDStV Wildenstein“ 2018.
Burschen und Damen beim Dattler
In der Ausgabe 02/2015 des „Saxo-Silesen-Briefs“ berichtete der damalige Sprecher der Aktivitas, Jan Mühlberger: „Nur eine Woche später, fand der Höhepunkt des Semesters statt: Unser 130. Stiftungsfest. Es startete traditionell am Freitag den 22. Mai 2015 mit dem Begrüßungsabend adH, wo etwa 60 Bundesbrüder und Gäste bereits den Weg nach Freiburg gefunden hatten. Tags darauf fand der 130. Stiftungsfestkommers auf dem Dattler statt. Die Ehre zu chargieren gaben uns dort: B! Adelphia Würzburg, B! Hilaritas Stuttgart, Jurassia Basiliensis und Sarmatia Warschau. Der Kommers verlief harmonisch, was bestimmt auch an der beträchtlichen Anzahl an Damen und Gästen lag. Summa summarum besuchten die Veranstaltung etwa 70 Personen. Festredner war unser AH-x Bbr. Götschel, welchem ich an dieser Stelle dafür herzlich danke. Vertreterreden hielten die Damen der AV Merzhausia, ein Vertreter der B! der Krusenrotter, die Burschenschaft Adelphia, die B! Rheno-Alemannia Konstanz, die L! Cimbria, sowie ein Vertreter der Sarmatia Warschau.“
Mühlberger ließ unerwähnt, dass alle „Alten Herren“ der „Saxo-Silesia“ im Vorfeld eine Postkarte von der Antifa erhielten, was zu einer wesentlich geringeren Beteiligung „Alter Herren“ samt Begleitung am Stiftungsfest auf dem Schlossberg als erhofft führte und damit zu einer deutlichen Unterschreitung des mit dem Burschenlokal Dattler vereinbarten Mindestverzehrs und somit zu einem finanziellen Verlust der „Saxo-Silesia“. Auf der Vorderseite der Postkarten war ein Aufkleber mit einem Foto der beiden einzigen damals aktiven „Saxo-Silesen“. Zu sehen ist darauf Martin Hirth nach seiner Mensur mit blutüberströmtem und zersäbeltem Gesicht samt eines „aus Spaß“ in die Mensurwunde eingenähten Knopfes. Im Hintergrund steht Jan Mühlberger, feist grinsend, der im Mai 2016 Linda Ehring von der „Merzhausia“ geheiratet hat. Oben ist in roten Lettern zu lesen: „Burschen vorknöpfen!“ Auf der Rückseite der Postkarte stand: „Alter Herr! Wir freuen uns, dich und deine Begleitung Pfingsten in Freiburg begrüßen zu dürfen. Deine Antifa“
Die im Dunkeln sieht man auch
Während die „Merzhausia“ sich ganz offen zu den sozialen Kontakten zu den anderen Freiburger Korporationen bekennt, findet die politische Zusammenarbeit im nichtöffentlichen Bereich wie der Facebook-Gruppe „Freiburger Korporierte“ statt. Die Gruppe wurde im November 2015 von dem bei der „Burschenschaft Saxo-Silesia“ verkehrenden Reimond Hoffmann unter dem Namen „Freiburger Waffenstudenten“ erstellt und wenig später umbenannt, um sie auch für nichtschlagende Verbindungen zu öffnen.
Hoffmann ist Vizevorsitzender der „Jungen Alternative“ von Baden-Württemberg und kandidierte bei der Bundestagswahl für die AfD im Wahlkreis Rottweil/Tuttlingen. Nachdem das das Landesamt für Verfassungsschutz im November 2018 die Beobachtung des baden-württembergischen JA-Landesverbands bekannt gab, sah sich Hoffmann im Januar 2019 als einer der führenden JA-Nazis mit der Forderung des AfD-Landesvorstands nach seinem Rauswurf aus der JA konfrontiert. Hoffmann ignorierte die Forderung jedoch genauso wie das JA-Vorstandsmitglied Leon Stockmann, der am 19. Januar 2019 mit einem Dutzend weiterer „Identitärer“ am Überfall auf die Eröffnungsfeier des Linken Zentrums „Ewwe longt’s“ in Mannheim beteiligt war.
Freiburger Korporierte – Geheime Gruppe
Hoffmanns wirbt für sich mit „Deutschland zuerst!“ und dem DB-Wahlspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland!“ und von diesem Geist war auch die von ihm initiierte Facebook-Gruppe von Anfang an beseelt, die mittlerweile fast 200 Freiburger Korporierte umfasst. Während Hoffmann sich auf seine Karriere in AfD und JA konzentrierte und sich aus der Freiburger Korporationsszene zurückzog, übernahm eine „Merzhausin“ am 21. Juni 2016 maßgeblich die Moderation der Gruppe: Tara Zakholy. Ihre Verbindung zur „Saxo-Silesia“ ist selbst für eine „Dame“ der „Merzhausia“ bemerkenswert eng und reichte bis zur Mitgliedschaft in der geschlossenen Facebook-Gruppe „Burschenschaft Saxo-Silesia und Freunde“.
Auch der Anlass für die Gründung der Facebook-Gruppe „Freiburger Korporierte“ war ein Angriff, allerdings auf eine Freiburger Verbindung am 31. Oktober 2015: „Die Idee hinter dieser Gruppe: Die Angriffe auf Verbindungen häufen sich. Möge es Mainz oder Freiburg, Göttingen oder woanders sein. Nachdem die Freiburger L! Neoborussia durch einen gut geplanten Angriff attackiert wurde und auch Mitglieder verletzt wurden wird es Zeit, dass sich die korporierte Studentenschaft in Freiburg organisiert und abspricht. Mögen es Informationen, Hilferufe oder Gegenaktionen sein. Hier ist das Podium dazu. Bitte ladet vor allem andere Aktive ein!“
„Ich liebe den Geruch von Widerstand am morgen.“
Obwohl die Korporierten die „bis zu 25 Vermummten“ nicht identifizieren konnten, wählten sie die antikorporative Initiative „Falsch verbunden“, die über den Angriff berichtete, für ihre Rache aus. Nachdem die geprügelten „Landser“ von der „Neoborussia Halle zu Freiburg im CC“ den anderen Korporationen die Grundzüge der studentischen Selbstverwaltung erklärt hatten, wurde im Studierendenrat (StuRa) ein Antrag zum Entzug der Unterstützung von „Falsch verbunden“ als gemeinsames Ziel vereinbart.
Der erste Versuch für Unruhe im StuRa zu sorgen, ging am 24. November 2015 gründlich schief. Marcel Wolle von der „Saxo-Silesia“ teilte in der Facebook-Gruppe „Korporierte in der AfD“ ein Posting der „Jungen Alternative Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald“: „Wir mussten leider draußen beleiben! Gestern am 24.11.2015 fand eine Sitzung des Studierendenrats (StuRa) der Universität Freiburg statt. Unter Top 2 wurde ein Antrag zur Distanzierung von Falsch Verbunden behandelt.“ Dubravko Mandic, der ehemalige Vorzeigenazi der „Burschenschaft Saxo-Silesia“, kommentierte die Sitzung, bei der die Öffentlichkeit vom StuRa ausgeschlossen wurde: „Ich war auch anwesend. Außer mir und einigen Bundesbrüdern und 3-4 Damen von Merzhausia waren so gut wie keine Korpos da, auch nicht die Neupreußen, die es ja primär angeht. Heute bekam ich gleich einen Anruf von einem BZ-Redakteur, der mich während der Versammlung erkannt hatte. Er wollte wissen wieso ich da war.“
Ränke, Kabale, Konspiration
Ein Neoborusse musste am 26. November traurig eine Niederlage ausgerechnet in der Jura-Fachschaft verkünden, woraufhin Zakholy zur Sitzung der Fachschaft Pharmazie mobilisierte: „es wäre gut, wenn ein paar von den Pharmazeuten da auftauchen und die Leute umstimmen für den Entzug der ideellen Unterstützung für den AK Falsch-verbunden“. Anschließend verkündete sie: „Dafür haben wir die Pharmazie überzeugen können.“ Trotzdem reichte es insgesamt nicht und der Antrag wurde im StuRa abgelehnt.
Am 3. Dezember 2015 schrieb Tara Zakholy von der „Merzhausia“ eine E-Mail an sämtliche der über 30 Freiburger Verbindungen sowie einzelne ausgewählte Korporierte wie Christopher Lehmann von der „Burschenschaft Saxo-Silesia“: „Am 16.12.2015 um 18:00 Uhr wird eine Vollversammlung der Studierendenschaft im KGII (Audimax) stattfinden. Ich bitte Sie alle an dieser VV teilzunehmen und es der jeweiligen Aktivitas sowie anderen Verbindungen in Freiburg weiterzuleiten. Wichtig ist, dass keine externen Leute von diesem Schreiben erfahren!“
Adequately explained by stupidity
Zakholy warnte vor einem drohenden Linksruck der Verfassten Studierendenschaft: „In dieser Vollversammlung soll über eine Satzungsänderung abgestimmt werden, die dem StuRa gewährt sich komplett Links einzuordnen.“ Sie projizierte in ihrer ausgewachsenen Paranoia die in Verbindungskreisen beliebten Geschäftsordnungstricks auf den StuRa: „Der korporierte Teil der Studierendenschaft wurde womöglich bewusst nicht informiert über das Vorhaben und hat somit die Frist verpasst Anträge einzureichen.“
Durch ihr Engagement bei FDP und „Merzhausia“ ist Tara Zakholy bestens mit politischen Intrigen und Putschversuchen vertraut und so versuchte sie die Freiburger Korporierten „mit farbenschwesterlichen Grüßen“ zu einem organisierten Angriff auf den StuRa anzustiften: „Bisher war noch keine Vollversammlung beschlussfähig und die StuRa-Vertreter rechnen auch diesmal nicht damit. Das ist aber unsere einzige Chance etwas zu unternehmen. Ich möchte daher alle Freiburger Bünde dazu aufrufen, mindestens 8-9 Vertreter zur Vollversammlung zu schicken, damit die VV beschlussfähig ist und der Vorstand abgesetzt werden kann. Es gibt auch schon Leute ,von uns’ die sich zur Wahl stellen würden für einen neuen Vorstand.“ Letztlich scheiterte der korporierte Putschversuch 2015 – nicht zuletzt, weil die Merzhausia-Mail samt Putschplan rechtzeitig bekannt wurde. Aber vor allem, weil die Korporierten versäumten den Antrag im Vorfeld für die Tagesordnung einzureichen. Einen Fehler, den sie bei der studentischen Vollversammlung 2016 nicht erneut machten. Doch der Antrag konnte innerhalb von Minuten mit einem Geschäftsordnungsantrag auf Nichtbefassung abgeschmettert werden.
Wofür sind Korpos Korpos?
Manuel von Brauchitsch von der „Turnerschaft Markomanno-Albertia“ kommentierte anschließend die Schlappe der „Merzhausia“ unter den „Freiburger Korporierten“ im typischen Kasernenhofton seiner Militärfamilie: „Also meine s.v. Damen und Herren Bitte doch nocheinmal die Mitglieder dieser Gruppe zu überprüfen. Und an die Chargierten der Bünde ihre Mitglieder auf Geheimhaltung gegenüber Zivilisten einzuschwören. Peinlich genug, das dieses Schreiben an die zivile Öffentlichkeit gelangt ist und das Vorhaben damit empfindlich gestört wird, wirft dies ausserdem ein schlechtes Bild auf korporierte Studenten. Das galt es ja eigentlich hierdurch zu unterbinden und im Endeffekt aufzupolieren.“
Doch korporationsintern festigte die „Merzhausia“ ihren Ruf als politische Akteurin durch die von ihr initiierte antilinke Aktion. In der interkorporativen Facebook-Gruppe „Tradition mit Zukunft“ schrieb Reimond Hoffmann am 8. Dezember: „Es wird erstmal eine Front aufgemacht und die Korporierten positionieren sich. Die Öffentlichkeit ist gut, wenn auch in dieser einen Sache undienlich. Hier zeigen Korporierte Widerstand, Einigkeit und den Mut was zu ändern, also genau das wofür Korpos Korpos sind.“
Von Niederlage zu Niederlage
Bei den Stura-Wahlen im Juni 2016 traten die Freiburger Studentenverbindungen mit einer eigenen Liste an, was natürlich auch in ihrer geheimen Facebook-Gruppe Thema war: „Es wurde ja bereits kurz angesprochen und ich möchte es hier noch einmal verbreiten: Bei der nächsten Stura-Wahl am 28.06.16 (!!) tritt die Liste ,korporiertes Freiburg‘ an, die vor allem die allgemeinen Interessen der Freiburger Korporierten im Stura vetreten will.“ Die Liste erhielt jedoch nur 3,23% der Stimmen und konnte damit nicht einen einzigen Sitz im StuRa erringen.
Auch die „Junge Freiburg“-Vorsitzende Kathrin Vogel beteiligte sich an der Facebook-Gruppe „Freiburger Korporierte“ und machte aktiv antilinke Politik. Als Manuel von Brauchitsch von einem linken Aufkleber gegen den jährlichen „Studentenball“ am 27. Januar 2018 berichtete, empfahl Vogel eine Anzeige wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten: „Da steht kein Absender, nehme ich an? Anzeige gg Unbekannt auf Basis von §111?“
Rote Linien bleiben rote Linien
Die Wahl einer Korporierten mit Nazivergangenheit zur Vorsitzenden ist eine rote Linie, die jede Zusammenarbeit mit „Junges Freiburg“ für Linke ausschließen sollte. Sekundiert von Straub gibt sich Vogel als Linke aus. Doch keine Verbindungsstudentin kann links sein. Strukturell reaktionäre Organisationen sind nicht reformierbar und Elitarismus widerspricht emanzipatorischer Politik. Da Vogel ihre wahre Gesinnung versteckt und mit rechten Korporationen paktiert, ist sie eine Gefahr für alle, die in diesen Zeiten ins Visier der Rechten geraten. Spätestens seit sie ihren Anspruch auf einen Sitz im Freiburger Gemeinderat bekannt gegeben hat, muss sie von allen bekämpft werden, die eine Verschiebung des kommunalen politischen Spektrums nach rechts verhindern wollen.
Welche Gefahr von Damenverbindungen ausgehen kann, zeigt das Beispiel der „Merzhausin“ Tanja Schneider vom Landesamt für Verfassungsschutz. Wenn ein Geheimdienst solche „Hohen Damen“ in den eigenen Reihen hat, dann braucht er sie auch nicht mehr zu beobachten: „Der Landesregierung liegen keine Erkenntnisse über Entwicklungen der politischen Ausrichtung von Dachverbänden der Burschenschaften, Landsmannschaften, Corps und anderer Studentenverbindungen und Korporationen vor. Die genannten Organisationen unterliegen nicht der Beobachtung durch den Verfassungsschutz Baden-Württemberg.“
Für uns gilt das nicht.
Autonome Antifa Freiburg
Korrektur: Wir haben in einer früheren Version Verena Becker als „Couleurdame“ der „Burschenschaft Saxo-Silesia“ bezeichnet. Tatsächlich ist die „Hohe Dame“ der „AV Merzhausia“ Beatrix Mader-Lazic „Couleurdame“ der „Saxo-Silesia“. Die Sommerfeste der „Merzhausia“ finden auf dem Hof der „Hohen Dame“ Verena Nopper in Gutach-Bleibach statt.