Freitag, 26.05.2023

Am 25. Mai ist Hans Schollmeyer vom AHCC als „Kongressbeauftragter“ des „Coburger Convents“ abgesetzt worden. Der Grund für Schollmeyers erzwungenen Rücktritt sind die Enthüllungen im Rahmen der antifaschistischen Pfingstkampagne autonomer Gruppen und die begleitenden Presseangriffe auf die „Waffenstudenten“. Durch den Rücktritt verliert der CC einen Tag vor Beginn des Pfingstkongresses in Coburg seinen Hauptorganisator.
Das Coburger Tageblatt zitierte Schollmeyer 2022, nachdem er den seit zwei Jahren amtierenden Oberbürgermeister Dominik Sauerteig zuvor einen „Azubi“ genannt hatte:
„Schollmeyer, der seit 50 Jahren (!) Kongressbeauftragter ist, sagte außerdem noch direkt an Sauerteig gerichtet: ,Ich habe fünf Coburger Oberbürgermeister überlebt – Sie überlebe ich womöglich auch.‘“
Vor Schollmeyers Absetzung hatten der Bayerische Rundfunk und die Nürnberger Nachrichten über das Kapitel „Die Feindpresse (2023)“ aus unseren Pfingstcommuniqués berichtet. In den stündlichen BR-Radionachrichten hieß es:
„Am kommenden Wochenende findet in Coburg wieder der ,Coburger Convent‘ statt, bei dem sich tausende Anhänger von Studentenverbindungen in der Stadt treffen. Doch nun sorgen angeblich interne Emails des ,Coburger Convents‘ für Aufsehen. Nach gemeinsamen Recherchen von BR und Nürnberger Nachrichten sollen Verantwortliche des Kongresses im Vorfeld des Festes darüber nachgedacht haben, unliebsame Pressevertreter an den Pranger zu stellen.
Dem angeblichen Schriftverkehr zu Folge sollten Plakate mit Fotos von kritischen Journalisten verteilt werden. Demnach sollen führende Mitglieder des Convents die beiden Medienvertreter in den Fokus genommen haben. Die Journalisten setzten sich zuvor kritisch mit dem ,Coburger Convent‘ auseinander. Der ,Bayerische Journalisten-Verband‘ erklärte auf Anfrage, solch ein Vorgehen wäre ein Eingriff in die Pressefreiheit. Der Pressesprecher des Convents entgegnete, derlei Plakataktion sei ihm nicht bekannt.
In dem mutmaßlichen Mailverkehr wird zudem deutlich, dass im Verband überlegt worden sein soll, einen kritischen Stadtrat aus Coburg mit Hilfe eine fingierten Interviews schaden zu wollen. Der Convent bestreitet das und behauptet, dass der Schriftverkehr gefälscht sei.
In den Emails finden sich allerdings auch Nachrichten von Dritten, die dem Rechercheteam den Schriftverkehr mit dem ,Coburger Convent‘ bestätigten und damit deren Echtheit. Nach Informationen von BR und NN suchen die Verantwortlichen im ,Coburger Convent‘ bereits seit Monaten intern nach der undichten Stelle.“
Nach der Veröffentlichung unserer Communiqués und der BR-Nachrichten verkehrte sich die „Verteidigungsstrategie“ des AHCC ins genaue Gegenteil. Gegenüber infranken.de sagte CC-Pressesprecher Martin Vaupel:
„Den ins Netz gestellten Mailverkehr der Alten Herren hält der Convent-Sprecher derweil für authentisch. ,Soweit ich das gesehen habe, ist da nichts getürkt. Das ist kein Fake, das ist alles echt.‘“
Nach Schollmeyers Absetzung titelte das Coburger Tageblatt wenig empathisch „Personalie: Coburger Convent verliert Kongress-Chef“, aber die Neue Presse Coburg verkündete einen „Paukenschlag beim Coburger Convent: Kongressbeauftragter tritt zurück“. Im „Hintergrundartikel“ mit dem eilig geänderten Titel „Warum der Kongress-Chef zurücktritt“ darf Hans Schollmeyer zum Abschied noch einmal dreist lügen:
„Von besagten Fotos, mit denen demnach vor Journalisten gewarnt werden sollte, will er jedoch nichts wissen. ,Ich habe gar kein Foto von denen‘, sagt er.“
AHCC-intern machte Schollmeyer mangels anderer Sündenböcke „die Digitalisierung“ für das Desaster verantwortlich. Ob irgendwas an seinen wilden Spekulation gegenüber dem Bayerischen Rundfunk dran ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir wüssten jedenfalls nicht, dass Hans Schollmeyers Email-Account gehackt worden wäre. Aber falls doch, wieso wurden dann bitte die ganzen Skandale nicht früher öffentlich? Der BR änderte jedenfalls seine Radionachrichten:
„Der Rücktritt sei aufgrund der Veröffentlichung des persönlichen Mailverkehrs von Herrn Schollmeyer passiert, heißt es in einer Mitteilung. Der BR hatte berichtet, dass Mitglieder der Alten Herren im CC in diesem Jahr zwei kritische Journalisten in den Fokus genommen haben sollen. Laut Emails, die dem BR vorliegen, wollte der Chef der CC-Veranstaltung Plakate mit den Fotos der beiden veröffentlichen. Die Antifa Freiburg hatte große Teile des mutmaßlichen internen Email-Verkehrs des CC der vergangenen Jahre ausgewertet. Nach BR-Informationen hat Schollmeyer inzwischen Anzeige gegen unbekannt bei der Polizei gestellt, offenbar war sein Email-Account gehackt worden und die Emails der vergangenen Jahre befinden sich in den Händen der Antifa Freiburg. Der Coburger Convent dauert bis zum Pfingstmontag. Die Veranstalter rechnen mit rund dreitausend Mitgliedern aus Studentenverbindungen, Landsmannschaften und Turnerschaften aus Deutschland und Österreich.“
Mit einer Recherche über die Nazirufe der „Nachpräsidierenden“ der CC-Verbindungen eröffnete die Badische Zeitung den Pfingstangriff am 24. Mai. Die NachbarInnen der „Landsmannschaft im CC Neoborussia Halle zu Freiburg“ erzählten von der Suffrandale der „Landsmannschaft im CC Thuringia Berlin“ und die Polizei bestätigte gegenüber der BZ die Anzeige wegen der „Heil Hitler“-Rufe. Diese und die Geschichte mit der anschließenden Forderung zur „Pro Patria-Suite“ haben die Korporierten selbst aufgeschrieben.
Zeit Online diskutiert das Fechtcommuniqué und räumt mit der unter anderem vom „Coburger Convent“ verbreiteten Desinformation auf, es handele sich bei der „Mensur“ um einen Sport. Vielmehr werden Belege zitiert, wonach die „Mensur“ gerade kein Sport ist, sondern den „Wille“ zum Widerstand „gegen unsere Gegner“ zeigt. Am Schluss werden noch die Ängste der Korporierten kolportiert, falls solche Überlegungen öffentlich diskutiert würden: „Die Verbindungen könnten das Recht auf Mensuren und damit ihr ,Alleinstellungsmerkmal als pflichtschlagende studentische Kooperationen‘ verlieren.“
Gemeinsam beenden wir das studentische Fechten.