Dienstag, 11.11.2025

Die taz hat am 10. November 2025 im Rahmen der Marburger Herbstoffensive einen Artikel mit dem Titel „Anzeige gegen Studentenverbindung: Ehrenlose Burschis sollen illegales Duell gefochten haben“ veröffentlicht. Wir werden den „Marburger Mensurprozess“ auch weiterhin eng begleiten, gemeinsam beenden wir das studentische Fechten.
Die taz berichtet wie schon LTO über das Fechtduell zwischen der „Landsmannschaft Hasso-Borussia Marburg“ im „Coburger Convent“ (CC) und dem „Corps Hasso-Nassovia Marburg“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV) am Abend des 15. August 2025 „auf dem Corpshaus“ in der Lutherstraße 14. Das „Corps“ erlitt dabei eine herbe Heimniederlage. Aber wir wollen nicht vorgreifen, denn das wird alles noch ermittelt werden. Die Marburger Linkspartei erstattete Strafanzeige gegen die beteiligten Korporierten wegen (versuchter) gefährlicher Körperverletzung.
Eine solche Straftat wird in diesem Rechtsstaat von Amts wegen verfolgt, wenn tatsächliche Anhaltspunkte wie ein Forderungsbrief vorliegen. Jeder „Landsmannschafter“, der einem „Corpsstudenten“ einen „Schmiss“ geschlagen hat, sollte „mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren“ bestraft werden, sofern die BGH-Rechtsprechung für die Marburger Justiz irgendeine Relevanz hat.
Aber es werden schon keine zehn Jahre werden, schließlich sind ja nicht zwei fast gestorben wie 2023 in Erlangen, ebenfalls bei einer „Pro Patria-Suite“. Aber eine Einstellung wie in Erlangen ist auch unwahrscheinlich. Denn vor zwei Jahren gab es zwar haufenweise Beweise für das Fechtduell. Immerhin stand die Polizei auf dem Fechtboden und es gab zwei Schwerverletzte. Aber der Forderungsbrief war nicht öffentlich. Somit fehlte ein Beweis für das Motiv und damit für den illegalen bewaffneten Ehrenhandel.
Das ist dieses Mal anders. Die taz schreibt: „Das Aufforderungsschreiben der Landsmannschaft Hasso-Borussia liegt der taz vor. Demnach haben drei Männer aus der Verbindung das Duell eingefordert. In ,der Erwartung, dass Sie ihr Mensurzeug ausnahmsweise für etwas anders als abendliche Spiele an ihrem corpsbrüderlichen Anus verwenden‘, heißt es dort.“
Die Marburger Landser haben sich wirklich Mühe gegeben in der Ausgestaltung ihrer Steilvorlage. Der Forderungsbrief ist optimal geeignet für einen jahrelangen Gerichtsprozess mit großem öffentlichen Interesse durch alle verfügbaren Instanzen. Einerseits enthält er ausreichend detaillierte Informationen über das Motiv, nämlich scharfe Vergeltung für nichtige Beleidigungen. Andererseits ist er geeignet, den Ruf aller „Waffenstudenten“ nachhaltig zu beschädigen. Die taz: „Die Landsmannschaftler bezeichnen das Mitglied des Corps als Träger eines ,verranzten Couleurs‘ und erfinden für die andere Verbindung das lustige Wort eines ,fechtverpisserischen Restsauhaufens‘.“
Der Brief schafft es, die ganze hässliche Arroganz einer rechten Elite offenzulegen. Die Korporierten kokettieren förmlich mit ihrem verkommenen Charakter, wenn sie Schwulenwitze reißen oder sich über Kranke („vorstadiale Demenz angeprügelt“) und Behinderte („da unsere Landsmannschaft mit Behinderungen jeglicher Art stets inklusiv umzugehen pflegt“) lustig machen. Vor allem aber wähnen sie sich außerhalb der heutigen Rechtsordnung in ihrer mondänen Parallelwelt mit ihrer lächerlichen Paralleljustiz wie zu Kaisers Zeiten: Rechte Jungmänner, geil auf Narben, bis endlich wieder Krieg ist.
Entsprechend sind laut taz die Reaktionen anderer Korporierter: „In der Facebook-Gruppe ,Tradition mit Zukunft‘ mit 15.000 Korporierten merkt ein User prompt an, wie ,doof‘ und ,stillos‘ es sei, eine ,Begründung im Brief zu schreiben‘, und ein weiterer User konstatiert: ,Man gibt der Antifa nicht Argumente‘, mit denen die Rechtsprechung kippen könne. Ein anderer Autor klagt auf der Plattform Reddit: ,Das sind genau die Art von Vorfällen‘, die ,mittelfristig zu einem übergreifenden Mensurverbot führen können‘. Denn die ,Richter‘ kämen auch nicht mehr aus ihren ,Reihen‘. Ein anderer Autor merkt nur kurz und knapp an: ,Ach Du heilige Scheiße.‘“
Wohin das bewaffnete Rumgegockel der angehenden Elite führt, erwähnt die taz auch: Amadeus Quirin Hölle erstach 2014 als „Aktiver“ der „Landsmannschaft Nibelungia Marburg“ einen 20-jährigen Studenten in der Marburger Oberstadt im Streit um sein Einstecktuch mit einem einzigen Stich ins Herz. Heute ist der Hildesheimer Salzer-Apotheker Amadeus Hölle „Alter Herr“ der „Nibelungia Marburg“ im „Coburger Convent“. Ganz so, wie sein „Bundesbruder“ Knuth Meyer-Soltau, von Beruf AfD-Bundestagsabgeordneter.